Der Krieg hat eine Eiswüste hinterlassen, die das Leben schwer bis unmöglich macht. Mit unserem Konvoi versuchen wir die Aurora, das letzte Eisbrecher – Schiff zu erreichen um der kargen und bedrohlichen Umwelt zu entgehen. Ob und wie uns das gelingt schauen wir uns bei Last Aurora genauer an.

Material

In der Schachtel findet sich ein Inlay, welches die Spielmaterialen gut geordnet aufnimmt. Diese bestehen aus einem kompakten Spielbrett, Spielertableaus für die 4 Spieler, samt Markern aus Pappe und Holz.

Ressourcen werden ebenfalls durch Holz-Tokens abgebildet, den Kern des Spiels finden wir aber in Form von Karten, die aus Erkundungs-, Ausrüstungs-, Feind-, Beute und Ergebniskarten bestehen. Alles ist gut gemacht und insbesondre das Artwork der Erkundungskarten bildet die bedrohliche Kulisse und den Überlebenskampf gut ab.

Spielprinzip

Last Aurora wird über 6 Runden gespielt, die aus je 5 Phasen bestehen. In diesen 6 Runden versuchen wir, die Aurora zu erreichen, die sich pro Runde entfernt. Aber auch wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, ist das Spiel nicht verloren. Lediglich die Endwertung läuft etwas anders ab, aber der Reihe nach.

Auf dem Spielbrett wird die Spielerreihenfolge abgebildet, die ersten beiden Phasen werden in dieser Reihenfolge ausgeführt, die letzten Phasen in entgegengesetzter Richtung.

In Phase 1 dürfen wir mit unserer Besatzung die aktuell ausliegenden Orte erkunden, dort Ressourcen sammeln, neue Fahrzeuge, Geräte und Besatzung für unseren Konvoi wählen oder aber begegnen am Wegesrand anzutreffende Händlern und Menschen. Die Erweiterung des Konvois ist hier der Kernaspekt des Spiels und sowohl optisch als auch thematisch sehr gut gemacht.

Die Fahrzeuge und Geräte passen perfekt zusammen, wenn man die Karten aneinander legt. Die Besatzung wird durch Karten abgebildet, braucht aber auch Platz in den Fahrzeugen, ansonsten kann diese nicht mitgenommen werden. Gleiches gilt für Ressourcen, die man aufladen möchte. Hat man keinen Platz, können diese nicht mit.

In Phase 2 werden die genutzten Besatzungsmitglieder von „Ruhend“ in „Aktiv“ und von „Erschöpft“ in „Ruhend“ geschoben. Dadurch haben verwendete Besatzungsmitglieder eine Runde „Ruhezeit“ in der sie nicht verwendet werden.

Dies kann man durch den Einsatz von Nahrung beschleunigen, die aber wie alle Ressourcen knapp bemessen ist. Man muss also gut abwägen, welche meiner Besatzungsmitglieder für die folgenden Phasen und Runde unbedingt brauche. Es bietet sich also an eine große Besatzung zu haben um flexibel zu sein.

In Phase 3 bewegt sich der Konvoi in entgegengesetzter Spielerreihenfolge. Hierfür wird Treibstoff benötigt. Die Grundreichweite der Start-Fahrzeuge beträgt 2 Felder, kann aber durch weiteren Treibstoff und Fähigkeiten von Geräten und Besatzungsmitgliedern wie der Navigatorin erhöht werden. Auf dem Spielbrett sind einige der erreichbaren Felder mit zufällig verteilten Plättchen ausgelegt, die dem ersten Spieler der diese erreicht Ressourcen bringen, oder aber ein Besatzungsmitglied verstrahlen.

Nach dieser Phase wird die Spielerreihenfolge angepasst. Die Reihenfolge wird durch den Abstand zur Aurora bestimmt, wobei der Spieler der am nächsten an der Aurora ist, zuletzt dran ist.

Phase 4 ist die Kampfphase. Neu aufgetauchte Feinde überfallen den Konvoi überraschend und fügen Schaden zu. Danach sind die Spieler in entgegengesetzter Reihenfolge dran und dürfen Ihre Waffen und Munition einsetzen, um die Feinde anzugreifen. Treffer werden auf Karten markiert und das Aufdecken von Karten bestimmt zufällig, ob und in welcher Höhe diese erfolgen.

Je nach Stärke der Feinde und der Spielerzahl sind unterschiedlich viele Treffer notwendig. Ist ein Feind besiegt, wird wieder zufällig bestimmt, wer die Belohnung erhält, was nicht unbedingt der Spieler sein muss, der den meisten Schaden verursacht hat. Sollten die Feinde den Angriff der Spieler überlebt haben, so dürfen auch sie die Spieler nochmals angreifen und verursachen auch hier durch ein Kartendeck gesteuert Schaden.

