Neben Brettspielen bin ich leidenschaftlicher PC- Spieler und werde schnell hellhörig, wenn ein digitales Spiel einen analogen Ableger erhält. Eines dieser Spiele hat mich dabei seit meiner Kindheit gefesselt und stets begleitet. Ich kann mich noch gut an die schier endlosen Wochen erinnern, an denen ich vor dem Bildschirm hockte und mir Gedanken über komplexe Produktionsketten und Optimierungsprozesse machte.

Schließlich gab es auf meiner Insel eine Menge zu tun: Neue Farmen und Fabriken mussten angelegt werden, Einwohner brauchten Nahrung, Wohnraum und sehnten sich nach Wohlstand, Handel musste betrieben werden und eine Flotte die Welt erkunden. Ich spreche dabei von dem Spiel, dass als Genrebegriff für Aufbauspiele gilt: ANNO. Kaum eine Spielereihe hat mich so fasziniert, wie ANNO, welches am 31. März 1998 mit dem ersten Serienteil – ANNO 1602 – das Licht der Welt erblickte.

Mit ANNO 1701 erschien bereits eine erste Brettspiel-Umsetzung, welche optisch sehr an ein Siedler von Catan erinnerte. Auch wenn die Mechaniken sich unterscheiden und das Spiel durchaus gut in Bewertungen abschnitt, fehlte mir der optische Bezug und das Flair des Originals.

Mit ANNO 1800 – Das Brettspiel ist nun auch der aktuelle Serienableger als Strategiespiel erschienen. Wie auch im Vorbild liegt der Schwerpunkt auf den Produktionsketten und der Optimierung der Wirtschaft.

Liebes ANNO-Brettspiel, du wirst es nicht leicht haben, mich als alten ANNO-Veteranen zu überzeugen. Ob es dem Spiel gelingt, meinen persönlichen Erwartungen und der stets eindrucksvollen Atmosphäre des PC-Spiels nun als Brettspiel gerecht zu werden, möchte ich Euch ausführlich vorstellen. Lasst uns die Segel setzen und zu neuem Land aufbrechen!

Was steckt drin

Der Umfang der Brettspiel-Variante kann sich sehen lassen. Insgesamt lassen sich über 40 Waren produzieren & optimieren und dies ist schon eine Hausnummer.

Wie auch digital verfügt jeder Spieler über eine große Hauptinsel in der alten Welt, welche sich jedoch weiter ausbauen und vergrößern lässt. Auch die neue Welt hat es ins Spiel geschafft, wenn auch nur am Rande und sehr rudimentär. Die Bevölkerung in ANNO wird mit Hilfe von Karten und Markern repräsentiert, wobei es verschiedene Bevölkerungsstufen gibt, die zum Aufstieg bestimmte Voraussetzungen benötigen. Zudem fanden Schiffe, Aufträge und Expeditionen den Weg ins Spiel, wie man sie auch aus dem Original her kennt.

Zwischenfazit:
Das fühlt sich nach ANNO an und das Beste daran: Da ist auch ANNO drin. Die Illustrationen entsprechen den Originalgrafiken, sodass man sich sofort heimisch und wie vor dem PC fühlt. Das Warenangebot ist vielzählig und man sollte genügend Platz einplanen, damit man vernünftig siedeln kann. Ich vergebe 5 von 5 Punkten.

Spielvorbereitung

Bevor es losgehen kann, bedarf es ein wenig Vorbereitung und die sollte man nicht unterschätzen. Zu meiner Enttäuschung hat es der Verleger nicht in Betracht gezogen, ein vernünftiges Karton-Inlay bereitzustellen. Zwar werden Tütchen bereitgelegt, doch auch dann verliert man sehr schnell die Übersicht. Zu Bedenken ist, dass es jede der 44 Waren nur zwei Mal gibt. Allein diese Sortierung dauert eine gefühlte Ewigkeit. Und dazu kommen noch unzählige Marker, Kärtchen und andere Plättchen.

Zwischenfazit:
Lieber Kosmos-Verlag, das geht eindeutig besser! Da helfen mir auch die ganzen Tütchen wenig. Ordnung bei einem komplexen Spiel muss einfach gegeben sein, sonst leidet der Spielspaß. Positiv zu erwähnen ist, dass das Regelwerk verständlich geschrieben und trotz Spielumfang schnell erklärt ist.
Ich vergebe 3 von 5 Punkten.

