Sie sind die heimlichen Stars des Internets und auch wenn es niemand öffentlich zugeben mag – jeder freut sich über ihre lustigen Bilder und Videos: Katzen! Nun wurde den eleganten Fellnasen ein eigenes Spiel gewidmet. Aber geht es in dem Spiel auch so kuschelig und entspannt zu, wie sein Inhalt vermuten lässt oder muss man auch mal die Krallen ausfahren? Und bietet es vielleicht nur eingefleischten Katzenfans Spaß?

 

Material

Die Verpackung lässt zunächst nichts Böses erahnen: der Karton ist mit dem Muster einer Quiltdecke in Pastellfarben bedruckt und obenauf liegt, zusammengerollt schlummernd, eine orange getigerte Katze. Spätestens jetzt hat das Spiel die Aufmerksamkeit aller Katzenfans auf sich gezogen.

Das Spiel selbst besteht aus vier Spieltableaus in Form von Quiltdecken, 108 Stoffplättchen zu je 6 Sets in den Farben grün, lila, pink, gelb, hell- und dunkelblau, 24 Aufgabenplättchen, fünf Katzentableaus, 6 Musterplättchen, 74 Katzenmarkern, 52 „Knöpfen“, einem Stoffbeutel und einem Block zum Notieren des Spielstandes.

Dieses Spiel bringt also richtig viele Teile mit sich, die allerdings in den mitgelieferten Zipper-Tütchen ordentlich verstaut werden können. Alle Teile bestehen aus fester Pappe und sind hübsch bedruckt. Allein beim Blick in den Karton, wird man bei so viel Material neugierig, was einem in der Spielpartie erwartet.

Das Spielmaterial

Anleitung

Mit 11 Seiten ausschließlich auf Deutsch ist das Regelwerk sehr umfangreich, bietet aber mit zwei Kurzanleitungen für Neulinge und erfahrene Spieler eine gut verständliche Möglichkeit für einen schnellen Einstieg ins Spiel. Die Anleitung ist leicht verständlich und weist viele Beispiele zur Verdeutlichung verschiedener Spielsituationen vor.

Spielverlauf

Beginnt man mit Calico sieht es auf dem Spieltisch wie folgt aus: vor jedem von Euch Spielern liegt ein Quilt-Brett mit je drei zu erfüllenden Aufgaben, in der Tischmitte liegen die Stoffplättchen auf dem sogenannten „Stoffmarkt“ (bis auf drei alle verdeckt), Knöpfe und ganz wichtig – die Katzentableus. In Eurer Hand haltet ihr zwei verdeckt gezogenen Stoffplättchen.

Euer Ziel ist es nun Eure Quiltdecke fertig zu bekommen und damit Katzen anzulocken. Von Eurer Hand nehmt Ihr eines der beiden Stoffplättchen und wählt nun gut überlegt einen geeigneten Platz auf Eurer Quiltdecke dafür aus. Die Punkte könnt Ihr Euch über verschiedene Wege sichern:

  • Ihr legt wie auf den Katzentableaus angezeigt 3 Stoffplättchen des gleichen Musters zusammen und dürft Euch den entsprechenden Katzenmarker auflegen (3 bis 7 Punkte, je nachdem, welche Katze man angelockt hat)
  • Ihr legt mindestens drei gleichfarbige Plättchen aneinander und dürft Euch einen Knopf der entsprechenden Farbe auflegen (3 Punkte). Hat man sich einen Knopf von jeder Farbe erspielt, bekommt man zusätzlich den Regenbogenknopf (3 Punkte)
  • Ihr löst eine oder mehrere Eurer der Aufgaben Eures Spieletableaus (7 bis 15 Punkte, je nach Aufgabe)

Wie Ihr schon beim Lesen bemerkt, gilt es auf viele Sachen gleichzeitig zu achten und mehrgleisig zu fahren, um am Ende als Punktesieger hervorzugehen. Reihum legt man nun immer ein Plättchen auf sein Spieltableau und zieht eine der offen liegenden Stoffkärtchen vom „Stoffmarkt“ nach und deckt ein neues Plättchen auf, bevor der nächste Spieler an der Reihe ist.

Man versucht sich nun eine Strategie zurechtzulegen, die sich nur schlecht planen lässt, denn nützliche aufgedeckte Stoffplättchen, werden einem häufig vor der Nase weggeschnappt, sodass man auf eine alternative Strategie ausweichen muss, was das Spiel bis zum bitteren Ende spannend bleiben lässt. Welche Aufgaben man umsetzt, bleibt jedem selbst überlassen, so dass man für sich selbst eine erfolgsversprechende Variante finden muss.

Während sich Knöpfe und Katzenmarker leichter und in kürzerer Zeit erspielen lassen, da man „nur“ die richtigen Farben oder Muster aneinanderlegt, bietet die Erfüllung der Tableauaufgaben mehr Vorausplanung und hat bis zum Spielende keinen Punktegarant, da einem der Zufall nicht immer die benötigten Karten in die Hand spielt.

Auch hier gibt es nochmal zwei Schwierigkeitsgrade: beim leichteren, weniger bepunkteten Grad ordnet man die Stoffplättchen entweder nach Farbe ODER nach Muster in der geforderten Anzahl um das Aufgabenplättchen herum an. Möchte man die hohe Punktzahl abstauben, achtet man auf das korrekte Verhältnis von Muster UND Farbe.

