Eine wundervolle WeltDas Cover und die Beschreibung versprechen einen Drafting- und Engine-Builder in einer dystopischen Welt, in der wir unserem Imperium zum Sieg verhelfen sollen. Drafting als Mechanismus ist Magic Spielern mit dem Booster Draft wohlbekannt, und auch Brettspieler dürften seit Citadels und spätestens mit 7 Wonders vertraut mit dem Mechanismus sein. Schauen wir uns an, was „Eine wundervolle Welt“ bieten kann.

Im Gegensatz zu 7 Wonders bewegen wir uns thematisch nicht in der Antike, sondern versuchen stattdessen, mit modernen Technologien Rohstoffe herzustellen um damit Gebäude zu errichten. Das Artwork der ca. 150 Karten ist ansprechend und versucht das dystopische Thema zu vermitteln, was zumindest bei mir nicht gelingt. Es gibt Karten und Würfel in 5 Farben (grau, schwarz, grün, gelb und blau), sowie Krystallium, das als Joker fungiert. Durch die sequentielle Produktionsreihenfolge und die Verwendung der Rohstoffe ist es aber nicht wirklich notwendig zu wissen, wie die einzelnen Kartentypen oder Rohstoffarten heißen, so dass ich bei Erklärungen der Regeln auch einfach nur die Farben benannt habe. Thematisch hab ich auch nicht hinterfragt, ob die Rohstoffarten für die Errichtung eines bestimmten Gebäudes sinnvoll sind.

Regeln und Ablauf

Am Spielanfang bekommt jeder Spieler eine Imperiumskarte, welche die Anfangsproduktion zeigt. Während des Spiels versuchen wir, mehr Ressourcen zu produzieren, um Gebäude zu errichten sowie Generäle und Investoren zu gewinnen um so an Siegpunkte zu kommen.

Das Spiel wird über vier Runden gespielt, die sich in jeweils drei Phasen einteilen, die, wie bei vielen Draftingspielen üblich, von allen Spielern gleichzeitig durchgeführt werden.

Draftphase

Zunächst werden sieben Karten an jeden Spieler verteilt, aus denen man sich dann eine der Karten aussucht und in den eigenen Draftbereich legt. Die übrigen Karten werden an den linken bzw. rechten Nachbarn weitergereicht und der Vorgang wiederholt bis jeder Spieler sieben Karten in seinem Draftbereich hat. Für Partien mit zwei Spielern werden zehn Karten als Basis genommen, aber trotzdem nur sieben gedraftet.

Planungsphase

In der Planungsphase wählen die Spieler nun aus den sieben Karten aus, welche davon gebaut werden sollen und welche für Rohstoffe recycelt werden. Jede Karte hat einen Bereich mit Baukosten, auf dem später Würfel platziert werden. Recycle ich eine Karte, die z.B. einen grauen Würfel liefert, darf ich diesen sofort auf einer im Bau befindlichen Karte platzieren, die diesen benötigt.

Habe ich keine passenden Bauplätze, werden die Würfel auf der Imperiumskarte gesammelt und können im Verhältnis von 5:1 gegen Krystallium getauscht werden. Sind alle Würfel auf einer Karte platziert, ist das Gebäude gebaut und bietet bei der Fertigstellung ggf. auch noch einen Bonus.

Produktionsphase

Diese Phase wird zwar wie alle anderen gleichzeitig für alle Spieler durchgeführt, jedoch in sich sequentiell. Die Rohstoffe werden in der Reihenfolge grau, schwarz, grün, gelb und blau produziert, wobei der Spieler mit der höchsten Produktion zusätzlich einen Investor oder General als Bonus bekommt. Durch die sequentielle Produktion ist es möglich, geschickte Ketten aufzubauen.

