Der Name Imperium lässt direkt auf ein Zivilisationsspiel schließen und ist in zwei Varianten mit unterschiedlichen Völkern erschienen. Die Klassikbox mit Karthagern, Kelten, Griechen, Makronen, Persern, Römern, Skythen und Wikinigern sowie die Legenden Box mit Avaloniern, Atlanten, Ägyptern, Maurya, Minoern, Olmeken, Qin und Utopisten.

Beide Boxen enthalten also jeweils acht unterschiedliche Völker. Die Völker der Klassikbox sind im Schnitt mit einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad als die der Legendenbox angegeben. Letztere haben wir uns genauer angesehen.

Material

Der Großteil des Spielmaterial besteht aus fast 300 Karten, wobei ca. 25 Karten jeweils ein Volk abbilden und 83 allgemeine Karten vorhanden sind. Auch letztere sind in den beiden Boxen unterschiedliche, so dass die Varianz nicht nur durch die unterschiedlichen Völker gegeben ist. Das Artwork trifft jetzt nicht meinen persönlichen Geschmack, der Künstler Mihajlo Dimitrievski dürfte aber aus der Westfrankenreich-Reihe bekannt sein.


Zusätzlich finden sich über 100 Papptokens, die für Aktionen und Ressourcen genutzt werden. Hier fallen leider die Ressourcenmarker negativ auf. Optisch ist der Unterschied bei den Wertigkeiten von eins, fünf und zehn nicht direkt auf den ersten Blick zu erkennen, so dass man während des Spiels genau aufpassen muss, die richtigen Marker zu verwenden. Auch sind die Größenunterschiede nicht so signifikant, dass man dadurch intuitiv das richtige Plättchen wählt.

Ansonsten wäre eine gedruckte Spielfläche zumindest für die ersten Partien hilfreich gewesen. Hier kann man sich aber mit Vorlagen bei Boardgamegeek behelfen, um etwas mehr Ordnung ins Spielgeschehen zu bringen.

Regeln und Spielablauf

Die Regeln sind in einer sehr strukturierten Art und Weise geschrieben: Vorbereitung, Ablauf, Wertung, Beispiele, Stichwörter und Völker. Allerdings verstecken sich bei den Stichwörtern alle Details zum Ablauf selbst, so dass das Lesen der Regeln ungewohnt ist.

Hat man das Prinzip einmal verstanden, weiß man meist, wo man bei Regelunklarheiten nachschauen muss. Ich hatte trotz viel Regelerfahrung aber auch einige Schwierigkeiten, insbesondere, da spielrelevante Begriffe auf den Karten nicht immer als solche zu erkennen waren und auch nicht alle in den Regeln aufgeführt waren. Zum Beispiel bezog sich ein Effekt auf „Eroberung-Karten“. Gemeint ist damit dann aber nicht eine Kartenart, sondern Karten mit dem Namen „Eroberung“. Wenn man keine Karte mit diesem Namen in seinem aktuellen Volk hat, kommt man da nicht sofort drauf und sucht einen Kartentyp „Eroberung“ den es als solche nicht gibt.

Sind die anfänglichen Hürden des Regelstudiums erst mal überwunden, so ist der Ablauf dann aber doch schnell erklärt. In seinem Zug hat man die Wahl zwischen drei möglichen Optionen. Die häufigste Option ist die Aktivierung, bei der man drei Aktionen (Ausspielen von Karten) sowie fünf Erschöpfen-Effekte (Nutzen von Effekten von Karten im Spiel) zur Verfügung hat.

Karten werden entweder einmalig ausgeführt und wandern auf den Abwurfstapel oder verbleiben für weitere Effekte im Spiel.
Die beiden anderen Optionen Innovation und Frieden, erlauben eine Karte zu erforschen oder aber Aufstand-Karten aus seinem Deck zu entfernen. Diese beiden Optionen können situativ nützlich sein, in der Regel fährt man aber mit der Aktivierung besser, da es dort auch die Möglichkeit gibt Karten zu erforschen und Aufstand-Karten loszuwerden.

Nach dieser Phase wird aufgeräumt und gegebenenfalls das Deck gemischt. Hier kommt dann auch einer der interessanten Aspekte des Spiels zum Tragen: Der Status des eigenen Volkes. Die meisten Völker starten als Barbaren und wollen zum Imperium aufsteigen. Wird das Deck gemischt, so wandert bei jeden Mischen eine Karte des Volksstapels in das eigene Deck.

Das passiert so lange, bis die Aufstiegskarte erreicht und somit der Aufstieg zum Imperium vollzogen wird. Ab dem Zeitpunkt ist es beim Mischen möglich, eine Entwicklungskarte ins Deck zu bringen. Das muss allerdings mit Ressourcen bezahlt werden, erlaubt dafür aber die freie Auswahl der Entwicklungskarte.

