Die beiden Kartenspiele Marvel Champions und das bereits 2011 erschienene Sentinels of the Multiverse hören sich auf dem Papier nach sehr ähnlichen Titeln da.

Bei beiden Titeln handelt es sich um Spiele bei denen wir als Superhelden gemeinsam gegen einen vom Spiel gesteuerten Superbösewicht antreten und versuchen seine Lebenspunkte auf null zu reduzieren. Alle Charaktere werden über Kartendecks dargestellt, zusätzlich gibt es Material um Effekte im Spiel nachzuhalten.

In ihren Zügen spielen die Spieler Karten aus der Hand und aktiveren Superkräfte oder Fähigkeiten der bereits gespielten Karten. Der Bösewicht spielt sich automatisch nach festen Regeln und bringt selbst weitere Karten ins Spiel oder führt Soforteffekte aus.

Wir haben also eine sehr ähnliche Grundmechanik in beiden Spielen welche aber auch viele Unterschiede bieten.

Lizenz und Artwork

Marvel Champions bietet Spiderman, Captain Marvel und Iron Man, Superhelden die den meisten Spielern bekannt sind. Das Artwork für die Karten kann auf einen großen Fundus von Künstlern und Motiven zurückgreifen. Jeder kann hier einen seiner Lieblingshelden finden und diesen verkörpern.

Sentinels of the Multiverse hat diesen Bekanntheitsgrad natürlich nicht. Auch wenn inzwischen diverse Comics und Ableger mit den Charakteren erschienen sind, so werden Legacy, Tachyon oder Unity kaum jemanden ein Begriff sein.

Das Artwork, welches größtenteils der Feder von Adam Rebottaro entstammt, ist ansprechend aber zumindest für mich kommt es qualitativ nicht an die Sachen von Marvel dran. Stilistisch passt es gut zum Comic-Welt und bildet die Charaktere gut ab.

Spielablauf

Bei Marvel sind zuerst die Helden am Zug und spielen und aktivieren so viele Karten aus wie sie wollen und können. Das Ausspielen von Karten benötigt Ressourcen, welche meist durch andere Karten bezahlt werden. Es ist somit nicht unüblich seine gesamte Hand in einem Spielzug zu leeren.

Anschließend wird auf das Handkartenlimit gezogen. Nach allen Helden ist der Schurke am Zug und greift entweder an oder bringt seinen Plan voran. Zusätzlich spielt der Schurke pro Held eine Karte, welche so Schergen oder upgrades in Spiel bringen oder aber Soforteffekte ausführen.

Bei Sentinels ist zuerst der Schurke am Zug und führt Aktionen gemäß seiner Karte aus. Je nach Gegner passieren hier Effekte am Anfang oder am Ende des Zuges. Zusätzlich spielt auch der Schurke bei Sentinels Karten aus, die ähnliche aufgebaut sind wie bei Marvel.

Nach dem Schurken sind die Helden dran. Jeder Held spielt eine Karte, führt eine Aktion mit einer Superkraft aus und zieht eine Karte. Das Ausspielen selbst kostet im Gegensatz zu Marvel keine Ressourcen. Die ausgespielten Karten und Aktionen erlauben oft das Ausspielen weiterer Karten oder Aktionen. Im Gegensatz zu Marvel Champions verändert sich die Kartenhand aber nicht von Zug zu Zug vollständig.

Nach den Helden kommt noch das Umgebungsdeck an die Reihe, ein Element welches Marvel Champions nicht bietet. Diese können zum Beispiel Drohnen oder Kreaturen sein, die sowohl Helden als auch Schurken angreifen oder Effekte auslösen die alle Charaktere gleichermaßen betreffen. Ein spannender Aspekt, den man manchmal gezielt einsetzen kann um den Schurken und seinen Schergen zu Schaden.

Sentinels erfordert in der alten Version sehr viel Bookkeeping. Viele Effekte können gleichzeitig auf alle Charaktere wirken, so dass man schnell die Übersicht verlieren kann. Marvel hat auch einige Effekte die man nachhalten muss, diese sind aber noch so zahlreich und unterschiedlich wie bei Sentinels. Die Definitive Edition soll diesen Faktor aber in eine Region mit Marvel Champions bringen, so dass man davor in Zukunft keine Angst haben muss.

