Gloomhaven ist wahrscheinlich allen Vielspielern ein Begriff. Der große Bruder von „Die Pranken des Löwen“ thront seit 2018 an der Spitze der BoardGameGeek Charts. Ob in dieser Version nur die Schachtel oder auch der Spielspaß schrumpft, schauen wir uns genauer an.

Material

Das original Gloomhaven bietet ca.10kg an Material in einer riesigen Box, welche für die Pranken des Löwen auf ein Drittel zusammengeschrumpft wurde. Nichtsdestotrotz finden sich hier eine Menge an Komponenten. Vier Charaktere, samt Plastikfiguren und 16 Monsterarten mit Pappaufstellern finden sich in der Schachtel.

Dazu gibt es jede Menge Tokens, die mittels einer beiliegenden Anleitung in ein passendes Insert sortiert werden. Mehrere Decks mit Karten für die Charaktere und Monster runden die Sache ab. Alles passt wieder in die Schachtel, die zudem mehrere Regelhefte und Szenariobücher enthält.

Einige Inhalte bleiben bis zur ihrer Nutzung verschlossen und bieten so im Spielverlauf noch einige Neuerungen. Das Artwork ist passend zum Thema und stimmt auf das Abenteuer ein.

Regeln und Spielablauf

Bei Gloomhaven handelt es sich um einen Dungeon-Crawler mit Elementen aus einem typischen Eurogame. Kooperativ in einer Gruppe von bis zu vier Helden ergründen wir die Geschehnisse um die Stadt Gloomhaven. Das Spiel führt uns mit einem Szenariobuch langsam in die Regeln ein, die wir innerhalb von fünf Szenarien sukzessive erlernen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Genrevertretern bauen wir das Spielfeld nicht aus Elementen zusammen, sondern nutzen das Szenariobuch selbst als Spielbrett. Dort sind bereits die relevanten Elemente wie Gegner, Hindernisse und Schätze eingezeichnet und müssen nur noch durch Platzieren der entsprechenden Tokens und Figuren gefüllt werden. Die Szenarien skalieren dabei für 2-4 Spieler, so dass je nach Spielerzahl entsprechend mehr oder weniger Gegner auf die Gruppe warten. Ein Szenario ist entsprechend schnell aufgebaut und zum Spielen bereit.

Ohne zu viel zu Spoilern ist das Ziel des Spiels meist die Beseitigung der Gegner, ohne dabei selbst zu Grunde zu gehen. Solange ein Spieler überlebt, ist das Szenario für die ganze Gruppe gewonnen, wenn die Ziele erreicht wurden. Ansonsten darf man einen weiteren Anlauf wagen, dabei aber gefundene Schätze und Erfahrung behalten.

Der Spielablauf ist relativ simpel. Aus einem Deck aus 10 Karten (anfangs nur 6), wählen die Spieler 2 aus. Diese Karten geben neben ihren Aktionen auch einen Initiativwert an, welcher die Reihenfolge der Spieler und Gegner für die Aktionen bestimmt. Auch die Gegner auf den Spielplan „ziehen“ Karten und verhalten sich so jede Runde etwas anders.

Von diesen beiden Karten wählt man eine obere und eine untere Aktion aus und führt diese in beliebiger Reihenfolge durch. Meist sind dies Bewegungs- oder Angriffsaktionen, aber auch Spezialaktionen der einzelnen Charaktere und Gegner, die weitere Effekte und Zustände auslösen können. Mal wird ein Gegner oder der Charakter gelähmt, mal vergiftet oder auch verstärkt in seinen Angriffen oder der Verteidigung.

Die Kämpfe werden dabei in typischer Euro-Manier nicht ganz dem Zufall überlassen. Für die Spieler und Gegner werden Angriffsmodifikator-Decks verwendet, die den Grundwert erhöhen oder senken. So kann man zwar ganz gut taktieren, ohne sich jedoch vollkommen sicher zu sein, wie stark oder schwach die Angriffe ausfallen.

