„Oh gut, endlich sind Sie da, Detective. Der Tatort ist gleich dort drüben.“ Wir gingen durch einen langen Flur und betraten ein kleines Zimmer, welches ziemlich spärlich eingerichtet war. „Das ist das Opfer, 46 Jahre alt, Untermieter dieses Zimmers“. Ich blickte auf dem Boden und fand eine männliche Person, blutüberströmt und mit vielen Wunden.

Offensichtlich wurde er aus nächster Nähe von drei Kugeln getroffen und erlag seinen Verletzungen. „Wir werten noch die Spuren aus, aber wie es aussieht, stammen die Kugeln von einer Waffe, welche vor einiger Zeit aus der Asservatenkammer gestohlen wurde. Näheres wissen wir in Kürze“. Ich habe schon viele Tatorte gesehen und Verbrechen aufgeklärt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Fall noch viele Überraschungen parat hält. Eventuell hat es der Täter auf weitere Personen abgesehen, daher sollte ich keine Zeit verlieren und mit der Arbeit beginnen.

So ähnlich spielen sich die Geschichten im Krimi-Brettspiel Detective ab. Unser Ziel ist es, so viele Informationen herauszufinden wie möglich und die Tat aufzuklären. Doch leider rennt uns die Zeit davon, so dass wir nicht jeder Spur gründlich nachgehen können. Am Ende ist es unsere Intuition, welchem Pfad wir folgen.

Was steckt drin

Das Spiel beinhaltet die ersten drei Fälle der Serie, die einen Einstieg in das Genre und die Spielmechanik gewähren. Dem Spiel liegen drei Kartendecks mit je 23 Spurenkarten bei, Fertigkeits-Plättchen, zwei Holzmarkern (Zeitmarker, Ermittlungsmarker), weiteren Ermittler- und Spezialplättchen, Figurenportraitkarten und Spielbrett. Das Highlight, welches nicht direkt beiliegt, aber Bestandteil jeden Falls ist, ist die Online-Datenbank Antares. Dazu später mehr.

Spielvorbereitung

Vom Auspacken bis zum Start des Spiels vergehen nur wenige Minuten. Die Anleitung beschreibt genau, welche Materialien benötigt werden und gibt einen kurzen Einblick in die Mechaniken. Wichtig ist, dass man sich unter der angegebenen Internetadresse die Online-Datenbank Antares aufruft und Papier und Stifte bereitlegt. Nun kann es auch schon losgehen.

Spielverlauf

Jeder Fall beginnt mit einer kleinen Einführungsgeschichte, in der erste Personen und die Tat vorgestellt werden. Die Ermittler haben nun gemäß der Anleitung eine bestimmte Zeitspanne zur Verfügung, in der sie den Fall lösen müssen. Mit Zeitspanne ist aber nicht eine tatsächliche Zeit gemeint, sondern vielmehr die Währung Zeit. Jede Befragung oder Aufsuchung eines Ortes kostet den Ermittlern eine bis mehrere Stunden, welche auf dem Spielplan mit Hilfe des Zeitmarkers angezeigt werden. Steht dieser auf dem Feld Abschlussbericht, endet die Ermittlungsphase und man muss auf der Website mehrere Fragen zum Fall beantworten. Danach richtet sich auch die Punktzahl und generell die Frage, ob man den Fall gelöst hat.

Eine Spur verfolgen
Bereits der Einführungstext gibt mehrere interessante Spuren an, denen man nachgehen kann. Das können beispielsweise die Befragung von Personen oder die Analyse von Material sein. Oftmals muss man dazu den Ort des Geschehens wechseln. Startet man beispielsweise im Polizeirevier, aber die Befragung findet am Tatort statt, muss man den Ermittlungsmarker auf das entsprechende Ortsfeld verschieben. Diese Aktion kann jederzeit durchgeführt werden, kostet jedoch stets 1h Zeit.

Jede Spur steht dabei für eine nummerierte Spurenkarte, die man sich nehmen und durchlesen kann. Auf dieser finden sich stets ein Text und oftmals weitere (neue) Spuren, denen man nun nachgehen kann. Auch können neue Personen auftauchen oder man findet Fingerabdrücke etc., welche man in die Datenbank eingeben kann. Auch enthalten manche Karten die Möglichkeit, eine Befragung oder Durchsuchung tiefgründiger durchzuführen. Dazu müssen jedoch Fertigkeits-Plättchen ausgegeben werden, welche begrenzt als eine Art Joker zur Verfügung stehen. Da man niemals alle Spurenkarten zu Gesicht bekommen wird, muss man stets innerhalb der Gruppe überlegen, welche Spur man verfolgt und welche nicht.

