tapestryTapestry, ein zunächst ein merkwürdig klingendes Wort, das hier als Spieltitel für Jamie Stegmaiers Strategiespiel dient. Das Übersetzungstool spuckt als Vorschlag “Wandteppich” oder “Bildteppich” aus. Damit kommen wir aber nicht wirklich weiter, denn solcherlei Material ist im Spiel gar nicht enthalten

Material

Stattdessen finden wir schicke Gebäude aus dem 3D Drucker, die als “Wahrzeichen” fungieren. Weitere kleinere 3d-gedruckte Häuser werden als Steuerung der Ressourcen und zum Sammeln von Punkten verwendet. Den Spielern stehen zudem Marker in fünf Spielerfarben zur Verfügung. 

Im Spielerbereich liegen dann noch eine Hauptstadt, in der die Häuser und Wahrzeichen gebaut werden und anfänglich eine Zivilisationskarte aus, Im Laufe des Spiels kann man mehr Zivilisations -Völker erhalten. 

Das Spielfeld kommt mit vier Fortschrittsleisten und einem Innenbereich mit einer Landschaft daher. Die Fortschrittsleisten sind das zentrale Element des Spiels, während Eroberungen durch Anlegen von Landschaftsplättchen in der Mitte angezeigt werden.

Wir entdecken ein weiteres eher merkwürdiges Wort: Die Aktionskarten heißen “Gobelin”- Karten. Die Suchmaschine unseres Vertrauens verrät uns, dass dies offenbar die französische Übersetzung von “Tapestry” zu sein scheint, denn übersetzt heißt es ebenfalls „Wandteppiche“.

Sie. also die Karten, “Wandteppich Karten” zu nennen, hätte auch irgendwie amüsant geklungen, aber im Alltagsgebrauch nutzen wir dann den Originalbegriff und verwenden Tapestry Karten. Ein Blick auf dieselben verrät übrigens, dass sie ebenfalls rein gar nichts mit Wandteppichen zu tun haben. 

tapestry-playerboard

Spielablauf

In Tapestry versuchen wir, unsere Zivilisation weiterzuentwickeln, indem wir auf den Fortschrittsleisten “Wissenschaft”, „Militär”, „Entdeckung“ und „Technologie“ voran kommen. Dafür führen wir entweder einen Einkommenszug oder einen Voranschreiten – Zug durch.

Den Einkommenszug benötigen wir im Prinzip immer dann, wenn unsere Ressourcen aufgebraucht sind. Mit Ihm können wir uns aber auch einige Siegpunkte gutschreiben lassen.

Der Zug “ Voranschreiten” bringt uns auf den Entwicklungsleisten nach vorne. Je nachdem, welche Leiste wir wählen, erhalten wir dort nach Zahlung der Kosten Belohnungen und manchmal einen zusätzlichen Bonus.

Das war es im Grunde an Regelwerk. Zusammengefasst sei hier noch erläutert, wie die einzelnen Leisten Siegpunkte generieren. 

Die Wissenschaftsleiste

Diese Leiste besitzt einen Würfel, dessen Ergebnis bewirkt, dass auf einer der andern Leisten kostenlos vorgezogen werden darf.. Die so ausgelösten Boni dürfen aber nicht immer in Empfang genommen werden. Mit der Wissenschaftsleiste können auch bereits vorgezogene Spielsteine zurückgeholt werden, um beispielsweise einen Bonus erneut erhalten zu können. Zudem werden mit weiterem Fortschreiten Häuser in der eigenen Hauptstadt gebaut.

Die Entdeckungsleiste

Wer hier voranschreitet, erhält Landschaftsplättchen, die er in der Mitte des (auf die Spielerzahl abgestimmten) Spielbretts an dem von ihm bereits kontrollierten Gebiet anlegen darf. Außerdem korrespondiert diese Leiste mit den Bauernhöfen, die dann in der eigenen Hauptstadt gebaut werden dürfen.

Die Militärleiste

Wer Gebiete besitzt, muss dieses auch verteidigen bzw. kann sich später auch ausbreiten und Gebiete eines Mitspielers erobern. DIe Kriegsführung ist jedoch sehr stark simplifiziert.

