Flippermania CoverFlippertische waren vor der Ausbreitung von Arcade-Videospielen weit verbreitet und bieten durch die Möglichkeiten von Highscore-Jagden einen hohen Wiederspielreiz. Flippermania versucht, diese Automaten durch ein Roll&Write einzufangen und den Geist der Flipper wieder zu beleben.

 

Material

In der Schachtel finden sich insgesamt vier Flippertische, die jeweils doppelseitig auf laminierten DIN A5 Bögen dargestellt sind. Dazu gibt es vier passende Backbords auf denen die Punkte nachgehalten und bei einigen Tischen weitere Spielelemente abgebildet sind.

Zur Beschriftung gibt es einen abwischbaren Stift sowie Halbkugeln als Bälle des Flippers. Dazu noch ein ausführliches Regelheft und zwei Würfel, die die Bewegung der Kugeln steuern. Bis auf Regel und Würfel, ist das gesamte Material in vierfacher Ausführung vorhanden so, dass man nicht alleine flippern muss.

Carniball

Spielprinzip

Die Anleitung ist sehr ausführlich geschrieben und geht klar auf die grundlegenden Prinzipien des Spiels ein, so dass man sich danach gut vorbereitet an den ersten Tisch wagen kann. Jeder Tisch hat außerdem noch spezielle Elemente und Abläufe, welche gesondert erklärt werden.

Wie bei Roll&Writes typisch, gelten die gewürfelten Augenzahlen für alle Spieler. Nach einem Würfelwurf entscheidet sich jeder Spieler für einen der beiden Würfel und wählt ein Ziel auf seinem Spielplan, welches der Augenzahl entspricht. Danach wird wieder gewürfelt und das nächste Ziel ausgewählt.

Dabei ist ein Tisch in mehrere Zonen unterteilt und die Kugel bewegt sich entweder anhand der abgebildeten Pfeile oder fällt von oben nach unten runter und trifft dabei unterschiedliche Ziele. Die Ziele dürften von echten Flippertischen bekannt sein. Neben Zielscheiben, Bumpern, Rampen und Dreh-Zielen erkennt man typische Elemente wie In- und Outlane und natürliche die Flipperfinger selbst. Getroffene Ziele werden markiert und werden erst durch bestimmte Ereignisse wieder frei.

Cyberhack

Je nach Art des Ziels wird dieses während oder nach einer Kugel wieder frei radiert, oder ist sogar nur einmal pro Spiel erreichbar. Dies gilt insbesondere für Boni die man freischalten kann. Auch diese entsprechen typischen Elementen eines Flippertisches. Habe ich eine Gruppe vollständig getroffen, so schalte ich z.B. einen Bonus frei der an anderer Stelle meine Punkte verdoppelt, meine Kugel vor dem Verlust rettet oder einen Multiball freischaltet.

Ein Multiball erlaubt mir das gleichzeitige Bewegen zweier Kugeln, wobei jeder Kugel einem der beiden Würfel zugeordnet wird. DAbei kann ein herrliches Chaos entstehen , welches einen guten Gesamt – Überblick erfordert.

Eine Kugel kann man nicht unendlich lang spielen. Im Gegensatz zu einem Flippertisch sind die Ziele auf den Flipperfingern begrenzt, so dass eine Kugel in der Regel maximal acht mal auf den beiden Fingern landen kann um so wieder hoch geschossen zu werden.

Bei Kugelverlust wird mit einer neuen Kugel weitergespielt und dafür einige der Zielfelder wieder freiradiert. Nach drei Kugeln ist Schluss. Bei mehreren Spielern endet das Spiel also nicht für alle zum gleichen Zeitpunkt, da jeder Spieler andere Ziele gewählt hat und entsprechend andere Kugelbewegungen ausgeführt hat.

Neben diesen Mechanismen kann man auch an den Tisch stoßen und riskiert dabei durch einen Tilt einen direkten Kugelverlust. Mit Trickschüssen, die freigespielt werden können, ist es möglich, eine Augenzahl und damit ein Ziel direkt festzulegen.

Drachentöter

Das Verstehen der Regel erfordert am Anfang etwas Konzentration, der eigentliche Ablauf im Spiel ist dann aber sehr flüssig. In der Box sind vier unterschiedliche Tische, die unterschioedliche Themenwelten bedienen:

Carniball bietet einen einfachen Einstieg ohne besondere Extras. Freunde von Android Netrunner werden sich bei Cyberhack direkt wie zu Hause fühlen, da hier Hackerangriffe (Runs) auf Konzerne durchgeführt werden, die zusätzliche Punkte bringen.

Drachentöter hält für jeden Rollenspielfan viele bekannte Mechanismen bereit. Neben der Möglichkeit seinen Charakter aufzuleveln gibt es die Möglichkeit, Zaubersprüche zu wirken und so die Kugeln im Spiel zu manipulieren.

Disco Fever rundet die Box ab und bildet mit einem weiteren Flipperpaar auf dem Backbord eine neue Herausforderung die exakte Koordination der Kugeln bei einem Multiball erfordert.


Fazit

Flippermania schafft es tatsächlich, das Spielgefühl eines Flippertisches gut einzufangen. Natürlich fehlen die haptischen und mechanischen Elemente eines Flippertisches, welche auf Papier schwierig abzubilden sind. Jedoch bieten die unterschiedliche Ziele, das Erreichen von Boni und die Manipulationsmöglichkeiten der Kugeln sowie vor allem die Jagd auf den nächsten High-Score eine gute analoge Erfahrung.

Flippermania wird vom Verlag zurecht als Kennerspiel eingestuft. Zwar ist die grundsätzliche Mechanik eines Roll&Write nicht kompliziert, durch die vielen unterschiedlichen Spielelemente und Abhängigkeiten hat es aber dennoch einen höheren Komplexitätsgrad als andere Vertreter seiner Art.

Die unterschiedlichen Tische bieten viel Abwechslung und unterschiedliche Spielzeiten. Thematisch fühlte ich mich bei Cyberhack am wohlsten, wobei Drachentöter durch seine Möglichkeiten in die Welt der taktischen Spiele hineinragt und ein ausgedehnteres Spielerlebnis bietet.

Disco Fever

Die angegeben Spielzeit kann gut eingehalten werden, ist aber abhängig von der Spielerzahl. Durch die Tatsache, dass das Spiel für einzelne Spieler früher endet, spielt man insgesamt so lange wie der Spieler, der seine Kugeln am längsten im Spiel halten kann.

Ich habe das Spiel zwar auch mit mehreren Spielern getestet, bevorzuge aber ganz klar das Solo-Spiel. Durch die Konzentration auf das eigene Spiel und ausbleibende Wartezeiten entwickelt sich so ein sehr schöner Spielfluss, bei dem man auch teilweise auf das Bewegen der Kugel verzichten kann und diese einfach im Kopf ausführt.

Flippermania bietet jedem, der sich darauf einlässt , eine spannende und lohnenswerte Highscore-Jagd, die zu vielen Partien einlädt. Selbst wenn man echte Flippertische nicht kennen gelernt hat, wird man hier, vor allem Solo, auf seine Kosten kommen.

Name: Flippermania
Erscheinungsjahr:2021
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 20-40 min
Autoren: Geoff Engelstein
Illustration: Gong Studios
Verlag: Frosted Games / Pegasus Spiele

Flippermania
Markiert in:             

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.