Eure Cousins, Cousinen und Geschwister hattet ihr lange Zeit aus den Augen verloren. Den ungeklärten Mord an euren Eltern, Tanten und Onkeln habt ihr nie wirklich hinter euch lassen können. Diese schreckliche Nacht vor 15 Jahren beendete eure einst unbeschwerte Kindheit jäh und grausam. Nicht verwunderlich, dass ihr eure Cousins, Cousinen und Geschwister – die diese Nacht ebenfalls überlebten – seitdem aus den Augen verloren hattet.

 

Nun wurde von einem von ihnen ein gemeinsames Treffen einberufen, angeblich hat er eine neue Methode entwickelt um endlich aufzuklären was damals geschehen ist.
Neugierig und der Wahrheit auf der Spur nehmt ihr die Einladung an und begebt euch zum alten Familienanwesen. Werdet ihr das Geheimnis lüften und den wahren Grund herausfinden?

Was steckt drin

Das Spiel enthält eine Vielzahl an Karten, allesamt aus Papier. Das sind zum einen die Räume selbst, aber auch Storykarten, Charakterkarten, Analysekarten und je ein Faltheftchen für jeden Charakter. In diesem gibt es einen offiziellen Teil, den jeder seinen Mitspielern vorstellt, aber auch geheime Informationen zum Charakter, die nur für einen selbst bestimmt sind. Zudem liegen für spätere Phasen eine Augenbinde bei, damit auch wirklich niemand schummeln kann und noch ein paar geheime Inhalte. Ein wichtiger, aber nicht zu unterschätzender Bestandteil ist zudem die interaktive Spielführung mittels browserbasierter App. Dazu muss man die Website https://nightmarehorrorgame.com/de-de/ aufrufen und einen Code (steht in der Anleitung) eingeben. Danach startet das Spiel und die Web-App führt euch durch die Geschichte.

 

Spielvorbereitung

Ihr arrangiert die Raumkarten wie in der Anleitung beschrieben auf eurem Tisch. Jeder entscheidet sich für einen Charakter, wobei im Falle von 4 Spielern eine Person zwei Charaktere übernehmen muss. Die Storykarten werden auf einen Stapel gelegt, die beigelegten Augenbinden haltet ihr bereit. Diese werden jedoch erst benötigt, wenn das euch Spiel dazu auffordert.

 

Story und Spielverlauf

Um nicht zu spoilern ist dieser Teil bewusst kurz gehalten!
Das Spielprinzip selbst ist simpel. Da die App einen direkt von Anfang an in das Spiel einführt und begleitet, ist ein langes Regellesen nicht vorgesehen. Lediglich 4 Seiten umfasst die Minianleitung. Eure Aufgabe ist es zu erfahren, was vor 15 Jahren im alten Familienanwesen geschah. Dazu trefft ihr euch vor Ort und weckt (fast) vergessene Erinnerungen wieder auf.

Das Familienanwesen wird durch die Raumkarten repräsentiert, wobei anfangs bestimmte Gebiete noch versperrt sind. Die Gruppe kann stets zwischen zwei Aktionen wählen. Entweder, man deckt eine neue Raumkarte auf oder man untersucht den aktuellen Raum. Dazu sind die Räume in vier Bereiche von A bis D (entspricht den vier Ecken des Raumes) aufgeteilt. Möchte man beispielsweise die obere rechte Ecke des Raums mit der Nummer 4 genauer untersuchen, nimmt man sich die Karte „4 B“ aus dem Kartenstapel. Aber Achtung, noch darf die Karte nicht ausgeführt werden. Erst muss in der App mit einem Klick auf „Aktion“ dem Spiel mitgeteilt werden, dass die Spieler sich für eine Aktion entschieden haben. Meist passiert nichts, aber hin und wieder gibt es Wendungen in der Geschichte. Was passiert und wann es geschieht, verrät euch stets die App. Nur so viel sei verraten, ihr braucht Platz, eure Augenbinden und durchaus starke Nerven 😉

Bestimmte Raumbereiche sind mit alten Erinnerungen und Storyfetzen verknüpft, die ihr gemeinsam analysiert. Und mit jedem Storyfetzen fügt sich die Geschichte Stück für Stück zusammen. Nach und nach entwickelt ihr ein Bild von dem, was vor 15 Jahren geschehen sein könnte.

 

Spielende

Das Spiel endet, sobald die App euch das sagt und eure Rätselzeit abgelaufen ist. Auch hier möchte ich nicht spoilern, aber ich kann euch versprechen, dass es am Ende noch mal richtig intensiv wird und das Ende einige Überraschungen parat hält.

 

Fazit

Nightmare – Das Thriller Spiel stammt von den Machern, die auch Escaperoom – Das Spiel entwickelt haben. Da ich ein großer Fan dieser Serie bin, war ich sehr gespannt, wie ihr neues Spielprinzip aufgeht, ob es Gemeinsamkeiten gibt und vor allem, ob es einen packt und mit sich reißt.

Ich würde am liebsten ganz viele Dinge aufzählen, die wir für gelungen oder nicht so gut fanden, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Ein paar Aspekte kann ich aber nennen, beispielsweise die rundum gelungene Geschichte.
Was anfangs noch recht vorhersehbar klang, entwickelte sich schnell zu einer mitreißenden Story, in die man gut eintauchen und mitfiebern konnte. Insbesondere Rollenspielfans kommen auf ihre Kosten, da jeder Charakter unterschiedlich gespielt werden möchte. Dies ist kein Muss, aber trägt ungemein der Immersion bei.
Die Illustrationen sind passend und man hatte stets das Gefühl „mittendrin“ und nicht nur dabei zu sein. Auch die Spielmechanik funktionierte reibungslos, trotz oder gerade wegen der auf Zwei beschränkten Aktionsmöglichkeiten. Man muss als Gruppe gut überlegen, welche Orte man untersuchen möchte, denn die Uhr tickt unaufhaltsam weiter. Wichtig ist, dass der Austausch in der Gruppe keine Zeit kostet. Vielmehr vergeht Zeit in Sinne von einer beschränkten Anzahl an Aktionen.

