Vor fast 20 Jahren, nämlich 2004, erblickte das erste Zug um Zug Spiel (Ticket to Ride) das Licht der Welt. Seitdem hat mich die Reihe gefangen genommen und so manche Erweiterung ist in meinem Brettspielrepertoire nicht mehr wegzudenken. Mit dem Ableger Cities hat Days of Wonders nun einen leicht veränderten Ansatz gewählt.

Statt große Regionen mit Zugstrecken zu verbinden, konzentriert man sich in Cities wie der Name andeutet auf einzelne Städte. Auch hier müssen Strecken gebaut und Orte miteinander verbunden werden. Das Spielmaterial wird dazu nicht nur passend illustriert, sondern auch die Spielfiguren sind glaubwürdig zur jeweiligen Stadt ausgewählt worden. Ich möchte euch den Berlin-Ableger gern genauer vorstellen und Unterschiede zu den Hauptspielen der Reihe aufzeigen

Was steckt drin?

 

Man kann es an der Stelle wahrscheinlich kaum glauben, aber in der kleinen Schachtel steckt ein vollwertiges Zug um Zug Spiel. Klar, der Spielplan ist um ein Vielfaches kleiner und es liegen auch weniger Spielfiguren bei, aber sonst ist alles enthalten, was auch der größere Bruder zu bieten hat. Typisch für Berlin wurden als Spielfiguren Straßenbahnen (je Spieler 11 Stück) und U-Bahnen (je 5 Stück) gewählt.

Vom Spielplan werden Berlin-Mitte und der Süden abgebildet. Besonders schön finde ich die Idee, dass der Joker keine Lokomotive ist (was auch sehr unpassend ist), sondern ein Fahrrad. Auch die anderen Karten zeigen passende Motive wie die typische Berliner S-Bahn, Sightseeing-Fähre oder Taxis. Das Material kann sich also sehen lassen und durch die kleinere Verpackung nimmt es in der Tasche / Schrank zudem wenig Stauraum ein.

Spielverlauf

Ich möchte den Spielmechanismus an dieser Stelle nur grob wiedergeben, da er identisch zu den bisherigen Spielen ist. So müssen wir wieder einzelne Orte durch Strecken verbinden, indem wir passende Farbkarten ausspielen und damit einzelne Gleise mit unseren Figuren besetzen. Am Ende bringt jede erfolgreiche Verbindung Pluspunkte, jede nicht erfüllte Zielkarte Minuspunkte.

Auch die einzelnen Strecken bringen je nach Länge verschiedene Punkte ein. Toll finde ich die Unterscheidung zwischen U-Bahnen und Straßenbahnen. Letztere lassen sich wie die (alten) Züge identisch spielen und pro gespieltes Feld muss man eine Straßenbahn-Figur auf den Spielplan stellen. Bei U-Bahnen verhält sich dies anders. Hier stellt man stets nur eine Figur auf den entsprechenden Abschnitt, auch wenn dieser länger ist.

Wie lang dieser ist und wie viele Karten man in welcher Farbe benötigt, ist auf dem Spielplan angegeben. Ob dies der besseren Übersicht gelten soll oder eher einem erhöhten Sparpotential (da weniger Teile hergestellt werden müssen) bleibt offen. Ich kann damit aber gut leben und es trägt dem Spielgefühl nicht negativ bei.

Sobald ein Spieler nur noch eine oder weniger Figuren besitzt, wird die letzte Runde eingeläutet und wer am meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt die Partie.

Fazit

Ich muss zugeben, ich war anfangs skeptisch, wie viel Zug um Zug in einer solch kleinen Verpackung drinstecken kann und ob sich dies eventuell ungünstig auf das Spielgefühl auswirkt. Nach den ersten beiden Partien hat sich diese Angst zum Glück aber gelegt. Es spielt sich wie ein vollwertiges Zug um Zug Spiel, nur sehr viel kürzer.

Am Spielmaterial gibt es wie gewohnt nichts auszusetzen. Alles ist passend illustriert und auch als nicht Berliner fühle ich mich gleich heimisch. Besonders die beiden unterschiedlichen Schienenfahrzeuge finde ich gelungen und sie bringen etwas Abwechslung mit sich. Trotz der gleichen Spielregeln muss man seine Taktik jedoch im Vergleich zu den Haupteditionen ändern.

Die Cities-Variante spielt sich nämlich deutlich kürzer und das muss man bei seiner Strategie vom Anfang an im Blick behalten. Ständig neue Zielkarten ziehen und eine Stadt nach der anderen zu verbinden funktioniert hier nicht, dazu ist das Streckennetz und die Anzahl der Spielfiguren zu sehr begrenzt. Nein, die Cities-Edition will das Spielgeschehen auf ca. 15 Minuten begrenzen und damit spielt es sich wesentlich flotter als man es gewohnt ist.

Das mag einem in den ersten Runden etwas merkwürdig vorkommen, ist man doch gewohnt, weite Strecken zu planen und die Mitspieler im Auge zu behalten. Doch man lebt sich schnell ein und spielt bewusster als man es eventuell gewohnt ist. Wenn man 1-3 Zielkarten erfüllt hat, ist das schon beachtlich. Viel mehr geht bei 3-4 Personen auch gar nicht. So kommt es hier häufiger vor, dass man auch mal Minuspunkte ansammelt und eben nicht alle Städte wie geplant verbindet. Die taktische Komponente, dass man Mitspieler ärgert und am Bauen hindert, finde ich in dieser Version wesentlich ausgeprägter. Das sorgt für Spannung, aber auch schnell zu Frust.

Wir haben es zudem nicht geschafft, das Spiel in 10 bis 15 Minuten zu spielen. Als Zug um Zug Veteranen ließen wir uns doch etwas mehr Zeit und haben meist 20 bis 30 Minuten gespielt. Vor allem mit mehr als 2 Spielern hat uns eine Partie am besten gefallen, weil man hier auch Doppelstrecken nutzen kann, was doch die ein oder andere Umplanung einfacher ermöglicht. Aufgrund der simplen Regeln lässt sich das Spiel auch gut mit jüngeren Spielern (ab 9 halte ich für realistisch) spielen und ist somit hervorragend für Familien geeignet.

Kurz um: Mir gefällt die Cities-Variante. Sie ist schnell erklärt und lässt sich als kleine Überbrückung oder Einschub schnell spielen, ohne das Feeling der Hauptspielreihe zu vermissen. Wer also ein kurzweiliges Zug um Zug Spiel sucht und die Berlin-Thematik mag, kann hier ohne Scheu zugreifen. Wer sich jedoch einen höheren planerischen Aspekt wünscht und weite Strecken des Landes miteinander verbinden möchte, sollte bei den Hauptspielen bleiben.

 

Name: Zug um Zug – Berlin
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 10 – 15 min
Autor(en): Alan R. Moon
Verlag: Days of Wonder

Zug um Zug – Berlin
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