Schaffe ich es, durch das Platzieren der grauen Rohstoffe ein Gebäude fertig zu stellen, welches schwarze Würfel produziert, so erhalte ich diese noch in dieser Runde, sofern die produzierende Farbe in der Sequenz noch nicht dran war. Dieser Mechanismus ist der Verkettung erfordert also bereits Weitsicht in der Draft- und Planungsphase um so möglichst direkt von Gebäuden zu profitieren.

Das schöne an den im Bau befindlichen Gebäuden ist, dass diese in den folgenden Runden weitergebaut werden können und man nicht jedes Gebäude sofort fertig stellen muss.

Das Spiel endet nach vier gespielten Runden und alle Punkte werden zusammengezählt. Diese bestehen aus einfachen Siegpunkten, die direkt auf den Gebäudekarten abgebildet sind, aus multiplizierten Punkten pro Gebäudetyp, sowie Punkten für Generäle und Investoren, welche auch mit Multiplikatoren über ihren Basiswert erhöht werden können.

Solo-Spiel

Ein Drafting Spiel alleine zu spielen gestaltet sich natürlich etwas schwierig, wird aber durch einen zugänglichen Mechanismus ermöglicht. Pro Runde stehen in der Draftphase zwei mal fünf Karten zur Verfügung. Diese kann ich wie gewohnt in meinen Drafbereich legen, kann aber auch zwei davon abwerfen um aus fünf Karten eine zu wählen. So kann eine schlechte Hand, durch evtl. bessere Karten erweitert werden, was mich jedes Mal aber effektiv eine Karte kostet.

Als Ziel will ich auch hier möglichst viele Punkte erreichen, kann mich aber auch an verschiedenen Szenarien versuchen, die bestimmte Start- und Zielbedingungen haben. Eine starke Engine auszubauen ist natürlich auch alleine eine interessante Herausforderung, mich persönlich reizen spezifische Szeanrien mehr als eine einfache Highscore-Jagd.

 

Fazit

Ich wurde durch die dystopische Thematik auf Eine wundervolle Welt aufmerksam, bin aber auch wegen des kompakten Engine-Builders am Spiel dran geblieben. Die Thematik kommt für mich nicht wirklich rüber, was dem Spielspaß aber nicht maßgeblich gemindert hat.

In knapp über eine halben Stunde, baut man eine schöne knackige Engine, die man manchmal auch über die vorgesehenen vier Runden hinaus weiter nutzen möchte. Es ist dabei äußerst befriedigend, innerhalb einer Runde eine Kette aufzubauen, die mehrere Gebäude fertigstellt, welche auch sofort genutzt werden.

In den ersten Partien gibt man sich noch damit zufrieden, dass alle eigenen Gebäude fertig gestellt und kaum Würfel verschwendet werden. Mit weiteren Partien und Kenntnis der Karten, sowie dem besseren Ausnutzen von Multiplikatoren erreicht man auch höhere Punktezahlen.

Durch die Erfahrung ist man auch in der Lage, auf die Kartenauslage der Mitspieler zu schielen und so nicht nur die eigenen Pläne zu verfolgen, sondern auch die der anderen Spieler zu durchkreuzen. So kann man zumindest etwas mit den anderen Spielern interagieren und nicht nur alleine vor der eigenen Auslage planen und grübeln.

Die Einstiegshürde ist niedrig und so kann ich das Spiel auch Anfängern bedenkenlos empfehlen. Schon nach der ersten Partie dürfte das Verständnis für eine Engine da sein, so dass man in den folgenden Partien auch gezielter draften kann. Durch die kurze Spielzeit, kann man direkt eine weitere Partie spielen. Auch Online gibt es eine spielbare Variante, bei der man zumindest ein Tutorial zum Kennenlernen kostenlos und ohne Account spielen kann.

Name: Eine wundervolle Welt
Erscheinungsjahr: 2020
Spieler: 1 – 5
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 30-60 min
Autor: Frédéric Guérard
Illustration: Anthony Wolff
Verlag: Kobold Verlag

Eine wundervolle Welt
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