Was man nicht erwarten darf ist ein Escape-Room Spiel. Das möchte ich hier explizit erwähnen.  Die Rätsel sind nicht als Rätsel zu verstehen, sondern als Teil der Geschichte, die es zu entziffern gilt. Ich hätte mir einen eindeutigeren Hinweis auf der Verpackung gewünscht, da falsche Vorstellungen geweckt werden könnten!

Der Thriller-Faktor kommt nicht zu kurz. Je mehr man sich im Spielfluss befindet, umso mehr Dinge geschehen, die einen doch mal zusammenzucken lassen. Dazu tragen auch wesentlich die Augenbinden bei, denn man ist sich nie sicher, was genau passieren könnte. Für richtige Hardcore-Horrorfans ist das Spiel aber eventuell doch nicht “hart” genug. Uns hat es aber allemal das Gruseln gelehrt, wobei ich hier nicht von Geistern oder anderen übernatürlichen Kräften spreche. Alles beruht auf real möglichen Handlungen.

Die App ist gut umgesetzt und bietet einige Überraschungen. Der Bildschirm sollte nicht zu klein sein, da man hin und wieder etwas lesen muss. Die App ist zudem gut programmiert. Wir hatten keine Abstürze oder andere Probleme. Die angegebene Zeit mit ca. 2 Stunden kommt gut hin, im Notfall lieber ein wenig mehr einplanen.

Nach all dem Lob gibt es aber auch ein paar Aspekte, die wir verbesserungswürdig finden. Allesamt vorweg die Spieleranzahl. Nightmare lässt sich mit 4-5 Spielern erleben, aber Vorsicht: Bei vier Spielern muss eine Person einen Doppelcharakter wählen und somit auch zwei Personen spielen. Die entsprechende Intonation, Verhalten usw. konnte man zwar während der entsprechenden Textpassagen auf den jeweiligen Charakter anpassen. Für die Momente zwischendurch musste man sich aber zwangsläufig für einen Charakter entscheiden bzw. immer mal hin und her wechseln. Das ist für die Person sehr anstrengend, weil man sich mehr auf die Personen (und deren Rolle) konzentriert, als auf das eigentliche Spiel. Daher meine dringende Empfehlung: Spielt, wenn möglich, zu fünft! Auch rate ich dringend davon ab, dass Spiel mit Kindern zu spielen, dafür ist es nicht vorgesehen und könnte zu Angstzuständen führen. Ich schließe mich dem empfohlenen Mindestalter von 16 Jahren an.

Beim Lesen der Story sind Passagen der verschiedenen Charaktere auf einer Karte untergebracht, weswegen diese in unserer Runde zwischen den Personen herumgereicht wurden. Dadurch kann es schnell passieren, dass wichtige Textpassagen überlesen werden. Uns ist daher fast ein “Patzer” passiert: Da wir beim Lesen eine entscheidende Stelle zunächst überlesen hatten, ist uns beinahe bereits zu Beginn ein wesentliches Spielelement entgangen. Das Spiel erfordert daher Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit der Spieler. Dies hätten die Autoren sicherlich besser lösen können, beispielsweise mit einer Extrakarte bei so wichtigen Stellen oder klar hervorgehobenen Textfeldern.

Das Spiel lässt sich durchaus in einer anderen Gruppe noch einmal spielen, wobei der Wiederspielwert sich in Grenzen hält, da die Story gleichbleibt. Aber das ist für Spiele mit Adventure- oder Rätselthematik üblich, weshalb das keine direkte Kritik darstellt.

Tipps
Ein paar Tipps habe ich noch für euch, welche die Spielimmersion drastisch erhöhen: Nutzt, wenn möglich Lautsprecherboxen mit einem Subwoofer bzw. externe Lautsprecher. Besonders zum Ende hin verstärken diesen den Thrillerfaktor sehr und sorgen für Gänsehautfeeling.
Auch empfiehlt es sich wirklich bei gedimmtem Licht oder sogar im Dunkeln mit Taschenlampen etc. zu spielen. Die beigelegten Augenbinden sind leider nicht komplett blickdicht, da der Filz sehr dünn ist. Bei gedimmtem Licht muss man die Augen daher noch schließen, um während der Dunkelheits-Passagen wirklich nichts mehr zu sehen.

Endfazit
Nightmare – Das Thriller Spiel empfehle ich allen Rätselfreunden, die Spaß an Psychologie und Charakteranalyse haben. Logische Rätsel, wie man sie aus den Escape Room – Spielen von Noris kennt, findet man hier NICHT, aber das Gesamtpaket ist rund und sehr gut umgesetzt. Grob eingeordnet ist es ein Adventure-Thriller-Spiel, in dem es darum geht, gemeinsam eine Story zu erleben. Der Gänsehaut-Faktor ist vorhanden, insbesondere der finale “Showdown” ist durchaus intensiv und für Kinder absolut ungeeignet.

 

Name: Nightmare – Das Thriller Spiel
Erscheinungsdatum: 2020
Spieler: 4 – 5
Alter: ab 16 Jahren
Dauer:  120 min
Autor(en): Team Identity Games International BV
Verlag: Noris

Nightmare – Das Thriller Game
Markiert in:                                     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.