Mit „Slay the Spire: Das Brettspiel“ haben Contention Games das beliebte Roguelike-Kartenspiel in ein physisches Format übertragen. Die deutsche Ausgabe wird von Nice Game Publishing vertrieben.

Das Kickstarter-Projekt, das 2022 erfolgreich finanziert wurde, hat bei Fans große Erwartungen geweckt. Ob die Brettspielvariante den Charme und die Spannung des digitalen Originals einfangen kann, schauen wir uns hier genauer an.

Material

Die Box von „Slay the Spire: Das Brettspiel“ ist gut gefüllt und enthält eine Vielzahl an Komponenten. Darunter befinden sich über 700 Karten, verschiedene Spielbretter, zahlreiche Token und Marker sowie Art-Sleeves, die speziell für die Karten-Upgrades konzipiert sind. Die Qualität der Materialien ist gut:

Besonders hervorzuheben ist die Gestaltung der Karten, die das Design und die Atmosphäre des digitalen Originals in die physische Welt bringen. Die große Box enthält zudem ein Insert und Kartentrenner, so dass nach dem Auspacken und Sleeven alles gut verstaut ist.

Spielprinzip

„Slay the Spire: Das Brettspiel“ bleibt dem grundlegenden Prinzip des digitalen Spiels treu, wobei einige Anpassungen vorgenommen wurden, um das Spiel auf das Brettspielformat zu übertragen. Es handelt sich um ein kooperatives Deckbuilding-Spiel, bei dem die Spieler als Helden versuchen, sich durch eine Vielzahl von Gegnern und Herausforderungen bis zum finalen Boss durchzuschlagen.

Es gibt die aus dem Videospiel bekannten vier Charaktere: der Eiserne, die Stille, das Defekte und die Seherin. Jeder Charakter verfügt über ein eigenes Kartendeck, das im Verlauf des Spiels durch neue Karten erweitert und verbessert wird.

Das Herzstück des Spiels ist das Deck-Building. Während des Spiels haben die Spieler die Möglichkeit, neue Karten zu ihrem Deck hinzuzufügen, bestehende Karten zu verbessern und unerwünschte Karten zu entfernen.

Die Verbesserungsmechanik ist besonders innovativ: Durch spezielle Art-Sleeves können Karten aufgewertet werden, indem sie auf die Rückseite gedreht werden. Diese Upgrades verbessern die Effekte der Karten erheblich und bieten neue strategische Optionen. Ein beiliegendes Heft zeigt die Upgrades aller Karten, so dass man diese nicht einzeln aus den Hüllen holen muss.

Im Spiel selbst kämpfen wir uns durch drei Hauptakte, um den Spire zu bezwingen. Diese bestehen aus einer Reihe von Begegnungen. Diese umfassen normale Gegner, Elite-Gegner, Lagerfeuer, Schatztruhen und zufällige Ereignisse. Das Spielbrett ist modular so, dass der Weg durch jeden Akt immer etwas anders verläuft und durch verschiedene Pfade durch die Spieler beeinflusst wird.

Die Hauptzeit des Spiels wird man in Kämpfen verbringen, welche mit klassischer Deckbuilder-Mechanik abgehandelt werden. Jeder Spieler trifft dabei auf Gegner, die ihn angreifen und er versucht, die Lebenspunkte dieser Gegner auf 0 zu reduzieren. Die Spieler können dabei jeden Gegner angreifen. Die Gegner fokussieren sich meistens auf einzelne Spieler. Die Spieler dürfen dabei gleichzeitig agieren, es spricht aber nichts dagegen, sich auf eine Reihenfolge zu einigen. Das Spiel ist voll kooperativ, so das ein gemeinsamer Fokus hier wichtig ist.

Ablauf

Jeder Spieler zieht fünf Karten und hat drei Energie zur Verfügung um diese zu spielen. Die Karten haben in der Regel Kosten von eins bis drei und greifen Gegner direkt oder indirekt an, erhöhen den eigenen Blockwert oder bringen permanente Effekte für den Kampf ins Spiel.

Nachdem alle Spieler Ihre Karten gespielt haben, sind die Gegner am Zug. Diese greifen an, spielen Buffs und Debuffs und unterstützen sich gegenseitig. Prinzipiell gibt es hier drei unterschiedliche Verhaltensweisen. Einige Gegner machen jede Runde die gleiche Aktion, andere wechseln in einer fest gelegten Reihenfolge oder haben Aktionen die durch einen Würfel bestimmt werden. Letzteres ist besonders bei Gruppen von Gegnern interessant, die dann abgestimmt durch den gleichen Würfelwurf ihr Verhalten ausrichten.

Ein Kampf ist gewonnen, wenn alle Gegner besiegt sind. Sollten die Lebenspunkte eines Spielers auf null fallen, ist das gesamte Spiel verloren. Blocken ist hier also immens wichtig. Karten die andere Spieler unterstützen, sind somit in vielen Situation lebensrettend.

