Mindbug KartenspielBeim namensgebenden Mindbug assoziiere ich direkt den Brainbug aus Robert A. Heinleins Starship Troopers. Der Brainbug kann mit telepathischen Kräften andere Kreaturen kontrollieren und genau das ist auch die Fähigkeit des Mindbugs in diesem Spiel. Aber der Reihe nach.

Mindbug ist als eine erste kompakte Version zur SPIEL 21 erschienen und wurde von den Newcomern Marvin Hegen und Christian Kudahl mit der Hilfe von Richard Garfield und Skaff Elias designt. Insbesondere Richard Garfield dürfte Fans von strategischen Duell-Spielen als Designer von Magic, Android Netrunner oder Keyforge bekannt sein.

Regeln und Ablauf

Das Spiel besteht aus insgesamt 52 Karten. Vier Karten bilden dabei die Mindbugs ab, die restlichen 48 Karten sind Kreaturen vorbehalten, von denen 16 doppelt im Deck sind. Das Artwork wurde von Denis Martynets gestaltet und stellt hybride Kreaturen dar. Eine „Snail Hydra“ ist genauso dabei wie der „Compost Dragon“ oder der „Goblin Werewolf“. Es sind definitv witzige Kreaturen dabei, mit denen man so nicht direkt gerechnet hätte.

Im Gegensatz zu anderen Duellkartenspielen teilen sich die Spieler hier ein gemeinsames Deck und konstruieren dieses nicht selbst. Jeder Spieler bekommt aus diesem 48 Kreatur-Deck, 10 Karten, von denen 5 die initialen Handkarten, die restlichen 5 den Nachziehstapel bilden. Zusätzlich bekommt jeder 2 Mindbugs. Ansonsten braucht man noch einen Weg, um die drei Lebenspunkte jedes Spielers zu zählen. Ob ihr dafür die übrigen Karten, Würfel oder sonstige Marker nutzt, bleibt euch überlassen.

Das Ziel des Spiels ist es, die Lebenspunkte des Gegners auf null zu reduzieren oder ihn alternativ in eine Situation zu bringen, in der er keine Aktion mehr ausführen kann. Als Aktion spiele ich entweder eine Karte von der Hand oder greife mit einer vorher gespielten Kreatur an. Kann ich keine dieser Aktionen ausführen, weil ich keine Handkarten oder Kreaturen mehr habe, verliere ich.

Das Spielen einer Karte bei Mindbug ist nicht mit Kosten verbunden. Es gibt keine Mana-Kurve, keine Ressourcen, die ich ansparen muss oder andere Mechanismen, die mich in der Spielbarkeit einer Karte einschränken. Meine starke Kreatur mit Stärke 9 in Runde 1? Los geht’s! Ein Monster, welches gezielt den Gegner angreift und nicht geblockt werden kann? Perfekt!

Klingt auf den ersten Blick natürlich zu einfach, aber genau hier kommen die Mindbugs ins Spiel. Mit den beiden Mindbugs kann ich eine Kreatur des Gegners übernehmen, so als ob ich diese selbst gespielt hätte. Die Kreatur mit Stärke 9 in Runde 1 ist dann vielleicht doch nicht mehr die beste Idee.

Sollte eine Kreatur durch einen Mindbug übernommen worden sein, darf man aber direkt eine weitere Karte spielen, so dass man einem Angriff nicht schutzlos ausgeliefert ist. Nach dem Ausspielen wird sofort eine Karte vom Nachziehstapel gezogen. Ist dieser leer, wird nicht neu gemischt. Es ist dann einfach nicht möglich, neue Karten auf die Hand zu bekommen.

Als zweite Aktion kann ich mit einer vorher gespielten Kreatur angreifen. Wird der Angriff nicht geblockt, verliert der Gegner einen Lebenspunkt, unabhängig von der Stärke der Kreatur. Die Stärke ist relevant, wenn ein Angriff geblockt wird. Die Kreatur mit dem niedrigeren Wert wird eliminiert, bei Gleichstand sogar beide. Auch hier ist das natürlich nicht alles.

Wie auch in anderen Kartenspielen haben die Kreaturen etliche Sonderfähigkeiten. „Sneaky“ Kreaturen können nur von anderen „Sneaky“ geblockt werden, ein „Hunter“ kann sich sein Blockziel selbst aussuchen und so gezielt schwächere Kreaturen ausschalten. Weitere Effekte werden mit den Schlüsselworten „Attack“ oder „Defeated“ ausgeführt, so dass es nicht immer ein einfacher Vergleich zweier Zahlenwerte ist. Insgesamt ist die Anzahl der Effekte und Spezialfähigkeiten überschaubar, so dass man nicht ständig im kartengroßen Regelheft blättern muss um die korrekte Spielweise zu verstehen. Nach den ersten Partien dürften die Schlüsselworte in Fleisch und Blut übergegangen sein.

Fazit

Ich bin sehr überrascht, wie viel Tiefe in der kleinen Kartenbox steckt. Die einzelnen Fähigkeiten der Kreaturen sind bereits aus anderen Spielen bekannt und bieten an der Stelle nicht wirklich etwas Neues. Der Einsatz der Mindbugs und die Verwendung eines gemeinsamen Kartenpools machen Mindbug aber zu einem einzigartigen Spiel. Vor dem Ausspielen jeder Karte muss ich mir genau überlegen, ob ich im Falle einer Übernahme die passende Antwort parat hätte. Kann ich meinen Gegner mit einer schwächeren Karten einen Mindbug entlocken? Genau die gleiche Überlegung muss ich treffen, wenn mein Gegner eine Karte ausspielt: Kann ich etwas dagegen ausrichten, oder nutze ich einen meiner kostbaren Mindbugs um diese zu übernehmen? In dieser Hinsicht hat es schon einen Puzzleaspekt mit reduzierten Informationen. Je nach Fortschritt des Spiels sind die möglichen Aktionen auch anders zu bewerten, da gegebenenfalls mehr Kreaturen auf dem Tisch liegen.

Mit einer Spielzeit von ca. 15 Minuten pro Partie und dem geringen Platzbedarf ist es optimal für die Mittagspause geeignet. Diese hatte ich schon oft mit Android Netrunner oder Hive verbracht, welche sich aber eher an Vielspieler richten. Mit Mindbug kann man auch unerfahrene Spieler in die Welt von Duellkartenspielen einführen. Wahrscheinlich wird es dann nicht bei der Mittagspause bleiben, denn die kurze Spielzeit und das fesselnde Spielprinzip laden zu mehreren Partien hintereinander ein.

Eine Übersichtskarte der einzelnen Fähigkeiten für jeden Spieler und richtige Life-Counter würden das Paket noch abrunden, aber man kommt auch ohne klar. Vielleicht legt hier das Kickstarter Projekt nach, welches auch noch weitere Karten liefern wird. Mit entsprechender Nachfrage könnte auch eine deutsche Version möglich werden. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte kann dies auch auf Tabletopia selbst tun.

Name: Mindbug
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 2
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 15-25 min
Autoren: Christian Kudahl, Marvin Hegen, Richard Garfield, Skaff Elias
Illustration: Denis Martynets
Verlag: Nerdlab Games, bisher kein deutscher Vertrieb

Mindbug
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