Wir befinden uns im Zeitalter der Industrialisierung, genauer gesagt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Überall wird fleißig gebaut und ganze Industriekomplexe wachsen aus dem Boden. Wir selbst machen uns nicht die Hände schmutzig, sondern investieren in die neue Branche und sehen darin unser ganz großes Geschäft. So kaufen wir eine Fabrik nach der anderen auf, stechen Kontrahenten beim Bieten aus und handeln mit der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen.

 

 

Was steckt drin

Der Inhalt von Furnace besteht unter anderem aus 41 doppelseitigen Fabrikkarten, 5 Unternehmerkarten, 4 Farbmarkern, 16 Auktionsscheiben, Rohstoffmarkern (in den Sorten Kohle, Eisen und Öl) und Geld in Form von Pappmünzen. Alles findet in der geräumigen Verpackung seinen Platz.

Spielvorbereitung

Jeder Spieler wählt einen Farbmarker und erhält eine zufällige Startfabrik. Für erfahrene Spieler besteht zudem die Möglichkeit, eine Unternehmerkarte zu wählen. Diese gewährt dem Spieler bis Spielende einen individuellen Spielvorteil. Dabei sind die Karten unterschiedlich, sodass jeder Spieler eine andere Strategie verfolgen kann (und eventuell auch muss).

Spielverlauf

Jede Spielrunde besteht aus zwei Phasen: der Auktions- und der Produktionsphase. Nach exakt vier Runden endet die Partie auch schon. Wer bis dahin das meiste Geld gesammelt hat, wird zum besten Investor gekürt.

1) Auktionsphase

Je nach Spieleranzahl werden bis zu 8 Fabrikkarten in die Mitte des Tisches gelegt. Auf diese Karten kann nun, beginnend beim Startspieler, geboten werden. Dazu besitzt jeder Spieler vier Auktionsscheiben, nummeriert von 1 bis 4. Nacheinander legt jeder Spieler eine beliebige Scheibe auf eine der ausliegenden Fabriken. Dabei darf man auf eine Fabrik nicht mehrfach legen und auch eine bereits ausliegende Zahl darf nicht von einem anderen Spieler erneut gelegt werden.

Sind alle Scheiben verteilt, werden die Fabriken abgehandelt. Wer das höchste Gebot abgegeben hat, erhält im Anschluss die Fabrik und reiht sie zu seinen bestehenden Gebäuden ein. Alle anderen Spieler, die auf diese Fabrik geboten haben, erhalten den im oberen Kartenabschnitt angegebenen Karteneffekt (= Förderung) und führen ihn so oft aus, wie die Nummer der ausgelegten Auktionsscheibe angibt.

Ein Beispiel: Auf einer Fabrik liegen zwei Scheiben mit dem Wert 2 und 3. Der Spieler, der die 2 gelegt hat, darf nun den oberen Effekt der Karte zwei Mal ausführen, zum Beispiel darf er sich zwei Mal je 3 Kohle nehmen. Der Spieler, der die 3 gelegt und damit das höchste Angebot abgegeben hat, darf den Effekt nicht ausführen, sich jedoch die Karte nehmen.

Die Förderung kann sehr vielfältig aussehen. Man kann beispielsweise Rohstoffe erhalten, es ist aber auch Möglich bestehende Rohstoffe in einen anderen Rohstoff umzuwandeln. Auch hier gilt, man darf dies so oft tun, wie die Zahl der gelegten Auktionsscheibe angibt.

 

2) Produktionsphase

In dieser Phase werden alle im Besitz befindlichen Fabriken gewertet. Dabei spielt die Reihenfolge der Fabriken keine Rolle, jedoch muss eine Fabrik immer komplett abgehandelt sein, bevor man die nächste Fabrik und deren Produktion ausführt. Einzelne Effekte können aber übersprungen werden.

Bei der Nutzung einer Fabrik spielt der untere Kartenabschnitt eine Rolle. So kann es sein, dass der Spieler erneut Rohstoffe erhält und diese in andere Rohstoffe umwandeln kann, aber auch eine Umwandlung in Geld ist möglich. Die Startfabrik gewährt zudem einen Modernisierungsmarker und die Möglichkeit, eine oder mehrere Fabriken (wenn die Voraussetzungen stimmen) zu modernisieren.