Nach jedem gewonnen Kampf gibt es Belohnungen: Gold zum Einkauf beim Händler, Tränke, Relikte und neue Karten verstärken die Spieler und wappnen uns so für den Boss des jeweiligen Aktes. In jedem Akt gibt es drei unterschiedliche Bosse, auf die man treffen kann, so dass auch hier Variabilität vorhanden ist.

Wurde der Boss besiegt, kann man direkt mit dem nächsten Akt weiter machen oder aber das Spiel speichern. Nach Abschluss eines Akts können die Karten geordnet durch die Kartentrenner in der Box verstaut werden. Dies erleichtert das Wiederaufnehmen des Spiels und ermöglicht es den Spielern, an einem späteren Zeitpunkt nahtlos weiterzuspielen.

Fazit

„Slay the Spire: Das Brettspiel“ fängt die Essenz des digitalen Originals hervorragend ein und bietet eine fesselnde Spielerfahrung. Die gute Ausstattung und abwechslungsreichen Charaktere geben dem Spiel einen hohen Wiederspielwert.

Wie im Videospiel, gibt es auch hier Aufstiegslevel, die nach erfolgreichem Abschluss eines Durchlaufs freigeschaltet werden. Diese erhöhen den Schwierigkeitsgrad und bieten zusätzliche Herausforderungen. Jedes Aufstiegslevel fügt neue Modifikatoren hinzu, die das Spiel anspruchsvoller machen, beispielsweise stärkere Gegner oder weniger Ressourcen. Dies sorgt für neue Herausforderungen.

Das innovative Kartensystem mit den Art-Sleeves für Upgrades bietet eine zusätzliche strategische Dimension, die das Deck-Building noch spannender macht. Spieler können ihre Karten verbessern, indem sie sie auf die Rückseite drehen. Die sonst aus Deck-buildern bekannten Möglichkeiten zur Kartenreduzierung sind aber auch hier vorhanden.

Die Spielzeit pro Akt bewegte sich bei uns um 60-90 Minuten. Durch den Speichermechanismus lässt sich ein ganzer Lauf auf mehrere Partien verteilen. Die Altersangabe mit 12 fanden wir etwas zu hoch. Kennt man andere Deckbuilder, ist man schnell im Spiel und schlägt sich durch wie ein Profi.

Die optimale Spielerzahl würde ich bei zwei oder drei Spielern sehen, da man hier schon schöne Synergien zwischen den Charakteren aufbauen kann. Für das Solo-Spiel würde ich jedoch das digitale Original bevorzugen, da es in kürzerer Zeit eine ähnliche Erfahrung bietet und ein reines Solo-Spiel ist.

Man merkt dem Spiel an, wieviel Energie und Leidenschaft in die Entwicklung geflossen ist. Die beiden Entwickler des Videospiels waren auch bei der Brettspielumsetzung beteiligt und haben sich hier noch Unterstützung geholt.

„Slay the Spire: Das Brettspiel“ ist ein Muss für Fans von Brettspiel – Umsetzungen aus der digitalen Welt und für alle, die kooperative Spiele mögen. Wer Spaß an Aeon’s End hatte, wird auch hier glücklich werden. Es ist dabei nicht notwendig, das Videospiel gespielt zu haben. Slay the Spire funktioniert auch ohne Vorkenntnisse wunderbar und bietet etliche Stunden an Spielspaß und einen hohen Wiederspielwert.

Name: Slay the Spire: Das Brettspiel
Erscheinungsjahr: 2024
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 60 – 180 Minuten
Autoren: Gary Dworetsky, Anthony Giovannetti, Casey Yano
Illustration: Bruce Brenneise, Jose David Lanza Cebrian, Anailis Dorta
Verlag: Nice Game Publishing / Contention Games

Nachtrag – Hinweis zu den Kartenhüllen

Hinweis: In der ersten Edition des Spiels kommt es zu dem Problem, dass die Kartenhüllen relativ schnell abnutzen und sich die Rückseite ablöst. Das ist sehr ärgerlich und auch für den Spielfluss problematisch. Auf Nachfrage beim Verlag wurde mir versichert, dass dieses Problem derzeit untersucht und eine Lösung bereitgestellt wird. So schreibt der Verlag auf Anfrage: „Wer Probleme mit den Kartenhüllen hat, kann sich gerne an uns wenden. Sobald die neue Produktion bei uns eingetroffen ist versenden wir dann kostenlos Ersatz“. Erste (neue) Kartenhüllen sollen ab November 2024 bereitstehen.

Hier der Link zum entsprechenden Kontaktformular:
https://nicegameshop.com/Kontakt

[bearbeitet von Tommy, 11.10.2024]

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Nachtrag vom 10.12.2024
Inzwischen wurden die ersten  Lieferungen versandt und ich habe 400 neue Kartenhüllen kostenlos als Ersatz zugeschickt bekommen. Die Kartenhüllen fühlen sich in der Tat hochwertiger an. Ich konnte sie auch mit größerer Anstrengung nicht zerreißen und auch die Beschichtung des Druckes scheint sehr gut zu halten. Ob es auch hier nach längerer Zeit zu Ausfällen kommt, wird sich zeigen. Ich bin aber  zuversichtlich das die Hüllen viel länger halten.

Slay the Spire – Das Brettspiel
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