Spielverlauf

Damit dieser Bericht nicht eine bloße Wiederholung des Regelwerks ist, möchte ich Euch auf eine Partie mitnehmen und Vergleiche zwischen Brettspiel und PC-Spiel ziehen.

Ziel des Spiels ist es, die meisten Gunstpunkte zu erhalten. Diese erhält man hauptsächlich durch eine zufriedene Bevölkerung (= Erfüllung von Aufträgen). Aber auch durch Expeditionen, Gold und allgemeine Auftragskarten, welche zu Beginn ausliegen und dem Spiel eine Richtung vorgeben, lässt sich die Gunst erhöhen.

Der Fokus von ANNO liegt eindeutig auf der Produktion von Waren und der Optimierung von Warenkreisläufen. Jede Bevölkerungsstufe – es gibt insgesamt fünf: Bauer, Arbeiter, Handwerker, Ingenieur, Investor – kann nur in ganz bestimmten Produktionsstätten eingesetzt werden und hat zudem individuelle Bedürfnisse. Kurzum, das Brettspiel bildet die Elemente des PC-Spiels sehr gut ab.

Die Oberschicht wünscht sich elektrisches Licht, Laufräder oder Pelze, während Arbeiter über Schnaps, Bier oder Kleidung schon zufrieden sind. Werden diese Bedürfnisse über Bevölkerungskarten befriedigt, erhält der Spieler einerseits Gunst, sowie einmalige Vorteile, die er zu seinem Belieben einsetzen kann. Das kennt man vom PC Spiel durch Zufallsaufträge und wurde gut übertragen.

Der Grundmechanismus von ANNO fühlt sich dabei überraschend gut an, obwohl man als aktiver Spieler nur eine einzige Aktion besitzt. Anschließend ist der nächste Spieler dran. Das hört sich im ersten Moment nach sehr wenig an, aber wurde vom Autor sehr gut umgesetzt.

Fast alle Aktionen im Spiel benötigen Ressourcen, um sie durchzuführen. Um eine Industrie zu bauen, sind bestimmte Güter notwendig. Zum Erhalt der Güter legt man einen Bevölkerungsstein der benötigten Bevölkerungsstufe auf eine Produktionsstätte und bekommt augenblicklich diese Ware. Wer jetzt denkt, dann horte ich die wertvollen Waren bis zum nächsten Spielzug, dem sei gesagt: Nichts da! Denn anders als im PC-Spiel gibt es keinen Kontor, um die Waren zu lagern.

So lange ein Arbeiter z.B. auf dem Sägewerk liegt, arbeitet er sozusagen den Auftrag ab. Im nächsten Zug produziert er daher kein weiteres Holz und muss erst die Arbeit abschließen (Schichtende oder Aktion Stadtfest), damit er wiederverwendet werden kann. Immerhin besitzt jede Produktionsstätte zwei Arbeitsbereiche, sodass man mindestens zwei Mal ein Gut produzieren kann. Dieser Mechanismus bringt viel Schwung ins Spiel und beschleunigt es ungemein.

Um Arbeiter wieder nach Hause und damit in den persönlichen Vorrat zu legen, gibt es zwei Möglichkeiten. Für Gold kann man einzelne Arbeiter wieder zurücklegen (= Schichtende) und den Betrieb erneut produzieren lassen. Dies kann jedoch schnell ins Geld gehen, da die Kosten von der jeweiligen Bevölkerungsstufe abhängen. Vorteil ist jedoch, dass dies nicht als Aktion zählt und jederzeit im eigenen Spielzug erfolgen kann.

Eine kostenlose Alternative, welche jedoch als Aktion genutzt werden muss, ist ein Stadtfest zu feiern. Dabei werden alle Arbeiter, Handels- und Erkundungsmarker zurück in den persönlichen Vorrat gelegt.

Zwischenfazit:
Anders als im PC-Spiel werden nicht fortlaufend Güter produziert. Diese Umsetzung finde ich allerdings sehr gut gelungen, da man nicht – wie so oft bei Spielen – irgendwann einen gewaltigen Vorrat an Gütern besitzt. Man muss stets im Voraus kalkulieren. Auch die Tatsache, dass man nur eine Aktion besitzt sorgt für Schnelligkeit und Abwechslung.
Ich vergebe 5 von 5 Punkten.

