Habt Ihr schon einmal die Freuden der kantonesischen Küche erlebt? Falls nicht, lasst mich Euch einen kleinen Vorgeschmack geben. Ein kulinarisches Juwel dieser Region, besonders in Hongkong verbreitet, sind die sogenannten „kleinen Herzwärmer“, besser bekannt als Dim Sum.

Diese Delikatessen bestehen aus prall gefüllten Teigtaschen, die traditionell in kleinen Dampfkörbchen kredenzt werden. Die Füllungen variieren dabei von Garnelen über Fleisch bis hin zu Reis und weiteren, für die Gegend typischen Zutaten. Das Ganze wird mit Tee serviert und stellt fast schon eine eigene kleine Zeremonie dar. Das Brettspiel Dim Sum (ausgesprochen: „Dim Sam“) zollt dieser kulinarischen Tradition Tribut, indem es die Essenz dieser Erfahrung spielerisch einfängt. Ich wünsche bereits jetzt: Guten Appetit!

Was steckt drin

Dim Sum wird in zwei unterschiedlichen Ausführungen angeboten. Ich habe die Standardausgabe ausprobiert, bei der die Zutaten durch Spielsteine aus Pappe repräsentiert werden. In der Deluxe-Edition hingegen werden diese Spielsteine durch qualitativ hochwertigere Materialien ersetzt. Ein besonderes Highlight stellen die 18 Dampfkörbchen dar, die nicht nur stapelbar sind, sondern dem Spiel auch ein authentisches Flair verleihen.

Zusätzlich zum Spielbrett beinhaltet das Spiel verschiedene Marker und Zähler, 26 Schicksals- und 50 Glückskarten, Spielübersichten, einen Würfel für das Glückselement, einen Stoffbeutel sowie 12 unterschiedliche Tableaus, die tierische Gäste darstellen – ein Hinweis auf die wichtige Rolle, die Tiere in dieser Kultur spielen.

Spielvorbereitung

Beim Aufbau des Spiels Dim Sum wird zunächst das Spielbrett zentral auf dem Tisch platziert und mit einem Ring, der zur Anzahl der Mitspieler passt und den Essensbereich darstellt, ausgestattet. Anschließend füllt man die Dampfkörbe gemäß der Spielanleitung mit Dim Sum aus einem Stoffbeutel und ordnet sie auf dem Spielbrett an.

Die Punktezählleiste wird oberhalb des Spielbretts positioniert und mit den verdeckten Decks der Glücks- und Schicksalskarten sowie dem Marker für die Dampfgarer bestückt. Jeder Teilnehmer wählt ein Spieler-Tableau aus und bekommt eine Spielfigur für die Punktezählung, die er auf der Punktezählleiste positioniert. Jedes Spieler-Tableau ist dabei etwas anders aufgebaut, so dass verschiedene Punktestrategien möglich sind. Auch hat jedes Tier (Gast) eine Spezialfähigkeit. Weiterhin werden die Bestellungsmarker und der Würfel für alle zugänglich neben das Spielbrett gelegt. Sobald jeder Teilnehmer seine Bestellungsmarker und Glückskarten entsprechend den Anweisungen auf seinem Tableau platziert hat und ein Startspieler feststeht, kann das Spiel beginnen. 

Spielverlauf

In seinem Zug kann der aktive Spieler zwei verschiedene Aktionen in beliebiger Reihenfolge ausführen: eine Bestellung aufnehmen, eine Glückskarte ziehen oder ausspielen, den Drehmechanismus betätigen, zwei Glückskarten ablegen, um eine Bestellung zu erhalten, oder einen Dampfkörbchen erwerben.

Für den Kauf eines Dampfkorbes gibt der Spieler die notwendigen Bestellungen (eigentlich sollte man besser Zutaten sagen, weil das Wort Bestellung hier nicht korrekt ist) aus seinem Bestand ab und platziert die erhaltenen Dim Sums auf seinem Tableau, wofür er Punkte bekommt. Die erzielten Punkte werden durch Vorwärtsbewegen seiner Spielfigur auf der Punktezählleiste angezeigt, und der Marker für die Dampfkörbe wird um einen Schritt nach vorne bewegt. Ab der zweiten Spielrunde zieht der Startspieler zu Beginn eine Schicksalskarte, deren Effekte für die ganze Runde gelten.