Für das zu erobernde Gebiet wirft der Spieler zwei Würfel und wählt eine der Belohnungen, entweder Siegpunkte vom roten oder Ressourcen vom schwarzen Würfel. Der Eroberer gewinnt also grundsätzlich immer, außer der angegriffene Spieler spielt eine Fallenkarte, die die Inbesitznahme verhindert. In der eigenen Hauptstadt werden durch das Fortschreiten auf der Leiste Waffenschmieden gebaut, die wiederum Militärressourcen auf der Einkommensleiste freigeben.

Die Erfinderleiste.

Diese Leiste steuert einen Stapel mit Technologiekarten und sie ist die einzige Leiste, bei der zumindest ein wenig Civ -Feeling aufkommt. Wir erfinden hier zivilisationstechnisch wichtige Dinge wie Bewässerung, Automobil oder Glühbirne bis hin zu Penicillin,  Anästhesie oder gar Impfstoffe. Für das Spiel ist dies aber leider wenig bis gar nicht  relevant, denn eigentlich geht es um den Erwerb weiterer Gebäude, in diesem Fall Märkte,  und um das Generieren weiterer Siegpunkte. 

Allen Leisten ist gemeinsam, das man durch Fortschreiten immer auch die eine oder andere Gobelinkarte ergattern kann, die dann während eines Einkommenszuges einmalige oder dauerhafte Effekte erzielen kann.

Kommen wir noch einmal zurück zum Augenspringer des Spiels: die tollen Häuser Miniaturen. Diese spielen leider im Spielverlauf eine nicht besonders große Rolle. Sie stehen halt einfach nur herum, entweder auf Ihrem Ursprungs – Tableau oder in den Hauptstädten der Spieler, die diese als Belohnung für den Übergang in eine neue Epoche erhalten haben. Dort sorgen sie immerhin noch für Siegpunkte, wenn sie auf einen passenden Platz in der Hauptstadt gestellt wurden. „Passend“ ist hier allerdings relativ zu sehen, denn in unserer Auflage sind die Gebäude etwas zu klein geraten, um alle vorgesehenen Felder vollständig abzudecken.

Solospiel und Varianten

Jamy Stegmaier ist bekannt für gute Soloplay Umsetzungen seiner Spiele. Auch in Tapestry funktioniert der SoloModus wirklich gut. Es spielen zwei Automa mit von den einer aber im Grunde nur als Platzhalter auf den Entwicklungsleisten fungiert, während der andere auch einige Spielerfunktionen übernimmt. Damit ist der Aufwand zur Steuerung der Automa Spieler erträglich, so dass man das Spiel auch alleine genießen kann.

Fazit

Was hat das Spiel denn nun mit Wandteppichen zu tun? Eigentlich rein gar nichts. Die kommen nicht einmal als Technologiekarten bei den Erfindungen vor. Dieser Umstand beschreibt, dass Tapestry thematisch wirklich nicht zu Ende gedacht und daher eher belanglos ist. Auch das angepriesene Civilization – Element ist allenfalls angedeutet und keinesfalls episch.

Spieltechnisch jedoch offenbart es durch seine sehr vielfältigen Möglichkeiten großen Spielreiz. Dass durch den hohen Variantenreichtum die Balance etwas leidet, stört uns dabei nicht, denn darauf wird bereits in der (eher mittelmäßigen) Anleitung hingewiesen. Man kann durch Aussortieren von Karten in allen Bereichen etwas mehr Ausgewogenheit erzeugen, wenn man das möchte.

Richtig gut an Tapestry ist, dass es mit wirklich einfachen Regeln auskommt. Das hält die Einstiegshürde niedrig und öffnet das Spiel auch für nicht ganz erfahrene Spieler, die allerdings zunächst dann vieles auch dem Zufall überlassen müssen, denn die Zusammenhänge der verschiedenen Leisten und Ressourcen kommen erst nach einigen Partien richtig zum Tragen. Wer jedoch so weit kommt, hat mit Tapestry einen wirklich guten Griff getan.

Name: Tapestry
Erscheinungsjahr: 2020
Spieler: 1 – 5
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 90-120 min
Autoren: Jamey Stegmaier
Illustration: Andrew Bosley, Rom Brown
Verlag: Feuerland Spiele

Tapestry
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