der-letzte-willeDie älteren Semester unter unseren Lesern erinnern sich vielleicht noch an das Spiel Mankomania aus der MB-Spiele Reihe, das im Jahr 1985 erschienen ist. Thema dort: “Gib möglichst schnell 1 Millionen aus”.  Während es damals eher um Casinospiele ging, hat der tschechische Autor Vladimir Suchy mit seinem seinem “Der Letzte Wille“ dieses Thema neu belebt und in ein schön illustriertes Optimierungsspiel umgewandelt.

Ein entfernter Verwandter, in diesem Falle ein sehr wohlhabender Onkel, der kürzlich das Zeitige gesegnet hat, schreibt einen testamentarischen Wettbewerb aus, um herauszufinden, wer sein gesamtes Vermögen erben soll. Er verfügt, dass derjenige die Erbschaft antreten soll,  der es schafft, einen bestimmten Geldbetrag als erster vollumfänglich auf den Kopf zu hauen.

Diese Rolle übernehmen wir Spieler gern und starten umgehend mit dem Verprassen von insgesamt  je 70.000 €. Damit dies jedoch möglichst effizient geschehen kann, ist einiges an Planung notwendig.  Entsprechend beginnt jede der maximal sieben Runden mit einer Planungsphase, in der die Spieler sich entscheiden, wie viele Aktionskarten sie ziehen möchten, welche Botengänge sie durchführen möchten, wie viele Aktionen sie aisführen dürfen, und sie legen nebenbei auch noch die Spielerreihenfolge fest.

der-letzte-wille-brettspielMit den Aktionskarten, die die Spieler bereits ab Spielbeginn auf der Hand haben, können sie nun so einiges anstellen. die Karten unterscheiden sich in ihrer Funktionalität, nicht aber in ihrer Zielsetzung, dem Geld ausgeben. der Kauf einer Immobilie (via Immobilienkarte) verschlingt schon einmal einen größeren Betrag aus dem Guthaben. Ene Villa, ein Landhaus oder ein Bauernhaus erfordern Instandhaltung, die regelmäßig in jeder Runde Kosten erzeugen. Allerdings hat die Sache einen Haken: Kein Spieler darf seinen Bankrott erklären, wenn er noch Besitzer einer Immobilie ist  Er muss diese also vor seiner Insolvenz verkaufen.

Wenn er es richtig angestellt hat und die Immobilie ordentlich “verwohnt” hat, bekommt er aber vielleicht nicht mehr so viel Geld dafür, wie er ausgegeben hat. Er könnte sogar im richtigen Moment die Preise auf dem Immobilienmarkt so manipulieren, dass er fast nichts mehr für sein Haus bekommt.

Immobilien werden wie andere bleibende Karten in der eigenen Auslage ausgelegt und müssen dort bei Verwendung aktiviert werden. Dadurch wird die Nutzung pro Runde begrenzt. Es ist also sinnvoll, die Kosten für die Instandhaltung zu erhöhen, beispielsweise durch Haltung von Pferden und Hunden auf dem Bauernhof oder durch angestelltes Personal im Landhaus. Möglich wird dies durch Ausspielen von Begleiter-Karten.

Neben den Immobilien sind regelmäßige Besuche in Restaurants und Kultur-Veranstaltungen  geeignete Kostentreiber. Diese lassen sich durch Auslegen von Ausgaben- und Helferkarten noch verteuern, denn wer im Restaurant das Essen seiner Begleiter mitzahlt, benötigt dafür selbstredend mehr Kleingeld

Wenn nun noch Geld übrig sein sollte, lässt sich dieses durch Ausflugsfahrten mit Kutsche oder Schiff verflüssigen.  Die Durchführung großer Events wie dem Festball macht es sogar möglich, verschiedene Kostentreiber- Aktionen zu einer zusammenzufassen und besonders viele Investitionen zum eigenen Saus und Braus tätigen zu können.

Üblicherweise dauert es nicht bis zur abschliessenden 7. Runde, bis einer der Spieler bankrott ist. Sollten mehrere Spiele gleichzeitig in die Insolvenz gehen, entscheidet der höchste Schuldenberg oder, falls noch Geld da ist, das niedrigste Guthaben über Sieg und Niederlage.

Der letzte Wille ist ein liebevoll illustriertes Optimierungsspiel. Irgendwie kann man sich vorstellen, auch einmal in der Rolle zu sein, einfach nach Belieben Geld zu verprassen, indem man mit Immobilien spekuliert oder “auf der Piste” unterwegs ist. Der Spielverlauf ist dabei sehr flüssig, wenn auch die Planungsphase nur marginale Planung zulässt, da es auch ein wenig auf das Kartenzieh-Glück ankommt. Dennoch: Man ist ständig damit beschäftigt, zu entscheiden, wo die nächsten Rubel ausgegeben werden können. Dabei hilft es, Startspieler zu sein und die freie Auswahl zu haben

So macht der Letzte Wille wirklich erst dann Spass, wenn man das Spiel vollständig verstanden hat. Die Spielregel trägt leider nicht dazu bei, schnell ins Spiel zu finden. Sie ist zwar inhaltlich korrekt geschrieben, schafft es jedoch nicht, den Fokus auf die wichtigen Details des Spielverlaufs zu legen. Auch die Icon-Sprache ist nicht intuitiv erlernbar und erfordert häufigere Blicke auf die Übersicht in der Anleitung.

Wer sich also die Zeit nimmt, das Spiel vollständig kennen zu lernen und die Regel durchzuackern, der wird mit einem stimmigen und atmosphärigen Spiel und einem humorigen Thema belohnt.

Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: CGE / Heidelberger Spieleverlag
Autor: Vladimir Suchy
Gestaltung: Tomáš Ku?erovský
Spieler: 2-5
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca 60 Minuten

Der letzte Wille
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