Das hübsche Spiel Flügelschlag, oder Wingspan, wie es im englischen Original heißt, gewann bereits 2019 die Auszeichnung zum Kennerspiel des Jahres.

Irgendwie sprach mich das Thema Ornithologie nicht an, so dass ich es tatsächlich lange geschafft hatte, dem Spiel, trotz des tollen Aussehens, aus dem Weg zu gehen. Ob dieses Zögern berechtigt war oder nicht, zeigt sich hier.

Material

Ich schwärme ja oft von den Ausstattungen der Spiele, die Stonemaier Games im Programm hat und auch hier gibt es keinen Grund, sich zu verstecken. Fast 200 einzigartige Vogelkarten bilden den Kern des Spiels und Materials. Die Illustrationen sind alle ansprechend und die Karten bieten noch zusätzliche Informationen, die neben der spielerischen Relevanz auch noch Wissen vermitteln können.

Zusätzlich gibt es für jeden Spieler ein eigenes Tableau, Papp-Token für Nahrung, Eier-Miniaturen, große Holzwürfel mit passendem Würfelturm und noch weitere Marker für die Spieler und Rundenziele. Insbesondere Der Würfelturm ist zwar ein reines Gimmick, rundet aber die Tischpräsenz sehr gut ab. Verstaut wird das ganze in der Box mithilfe von GameTrayz und kleinen Schachteln, die auch während des Spiels genutzt werden. An Material wurde hier nicht gespart.

Regeln und Ablauf

Worum geht es denn eigentlich bei Flügelschlag? Als Ornithologen versuchen wir, in insgesamt 4 Runden das beste Reservat mit maximal 15 Vögeln auf unserem Tableau aufzubauen.

Die 4 Runden, bestehen aus 8-5 Aktionen (pro Runde eine Aktion weniger) und unterteilen sich in „Vögel ausspielen“, „Nahrung nehmen“, „Eier legen“ und „Vogelkarten nehmen“.

Um einen Vogel auszuspielen benötige ich die auf der Vogelkarte abgebildeten Nahrungs-Tokens. Die Vögel werden dabei entweder in den Wald, das Grasland oder ins Wasser gespielt, wobei alle Vögel bis auf die jeweils ersten eines Gebiets auch noch zusätzliche Eier kosten.

Die Wald-Aktion ermöglicht Nahrung aus dem Würfelturm zu bekommen. Einer der Würfel wird entnommen und der Spieler darf sich das entsprechende Nahrungs-Token nehmen.

Mit der“ Eier legen“ – Aktion im Grasland werden Eier auf bereits gespielte Vögel gelegt. Jedem Vogel ist dabei eine bestimmte Anzahl vorgegeben, die in sein Nest, und damit auf den Vogel, gelegt werden kann.

Die Wasser-Aktion erlaubt es, weitere Vogelkarten auf die Hand zu nehmen. Dabei darf entweder einer der drei offenen liegenden Vögel, oder aber verdeckt vom Nachziehstapel gezogen werden.

Die Aktionen in den Gebieten werden immer stärker, je mehr Vögel man bereits in die jeweiligen Gebiete gespielt hat. Auf einem leeren Tableau bringen die Wald- und Wasser-Aktionen nur eine Nahrung bzw. eine Vogelkarte. Hat man die gesamte Reihe mit fünf Vögeln belegt, bringen die entsprechenden Aktionen bis zu 4 Nahrung bzw. Vogelkarten. Das Grasland verhält sich genauso, nur dass es bereits mit 2 Eiern losgeht.

Neben diesen Aktionen der Gebiete gibt es noch weitere Fähigkeiten der bereits ausgespielten Vögel. Mal gibt es zusätzliche Nahrung, Vögel oder Eier, mal profitiert man von Aktionen der Mitspieler, oder darf sogar beim Ausspielen weitere Vogel oder Bonuskarten ziehen.

Wie geschrieben wird eine Partie in 4 Runden gespielt, wobei am Ende jeder Runde eine zufällige Wertung ausgelöst wird, die je nach Position der Spieler mehr Punkte bringt. Mal gibt es Punkte für bestimmte Nestarten, mal für Vögel oder für Eier in Nestern. Geschickt werden für die Wertung die Aktionswürfel der Spieler verwendet, so dass jede folgende Runde eine Aktion pro Spieler weniger bietet.