Bei all den vielen Wegen, an Punkte zu gelangen, muss nun jeder für sich selbst eine Strategie finden und wird diese, im Verlaufe des Spieles auch mehrmals über den Haufen werfen und neu überdenken. Es bleibt durchweg spannend und man gerät zunehmend unter Druck, wenn man bei seinem Mitspielern beobachtet, wie sie ihre Decke mit Knöpfen versehen oder eine Katze nach der anderen anlocken, während man selbst an der umfangreichen (und vielleicht auch mehr Punkte bringenden) Aufgabe seines Tableaus hängt.

Eine „Quiltdecke“ im Aufbau

Wiederspielwert

Nachdem die allererste Spielrunde beendet war, waren sich sofort alle einig, dass früher oder später die nächste Runde folgen muss! Denn nun sind alle vollkommen hinter das Spielprinzip gestiegen, konnten Schlüsse ziehen, was sie beim nächsten mal anders machen wollen und worauf sie ihr Augenmerk richten wollen. 

Hinzu kommt, dass die letzten Seiten der Anleitung verschiedene Herausforderungen anbieten, an denen man sich versuchen kann. Auch ohne Herausforderung ist kein Spiel wie das vorherige, man zieht immer unterschiedliche Plättchen und erlebt immer wieder verschiedene Szenarien. Und nach jedem Abschluss hat man sofort neue Ideen, die man im nächsten Spiel umsetzen kann.

Hier sind Streifen und Punkte gefragt!

Spielangaben

Das Alter der Mitspieler liegt laut Spielverlag zwischen 10 und 99 Jahren. Sieht man vom obligatorischen Höchstalter ab, ist 10 Jahre doch sehr realistisch, da jüngere Kinder mit dem Überblick über die verschiedenen Aufgaben und eine daraus resultierende Strategie vermutlich überfordert wären. Gerade auch für die etwas älteren Kinder kann ich mir das Thema Katzen ansprechend vorstellen.

Calico ist endlich mal wieder ein Spiel, was auch einen Solo-Modus anbietet. Es spielt sich allein genauso spannend und man verzichtet zusätzlich auf die Wartezeiten, die nun mal durch andrere Spieler entstehen. Nichtsdestotrotz ist es auch mit der Maximalzahl von vier Spieler keinesfalls langatmig.

Mit 30-45 Minuten Spielzeit, wie beschrieben, kommt man auch gut hin. Natürlich lässt sich diese Spielzeit auch beliebig ausdehnen, je nachdem wie viele Tüftler mitspielen, die dazu neigen, die Bedenkzeiten auszuschöpfen.

Fazit

Wider meiner ersten Erwartung, dass es bei einem Katzenspiel eher ruhig und gediegen zugeht, hat mich Calico tatsächlich überrascht. Es ist kurzweilig und bietet viel Stoff, um die grauen Zellen anzustrengen. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, da man entweder mit der Planung der eigenen „Quiltdecke“ beschäftigt ist oder man drückt hoffnungsvoll die Daumen, dass der Spieler vor einem nicht die begehrte Karte wegschnappt.

Der einzige Punkt, der uns beim Spielen negativ auffiel, war die Bedeutung des Regenbogenknopfes. Diesen bekommt man, wenn man einen Knopf von jeder Farbe auf seinem Spieltableau hat. Dieser ist jedoch, wie alle anderen Knöpfe auch, nur 3 Punkte wert und bietet so keinerlei Anreiz. Ich könnte mir auch jeden beliebigen anderen Knopf erspielen, der mir besser in meine vorhandene Struktur passt. Wir haben den Regenbogenknopf daher eigenmächtig mit 10 Punkten bewertet, so dass man auch einen Mehrwert durch ihn hat.

Macht man seinen Mitspielern das Spiel erst einmal schmackhaft (nicht jeder ist von der Idee eines „Katzenspiels“ angetan), wird man mit jeder Runde zusehends mehr Begeisterung bei seinen Mitspielern feststellen. Es hat tatsächlich einen kleinen Suchtfaktor, weshalb Calico mittlerweile ein fester Bestandteil eines Spieleabends unter Freunden von Strategiespielen ist.

Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Ravensburger
Autor:  Kevin Russ
Gestaltung: Dylan Mangini, Kevin Russ
Entwicklung: David Iezzi, Robert Melvin, Shawn Stankewich
Spieler: 1-4
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: 30 – 45 Minuten

Calico
Markiert in:                 

3 Kommentare zu „Calico

  • 17/07/2022 um 12:54 Uhr
    Permalink

    Hallo, da ist ein kleiner Fehler in der Spielbeschreibung:
    Man legt 3 bis 7 Stoffplättchen des gleichen Musters ……. Und erhält 3 bis 11 Punkte…

    Ansonsten schöne Rezension des Spiels, wir spielen das momentan auch sehr gerne.
    Herzliche Grüße
    Ulrike Prigge

  • 17/08/2021 um 22:48 Uhr
    Permalink

    @Daniel, Lustiger Verschreiber, ist aber jetzt korrigiert, danke für den Hinweis 🙂

  • 05/08/2021 um 15:04 Uhr
    Permalink

    „Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, da man entweder mit der Planung der eigenen „Quiltdecke“ beschäftigt ist oder man drückt hoffnungsvoll die Damen“..

    😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.