Mit „The Fog – Escape from Paradise“ haben wir das Erstlingswerk von Robert Müller-Reinwarth vor uns, welches 2022 über Kickstarter erfolgreich finanziert wurde. Was sich alles in der Deluxe Edition versteckt und warum wir das Inselparadies verlassen müssen, schauen wir uns hier genauer an.

Material

Die Deluxe Box ist randvoll gepackt und erst nachdem die Pappkomponenten aus den Stanzbögen geholt sind, können wir alles im gut strukturierten Insert verstauen. Es gibt jede Menge Pappmarker für die Inselbewohner und Hindernisse, Punktemarker sowie die spielerspezifischen Scheiben, um die eigenen Bewohner zu markieren. Zudem finden wir ein paar Holztoken vor, um Punkte nachzuhalten. Dazu gibt es noch mehrere Spielbretter für unterschiedliche Spielerzahlen und die Möglichkeit, die Insel dynamisch zu gestalten, um so für mehr Varianz zu sorgen.

Die Deluxe Variante enthält neben zusätzlichem Material für den fünften und sechsten Spieler auch noch Plastikteile für die Hindernisse. Alles in allem eine äußerst volle Box, bei der man dann etwas Übung braucht, um alles richtig unterzubringen.

Spielprinzip

The Fog ist im Kern ein Rennspiel. Als Anführer eines Volksstamms versuchen wir, vor dem nahendem Nebel in die sicheren Bote zu entfliehen und dabei möglichst keine Inselbewohner zurück zu lassen. Das gilt zumindest für unsere eigenen Bewohner, die der Mitspieler müssen uns nicht unbedingt interessieren. Es geht schließlich um das eigene Überleben.

Das Spiel teilt sich dabei in 2 Hauptphasen: Draft und Bewegung. In der Draftingphase wählen die Spieler abwechselnd Ihre Insulaner und markieren diese mit der eigenen Spielerfarbe. Bei der Wahl gibt es verschiedene Faktoren zu beachten. Wichtig ist natürlich erst mal die Entfernung zu den sicheren Boten. Je näher ich am Wasser starte, desto weniger Schritte sind nötig, um einen Insulaner zu retten. Allerdings reicht dieses Kriterium nicht aus. Die Bote haben, genau wie die Insulaner verschiedene Farben. Retten sich die Insulaner in die passenden Bote, gibt es mehr Punkte.

Dann gibt es noch verschiedene Rollen der Insulaner. Diese erlauben einerseits, bestimmte Bewegungsaktionen günstiger auszuführen, bringen aber andererseits auch noch zusätzliche Punkte, wenn die passenden Plätze im Boot belegt werden. Auch sollte man nicht ganz außer acht lassen, wo sich die Insulaner der anderen Spieler befinden und ob diese ggf. die gleichen Plätze im Boot im Auge haben. Auch gibt es noch zusätzliche Punkte, wenn man früh die passende Position im Boot eingenommen hat um so die Abfahrt vorzubereiten. Die Draftingphase erfordert also bereits einiges an Planung und Weitsicht.

Nach der Draftingphase folgt die Bewegungsphase. Hier hat jeder Spieler sieben Bewegungspunkte zur Verfügung. Einfache Bewegungen auf ein freies Nachbarfeld kosten einen Punkt, Bewegungen wie Sprünge, Platztausch oder Überqueren kosten 3-4 Bewegungspunkte. Hier sind vor allem Insulaner mit einer Spezialisierung im Vorteil, die eine bestimmte Bewegungsart für nur zwei Punkte ausführen können.

Nachdem jeder Spieler seine Bewegungspunkte verbraucht hat, bewegt sich der namensgebenden Nebel vorwärts. In den ersten Runden erreicht er die Insulaner noch nicht, in den späteren Runden bewegt sich der Nebel ein oder sogar zwei Reihen vorwärts. So eingeholte Insulaner sind verloren und bringen am Spielende Minuspunkte.