Unsere Startinsel (die bei jedem Spieler gleich aussieht) besitzt zu Beginn bereits einige Basisproduktionsstätten, sowie einen Hafen und drei Schiffe (dazu später mehr). Gerade die Industrien sind jedoch nicht sehr effizient, da sie meist nur mit höheren Bevölkerungsstufen nutzbar sind, andere Industriezweige fehlen noch komplett. Aus dem Grund lassen sich Industrien mit einer Aktion bauen, aber auch überbauen und verbessern.

Nicht als Aktion zählt der Handel mit Mitspielern, welcher im Spielzug prinzipiell immer möglich ist. Dazu benötigt man (je nach gehandelter Ware) unterschiedlich viele Handelsplättchen, welche man von seinen Handelsschiffen erhält. Mitspieler können den Handel nicht verwehren, sie müssen nur die jeweilige Industrie besitzen und erhalten pro gehandelter Ware 1 Gold. Auch kann nicht im gleichen Zug mehrfach dieselbe Ware gehandelt werden.

Möchte man eine Bevölkerungskarte ausspielen, müssen deren geforderten Kosten gezahlt werden. Dies sind meist Güter, die der Spieler augenblicklich herstellen muss. Das Ausspielen von Karten bringt zum Spielende am meisten Gunstpunkte und gewährt dem Spieler einmalige Vorteile. Es lohnt sich zudem, mehrere Karten in einem Zug auszuspielen, da dies als nur eine Aktion zählt. Auch kann man bis zu drei Bevölkerungskarten als Aktion mit dem allgemeinen Vorrat austauschen. Dies ist insofern sinnvoll, falls man benötigte Güter nicht besitzt bzw. ein Handel mit den Mitspielern nicht möglich ist.

Eine Insel kann nur dann effektiv Güter produzieren, wenn genügend Arbeitskräfte vorhanden sind. Diese erhält der Spieler mit der Aktion Arbeitskräfte erhöhen. Damit jedoch neue Menschen auf die Insel ziehen, müssen gewisse Ressourcen produziert werden, die mit höherer Stufe immer komplexer werden. Für jeden neuen Bevölkerungs-Stein erhält man zusätzlich auch eine weitere Bevölkerungskarte.

Nach und nach benötigen die Produktionsstätten immer qualifiziertere Arbeitskräfte, sodass man schnell an einem Punkt kommt, an dem Ingenieure benötigt werden. Statt Arbeitskräfte „einzukaufen“, kann man sie auch aufsteigen lassen. Dazu werden weniger Waren benötigt, die Gesamtbevölkerung bleibt jedoch unverändert.

Irgendwann reicht der Platz auf der eigenen Insel nicht mehr aus. Also muss die alte Welt weiter erschlossen werden. Dazu kommen die Militärschiffe ins Spiel. Diese repräsentieren nämlich nicht militärische Kampfstärke, sondern dienen lediglich der Erkundung in Form von Erkundungsplättchen. Für jedes weitere Bau-Plättchen, welches unser Inselreich vergrößert, muss man eine bestimmte Anzahl an Erkundungsplättchen ausgeben. Dieser Mechanismus funktioniert analog auch für die Neue-Welt-Plättchen. Nur mit Hilfe der neuen Welt lassen sich zudem Güter wie Kakao oder Gewürze produzieren und man erhält Aufträge aus der neuen Welt. Auch diese bringen dem Spieler bei Erfüllung Gunstpunkte, sowie Vorteile.

Apropos Schiffe: Der Schiffsbau ist etwas aufwändiger, aber lohnenswert. Zunächst benötigt man eine oder mehrere Werften. Diese müssen in einer Aktion zunächst errichtet werden. In einer weiteren Aktion kann man schließlich ein oder mehrere Schiffe bauen. Dies hängt von der Anzahl der Werften ab. Auch hat jede Werft eine Angabe, wie hochwertig die gebauten Schiffe sein können. Eine Werft mit Level 2 kann daher nur Level 1 – Schiffe oder maximal Level 2 – Schiffe herstellen. Je besser das Schiffslevel, umso mehr Handels- oder Erkundungsplättchen erhält man.

Zu guter Letzt lassen sich für eine Aktion zwei Handelsplättchen gegen drei Expeditionskarten eintauschen. Diese hielten in ANNO 1800 erstmalig Einzug in die PC-Version. Dabei unternimmt ein waghalsiger Kapitän gefährliche Expeditionen, um beispielsweise exotische Tiere für den Zoo oder antike Artefakte für das Museum zu beschaffen. Im Gegensatz zur digitalen Version sind diese hier jedoch sehr einfach gehalten. Es gibt keine Geschichte zu erleben oder gar Entscheidungen zu treffen. Diese Karten spielen lediglich bei der Endwertung eine (eher untergeordnete) Rolle.