Antares-Datenbank
Die Antares-Datenbank ist zentraler Bestandteil des Spiels und ähnelt einer echten Datenbank, wie man sie aus Polizeifilmen her kennt. In ihr lassen sich Personendaten auslesen, Fingerabdrücke eintragen, Überwachungsmaterial auswerten usw., vorausgesetzt, man findet einen entsprechenden Hinweis auf der Spurenkarte. Hinweise entsprechen einer Zahlenkombination oder einem Namen, den man in der Online-Datenbank eintippen muss, erst dann hat man Zugriff auf das Material. Auch wird online der Abschlussbericht ausgefüllt, welcher aus mehreren Multiple-Choice Fragen besteht. Welche Fragen das genau sind, wird einem jedoch erst am Ende verraten.

Spielende

Das Spiel endet, sobald man keine Zeit mehr hat, einer Spur nachzugehen. Nach Auswertung des Abschlussberichts wird eine Punktzahl vergeben, welche darüber entscheidet, ob der Fall als gelöst gilt oder nicht. Ein nochmaliges Spielen ist dabei möglich, wenn dies beabsichtigt ist.

Fazit

Im ersten Moment mag man denken, dass Detectives ein Spiel wie jedes andere in diesem Genre ist, doch dem ist nicht so. Die Fälle selbst und die Mechaniken sind ähnlich aufgebaut, wie man es von anderen Titeln her kennt. Man hat einen Fall und muss mit Hilfe von Karten bestimmten Spuren nachgehen um diesen zu lösen. Das eigentliche Highlight ist jedoch die Online-Datenbank. Selten fühlt sich Brettspiel-Polizeiarbeit so real an, wie mit der Datenbank. Gefundene Spuren, Berichte, Videomaterial etc. lassen sich so digital betrachten und auswerten, eine geniale Idee!

Es gibt aber auch Kritik daran, denn so schön der Einsatz dieses Mediums ist, umso selten wurde es meines Erachtens auch genutzt. Pro Fall gibt es meist nur eine Handvoll Situationen, wo man Antares nutzen darf. Das finde ich schade, hätte es doch so viel mehr Möglichkeiten gegeben, dies einzusetzen. Auch lässt sich die Datenbank nur mit angegebenen Hinweisschlüsseln nutzen. Wieso nicht selbst nach Lust und Laune in der Datenbank stöbern, Personenakten aufrufen und nach Informationen suchen?! Hier wurde viel Potential verschenkt und ich hoffe, die anderen Titel aus der Serie machen dies besser.

Für Menschen, die gern alle Informationen aufdecken und am besten alles wissen wollen, ist Detective eventuell nicht das richtige Spiel. Man muss sich stets überlegen und gemeinsam in der Gruppe absprechen, welcher Spur man nachgeht. Es ist unmöglich, allen Hinweisen nachzugehen, was für einige Frustration sorgen kann, gerade wenn man so kurz vor der Lösung des Falls ist und einem die Zeit ausgeht. Dies ist aber auch der besondere Reiz an dem Spiel und daher kein Kritikpunkt, wenn man sich darüber im Klaren ist.

Die einzelnen Fälle sind sehr abwechslungsreich, wenn auch die vorgestellten Personen mitunter sehr klischeehaft dargestellt werden. Vom Schwierigkeitsgrad würde ich empfehlen, mit Fall 2 zu beginnen, welchen wir persönlich leichter empfanden, als die beiden anderen. Pro Fall sollte man mit ca. 1h Spielzeit rechnen, wobei es sehr darauf ankommt, wie viele Absprachen und Notizen man sich macht.

Dem Genre entsprechend lässt sich Detective in der angegebenen Spielzahl gut spielen, somit eignet es sich auch als Solospiel oder für einen gemütlichen Krimiabend mit seinem Partner oder seiner Partnerin. Einzig beim Alter würde ich eine andere Empfehlung aussprechen. Für mich ist Detective kein Familienspiel und ein Alter ab 12 Jahren finde ich zu jung. Ich empfehle ein Alter ab 14 Jahren, da man doch viel lesen und sich konzentrieren muss, was jüngeren Spielern oftmals noch zu schwerfällt.

Alles in allem ins Detective ein abwechslungsreiches Krimispiel, welches sich aufgrund der Antares Datenbank sehr authentisch anfühlt. Die Fälle sind abwechslunsgreich und bieten zumindest einen kleinen Widerspielwert, wenn man den Fall nicht gelöst hat oder noch mehr Hintergrundinformationen sucht.

Name: Detective – Ein Krimi – Brettspiel (Erste Fälle)
Erscheinungsjahr: 2020
Spieler: 1 – 5
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 90 – 120 min
Autor(en): Ignacy Trzewiczek, Merry Nowak-Trzewiczek, Weronika Spyra
Verlag: Portal Games, Pegasus Spiele

DETECTIVE – Erste Fälle
Markiert in:                             

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.