Das Spiel endet wenn der Nebel das Ufer erreicht hat oder alle Insulaner sicher in Boten angekommen sind. Dann werden die Punkte für die einzelnen Insulaner und Ihre Positionen aufaddiert und die Punkte für verloren Insulaner subtrahiert. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Varianten und Solo-Spiel

Robert Müller-Reinwarth versucht in seinem Herzensprojekt möglichst viel unterzubringen. So gibt es noch ein Dutzend Varianten, einen Solomodus und auch noch eine kleine Erweiterung mit mehren Spieloptionen. Teilweise haben diese Varianten auch noch Unterkategorien je nach Erfahrungsgrad und Konfliktwunsch der Spieler. Mir persönlich ist sowas meist zu viel und vermittelt den Eindruck, dass der Autor selbst unsicher ist, was die beste Version seines Spiels ist. Lediglich die Sanduhr fand ich hier gut, da der zeitliche Druck thematisch passend mit der Flucht vor dem nahenden Nebel ist und ich eben nicht in aller Ruhe optimale Bewegungen der Insulaner planen kann.

Fazit

The Fog – Escape from Paradise ist ein Spiel, welches bereits in seiner Basisversion genug spannende Entscheidungen bietet. Die Varianten sind alle optional und bieten Alternativen, die in den ersten Partien sicher nicht notwendig sind. Die sieben Aktionspunkte sind gefühlt immer etwas zu wenig. Versuche ich, möglichst schnell Insulaner in die Boote zu bekommen, um Zusatzpunkte zu bekommen? Opfere ich vielleicht einen Insulaner weit hinten, um keine Aktionspunkte auf diesen zu verschwenden und ggfs. den Weg für meine Mitspieler zu erschweren? Befriedigend kann es auch sein, vor dem Anrücken des Nebels noch schnell die Position mit den Insulaner eines Mitspielers zu tauschen, das wird sicher nicht zu Begeisterung führen, aber es geht um das eigene Überleben. Je besser alle Spieler die Spezialfähigkeiten der Insulaner kennen und zu nutzen wissen, desto enger werden die Positionskämpfe.

Die Spielzeit wird je nach Spielplan bzw. Spielerzahl angegeben und lässt sich selbst in Erstpartien gut einhalten. Die Grundregeln der Bewegung und Punktevergabe sind schnell verinnerlicht, auch wenn man in den ersten Partien noch nicht optimal draften wird. Das ist aber gar nicht schlimm, da dann meist alle Spieler vor der gleichen Herausforderung stehen.

Die Altersangabe mit zehn Jahren fanden wir passend, wobei man auch ab acht Jahren durchaus mitspielen kann, sofern man als Erwachsener nicht den Fokus auf perfektes Drafting legt. Das Ziel, seine Insulaner ins Boot zu bringen, ist auch jüngeren Kindern schnell vermittelbar.

The Fog liefert allen Spielern, die direkte Interaktion auf dem Spielbrett mögen, interessante Entscheidungen in einem ansprechende Rahmen. Bereits die Grundversion bietet ein rundes Erlebnis auf Familienspielniveau. Die vielen Varianten können auf Wunsch die Komplexität erhöhen und sichern so den Wiederspielwert für viele Partien. Von unserer Seite können wir The Fog allen empfehlen, die nicht vor Konflikten mit den Mitspielern scheuen und sich auf den Überlebenskampf einlassen wollen. Als Vergleich könnte man zumindest noch „The Island“ herannehmen, wobei bei The Fog der Anspruch schon höher ist.

Name: The Fog – Escape from Paradise
Erscheinungsjahr: 2022
Spieler: 2-6
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 45-120 Minuten
Autor: Robert Müller-Reinwarth
Illustration: Unique Litani Soparie
Verlag: XOLLOX Games

The Fog – Escape from Paradise
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