Wolltet Ihr auch schon immer einen eigenen Film drehen und sehen, was an einem Filmset passiert? Mit Roll Camera! habt ihr die Gelegenheit, dies mit einem kooperativen Brettspiel zu erleben.

Material


Roll Camera versprüht einfach Charme mit dem verwendeten Material, schon die Schachtel ist ein Hingucker und stellt eine Filmklappe dar. Öffnet man diese, findet man neben der Anleitung und dem Spielbrett das restliche Material innerhalb einer Filmrollenbox. Dort befinden sich dann verschiedene Spielkarten, Würfel und Plättchen, sowie Spielertableaus mit unterschiedlichen Rollen aus dem Filmbusiness.

Das Artwork stammt vom Autor selbst und ist, sagen wir mal, eigenwillig. Mein erster Eindruck war der eines Prototypen und nicht der eines fertigen Spiels. Zwar sind die Karten und Spielfelder mit Bohnenartigen Charakteren witzig gestaltet, aber ein erwachsenerer Stil wäre hier besser gewesen. Das ist natürlich Geschmacksache und sollte nicht vom eigentlichen Spiel ablenken.

Regeln und Spielablauf

Als Teil eines Filmteams schlüpfen die Spieler in unterschiedliche Rollen. Vom Produzenten, über den Regisseur und Schnitt bis hin zum Star sind diese mit verschiedenen Fähigkeiten vertreten. Insbesondere Elemente, die nichts mit dem eigentlichen Spielablauf zu tun haben, sorgten bei uns für gute Unterhaltung.

Bevor die Regelerklärung überhaupt richtig angefangen hatte, wurden zum Beispiel direkt alle Spieler mit Hüten und anderen Gegenständen ausgestattet. Der Star fragte pausenlos nach Applaus und bekam diesen auch. Der Unterhaltungsfaktor ist dabei sehr hoch.

Der eigentliche Spielablauf ist dabei schnell erklärt. Gemeinsam wollen wir einen Film, bestehend aus fünf Szenen, drehen und dabei innerhalb unseres Budgets und der zur Verfügung stehenden Zeit bleiben. Je nach Spielerzahl und gewünschtem Schwierigkeitsgrad sind beide Werte zunächst höher oder niedriger auf zwei Zahlenrädern einzustellen. Die Rückseite zeigt dabei klar, wie dieses einzustellen sind, so dass man dafür nicht auf die Regel zurückgreifen muss. Tolle Idee!

Während des Spiels sind die Spieler reihum an der Reihe und ziehen zunächst eine Problemkarte. Diese haben meist Auswirkungen auf mögliche Aktionen und wollen schnellstmöglich gelöst werden. Als nächstes werden die Würfel geworfen und genutzt. Diese können an verschiedenen Stationen eingesetzt werden, die manchmal bestimmte Symbole, manchmal einen Pasch erfordern.

Die einzelnen Orte ermöglichen Probleme zu lösen, ein Set für den Dreh aufzubauen, Würfel auf eine beliebige Seite zu drehen oder aber Aktionen auszuführen die spezifisch für die eigene Rolle sind und so zum Beispiel die Manipulation von Zeit, Budget und Qualität erlauben.

Besonders unterhaltsam ist das Produktionsmeeting, welches stets rege Interaktion zwischen den Spielern ermöglicht. Hier werden Ideen ausgetauscht und die Spieler entscheiden gemeinsam welche sofort umgesetzt, verworfen oder für später aufbewahrt werden. Die wirken sich dann auf die unterschiedlichen Elemente eines Films aus.

Würfel am Set können für weitere Spieler beibehalten werden, eine Option die aber nur selten lohnt, da diese dann nicht für andere Aufgaben zur Verfügung stehen. Für uns hat es sich immer gelohnt, das Set erst zu befüllen, wenn klar war, dass eine Szene durch den aktiven Spieler gedreht werden kann.

Am Ende des Zuges wird noch die vorhandene Zeit reduziert, so dass für die Fertigstellung des Films nicht unendlich Züge zur Verfügung stehen.

Sind alle Szenen gedreht, ohne dass Zeit oder Budget vorher ausgegangen sind, ist das Spiel beendet. Ziel ist es entweder einen überdurchschnittlich guten oder einen richtig schlechten Film abzuliefern. Möglichst schlecht zu sein ist gar nicht so einfach, so dass sich hohe Qualität meist einfacher erreichen lies. Dabei hilft ein Drehbuch, welches für bestimmte Kombinationen zusätzliche Qualitätspunkte bringen kann.

Solo-Modus

Ein kooperatives Spiel ist natürlich fast immer sofort für einen Solo-Modus geeignet. Richtige Anpassungen sind hier nicht notwendig. Eigens beim Produktionsmeeting stehen nicht mehrere Spieler zur Verfügung, die Ideen einbringen und so sind hier auch keine Diskussionen nötig. Das macht das Spiel natürlich etwas taktischer. Beim Solo Spiel geht aber auch leider viel des Charmes des Themas verloren, da man einfach nur noch Würfel optimal platzieren muss. Ich würde da persönlich eher zu Under Falling Skies greifen, welches das Solo-Spiel mit Würfelplatzierung wesentlich fesselnder umgesetzt hat.

Fazit

Roll Camera ist ein Spie,l welches vom Thema des Filmdrehs lebt. Die persönliche Erfahrung des Autors ist hier auf jeden Fall klar erkennbar und wird gut vermittelt. Spieler, die bereit sind, sich auf etwas Rollenspiel einzulassen und ihre Charaktere mit Leben füllen, werden hier Spaß haben.

Rein mechanisch bietet Roll Camera nicht wirklich etwas Neues. Die Möglichkeiten, Würfel zu platzieren sind begrenzt und meistens sind die Entscheidungen logisch. Ein Problem, welches nicht sofort gelöst wird, benötigt in späteren Runden einen Pasch oder sogar einen Würfel mehr, womit man diese meistens sofort lösen möchte.

Das Behalten von Würfeln am Set für den nächsten Spieler ist auch nicht wirklich sinnvoll, da diese Würfel an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden können. Lediglich das Produktionsmeeting bietet hier Abwechslung und Entscheidungen, welche Karten zum jeweiligen Zeitpunkt gut zu spielen sind.

Bei der Spieldauer war ich Solo in 30 Minuten mit einer Partie durch und auch mit vier Spielern pendelte sich die Spielzeit bei grob einer Stunde ein, so dass das Spiel durchaus kurzweilig ist. Mir persönlich reicht aber das Thema und die Immersion in die Filmwelt nicht, um über das einfache Spielprinzip hinwegzusehen, so dass ich es primär Filmenthusiasten empfehlen würde. Für alle anderen gibt es genügend andere kooperative Spiele mit mehr spielerischer Tiefe.

Name: Roll Camera!: Das Filmemacher Brettspiel
Erscheinungsjahr: 2022
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 45-90 min
Autor: Malachi Ray Rempen
Illustration: Malachi Ray Rempen
Verlag: Koboldverlag / Keen Bean Studio / Happy Shops

Roll Camera: Das Filmemacher Brettspiel
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