Was vor ein paar Jahren kaum jemand kannte, ist mittlerweile in fast jeder Stadt zu finden und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Rede ist von Escape-Rooms. Ein Escape-Room ist ganz allgemein ausgedrückt ein riesiges Rätsel, welches gelöst werden muss. Dazu werden ein oder mehrere Räume thematisch hergerichtet und mit Hinweisen und Aufgaben zum Weiterkommen ausgestattet.

Die Teilnehmer, welche meist als größere Gruppe antreten, werden dazu zu Beginn in den Raum eingesperrt und haben genau 1 Stunde Zeit, alle Herausforderungen zu bewältigen, um wieder die Freiheit zu erlangen oder beispielsweise einen mysteriösen Mordfall aufzuklären.

Ich selbst war zwar erst einmal in einem Escape-Room, doch hat mich das Konzept sogleich überzeugen können. Man muss es selbst einmal erlebt haben. Mir jedoch hat es sehr großen Spaß gemacht, weshalb ich auf die Brettspielumsetzung umso mehr gespannt war. Wichtige Fragen waren für mich, wie gut sich dieses Spielkonzept überhaupt auf ein Gesellschaftsspiel übertragen lässt und wie man die korrekte Lösung der Rätsel selbst überprüfen kann, ohne die Lösung dabei bereits zu sehen.

Was steckt drin
Escape Room – Das Spiel besteht aus zwei Komponenten. Dem sogenannten Chrono Decoder und den einzelnen Fällen (”Räumen”). Der Chrono Decoder stellt dabei das Herzstück des Spiels dar. Er ist einerseits eine Entschlüsselungsmaschine, aber auch der Zeitmesser (digitale Anzeige + Ton) und Lösungsüberprüfer. Die Lösung ist dabei ein Code, bestehend aus 4 (von 16) Plastikschlüsseln. Diese weisen Formen, Zahlen, Punkte, Buchstaben und verschiedene Einkerbungen auf. Je nach Rätsel muss man die passenden Schlüssel finden und in den Decoder stecken. Weiterhin enthält das Spiel insgesamt 4 Fälle, welche einzeln verpackt das Material (Karten, Hinweise, Briefe, Fotos, etc.) enthalten.

Spielverlauf
Jede Spielrunde (Fall) dauert in der Regel maximal 60 Minuten und besteht aus insgesamt drei Teilen. Jeder Teil baut aufeinander auf und erfordert einen 4-stelligen Code, den man in den Chrono Decoder eingeben muss. Erst wenn dieser richtig ist, darf man den 2. versiegelten Teil öffnen und weitermachen. Ist der Code falsch, werden den Spielern automatisch 1 Minute von der Zeit abgezogen, was für Spannung sorgt und verhindert das Spiel nur durch munteres Raten zu bestreiten.

Der Chrono Decoder gibt derweil alle 5 Minuten ein akustisches Signal aus. Wenn dieses ertönt, dürfen Spieler sich die entsprechende Hinweiskarte nehmen. Diese gibt wichtige Hilfen und ermöglicht somit das Fortkommen im Spiel, sollte man an einer Stelle festhängen. Man entscheidet jedoch selbst, ob man den Hinweis nutzen möchte oder nicht.
Die Fälle weisen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf und sollten in der Reihenfolge

1) Prison Break
2) Virus
3) Nuclear Countdown
4) Temple of the Aztec

gespielt werden. Die Namen sind zwar auf Englisch, das Spielmaterial ist jedoch ausschließlich auf Deutsch.
Das Spiel endet, sobald der dritte Code korrekt eingegeben ist. Dazu erklingt eine Fanfare aus dem Chrono Decoder.

Fazit
Ich bin positiv überrascht, wie immersiv sich Escape Room – Das Spiel anfühlt. Obwohl man keinen echten Raum betritt, fühlt man sich aufgrund des hervorragend gestalteten Spielmaterials sofort mittendrin. Dabei lässt sich an der Qualität und Ausstattung des Spiels kaum etwas bemängeln.

In jeweils einer kleinen Tüte befinden sich separat verpackt die vier Fälle, die es zu lösen gilt. Die meisten Rätsel und Hinweise findet man auf Papier wieder, es gibt jedoch auch Rätsel, die andere (beiliegende) Hilfsmittel erfordern. Das Herzstück – der Chrono Decoder – ist gewiss das innovativste Spielelement. Er besteht vollständig aus Plastik / Elektronik und kann zum Decodieren, aber auch zur Überprüfung der Lösung genutzt werden.

