Als Tier- und Zoo-Fan hat man sicher schon mal drüber nachgedacht, wie der perfekte Zoo aussehen könnte. Arche Nova erlaubt uns, dies auf dem Spieltisch auszuprobieren.

Wir bauen Gehege für unsere Tiere, unterstützen Artenschutzprojekte und gewinnen Sponsoren für unseren Zoo. Wer ein leichtes Familienspiel erwartet, ist hier aber fehl am Platz. Wie komplex der Aufbau eines Zoos ist, schauen wir uns an.

Material

Die große Box ist prall gefüllt mir Inhalt: Ein großer Spielplan für die Auslage und Punkteleisten, Zoopläne für jeden Spieler und mehrere Regelhefte bilden die Basis. Dazu gibt über 250 Karten, dutzende Holztoken und verschiedene Zoopläne. Auch wollen etliche Papptoken aus den Stanzbogen gepöppelt werden, welche dann aber dankenswerterweise in zwei beiliegenden Plastiktrays untergebracht werden können. Vorbildlich!

Das Artwork ist ansprechend, aber nicht überragend. Die verwendete Symbolik ist funktional und nach den ersten Partien auch verinnerlicht.

Regeln und Ablauf

Eine volle Erklärung der Regeln würde hier den Rahmen sprengen, weshalb wir uns auf die Kernmechaniken beschränken werden, die aber ausreichen sollten, um die Möglichkeiten von Arche Nova zu verstehen.

Bei Arche Nova gibt es zwei entgegenlaufende Punktleisten, eine für die Attraktivität des Zoos und eine für den Artenschutz. Auf jeder dieser Leisten mit unterschiedlichen Skalen, liegt ein Punktemarker pro Spieler. Das Spielende wird ausgelöst, sobald sich die beiden Marker treffen. Sieger ist der Spieler, deren Marker danach den weitesten positiven Abstand zwischen den eigenen Markern haben. Um diese Marker zu bewegen, müssen Attraktivitäts- und Artenschutzpunkte gesammelt werden.

Zu Spielbeginn erhalten die Spieler einen eigenen Zooplan und einen Satz Handkarten. In den ersten Partien sollte man für alle Spieler mit dem gleichen Plan spielen, um den Einstieg zu vereinfachen. In weiteren Partien können diese zufällig bestimmt oder frei gewählt werden.

Die Spieler sind reihum dran und dürfen dann eine der fünf möglichen Aktionen ausführen. Für die Aktionen gibt es Karten, die auf den Positionen 1-5 liegen, wobei die Position die Stärke der Aktion bestimmt. Ich darf also frei zwischen diesen Aktionen wählen, bin aber durch die Stärke, manchmal auch durch die kosten, eingeschränkt in der Wirkung.

Mit der „Bauen“-Aktion können unterschiedlich große Gehege für Tiere und Spezialgehege wie etrwa Reptilienhäuser oder Vogel Volieren errichtet werden. Je stärker die Aktion, desto größer kann mein Gehege werden.

Mit der Tier-Aktion dürfen Tiere in vorher errichtete Gehege gespielt werden, womit der Zoo an Attraktivität gewinnt. Wie an den Info Schilder in richtigen Zoos erfahren wir auf der Tierkarte u.a,. aus welcher Region das Tier stammt und welcher Tierart es zuzuordnen ist.

Die Sponsoren-Aktion erlaubt es, Sponsoren Karten zu spielen, die direkt Attraktivitäts- oder Artenschutzpunkte bringen. Andere Sponsoren bringen Vorteile für weitere Aktionen oder erlauben es, Kosten einzusparen.

Die Verbands-Aktion erlaubt es, Partnerzoos und Universitäten zu gewinnen, sowie Artenschutzprojekte zu unterstützen. Dafür wird ein Verbandsmitarbeiter benötigt.

Schließlich können mit der Karten – Aktion neue Karten aus der allgemeinen Auslage oder vom Nachziehstapel gezogen werden.

Nachdem ich eine Aktion gewählt und vollständig ausgeführt habe, wandert die Karte auf Platz 1 und alle anderen Karten rücken auf.

Das hört sich zunächst gar nicht so kompliziert an, aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Alle Karten können aufgewertet und auf die andere Seite gedreht werden. Dadurch werden die Aktionen stärker und erlauben so z.B. mehrere Gehege zu bauen, Karten direkt aus der Auslage und nicht aus der Hand zu spielen oder mehrere Verbandsaktionen auf einmal auszuführen.