Nach 4 Runden ist das Spiel vorbei und es kommt zur Endwertung. Neben Punkten für gespielte Vogelkarten, Rundenwertungen, gibt es noch Punkte für gelagerte Eier, Karten und Nahrung auf den Vögeln, sowie spielerspezifische Bonuskarten die auch noch mal einiges an Punkte bringen können. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Solo-Variante

Wie auch bei den anderen Stonemaier Games Titeln gibt es auch hier einen Automa-Modus der das Spiel alleine ermöglicht. Hierzu wird ein Deck von Karten verwendet, welches je nach Runde unterschiedliche Aktionen des Automa auslöst. Mal werden Vogelkarten gesammelt, mal Eier, mal gibt es Punkte für die Rundenziele.

Der Automa, einmal verstanden, ermöglicht einen Punktewettkampf der durch den zufällig agierenden Gegner aber wenig Beeinflussung erlaubt. Die gleiche Spielweise des Spielers kann bei unterschiedlichen Karten des Automa zu einem anderem Ergebnis führen. Gut ist, dass der Automa kein vollständiges Tableau benötigt und seine Aktionen auf das nötigste beschränkt sind.

Fazit

Wingspan bietet einen Engine-Builder im Vogelgewand. Auch wenn man, wie ich, mit dem Thema nicht ganz so viel anfangen kann, wird man durch die eng verzahnten Mechanismen vor ein interessantes Spiel gestellt bei dem man versucht, seine Züge zu optimieren und möglichst viel mit den immer weniger werdenden Aktionen zu erreichen.

Die Interaktion mit den Mitspielern ist quasi auf die Rundenwertungen begrenzt. Hier kann es sich durchaus lohnen, entsprechend zu planen, um möglichst viele dieser Boni abzugreifen und diese den Mitspielern vorzuenthalten. Ansonsten ist ein wenig Interaktion gegeben, wenn man den Mitspielern die notwendige Nahrung oder Wunschkarten vor der Nase wegschnappt. Je nach Spielerzahl ist hier aber auch viel Zufall dabei.

Apropos Spielerzahl: Zwar ist genügend Material für bis zu fünf Spieler vorhanden, jedoch verändert sich durch die geringen Interaktionsmöglichkeiten das Spielgefühl nicht sonderlich. Aus meiner Sicht ist ein Spiel mit drei Spielern optimal. Bei mehr Spielern verlängert sich eigentlich nur die Spielzeit. Das Spiel wird dadurch nicht schlechter, aber es gibt einfach weniger aktive Spielzeit.

Einziger Negativpunkt war in vielen Partien die gefühlte Alternativlosigkeit bei der „Eier legen“ – Aktion in der letzten Runde. Ein voll belegtes Grasland bringt bis zu fünf Punkte pro Aktion. Dies muss mit anderen Möglichkeiten erst mal erreicht werden. Der Vogel mit den höchsten Punkten bringt zum Beispiel neun Punkte, benötigt aber zum Ausspielen drei Nahrung und dann auch noch Eier, welche sonst Punkte bringen. Meist sind es mindestens zwei Aktionen, um an die notwendige Nahrung zu kommen und den Vogel auszuspielen, so dass es sich gegenüber der reinen Grasland Aktion nur lohnt, wenn man dabei auch noch andere Punkte gewinnen kann.

Nichtsdestotrotz hatte ich viel Spaß mit Flügelschlag und bin froh, dass ich trotz des mich nicht ansprechenden Themas einen genaueren Blick auf das Spiel gewagt habe. Ich bin sogar soweit, dass ich interessiert auf die Erweiterungen schiele, um zu sehen, ob mein gefühlter Negativpunkt dort adressiert wird.

Name: Flügelschlag (Wingspan)
Erscheinungsjahr: 2019
Spieler: 1 – 5
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 40-70 min
Autor: Elizabeth Hargrave
Illustration: Natalia Rojas & Ana Maria Martinez Jaramillo
Verlag: Stonemaier Games / Feuerland Spiele

Flügelschlag (Wingspan)
Markiert in:                 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.