In Phase 5 bewegt sich die Aurora ein Feld weiter weg von den Spielern und die verfügbaren Karten zur Erkundung werden aktualisiert.

Die Regeln sind etwas holprig geschrieben, so dass es etwas dauert, bis man die Abläufe verinnerlicht hat und weiß, wie bestimmte Vorgänge abzuhandeln sind. In den ersten Partien mit 4 Spielern waren wir schon über 2h dran, um eine Partie zu Ende zu spielen, da einzelne Vorgänge nicht sofort einleuchtend waren. Sobald man diese Hürde geschafft hat, sollte sich aber die Spielzeit auf die angegeben 60-90 Minuten reduzieren lassen.

Das Spielende ist erreicht, wenn die Aurora eingeholt oder 6 Runden gespielt wurden. Punkte gibt es für ruhrreiche Kämpfe, Ausrüstungsgegenstände, Vorsprung gegenüber den anderen Spielern. Je nachdem ob die Aurora erreicht wurde oder nicht, werden gesunde Besatzungsmitglieder oder ein intakter Konvoi gewertet.

Solo Variante

Last Aurora bietet auch einen Solo-Modus welches durch einen Automa mit eigenem Tableau und Kartendeck abgebildet wird. Dieser Solo-Modus bietet einen Dummy-Spieler der sich ähnlich zu einem menschlichen Gegner verhält. Das Regelset für diese Spieler ist ähnlich zu den normalen Regeln nicht immer intuitiv und ich würde empfehlen den Solo-Modus erst nach dem Spielen mit menschlichen Mitspielern zu testen.

Auch erfordert der Automa einiges an Management von Ressourcen und Aktionen. Ich hätte mir hier gewünscht, nicht mit Ressourcen hantieren zu müssen und das Verhalten des Automas mit weniger manuellem Pflegeaufwand abzubilden.

Fazit

In Last Aurora wird das Thema des Wettrennens zum rettenden Schiff in einer Eislandschaft gut rübergebracht. Das Artwork ist gelungen und das Management der knappen Ressourcen mit dem noch knapperen Platz im Konvoi bietet interessante Entscheidungen. Kann ich noch ein weiteres Besatzungsmitglied aufnehmen? Falls ja, welche Ressource gebe ich dafür ab?

Was mache ich, wenn ein Angriff eines Feindes mir dringend benötigte Fächer in meinen Fahrzeugen zerschießt, die ich nicht rechtzeitig reparieren kann? Man muss geschickt abwägen und schauen, dass der Konvoi sich bewegt, aber trotzdem genug Ressourcen und aktive Besatzungsmitglieder für die folgenden Züge zur Verfügung stehen.

Die Abschlusswertung ist etwas, was mir nicht ganz so gut gefällt. Es ist fast irrelevant, ob die Aurora erreicht wird oder nicht. Es fühlt sich unbefriedigend an, ein Spiel, in dem mein Konvoi in der Eiswüste verbleibt, trotzdem als Sieg zu werten. Solange ich nicht komplett zurückfalle und meinen Konvoi in Schuss halte, kann ich auch so das Spiel gewinnen.

Was auf lange Sicht auch ein Problem darstellen könnte, ist die wenig vorhandene Variabilität. Der Kern des Spiels wird durch die diversen Kartendecks gesteuert. Insbesondere in Partien mit 4 Spielern verwende ich fast alle zur Verfügung stehenden Karten, so dass höchstens die Reihenfolge dieser eine Überraschung darstellt.

Auch bei den Feinden und Kämpfen weiß ich nach wenigen Runden, was mich erwartet. Mir persönlich war bei den Kämpfen auch zu viel Zufall im Spiel. Selbst wenn ich 7 der benötigten 8 Schadenspunkte an einem Feind verursacht habe, kann trotzdem ein anderer Spieler mit einem „Lucky-Shot“ die Belohnung einheimsen. Das ist natürlich Geschmacksache, fühlte sich aber als betroffener Spieler nicht so gut an.

Alles in allem bietet Last Aurora ein thematisches stimmiges Spiel mit interessanten Konzepten beim Management der knappen Ressourcen. Durch die mangelnde Variabilität wird es aber für mich wohl ein Titel bleiben, den ich auf Dauer wohl nicht spielen und behalten werde.

Name: Last Aurora
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 60-90 min
Autor: Mauro Chiabotto
Illustration: Davide Corsi
Verlag: Grimspire, Pendragon Game Studio

Last Aurora
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