Nachdem man die 2 Aktionen ausgeführt hat, ist der nächste Charakter oder Gegner an der Reihe, bis jeder agiert hat. Besiegte Gegner hinterlassen Münzen, die eingesammelt werden wollen und zwischen den Szenarien zum Kauf von Gegenständen benutzt werden können.

Nach mehreren dieser Aktionsrunden, müssen die Spieler rasten, um Ihre gespielten Karten wieder auf die Hand zu bekommen. Dabei geht immer eine Karte „verloren“, so dass dadurch ein Limit an Gesamtaktionen für das Szenario geschaffen wird. Denn kann ich zu einem Zeitpunkt keine 2 Aktionskarten mehr spielen, so ist mein Charakter erschöpft und kann in das Szenario nicht mehr eingreifen. Passiert das bei allen Charakteren, ist das Szenario verloren.

Wurde hingegen das Ziel erreicht, so dürfen sich die Spieler in einer wohlverdienten Pause mit Verbesserungen beschäftigen. Das Deck mit Angriffsmodifikatorkarten kann manipuliert werden, um so die Chance auf erfolgreiche Angriffe zu erhöhen, Gegenstände können gekauft werden, um die Charaktere auszurüsten. Die Ausrüstung umfasst dabei typische Elemente wie Waffen und Rüstungsteile, aber auch Tränke können den Charakteren mit auf die Abenteuer gegeben werden.
Der Fortschritt der Charaktere wird auf einem Charakterbogen notiert, auf dem auch die während der Szenarien verdiente Erfahrung festgehalten wird.

In Summe sind es immer noch viele Elemente, die während eines Szenarios und danach von den Spielern nachgehalten werden müssen. Durch das Szenariobuch, welches in den ersten fünf Szenarien diese Regeln erklärt, ist der Umfang aber nicht überwältigend für die Spieler und bietet mit einer Kampagne von insgesamt 25 Szenarien genügend zu entdecken. In einem kompletten Lauf wird man aber nicht alle diese Szenarien spielen, da es klassenspezifische und optionale Sidequests gibt sowie Entscheidungen zu treffen sind, welche andere Szenarien sperren.

Fazit

Mit „Die Pranken des Löwen“ macht Isaac Childres aus meiner Sicht alles richtig. Das große Gloomhaven hat, selbst für Vielspieler, eine hohe Einstiegshürde durch die Fülle an Regeln und Material. Die kleinere Version bricht das Konzept auf ein gutes Maß herunter, ohne das Grundkonzept hinter dem Erfolg des großen Bruders zu verlieren. Der Einstieg wird durch die ersten 5 Intro-Szenarien erleichtert und die Spieler werden nicht sofort mit allen Regeln überfordert.

Die einzelnen Szenarien haben mit ca. 60-90 Minuten eine angenehme Länge und der Auf- und Abbau des Spielmaterials ist auch schnell erledigt. Das Spiel läßt sich, wie die meisten kooperativen Titel, auch Solo spielen. Allerdings übernimmt dabei der Spieler die Kontrolle von zwei Charakteren, eine Spielart die ich persönlich nicht so mag.

Mit steigender Spielerzahl steigt auch die Spielzeit, da neben den zusätzlichen Spielern auch mehr Gegner bekämpft werden wollen. Das wichtigste ist hier, eine feste Gruppe zu haben, die das Abenteuer gemeinsam erleben möchte. Ob dies zwei, drei oder vier Personen sind, ist dabei fast nebensächlich, wobei ich bei zwei oder drei Spielern die optimale Größe sehen würde.

Ich kann Gloomhaven jedem empfehlen, der verstehen will, was dieses Spiel so bekannt und populär gemacht hat. Die Pranken des Löwen bieten ein tolles Spielerlebnis. Wer weiß, vielleicht ist nach dem Durchstehen dieser Kampagne auch Zeit und Lust da, das große Gloomhaven auch noch zu erleben.

Name: Gloomhaven – Die Pranken des Löwen
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 30-120 min
Autor: Isaac Childres
Illustration: Francesca Baerald, David Demaret, Alexandr Elichev
Verlag: Feuerland / Cephalofair Games

Gloomhaven: Die Pranken des Löwen
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