Auch dürfen alle Karten nicht einfach so gespielt werden. Für viele Tiere müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Mal muss das Gehege am Wasser liegen, mal ist ein passender Partnerzoo notwendig oder eine gewisse Anzahl an Forschungssymbolen.

Für die Verbandsaktion wären mehrere Arbeiter hilfreich, da diese auch noch weitere Boni freischalten können. Boni sind auch auf dem Zooplan und der Rufleiste zu erreichen. In Summe gibt es einfach sehr viele miteinander verzahnte Aspekte, die beherrscht werden wollen.

Zwischendurch können die Spieler immer wieder Pausen auslösen, die in einer Art Aufräumphase wieder dringend benötigtes Geld in die Kasse spülen, die Verbandsmitarbeiter resetten und so den Ausbau des Zoos voran treiben.

Die ersten Partien können die zwei oder sogar drei Stundenmarke sprengen, wenn sich alle Spieler erst mal zurecht finden müssen. Danach erschließt sich langsam der volle Umfang des Spiels. Wie plane ich meine Aktionen effizient und schalte zum richtigen Zeitpunkt bestimmte Elemente frei, um von diesen direkt zu profitieren? Die Artenschutzprojekte sind ein kleines Wettrennen, bei dem man andere Spieler etwas behindern kann, ansonsten spielt man größtenteils mit dem Fokus auf den eigenen Zooplan.

Solo-Variante

Arche Nova bietet eine Solo-Variante in den Regeln, bei der man in einer fest stehenden Rundenanzahl versucht, auf ein positives Endergebnis zu kommen. Das Spielgefühl ist hier etwas anders, da die Pausen zu festen Zeitpunkten passieren und man so anders taktieren muss als im Mehrspielermodus.

Solo-Fans würde ich die ARNO Fan-Variante von Boardgamegeek.com (Englisch) ans Herz legen, die ein besseres Mehrspielergefühl vermittelt.

Fazit

Arche Nova ist ein großes Spiel, welches verdient den Deutschen Spielepreis 2022 gewonnen hat. Die verwendeten Mechaniken sind alle nicht neu. Vielspieler werden Elemente aus Rajas of the Ganges, Civilization und Terraforming Mars schnell wieder finden. Die Kombination dieser Mechaniken macht Arche Nova aber zu einem spannendem Spiel welches viel Tiefe bietet.

Mit der angegeben Spielzeit wird es am Anfang eng, wobei 2h durchaus machbar sind, sobald alle Spieler die Regeln weitestgehend beherrschen. Persönlich würde ich aber maximal zu dritt spielen wollen, da die Zeit bis zum eigenen Zug mit vier Spielern manchmal zu lang wird. Vor allem in der Endphase, wo man selbst die nächsten Züge bereits vorgeplant hat, kann es nervig werden, wenn man lange warten muss, bis man dran ist.

Spannend ist die Varianz durch die verschiedenen Zoopläne und die vielen Karten, die unterschiedliche Taktiken je nach Ausgangslage erfordern. Welche meiner Aktionskarten werte ich als erste auf? Versuche ich zunächst, mein Einkommen zu erhöhen, oder möchte ich doch lieber früh einen weiteren Verbandsarbeiter? Verzichte ich dafür vielleicht auf Artenschutzpunkte, um schneller einen Bonus zu erhalten? Lohnen sich Sponsoren gerade für mich? In jeder Phase des Spiels muss auf die aktuellen Gegebenheiten reagiert werden um das beste Ergebnis zu erzielen.

Es gibt nur wenige Karten mit direkter Spielerinteraktion, welche aber auch aussortiert werden können. Nichtsdestotrotz fühlt sich Arche Nova nicht nach Multiplayer-Solitär an, da es indirekt genügend Interaktionsmöglichkeiten gibt. Das Auslösen der Pause zum richtigen oder falschen Zeitpunkt, die Unterstützung von Artenschutzprojekten, das Nehmen von Karten, die meine Mitspieler gerne hätten, sind spannende Aspekte, die das Spiel interaktiv machen.

Uns hat Arche Nova voll überzeugt und wir können es erfahrenen Spielern wärmstens empfehlen. Man sollte sich nur bewusst sein, dass hinter der schönen Zoo-Fassade ein anspruchsvolles Expertenspiel steckt.

Name: Arche Nova
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 90-150 min
Autor: Mathias Wigge
Illustration: Steffen Bieker, Loïc Billiau, Dennis Lohausen, Christof Tisch
Verlag: Feuerland Spiele

Arche Nova
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