Spielende

Das Spiel endet, sobald die letzte Schicksalskarte aufgedeckt oder der Marker für die Dampfkörbe das Ende seiner Bahn erreicht. Sieger ist, wer am Ende die höchste Punktzahl vorweisen kann.

Fazit

Die Spielentwickler haben bei Dim Sum ein beeindruckendes Auge fürs Detail bewiesen, was bereits beim Durchblättern der Anleitung offensichtlich wird. Überall stößt man auf kleine Anekdoten und faszinierende Informationen, wie etwa spezifische Tischsitten, die Bedeutung der Tischnummer 168 oder die Gründe für die tierischen Gestalten der Gäste im Restaurant. Diese Elemente bereichern das Spielerlebnis spürbar und gewähren einen charmanten Einblick in die kantonesische Kultur.

Die Gestaltung des Spiels, insbesondere mit den Dampfkörbchen und in der Deluxe-Version mit den fühlbaren Zutaten, schafft eine Atmosphäre, die einen glauben lässt, tatsächlich in einem Dim Sum-Restaurant zu sitzen. Hierfür gebührt dem Spiel ohne Zweifel eine Bestnote. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt jedoch der Übersetzungsfehler, der die Zutaten fälschlicherweise als Bestellungen bezeichnet.

Dim Sum präsentiert sich als ein ausgesprochen familienfreundliches Spiel, das durchwegs sanft und einladend ist, ohne dabei komplexe Regeln oder Spielzüge zu fordern. Es handelt sich um ein angenehm ruhiges Spiel, das stark vom Zufall abhängt. Die ständige Bewegung der Dampfkörbe macht eine langfristige Planung nahezu unmöglich und schränkt so den strategischen Aspekt des Spiels ein. Spieler müssen vielmehr flexibel auf die sich ändernden Gegebenheiten reagieren und jeweils die beste verfügbare Aktion wählen.

Mit der Zeit kann der einfache Spielmechanismus jedoch an Reiz verlieren, wodurch das Spiel recht schnell an Spannung einbüßt. Hinzu kommt, dass die Fähigkeiten der tierischen Charaktere teilweise unausgewogen wirken, was in manchen Runden zu einer spürbaren Disbalance führen kann. Erfahrene Spieler mögen dies bei der Auswahl der Charaktere zu Spielbeginn ausgleichen können, doch Neulinge stehen hier oft vor einer Herausforderung.

Dim Sum kann mit 2 bis 5 Spielern gespielt werden, wobei der strategische Gehalt bei weniger Spielern zunimmt, da die Dampfkörbe seltener rotieren. Allerdings fehlt es dann an Wettbewerb. Eine optimale Spieleranzahl liegt daher bei 3 bis 4 Personen. Dank der simplen Regeln eignet sich das Spiel hervorragend für Kinder ab 9 Jahren, was es zu einer ausgezeichneten Wahl für die Kategorie der Familienspiele macht. Die Spieldauer von etwa 60 Minuten ist zudem angemessen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Dim Sum“ ein liebevoll gestaltetes Familienspiel ist, das mit einfachen Regeln und einem unkomplizierten Spielablauf überzeugt. Es eignet sich perfekt für alle, die einen ersten Schritt in die Welt der etwas anspruchsvolleren Brettspiele zusammen mit ihren Kindern wagen möchten. Wer jedoch nach einem Spiel mit großer Komplexität und hohem Wiederspielwert sucht, wird hier möglicherweise nicht fündig.

Name: Dim Sum
Erscheinungsjahr: 2023
Spieler: 2 – 5
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 45 – 60 min
Autor(en): Pauline Kong, Marie Wong, Haymen Lee
Verlag: Hot Banana Games / Kobold Verlag

Dim Sum
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