Zwischenfazit:
Man findet zwischen PC-Spiel und Brettspiel sehr viele Parallelen und hat versucht, so viel wie möglich in die analoge Variante einzubauen. Das, was ANNO seit jeher ausmacht, nämlich die Optimierung von Produktionsketten, wurde sehr gut umgesetzt. Es macht viel Spaß, die einzelnen Industrien und Abläufe zu planen, um vor allem beim Ausspielen der Bevölkerungskarten möglichst viele Bürger zufrieden zu stellen.

Auch haben es die Neue Welt und sogar Expeditionen in die Brettspielvariante geschafft. Diese besitzen allerdings keine Tiefe und sind nur ergänzend beigefügt. Bis auf ein paar neue Güter (die man natürlich benötigt) und weitere Gunstpunkte haben diese keine tiefergehende Funktion. Das finde ich schade und enttäuscht mich. Hier hätte man sicherlich viel mehr herausholen können, beispielsweise spannende Expeditionsmissionen oder der Aufbau einer parallelen Spielwelt in der Neuen Welt.

Dies hätte die Komplexität (und Vielfalt) ungemein erhöht und würde Aufbauspieler und Strategen (wozu ich mich zähle) noch viel stärker ansprechen. Aus Verlagssicht mag dies sinnvoll sein, da die Zugänglichkeit erhöht wird, aus Sicht der ANNO-Strategen jedoch durchaus bedauerlich. Hier wurde die Chance vertan, ANNO noch einzigartiger und imposanter werden zu lassen.
Ich vergebe 4 von 5 Punkten.

 

Spielende

Sobald ein Spieler seine letzte Bevölkerungskarte ausgespielt hat, darf er sich 7 Bonuspunkte sichern und leitet die letzte Runde ein. Jeder Spieler darf dann letztmalig eine Aktion durchführen, bevor es zur Endwertung kommt. Bei dieser werden alle Gunstpunkte, die man durch das Ausspielen von Bevölkerungskarten, Expeditionskarten, Gold und allgemeinen Auftragskarten (werden fest zu Beginn des Spiels gezogen und gewähren Vorteile oder Gunstpunkte) erhält, zusammengezählt. Wer die meisten Gunstpunkte besitzt, hat ANNO gewonnen.

Zwischenfazit:
Man meint, es dauert eine Ewigkeit, bis man all seine Karten ausspielt hat, doch dies geht schneller, als man denkt. Ist man einmal in die Phase vorgedrungen, in der Produkte der Oberschicht hergestellt werden können, geht das Erfüllen von Aufträgen ziemlich schnell. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass mehrere Aufträge gleichzeitig ausgespielt werden können. So kann auch die angegebene Spielzeit von 2 Stunden als realistisch eingestuft werden.

In unseren Testrunden hatten die ausgespielten Bevölkerungskarten stets den größten Einfluss. Damit lassen sich leicht mehr als 100 Gunstpunkte erzielen. Alles andere kann je nach allgemeinen Auftragskarten mehr oder weniger nützlich zur Gunstbeschaffung sein.

Was mir persönlich fehlt, ist der Einfluss der Bevölkerungsstufe an sich. Einzig die Expeditionskarten nehmen darauf Bezug, indem man die angegebenen Punkte nur erhält, wenn man in der Lage ist, einen Bevölkerungsstein darauf zu setzen. Dies gibt pro Feld jedoch nur 1 bis maximal 3 Punkte, sodass der Effekt in unseren Partien sehr klein war. Ich hätte mir gewünscht, dass man Extrapunkte pro aufgestiegenen Mitbürger erhält und es sich insgesamt mehr lohnt, Bürger der Oberschicht zu besitzen.
Ich vergebe 4 von 5 Punkten.

Fazit

ANNO 1800 – Das Brettspiel ist ein sehr gelungenes Spiel und macht eine Menge Spaß, wenn man diese Art von Optimierung und Strategie mag. Viele Aspekte hatte ich bereits in den Zwischenfazits angesprochen, auf andere möchte ich an dieser Stelle eingehen.

