Das sagenumwobene Grand Hotel – einst das luxuriöse Hotel der Filmstars und Sternchen, hat über die Jahre bereits Staub angesetzt. Ein neues Konzept soll das Haus wieder zu dem prunkvollen Ort machen, der er einst war.

Wir sind stolz, persönlich zur großen Wiedereröffnung eingeladen zu sein und sind gespannt was uns hinter den Pforten des Grand Hotels erwartet …

 

 

 

Spielinhalt

Neben dem Anleitungsheft befinden sich 9 Umschläge mit weiterem Material in der Spieleschachtel. Jeder der Umschläge soll dabei einen Raum des Grand Hotels repräsentieren. Das Spielmaterial besteht fast ausschließlich aus Papier. Allerdings wurden viele verschiedene Papierarten verwendet, mit verschiedener Haptik, Struktur usw. um das jeweilige Thema am Besten wiederzugeben. Nicht beigefügt sind Zettel, Stifte und eine Uhr. Diese werden jedoch zum Spielen benötigt.

Spielverlauf

Ziel des Spiels ist es, die enthaltenen Rätsel in einer vorgegebenen Zeitspanne zu lösen und so das Geheimnis des Grand Hotels zu lüften. Beginnend mit in der Anleitung  versteckten Einladungskarten wird man so von Umschlag zu Umschlag, also von Zimmer zu Zimmer gelotst.

Um die korrekte Zimmerreihenfolge zu finden, muss man das entsprechende Rätsel lösen. Die Lösung kann eine Zahl, eine Farbe, ein Name oder ein anderer Hinweis sein, der die Spieler letztendlich weiter zum nächsten Raum führt. Das finale Zimmer und Rätsel stellt den Showdown und damit den Höhepunkt des Spiels dar.

Vorgeschlagen wird eine Gruppengröße von 3 bis 8 Personen.

Fazit

An der Qualität des Spielmaterials gibt es nichts auszusetzen. Dies ist allesamt stabil und sogar überdurchschnittlich wertig gehalten. Bereits das Anleitungsheft besteht aus einem derart wertigen Papier, dass man es wohl unbeschadet mit Wasser übergießen könnte (warum auch immer man das machen sollte.).

Auch das Design kann überzeugen. Bereits die Aufmachung der Verpackung weckte bei uns Assoziationen zu Glamour und High Society. Dementsprechend hoch lagen unsere Erwartungen.

Leider konnte sich dieser Eindruck nach Beginn des Spiels nicht lange halten. Ich möchte versuchen, dies zu begründen, ohne auf Spielinhalte oder explizite Rätsellösungen einzugehen. 

Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel schwankt enorm. Die meisten Rätsel sind derartig einfach, dass nur wenige Sekunden des Nachdenkens ausreichten. Gelegentlich wusste man auch nicht, ob es wirklich schon das Rätsel war, weil es sich nicht danach anfühlte. Eines der Rätsel war hingegen geradezu sinnlos schwer, wobei es nicht unbedingt clever durchdacht war, sondern nur ein ermüdendes Abarbeiten / Absuchen erforderte und damit nicht einmal Spaß machte. Lediglich 3 Rätsel hatten ein für uns angemessenes Niveau und haben auch Spaß am Knobeln gebracht.

Nun ist die Meinung, welcher Schwierigkeitsgrad angemessen ist oder nicht, ein subjektiver Eindruck. Das Spiel beherbergt jedoch noch weitere Probleme.
Ein Rätsel war beispielsweise fehlerhaft formuliert und damit unlösbar. Das ist frustrierend, wenn man einfach nicht auf die Lösung kommt. [SPOILER]: An dieser Stelle sei gesagt: 4-stellig ist nicht dasselbe wie 4-zahlig![/SPOILER]

Gut fanden wir jedoch, dass die Rätsel auch Hinweise mit an die Hand gaben. Damit ist meist auch ein Weiterkommen gesichert, wenn man gerade nicht weiter weiß, was jedoch zumindest in unserer Runde nicht vorkam. Aber auch hier gibt es ein Problem: Ein Rätselhinweis zu einem etwas schwierigerem Rätsel war selbst ein Rätsel. Wenn man dies jedoch löste, erhielt man auch noch einen komplett falschen Hinweis! (An dieser Stelle sei gesagt, dass wir uns definitiv sicher sind, dass wir das Rätsel korrekt gelöst haben.).

