Aus dem Hause Libellud kommt ein weiteres Legespiel mit Flora und Fauna als Grundthema . Harmonies ist angesiedelt zwischen Azul und Cascadia. Ob es zwischen diesen preisgekrönten Giganten eine gute Figur macht , schauen wir uns im Folgenden an.
Material
Auffällig an Harmonies sind zunächst einmal die sehr gut abgestimmten und harmonisch wirkenden Farben der einzelnen Komponenten. Hinzu kommen griffige runde Holzscheiben in unterschiedlichen Farben, die in einem Stoffbeutel landen. Die Scheiben stellen die unterschiedlichen Elemente dar, aus denen unsere Landschaft zusammengelegt wird. Rot steht für Backstein, also ein Haus, aus Braun und Grün können Bäume gebaut werden, Blau und Gelb bilden Fluss und Wüstensand, Grau ist der Felsen.
Die zentrale Auslage hat zwei Seiten, eine mit drei Feldern für den Solospieler, die andere mit fünf Feldern, wenn mehr als ein Spieler teilnimmt. Den Verteilmechanismus kennen wir bereits von den Azul – Spielen. Je drei Holzscheiben werden auf ein Verteilerfeld gelegt. Jeder Spieler erhält dann noch einen individuellen Spielplan, der ebenfalls in zwei frei wählbaren Formaten vorliegt,
Als Tiere fungieren kleine, transparente Würfelchen, die als Wertungssymbole eingesetzt werden. Die schön gestalteten Auftragskarten erinnern uns ein wenig an Dixit, haben hier aber nur den Zweck, eine Vorgabe abzubilden, die dann auf dem Spielplan ausgelegt werden soll.
Als Option ist noch die kleine Mini – Erweiterung “Naturgeister” im Spiel enthalten. Diese besteht aus Wertungskarten, die sich auf etwas bestimmte Landschafts – Zusammenstellungen beziehen und mit extra Tier -Würfeln markiert werden.

Ablauf
Die Grundmechanik lehnt sich an Azul an. Wähle ein Feld mit drei Steinchen und setze diese dann in deiner Auslage auf ein freies bzw passendes Feld. Zusätzlich dürfen Aufträge erfüllt werden, was genau dann der Fall ist, wenn eine Auslage der Abbildung auf einer der Auftragskarten entspricht. Vorher wird die Auftragskarte von der offenen Auslage in die eigene Auslage gelegt. Am eigenen Spielbrett sind dafür vier Anlegestellen vorgesehen.
Es gibt auch gar nicht viele Einsetzregeln zu beachten. Die Bauhöhe beträgt auf allen Feldern drei Einheiten. Wenn ein Tier-Würfel für eine Wertung eingesetzt wird, darf dort nicht weitergebaut werden. Beides ist schnell verstanden, sodass die Einstiegshürde bei Harmonies sehr niedrig ist, denn ansonsten dürfen die Spielsteine beliebig auf den Spielplan gelegt werden.
Das Spielende wird eingeläutet, wenn der Beutel leer gezogen ist oder einer der Spielpläne bis auf zwei freie Felder belegt ist. Es kommt dann zu einer Auswertung, für die dem Spiel Wertungsblöcke beiliegen. Mit ihnen können nun Schritt für Schritt die verschiedenen Kreationen gewertet werden. Neben den Punkten der Auftragskarten gibt es hier noch Punkte für Bäume, Felder, Berge, Häuser und den längsten Fluss zu ergattern.

Spielerlebnis
In Harmonies neigt man dazu, einfach sofort und beliebig loszuspielen, allerdings kann sich dies im späteren Spielverlauf rächen, denn der Platz wird tatsächlich ziemlich schnell knapp. Man sollte daher die Auftragskarten immer gut im Blick behalten und möglichst für mehrere Aufträge die Vorbereitungen treffen. Natürlich ist dies abhängig von der Auswahl der offen liegenden Spielsteine, aber auch hier lohnt es sich, eine gut überlegte Auswahl zu treffen.
Je länger die Partie geht, desto komplexer wird die Auswahl und die Wahlmöglichkeit beim Einsetzen. Immer wieder gilt es zu entscheiden, welche hochwertige Konstellation mit dem nächsten Einsatz zerstört wird. Denn es gilt Einsetz – Zwang und nicht immer finden sich für die drei Spielsteine auch ideale Verweilorte. Daher ist es von hoher Bedeutung, eigene Auftragskarten gut zu planen. Die Spielanleitung selbst gibt bereits den Tipp, hier nicht zu eintönig zu sein und beispielsweise nur Aufträge mit Wasser zu wählen, da die Steine in der Anzahl begrenzt sind und mit der Zeit immer knapper werden.

Fazit
Ich liebe Spiele, die sehr einfache Regeln besitzen, aber mit fortlaufender Dauer viel Spieltiefe entwickeln. Harmonies besitzt eine Art „Endgame“, das es zu beherrschen gilt. Ungünstige Spielzüge am Anfang sind im späteren Verlauf nicht entschuldbar. Das finde ich sehr herausfordernd. Mit diesem Aspekt besitzt Harmonies für mich einen hohen Wiederspielwert.
Da es außer dem Wettbewerb um die ausliegenden Auftragskarten keine weitere direkte Interaktion gibt, eignet sich Harmonies sehr gut für zwei Spieler und insbesondere auch für das Solospiel, bei dem eine individuelle Spielvorbereitung zum Tragen kommt. Mit drei oder 4 Spielern sollte man sich im späteren Spielverlauf auf etwas Downtime einstellen, denn das Spiel verleitet zum längeren Nachdenken.
Insgesamt finden wir Harmonies als anspruchsvolles Familienspiel rundum gelungen. Die Nähe zu anderen Spielen des Genres stört uns überhaupt nicht, denn Harmonies bleibt in seinem Charakter vollkommen eigenständig. Wer Lege- und Tüftelspiele mag sollte auf jeden Fall bei Harmonies unbedingt zugreifen.
Erscheinungsjahr: 2024
Verlag: Libellud / Asmodee
Autor: Johan Benvenuto
Illustration: MaEva da Silva
Spieler: 1-4
Alter: ab 10 Jahren