Fantastische Reiche  ist ein kleines Kartenspiel mit einfachen Regeln aber relativ hoher Komplexität. Wir sind Herrscher in  einem imaginären Königreich und sollen dieses zum mächtigsten Reich ausbauen. Das alles geschieht ausschließlich durch Tauschen von Karten.

Damit ist das wesentliche Spielelement auch bereits genannt. Die Spieler ziehen Karten vom Nachzieh- oder vom Ablagestapel und legen Karten wieder ab. Die Kartenhand, bestehend aus 7 Karten ändert sich dadurch laufend und sollte bei Spielende nach der zehnten Runde den idealen Punktestand ausweisen.

Ziehen und Ablegen

Das ist aber einfacher gesagt als getan. Denn es gibt Abhängigkeiten zwischen den Kartenarten wie etwa Anführern und Armeen, Wetter und Land oder auch Zauberer und Bestie. Die Karten haben nämlich Bedingungen, mit denen sie Punkte ergeben. Ein König  bekommt beispielsweise 5 Punkte für jede Armee in der Kartenhand. Hält der Spieler auch noch die Königin, sind es schon 20 Punkte pro Armee.

Diese Rechnung muss am Spielende aufgehen. Bis dahin ist das Spielen der Karten ein Drahtseilakt, denn was, wenn eine gerade abgeworfene Karte dem Mitspieler genau ins Konzept passt? Noch schwieriger, – und das kommt meist früher als man denkt – wenn man eigentlich gar keine Karte mehr abgeben will, weil eine optimale Punktehand vorhanden ist.

So sehen sich die Spieler immer wieder mit eigentlich unerwünschten Entscheidungen konfrontiert, aber auch mit der Hoffnung, im nächsten Zug die ideale Karte zu finden, die genau die optimale Punkteausbeute ergibt.  Das ist wirklich unterhaltsam.

Es gibt aber auch ein paar wenige unschöne Dinge. Da ist zum einen die Abrechnung. Die ist relativ aufwendig und muss mit Hilfe eines beigelegten Notizblocks durchgeführt werden. Hier ist es von Belang, welche Karten miteinander harmonieren und somit neben der Basis -Punkte Zahlen von 1-40 – noch zusätzliche Punkte bringen, z.B. “+10 Punkte für jedes Wetter” .

Die Informationen zu diesen Sonderpunkten erhält man aus den Katenaufdrucken “Bonus” und “Strafe”. Boni werden dabei jeweils für erfüllte Bedingungen erteilt, Strafen können Abzüge bringen oder  Bonus -Texte manipulieren. beispielsweise Wörter  verändern oder streichen.

Abrechnung mit App

 Erleichtern kann man sich die Abrechnung mit einer App.. Diese ist vom ursprünglichen Verlag Wizkids herausgebracht und besitzt für fantastische Reiche eine deutsche Lokalisierung. Zur Abrechnung sucht sich ein Spieler die Karten aus und simuliert, dass er sie in der Hand hält. Die App rechnet dann unter Berücksichtigung der Boni und Strafen den Gesamtwert der Kartenhand zusammen. 

Aber es gibt einen kleinen Haken. Wenn ein Spieler einen Waldläufer und einen Kampfzeppelin auf der Hand hält, kommt es zu einer Ungenauigkeit. Der Kampfzeppelin wird von der App vollständig blockiert, da der Waldläufer das Wort “Armee” aus der Strafe streicht und damit der Teil “ ist blockiert” übrig bleibt. Das ist vom Autor eigentlich so nicht vorgesehen, da sich ein Bonus, hier das Streichen eines Wortes, nicht negativ auf die Punkte auswirken sollte. Zumindest ist das aus der Diskussion in einschlägigen Foren so herauszulesen.

Die App hingegen zählt einen Kampfzeppelin mit 0 Punkten, wenn ein Waldläufer ebenfalls auf der Hand ist. Das muss der Spieler dann notfalls von Hand in der Abrechnung korrigieren. Vielleicht wird die App ja auch entsprechend angepasst. Der Fall dürfte bei einer Vielzahl besserer Kombinationen aber sowieso seltener vorkommen.

Fazit

Fantastische Reiche ist Karten sammeln auf Kenner – Niveau Es kommt mit einer einfachen Regel aus, bringt aber durch die unique Kartenstruktur viel Komplexität ins Spiel. Es erhält die Spannung während der gesamten Partie aufrecht und hat einen ziemlich hohen Wiederspielreiz. Zudem dauert eine Partie nur etwa 20 min, so dass hier schnell mehrere Partien in Folge gespielt sind.

Wer Fantastische Reiche kennenlernen möchte, sollte die erste Partie zu zweit spielen, denn hier ist die Besonderheit, dass die Kartenhand nicht sofort komplett gezogen wird, sondern in den  ersten Züge nachgezogen werden. Dadurch kann man sich in Ruhe mit den einzelnen Besonderheiten einer Karte beschäftigen. Beim Spiel ab 3 Spielern sind sofort 7 Karten in der Starthand vorhanden, so dass gleich mögliche Sammel- Strategien verfolgt werden können. 

Das Ziehen und Ablegen der Karten in fantastische Reiche macht wirklich Spass, denn die Kartenhand wandelt sich stetig. Auch wenn die Abrechnung insgesamt etwas aufwendig ist bekommt Fantastische Reiche von mir eine gute Gesamtnote, insbesondere auch, weil es schön kompakt ist und gut auf kleinere und größere Reisen mitgenommen werden kann.

Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Strohmann Games
Autor: Bruce Glassco
Grafik: Patricia Rodriguez
Spieler: 2-6 ab 10 Jahren

Fantastische Reiche
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