Jeder von uns träumt – manche werden sich nur selten an ihre Träume erinnern, andere wissen am nächsten Morgen noch um das gesamte Traumgeschehen. Und die schönsten Träume sind zweifellos jene, welche wir gezielt steuern können und auf deren Ablauf wir Einfluss nehmen können. Wie aufregend muss es erst sein, wenn man sich auf seiner Reise im Unterbewusstsein nur die besten Fragmente sichern und zu einem eigenen, unvergesslichen Traum zusammenstellen könnte? Mit diesem Gedanken beschäftigt sich das Spiel „Dreamscape“.

Material

Ohne je zuvor von dem Spiel gehört zu haben, lenkte zunächst seine fantasievolle Verpackung meine Aufmerksam im Geschäft auf sich und weckte durch einen interessant und für mich neuartig wirkenden Spielaufbau mein Interesse. Schon beim Öffnen der Schachtel fiel mir sofort das liebevoll gestaltete Spielmaterial auf: sowohl der Spielplan und die Figuren, als auch die einzelnen Karten sind detailverliebt und laden geradezu zum Spielen ein. Das Spielbrett und die Spielertableus sind aus stabiler Pappe und, benso wie die Traumzielkärtchen, mit detailreichen und stilvollen Motiven aus der Fabelwelt bedruckt. Die Spielfiguren und Traumsplitter sind allesamt aus Holz gearbeitet und in knalligen Farben ansprechend bemalt und können in einem Stoffbeutel aufbewahrt werden.

dreamscape beutel
Spielmaterial

Anleitung

Das Regelwerk ist mit 15 Seiten sehr umfangreich und wir hatten ab und an Schwierigkeiten, auf Anhieb zu verstehen, wie sich manche Abläufe gegenseitig bedingen. Erst nach mehrmaligem Lesen und beim Austesten während des laufenden Spiels, erschien vieles einleuchtender. Für die Reihenfolge mancher Abläufe, die teilweise etwas zweideutig formuliert war, legten wir dann die für uns nachvollziehbarste Version fest.

Durch den Umfang aller zu beachtenden Regeln, braucht es vermutlich zwei, drei Spieldurchläufe, um das Spiel flüssig, ohne Nachlesen zu spielen und im Ganzen auszukosten. Daher kann vor allem beim ersten Spielerlebnis gut und gern mit der doppelten Spielzeit geplant werden. Auch ist es vermutlich hilfreich, wenn sich der aufmerksamste und strukturierteste Mitspieler bereit erklärt, ein Auge auf den Spielablauf zu haben, damit kein Detail in den teils aktionsreichen Runden untergeht.

Spielverlauf

Es dient daher weniger als kurzweiliger Zeitvertreib, den man mal eben zwischen Kaffe und Kuchen einschiebt, sondern ist sowohl platz- als auch zeitintensiv. Im geeigneten Rahmen jedoch, mit ausdauernden Mitspielern und als Hauptspiel eines Spieleabends, kann man sich gespannt auf die Reise ins Traumland begeben. Sind alle Teilnehmer erst einmal entschlummert, ist nun jeder Träumer auf sich allein gestellt und versucht sich, mit möglichst vielen Schlummerpunkten, den Sieg zu holen.

Die begehrten Punkte erhält man durch Abschließen von Aufgabenkarten dreierlei verschiedener Schwierigkeitsgrade, wobei der höchste die meisten Punkte einbringt. Als erfüllt gilt eine Aufgabe, wenn man die abgebildete Konstellation an Spielplättchen, genannt „Traumsplitter“, auf seinem eigenen Traumlandschaftstableu nachgebaut hat. Um zu verstehen, wie man dahin kommt, bedarf es einer knappen Erklärung des Spielaufbaus: Für das Umsetzen der Aufgaben und somit Sammeln der Punkte für den Sieg, spielt man sich durch sechs Runden, welche je aus drei Phasen bestehen.

Phase 1 einer jeden Runde, das „Erscheinen“, kann man als Vorbereitungsphase zusammenfassen, in der der Rundenmarker weitergesetzt wird und der Traumweltenplan wieder neu bestückt wird.

In Phase 2 wird es dann schon spannender: nacheinander setzen nun alle Spieler ihre Figur durch die aus sechs Orten bestehende Traumwelt. In dieser so genannten „Reise“-Phase gilt es nun fleißig Traumsplitter, in Form von farbigen, runde Holzplättchen zu sammeln. Hört sich einfach an, ist es keineswegs: Mit nur vier möglichen Zügen pro Runde, die auf Spielfigur bewegen und Plättchen aufnehmen aufgeteilt werden müssen, kommt man seinem Ziel zunächst nur mühselig näher.

Dass man die Splitter nur in in einer bestimmten Reihenfolge nehmen kann und einem die Mitspieler auch ins Handwerk pfuschen, bedarf es einer guten Vorüberlegung. Denn mit der sorgfältig angelegten Sammlung an Traumsplittern legt man den Grundstein für die nächste Phase, das „Gestalten“. Nun baut man, mit seinen gesammelten Traumsplittern, eine oder gar mehrere gleichzeitig seiner Aufgabenkarten im Traumlandschaftstableau nach. Diese drei Phasen werden in den fünf Folgerunden fortgeführt und bringen zum Schluss einen Punktesieger hervor.