Dieser Ansatz gefällt mir ausgesprochen gut, zumal er mit späteren Erweiterungen vollständig kompatibel ist. Probleme, dass der Chrono Decoder nicht korrekt funktioniert, konnte ich an unserem Gerät nicht feststellen. Einzig hätte ich mir gewünscht, dass dem Spiel passende Batterien beiliegen und die Prägungen am Decoder besser lesbar sind. Abhilfe schafft man nur selbst, indem man mit einem feinen Stift die Konturen herausarbeitet. Wie die einzelnen Decodiermethoden funktionieren, wird nicht direkt erklärt. Vielmehr stellt das Spielmaterial selbst Tipps und Hinweise, mit deren Hilfe man die einzelne Methode versteht. Das finde ich klasse, genau so soll es sein!

Kommen wir zu den einzelnen Fällen. Ich werde an dieser Stelle auf keine Details oder gar Lösungen eingehen, es sei jedoch so viel gesagt, dass alle vier Fälle sehr abwechslungsreich, clever durchdacht und je nach Fall, sehr fordernd sind. Besonders gefällt mir die Atmosphäre, in welche man als Spieler eintaucht. Während des Rätselns hat man das Gefühl, mittendrin zu sein, obwohl man nur eine Karte, ein Foto oder andere Hinweise vor sich liegen kann.

Diese Vertiefung ist es auch, die Escape Room -Das Spiel so interessant und unterhaltsam machen. Verstärkt wird diese Immersion damit, dass es zu jedem Fall eine einleitende Hintergrundgeschichte gibt, welche sich durch die gesamten Rätsel zieht und den Spieler in die Welt eintauchen lässt.

Was die Spieleranzahl betrifft, gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich selbst vertrete die Meinung „Zu viele Köche verderben den Brei“ und spiele es am liebsten zu zweit oder zu dritt. Jedoch heißt das nicht, dass man es nicht auch in größerer Runde spielen kann. Der Vorteil ist, dass man mehrere Ideen zusammentragen kann, was jedoch auch zu Meinungsverschiedenheiten führen kann. Auf jeden Fall sollten die Spieler nicht zu jung sein. Escape Room – Das Spiel ist kein Kinderspiel und eignet sich erst ab ca. 16 Jahren.

Einen großen Nachteil hat diese Art von Spiel jedoch, man kann es nur ein einziges Mal spielen! Daran kann das Spiel grundsätzlich nichts ändern, dennoch haben sich die Autoren / der Verlag etwas einfallen lassen. Alle Teile, welche man beschriftet oder gar zerstört, lassen sich auf der Internetseite des Spiels herunterladen und nachdrucken. So ist es möglich, dass Spiel wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzusetzen und an Freunde auszuleihen. Allein dafür kann ich eine Kaufempfehlung aussprechen.

Das Mittendrin Gefühl habe ich bereits einige Male angesprochen. Um dies noch zu verstärken, lässt sich eine eigens entwickelte App aufs Handy installieren. Diese sorgt für die richtige Stimmung, indem eine passende Soundkulisse abgespielt wird. Ich persönlich brauche zum Nachdenken meine Ruhe, dennoch empfand ich die Geräusche nicht als störend, sondern als Bereicherung.

Wer glaubt, nach vier Fällen ist Schluss, den kann ich beruhigen. Inzwischen gibt es weitere Fälle zum Nachkaufen und weitere sind in Planung. Auch eine VR-Variante erschien im Oktober 2017, mit der man mittels eines Handys und einer beiliegenden Brille in die Welt eintauchen kann.

Für wen kann ich Escape Room – Das Spiel empfehlen?!
Wer bereits in einem Escape Room war, weiß, worauf man sich einlassen muss. Nämlich aufs Rätseln, Nachdenken, Knobeln und unter Zeitdruck eine Lösung finden. Genau das gleiche trifft auf die Brettspielumsetzung zu. Ich hatte eine Menge Spaß in den vier Stunden und freue mich bereits auf die vielen Erweiterungen, die bereits gekommen sind bzw. noch kommen werden. Eine ganz klare Kaufempfehlung!

Name: Escape Room – Das Spiel
Spieler: 2-5
Alter: ab 16 Jahren
Dauer: 60 min
Verlag: Noris

Escape Room – Das Spiel
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