Wird diese Option ausgeführt, werden die entsprechen Fabriken umgedreht und der bisher ausgegraute Karteneffekt ist nun verfügbar.  Wurden alle Fabriken aktiviert, beginnt die nächste Runde und der Startspielermarker wird im Uhrzeigersinn weiter gereicht. 

Das Spiel endet stets nach der vierten Runde. Wer dann das meiste Geld gesammelt hat, gewinnt die Partie.

Fazit

Furnace ist ein kurzweiliges Spiel für zwischendurch. Das Material ist einfach gehalten, aber sehr hochwertig. Vor allem die Spielkarten sind aus hochwertigem Papier hergestellt und besitzen eine leicht strukturierte Oberfläche. Das verleiht dem Spiel durchaus an Wert, wenn gleich der Inhalt insgesamt eher gering ausfällt im Vergleich zu ähnlichen Spielen.

Furnace stellt eine Kombination aus Auktions- und Aufbauspiel dar, wobei beide Mechanismen bekannt und nicht sehr tiefgründig sind. Diesen Anspruch stellt Furnace jedoch auch nicht und möchte ein möglichst simples Spiel sein. Eine Runde dauert bei geübten Spielern etwa 30 Minuten und fühlt sich in der Tat sehr schnelllebig, aber nicht langweilig an. Schade fanden wir in den Testrunden allerdings, dass man wenig Interaktion mit seinen Mitspielern hat.

Klar, in der Auktionsphase spielt man gegeneinander, aber richtig planen oder eine Strategie verfolgen lässt sich nicht, da man nie weiß, wie sich die Mitspieler verhalten. In der Produktionsphase ist man zudem völlig in seinem eigenen Reich und hat keinerlei Berührpunkte mit anderen Spielern. Wer also ein kooperatives Spiel sucht oder zumindest ein Spiel, wo man seine Mitspieler beeinflussen kann, ist hier an der falschen Stelle.

Der Kombination aus Bieten und Produzieren gelingt gut, jedoch spalten sich hier die Meinungen. Mir persönlich hat das Spiel gefallen, weil es sich flott und geschmeidig spielen lässt. Andere jedoch empfanden die Produktionsphase als zu eintönig. Letzterem schließe ich mich dann doch an, weil man im Grunde immer nur Rohstoffe in einen anderen Rohstoff, dann in etwas anderes und schließlich in Geld umwandelt.

Hier lässt sich über die Reihenfolge der Fabrikaktivierungen einiges an Optimierungen erzielen, doch läuft letztendlich alles auf Rohstoffgewinnung und -umwandlung hinaus. Wer zudem zu spät auf Münzen setzt, wird kaum noch eine Chance haben das Blatt zu wenden. Hier gilt es frühzeitig anzufangen und Fabriken geschickt zu nutzen.

Das angegebene Alter ab 10 Jahren empfinde ich als angemessen, da die Regeln und der Ablauf auch jüngeren Spielern keine Probleme bereiten sollten. Eine Partie zu viert macht am meisten Spaß, aber auch geringere Personenanzahlen bereiten dem Spiel keine Probleme.

Insgesamt bin ich zwiegespalten was Furnace betrifft. Einerseits ist es ein kurzweiliges Spiel, was erprobte Mechanismen mit sich bringt, auf der anderen Seite behandelt es das Thema sehr oberflächlich und neigt zu einem Rohstoffumwandlungswahn.

Wem all das nicht stört, kann beherzt zugreifen, wer jedoch ein tiefgründiges Spiel mit ausgeklügelten Mechanismen und verschiedenen Strategien erwartet, sollte sich anderweitig umsehen. Hier könnte ich beispielsweise Funkenschlag empfehlen, welches vom Prinzip ähnlich aufgebaut ist, jedoch komplexer gestaltet ist.

 

Name: Furnace      
Erscheinungsjahr: 2021    
Spieler: 2- 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 30 – 60 min
Autor(en): Ivan Lashin
Verlag: Kobold Spieleverlag (HappyShops)

Furnace
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