winter der toten coverWir befinden uns zwar nicht bei The Walking Dead, aber das Setting ist ähnlich. Als Überlebende einer Zombieapokalypse versuchen wir bei „Winter der Toten – Ein Spiel mit dem Schicksal“ gemeinsam den harten Winter zu überstehen. Neben den angesprochenen Zombies gilt es dabei auch genügend Nahrung zu finden um so das Überleben der Kolonie zu sichern.

Material

In der Schachtel findet sich allerlei stimmig gestaltetes Material. Ein großer Koloniespielplan, sowie sechs weitere Standorte bilden die uns zur Verfügung stehenden Orte ab. Dazu gibt es für jeden Spieler einen Übersichtsbogen, Würfel sowie Überlebende in Form von Karten und Pappaufstellern. Dazu gibt es jede Menge Zombies in Pappe mit Plastikfüßen. Hier wäre eine farbliche Unterscheidung der Füße für die Aussteller hilfreich gewesen. Wir haben uns mit Loop Gummibändern geholfen und diese genutzt um die Plastikfüße der Zombies zu kennzeichnen.

Zusätzlich zu weiteren Pappmarken besteht das Spiel aus jeder Menge Karten. Neben Objektkarten, mit denen die Spieler zu Beginn des Spiels ausgerüstet werden und die beim Durchsuchen der Orte gefunden werden, haben wir Karten für Überlebende, geheime Ziele, Krisenkarten und Schicksalskarten, auf die bereits der Untertitel des Spiels verweist. Diese bringen einiges an Story ins Spiel und schildern Situationen in denen wir als Einzelner oder als Gruppe schwierige moralische Entscheidungen treffen die sich auf das Spielgeschehen auswirken.

Spielprinzip

Im Gegensatz zu Maximum Apocalypse handelt es sich bei Winter der Toten um ein Spiel mit unterschiedlichen Zielen pro Spieler. Einerseits versuchen die Spieler, als Gruppe ein Hauptziel gemeinsam zu erreichen, haben dabei aber auch noch persönliche Ziele, die nicht immer im Sinne der Gruppe sein müssen. Andererseits kann sich unter den Spielern auch noch ein Verräter befinden, der das Hauptziel sabotieren möchte. Die Grundvoraussetzungen sind hier also ähnlich zu Battlestar Galactica, nur dass diesmal Zombies statt Zylonen besiegt werden wollen.

Das Spiel wird in mehreren Runden gespielt, die je nach gewählten Hauptziel und Schwierigkeit (normal und schwer) variieren. Innerhalb dieser Rundenzahl müssen die Spieler das gemeinsame Ziel erreichen, ohne dass die Moral auf 0 sinkt.

Zu Spielbeginn werden die versteckten Ziele und Karten für die Überlebenden an die Spieler verteilt. Bei den verstecken Zielen wird ein Deck aus zwei Nicht-Verräter Zielen pro Spieler und einem Verräter Ziel gebildet, von dem jeder Spieler eine Karte erhält. Wem die Verräter Quote hier nicht zusagt, kann auch mit einer Variante spielen, bei der pro Spieler nur ein Nicht-Verräter Ziel hinzugefügt wird, was die Chancen auf einen Verräter immens steigert.

Bei den Überlebenden stehen jedem Spieler 4 Charaktere zur Auswahl, von denen zwei wieder abgeworfen werden, so das bereits am Spielanfang eine Auswahl die für das eigene Ziel passt bereits getroffen werden kann. Außerdem bekommt jeder Spieler noch fünf Startgegenstände und das Spiel ums Überleben kann beginnen.

Prinzipiell teilt sich jede Runde in eine Spieler- und Koloniephase auf. In der Spielerphase wird die Krise für die aktuelle Runde aufgedeckt, die es zu meistern gilt. Es geht hier meistens darum Gegenstände eines bestimmten Typs zu sammeln um diese Krise zu meistern. Dann sind die Spieler reihum an der Reihe und können verschiedene Aktionen ausführen.

In der Koloniephase müssen die Überlebenden in der Kolonie mit Nahrung versorgt werden, die erwähnte Krise wird abgehandelt und neue Zombies werfen sich den Spielern entgegen und greifen diese unter Umständen auch an. Hier wird auch geprüft, ob das gemeinsame Ziel und somit das Spielende erreicht wurde. Ist das nicht der Fall, startet eine weitere Runde mit dem nächsten Startspieler.

In ihren eigenen Zügen haben die Spieler viele Aktionsmöglichkeiten. Einige dieser Aktionen wie das Angreifen von Zombies, Durchsuchen von Orten, Bauen von Barrikaden und spezifische Fähigkeiten der eigenen Überlebenden erfordern den Einsatz von Würfeln, von denen jedem Spieler nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht.

Auch gibt es Aktionen, die ohne Würfeleinsatz genutzt werden können, wie das Ausspielen von Karten, Beiträge zur Krise oder die Bewegung eines Überlebenden.
Kritisch sind einige Aktionen wie die Bewegung und der Angriff von Zombies, weil wir uns durch diese der Gefahr aussetzen eine Wunde zu erleiden oder durch einen Zombiebiss sofort zu sterben. Jede der Aktionen muss also wohlüberlegt sein und sollte das Überleben der Gruppe, sowie das Erreichen des gemeinsamen und der eigenen Ziele als Fokus haben.