Kartendecks

Marvel Champions bietet Helden- und Schurkendecks, welche per Deckbau individuell oder anhand von Decklisten zusammengestellt werden. Dabei sind bei den Heldendendecks nur 15 der 40-50 Karten spezifisch für einen Helden, womit es auf jeden Fall vorkommt, das die gleichen Karten in mehreren Decks vorkommen.

Sentinels bietet einzigartige Decks für jeden Helden, Schurken und jede Umgebung. Ein Deckbau ist hier also nicht notwendig oder möglich. Durch die unterschiedlichen Karten pro Deck, gibt es natürlich mehr Karten die man erst mal kennen lernen muss.

Spielerzahl

Beide Spiele skalieren für unterschiedliche Spielerzahlen und ermöglichen so das Spiel in unterschiedlichen Konstellationen. Marvel Champions spielt sich mit 1-4 Spielern, wobei ich persönlich das Optimum bei 1-2 Spielern sehen würde. Im Gegensatz zu Sentinels bietet Marvel Champions die Möglichkeit true-solo zu spielen und alleine mit einem Superhelden gegen einen Schurken anzutreten.

Sentinels lässt sich theoretisch mit 1-5 Spielern spielen, bei weniger als 3 Spielern müssen aber mehrere Charaktere und Decks gesteuert werden, was durch die komplett unterschiedlichen Decks Kenntnis vieler Karten erfordert. Persönlich würde ich Sentinels nur mit 3-5 Spielern auf den Tisch bringen, wobei ich die optimale Spielerzahl bei 4 sehen würde.

Umfang

Die Basisbox von Marvel Champions bietet 5 Helden und 3 Schurken und bietet durch die Deckbaumöglichkeit genug Abwechslung für den Einstieg. Zusätzlich gibt es einzelne Packs für Helden und Schurken, sowie größere Kampagnenpacks.

Die Basisbox der alten Version von Sentinels bietet 10 Helden, 4 Schurken und 4 Umgebungen. Auch hier gibt es weitere Packs für Helden, Schurken und Umgebungen, sowie größere Erweiterungen. Bei der neuen Definitive Edition startet man mit 12 Helden, 6 Schurken und 6 Umgebungen.

Fazit

Sowohl Sentinels als auch Marvel Champions bieten mit Ihren ähnlichen Mechanismen ein attraktives Spielerlebnis für alle, die gemeinsam als Superhelden die Pläne der schier unbezwingbaren Schurken vereiteln wollen. Beide Titel bieten hier viel Abwechslung und variable Schwierigkeitsgrade.

Welches der beiden ist das bessere Spiel? Welches sollte man sich zulegen, wenn man sich zwischen den beiden entscheiden muss? Marvel Champions hat mit der starken Lizenz und dem Bekanntheitsgrad der Helden ein Argument, gegen das Sentinels nicht ankommen kann. Solange dies nicht das ausschlaggebende Auswahlkriterium ist, wird die Wahl schon schwieriger.

Marvel Champions ist eher für das Spiel mit 1-2 Spielern geeignet. Dabei ist es nicht zwingend notwendig, aber doch von Vorteil, wenn man sich mit Deckbau auseinandersetzen möchte. Marvel Champions entfaltet seine volle Stärke mit einem großen Kartenpool und zusätzlichen Erweiterungen, um auf lange Sicht variabel zu bleiben.

Sentinels macht in Gruppen von 3-5 Spielern am meisten Sinn, da sich so jeder auf seinen Helden konzentrieren kann. Deckbau ist hier nicht möglich. Die Variabilität kommt durch die zahlreichen Helden, Schurken und Umgebungen zustande, die bereits in der Basisbox vorhanden sind.

Für mich haben beide Spiele Ihre Daseinsberechtigung. Marvel Champions spiele ich meist solo und kann mich dabei schon im Deckbau verlieren. Sentinels kommt somit in Gruppen auf den Tisch und benötigt keine Vorlaufzeit um sich direkt mit den Schurken messen zu können.

Marvel Champions vs. Sentinels of the Multiverse
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