Positiv zu erwähnen ist der Umfang. Während manche Spiele eine Handvoll Waren bieten, kommt ANNO mit über 40 Gütern daher. Das ist beeindruckend und will bewältigt werden. Das macht den Kern des Spiels aus und sorgte für jede Menge Spaß. Die vielfältigen Aktionsmöglichkeiten und Teilmechanismen sorgen dafür, dass ANNO viel Abwechslung bietet und es zu keinem Moment der Langeweile kam.

Auch sind verschiedene Strategien möglich, wobei ich mir hierbei unsicher bin, ob am Ende nicht die beste Strategie darauf basiert, möglichst schnell die Bevölkerungskarten auszuspielen. Gut finde ich, dass uns das Spiel sogar Vorschläge bei der allgemeinen Auftragswahl mitgibt, falls wir die Partie etwas entspannter oder noch komplexer angehen wollen. Das ist gut mitgedacht und erhöht den Wiederspielwert, wenn auch die Auswirkungen eher gering sind.

Kritik muss ich jedoch an der Balance bei einer Zwei-Spieler-Partie äußern. Laut Anleitung lässt sich ANNO mit bis zu vier Spielern spielen. In diesem Setting schöpft es sein gesamtes Potenzial aus, da es von jeder Fabrik nur zwei Plättchen gibt und dies den Konkurrenzdruck steigert, was wiederum den Strategieanteil enorm erhöht. Leider wurden keine Extraregeln für eine 2-Spieler-Runde beigelegt. Auch hier gelten die gleichen Regeln und von jeder Fabrik gibt es zwei Exemplare. Dadurch kann man sich entspannt zurücklehnen und jederzeit den Bau in Angriff nehmen. Es gibt keine Fabrik, die einem ausgeht, da jedes Gebäude von einem Spieler nur einmal gebaut werden darf.

Das gleiche Bild ergibt sich auch bei den Bevölkerungssteinen und anderen Ressourcen. Während im 4-Personenspiel irgendwann die Bevölkerungssteine ausgehen, gibt es dieses Problem zu zweit nicht. Warum hier nicht angepasst wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Es wäre dringend notwendig und fühlt sich ein wenig so an, als bräuchte das Spiel einen Balance-Patch.

Die Illustrationen entstammen aus dem Hauptspiel, was ich sehr gut finde, da es das ANNO-Flair verstärkt. Dennoch hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass verbesserte Fabriken auch optisch „besser“ aussehen oder dass unsere Inselplättchen mehr sind, als nur Baufläche. Auch wird das Thema von ANNO 1800 – nämlich die Industrialisierung – einfach nicht rübergebracht. Diesen Zeitumbruch hat das PC-Spiel eindeutig besser inszeniert, als das Brettspiel. Schade, dass man hier das Potential nicht komplett ausschöpft.

Weiterhin fehlt mir der komplette militärische Part. Sicherlich war der auch in der PC-Variante nie der stärkste Faktor, aber die Auseinandersetzung mit Mitspielern bis auf ein wenig Handel ist gleich Null. Hier hätte ich mir noch Schiffskämpfe oder die Einführung von Piraten gewünscht. Dadurch hätte sich das Spiel aber auch wieder von seinem Hauptkern entfernt.

Ansonsten kann ich sagen, dass das Brettspiel sehr gelungen ist. Das ANNO-Feeling kommt definitiv auf und die Spielmechaniken greifen gut ineinander. Die 1-Aktion-Regel beschleunigt das Spiel ungemein und wird nicht als störend empfunden. Auch haben allerlei Details aus dem PC-Spiel Einzug gefunden. Lediglich eine noch bessere Tiefgründigkeit (vgl. neue Welt, Expeditionen) oder gar optionale Zufallsereignisse hätten es sein können, für mich sogar müssen. Dadurch verspielt sich ANNO eine Top-Bewertung.

Schlussfazit:
Ein gelungenes Spiel für jeden der ANNO liebt und vom PC-Spiel nicht genug bekommen kann. Anfängern würde ich es nicht empfehlen, aber Strategiespielern, Liebhaber und Familien werden mit ANNO viele schöne Stunden verbringen. Wer jedoch ein richtiges Hardcore-Strategiespiel sucht, wird mit ANNO vermutlich nicht glücklich werden. Da bieten sich andere Spiele, wie beispielsweise die Brettspielumsetzung von Civilization eher an.
Ich vergebe insgesamt 4 von 5 Punkten.


Name: Anno 1800
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 90 – 120 min
Autor(en): Martin Wallace
Verlag: Kosmos

ANNO 1800 – Das Brettspiel
Markiert in:                                     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.