Traumlandsschaftstableau mit fertigem Muster

Viele einsetzbare Zusatzkärtchen bieten einem die Möglichkeit, seinen eigentlich so begrenzten Zug mit etwas Geschick mit weiteren sich beeinflussenden Extraaktionen zu spicken und so bestmöglich auszudehnen. Das macht als aktiver Spieler unwahrscheinlich viel Spaß und man entdeckt immer wieder neue Alternativen, um von Runde zu Runde gewitzter an seinen Zielen zu arbeiten.

Für die passiven Spieler kann das jedoch zu einer längeren Downzeit werden, in der sie ihrem Mitspieler bei einer Aneinanderreihung von Aktionen mit, je nach Spieltyp, langen Überlegungszeiten zuschauen, bis sie selbst wieder agieren dürfen. Dies zieht sich ebenfalls in der „Gestalten“-Phase so durch, was den zeitlichen Rahmen schnell sprengen kann. Je nach Anzahl der Spieler würden wir daher empfehlen, die Aktionen parallel ablaufen zu lassen, wenn alle Mitspieler mit den Regeln gut vertraut sind.

Spielansicht

Wiederspielwert

Wegen der vielen verschiedenen Ziele und Kombinationsmöglichkeiten, hat „Dreamscape“ meines Erachtens einen hohen Wiederspielwert, nicht zuletzt auch, weil mit jedem Spiel die Taktiken ausgeklügelter und die Strategien umfangreicher werden. Hat man alle Regeln und Sonderaktionen verinnerlicht, kann man seine Züge weit vorausplanen und seine Mitspieler immer wieder aufs Neue mit spannenden Zugkombinationen verblüffen.

Außerdem bietet das Grundspiel zusätzlich eine zweite Spielvariante – die Albtraumvariante- die mit erweiterten Regeln, Funktionen und einer vierten Spielphase noch mehr Handlungsmöglichkeiten bietet. Nun gilt es, sich nicht nur gegen die Mitspieler, sondern auch gegen den Herrn der Albträume durchzusetzen, der aktiv das Spielgeschehen mit seinen boshaften Machenschaften beeinflusst.

Ein weiterer zu erwähnender Punkt, der mich zum Kauf überzeugt hat, ist die mögliche Solovariante. Als Einzelspieler begibt man sich in ein Duell gegen den Herrn der Albträume. Leider ist selbst in der einfachsten Version kaum ein Sieg möglich, sodass Herr Albtraum mir meist mit uneinholbar vielen Punkten Vorsprung den Sieg streitig macht. Um an der Variante festzuhalten, hab ich mir die Regeln nach meinem Geschmack angepasst, um so eine reelle Chance und nun auch viel Freude am Spiel zu haben.

Spielangaben

Die Altersempfehlung ab 12 Jahren sehe ich mit gemischten Gefühlen. Das Spiel setzt räumliches Denken, Ausdauer und, da man das Spiel öfter spielen sollte, um alles zu verinnerlichen auch eine gewisse Beharrlichkeit voraus. Sollten die Voraussetzungen erfüllt sein, hat sicherlich auch ein 12 jähriges Kind mit ein wenig Hilfestellung eines Erwachsenen viel Spaß an dem Spiel. Die Angabe von 25 Minuten pro Spieler finde ich etwas optimistisch berechnet. Wir haben die Spielzeit meist überzogen, was aber auch einfach daran liegen mag, dass unsere Mitspieler ihre Züge sehr akribisch planten.

Fazit

Schon allein beim Betrachten des ansprechenden Spielmaterials bekommt man Lust, gleich mit der Reise ins Traumland loszulegen. Hat man sich erst einmal die Zeit genommen, sich durch die teilweise etwas umständlich formulierte Anleitung zu beißen, nimmt das Spiel mit jeder neuen Runde zunehmend an Fahrt auf und man hat Spaß beim Ausreizen aller Möglichkeiten. Ich sehe das Spiel vor allem bei strategischen Spielern, die es lieben, ihre Züge schon weit im Voraus zu planen und auch Freude haben, die durchaus interessanten Zugfolgen ihrer Mitspieler zu verfolgen.

Je nach Mitspieleranzahl sollte man ein bis zwei Stunden Zeit einplanen und sich darauf einstellen, dass es mit sehr akkurat spielenden und haarklein planenden Mitspielern in längeren Überlegungsphasen etwas langwierig werden kann. Ändert man die Regeln der Solospielervariante nach eigenem Belieben ab, hat man auch allein einen spannenden Zeitvertreib ganz ohne Wartezeiten durch andere Mitspieler. Als Ausstieg aus der reellen in eine Traumwelt, bietet dieses Puzzlespiel für mich einen hohen Unterhaltungswert mit dem Ansporn, meine Ziele in der nächsten Runde noch effektiver zu erreichen.

Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: HUCH!
Autor: David Ausloos
Gestaltung: David Ausloos , Pierre Steenebruggen, Benjamin Treilhou
Spieler: 1-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 25 Minuten pro Spieler (Minimum)

Dreamscape
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