Nachdem jeder Spieler am Zug war, werden noch Sonnenwende-Effekte ausgeführt. Diese können je nach Kartenart unterschiedlich stark sein und bringen meist weitere Ressourcen oder Ermöglichen das Ziehen von Karten.

Das Spiel kann auf mehrere Weisen enden: Wenn entweder der allgemeine Haupt- oder Ruhmstapel leer ist, oder ein Spieler seine letzte Entwicklungskarte in sein Deck mischt, endet das Spiel. Einige Völker haben noch spezifische Endbedingungen. In allen Fällen wird nach der aktuellen noch eine komplette Runde gespielt. Punkte gibt es spezifisch für das Volk und nach Bedingungen die auf der Karten gedruckt sind und dann entweder eine feste oder variable Anzahl von Punkten bringen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Neben diesem positiven Ende gibt es auch noch die Möglichkeit des Zusammenbruchs. Wenn der Stapel mit Aufstand-Karten leer ist, endet das Spiel sofort und der Spieler mit den wenigsten Aufstand-Karten gewinnt. In meinen Partien, ist dies allerdings nicht vorgekommen.

Solo-Variante

Wer Dávid Turczi aus Spielen der T-Serie kennt, kann sich sicher sein, dass Imperium auch einen ausgeklügelten Solo-Modus bietet. Ein eigenes Regelheft ist hier notwendig um einen Automa auf mehreren Schwierigkeitsstufen zu steuern. Dieser simuliert einen menschlichen Spieler, welcher sich auch je nach Volk unterschiedlich Verhält. Im Solo-Regelheft ist auf mehreren Seiten beschrieben, wie sich jede Karte auswirkt und was man genau tun muss.

Diese ist auch noch unterschiedlich, ob sich der Automa im Barbaren-oder bereits im Imperium-Status befindet. Vor alle wenn man das Spiel zuerst Solo spielt, gibt es so einiges zu beachten. Hier wären Übersichtskarten für den Solo-Modus für jedes Volk äußerst nützlich gewesen um nicht dauernd zwischen allgemeinen Soloregeln und spezifischen Verhalten für das Volk blättern zu müssen. Hier kann BGG auch aushelfen.

Auch die Rückseite der Solo-Regel wurde nicht effektiv genutzt. Anstatt die spezifischen Informationen für den Automa zusammenzufassen, ist die Kurzübersicht identisch zu der auf der Mehrspielerspielregel. Nichtsdestotrotz bietet der Solo-Modus spannende Herausforderungen und Völker die sich auch als Gegner unterschiedlich anfühlen. Ich bin sogar fast soweit zu sagen, dass ich Imperium lieber Solo spiele als mit menschlichen Gegnern.

Fazit

Imperium spielt sich auch mit menschlichen Gegnern gut, sobald der Ablauf verstanden ist. Wobei ich tatsächlich wohl nicht über zwei Spieler hinausgehen würde. Die Downtime ist vor allem in späteren Phasen bei mehr als zwei Spielern nicht zu verachten, da die Optionen eines jeden Spielers zahlreich sind. Am Ende ist man bei einer Spielzeit von ca. 90 Minuten, in den Erstpartien sicher mehr.

Je nach Anspruch und Wunsch an Varianz kann man sich direkt Klassik und Legenden zulegen, hat aber auch mit einer Box genügend Wiederspielwert. Die Völker spielen sich unterschiedlich und haben auch noch A- und B-Seiten mit leichten Abweichungen. Das Spiel gegen den Automa ist am Anfang eine Herausforderung um den Ablauf zu verinnerlichen. In späteren Partien und auf höheren Schwierigkeitsgraden muss man schon gezielter schauen wie man den Automa, genauso wie einen menschlichen Gegner auskontert.

Mir hat Imperium sehr gut gefallen. Es ist kein klassisches Zivilisationsspiel, sondern ein komplexer Deckbuilder mit Zivilisationsthema. Der Wechsel von Barbaren zu einem Imperium wird auch durch die verschiedenen Karten, die erst als Imperium gespielt werden können, gut eingefangen und bietet so für jedes Volk viel Potential für unterschiedliche Strategien und Taktiken. Man muss sich nur der hohen Einstiegshürde bewusst sein, sofern man keinen geeigneten Erklärer zur Hand hat und ein paar Abstriche beim Material in Kauf nehmen.

Name: Imperium: Legenden
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 60-120 min
Autoren: Nigel Buckle, Dávid Turczi
Illustration: Mihajlo Dimitrievski
Verlag: Giant Roc / Osprey Games

Imperium: Legenden
Markiert in:                 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.