Ob das nachfolgende Problem nur unser Rezensionsexemplar betraf, kann ich an dieser Stelle nicht sagen. Aber bei uns lagen alle Räume in der komplett richtigen Reihenfolge in der Verpackung! Das ist ein absolutes No-Go, weil man bereits beim Greifen des Umschlags die nächste Lösung gesehen hat. Tipp: Zu Beginn erst einmal alle Umschläge durchmischen! Schön wäre es zudem gewesen, wenn es Fakezimmer gegeben hätte. Diese Umschläge hätten einfach leer sein können, geben dem Spieler aber den Hinweis, dass das Rätsel falsch gelöst wurde.

Oftmals ist die einzige Motivation, die Rätsel zu lösen, das Erleben der Story des Spiels. Damit kommen wir nach den Rätseln zum nächsten großen Problem des Spiels: der Story selbst.

Bereits durch den Text auf der Verpackung wird suggeriert, dass sich hinter den Türen des Grand Hotels ein tiefes Geheimnis verbirgt. Dieses „Geheimnis“ offenbart sich als banaler Familienzoff, der zudem unkreativ und klischeehaft erzählt wird. Thematisch würden wir diese auf dem Niveau eines Promi-Klatsch- und Tratschmagazins einordnen. Hier hätte man mit einer gehaltvolleren Story  viel mehr herausholen können!

Einige Stellen der Geschichte erschienen uns zudem unlogisch oder unglaubwürdig. Bei den meisten gut erzählten „Escape“-artigen Spielen enthält die Geschichte eine Art von Zwang oder eine andere schlüssige Begründung, warum die Spieler  (ggf. auch die Nebencharaktere) sich in einer bestimmten Situation befinden, aus der es sich zu befreien gilt. Im Grand Hotel haben wir uns hingegen gefragt, warum wir weiterhin durch das Hotel streifen sollten, anstatt einfach zur Tür hinaus zu gehen.

Bei einem wichtigen Nebencharakter fragt man sich auch, warum er derartig passiv bleibt und nicht beispielsweise die Polizei ruft – was für diesen ohne Probleme möglich gewesen wäre. Das Ende der Story und damit die Auflösung des Falls wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Man kann es (leider) kaum glauben, welches Ende  präsentiert wird.

Im Vergleich zu anderen Escape-Room spielen gibt es hierbei auch keine unterstützende Apps oder Sounds. Dies ist zwar kein Muss, würde der Atmosphäre jedoch gut tun. Im Regelwerk steht zwar, man solle sich passend anziehen, um in Stimmung zu kommen, aber seien wir mal ehrlich, wer bitte macht das schon?! Positiv zu erwähnen ist, dass das Spielmaterial nicht durch Lösen der Rätsel zerstört wird. So lässt es sich nach einem Durchspielen problemlos an jemanden verschenken.

Laut Spiel wird eine Gruppengröße von 3-8 Personen empfohlen. Wir fanden gut, dass manch Spielmaterial doppelt vorhanden war. Allerdings sind auch dann mehr als 4 Personen unserer Meinung nach nicht empfehlenswert, da diese kaum an der Rätsellösung mitwirken können.

Abschließend fällt es mir nicht leicht, ein solches Urteil zu fällen, aber ich kann nur jedem Erwachsenen davon abraten, dieses Spiel zu kaufen. Man wird einfach in so vielen Aspekten enttäuscht. Ich habe zudem Sorge, dass Neulinge danach nie wieder ein derartiges Spiel anrühren, was schade wäre, denn es gibt so viele tolle Escape Room-Spiele.
Einen Lichtblick gibt es dennoch: Aus anderen Spielerkreisen habe ich gehört, dass Kinder das Spiel gut finden. Diese stören sich nicht an den einfachen Rätseln und lassen sich eher von der Story überzeugen.

Name: Das geheimnisvolle Grand Hotel
Spieler: 3 – 8
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 90 min
Verlag: Moses

Das geheimnisvolle Grand Hotel
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