Während der Züge der Spieler kommen auch die Schicksalskarten ins Spiel, die an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sind, wie etwa der Einsatz von spezifischen Überlebenden oder die Ausführung von Aktionen und dann durch diese ausgelöst werden. Diese Schicksalskarten stellen die Spieler vor moralisch schwere Entscheidungen, die sich auf den weiteren Verlauf des Spiels auswirken.

Rette ich den hilflosen Jungen in der Schule und habe damit eine weitere Person, die mit Nahrung versorgt werden will, oder lasse ich ihn alleine zurück? Die Spielregel weist darauf hin, die kompletten Karten inklusive der Konsequenzen vorzulesen und so die Spieler eine informierte Entscheidung treffen zu lassen. Wir fanden es thematisch aberr meist besser, die Optionen ohne die Konsequenzen vorzustellen, da so die Entscheidung noch mal schwieriger wurden.

Wie bereits erwähnt endet das Spiel, wenn das gemeinsame Ziel erreicht wurde. Das kann eine bestimmte Anzahl von besiegten Zombies, genug gesammelte Vorräte oder das Vorhandensein spezifischer Gegenstände sein. Dann haben aber auch nicht alle Spieler automatisch gewonnen, denn die persönlichen Ziele wollen auch erfüllt werden. Als Verräter hat man neben dem Ziel, die Moral auf null zu bringen, auch noch persönliche Ziele, so dass es nicht ausreicht nur diesen einen Parameter zu reduzieren.

Dadurch, dass persönliche Ziele auch bei Nicht-Verrätern nicht immer dem Wohl der gesamten Gruppe dienen und Spieler deshalb nicht immer logisch agieren, ist ein gesundes Misstrauen gegenüber den Mitspielern immer gegeben. Als Mechanismus bietet das Spiel hier die Verbannung eines Spielers an, der dadurch ein neues persönliches Spielziel erhält. Dies ist auch unabhängig davon, ob der verbannte Spieler ein Verräter war oder nicht.

Fazit

Winter der Toten bietet mit den schweren Entscheidungen und harten Bedingungen eine eichte Herausforderung. Die Schicksalskarten und die damit verbundenen Geschichten lassen uns in eine düstere Welt eintauchen, in der das Überleben kein leichter Unterfangen ist. Durch den Verräter-Mechanismus und die persönlichen Ziele ist es im Gegensatz zu vollkooperativen Spielen nicht möglich, alle Spieler zu dirigieren und das komplette Spiel für alle durchzuplanen.

Uns persönlich war die normale Verräter Quote mit zwei Nicht-Verräterzielen pro Spieler zu wenig, die Verräter Variante mit nur einer Karte dann aber zu hoch, so dass wir dann mit 1,5 Nicht-Verräterzielen unser Deck bauten. So ist immer noch genügend Spannung vorhanden, ob ein Verräter dabei ist, ohne eine Garantie dafür zu haben.

Durch die persönlichen Ziele muss das eigene Spiel auch in jeder Partie etwas angepasst werden. Nicht alle Ziele sind gleich schwer, was aber dem Spielspaß keinen Abbruch tut. Selbst wenn die Gruppe nur das gemeinsame Ziel erreicht hat, fühlten wir uns zumindest als halbe Sieger.

Den Vergleich mit Battlestar Galactica muss sich Winter der Toten aufgrund ähnlicher Mechanismen stellen, kann dort in bestimmten Elementen punkten. Die Spielzeit ist mit ca. 2h geringer als die 3h-4h, die ich bei Battlestar Galactica erlebt habe. Bei der Spielerzahl sehe ich das Optimum bei vier Spielern, wobei auch ein Spiel zu dritt gut funktioniert. Mit fünf Spielern würde ich jedoch, sofern es die Spielzeit erlaubt, zur Jagd auf die Zylonen tendieren.

Durch den geringeren Komplexitätsgrad sind neue Spieler auch nicht direkt überwältigt. Zwar gibt es viele unterschiedliche Aktionen, aber durch die mögliche Unterstützung der Spieler untereinander können Regelunklarheiten und Taktiken auch während des Spiels besprochen werden.

Für mich bietet Winter der Toten ein rundes und spannendes Spielerlebnis für alle, die Semi-kooperative Spiele mögen. Durch die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad zu variieren, komplett kooperativ zu spielen oder sogar mit Spielereleminierung in den Überlebenskampf zu gehen, gibt es genügend Regelvarianten, um den Geschmack vieler Spielgruppen zu treffen.


Name: Winter der Toten – Ein Spiel mit dem Schicksal
Erscheinungsjahr: 2015
Spieler: 2 – 5
Alter: ab 13 Jahren
Dauer: 60-120 min
Autoren: Jonathan Gilmour, Isaac Vega
Illustration: David Richards, Fernanda Suárez, Peter Wocken
Verlag: Plaid Hat Games

Winter der Toten
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