Der Wilde Westen ist als Thema für Brettspiele immer wieder interessant und bietet mit diversen bekannten Charakteren eine gute Grundlage, um schnell ein passendes Setting zu schaffen.

Bei Cactus Town handelt es sich um ein asymmetrisches Programmierspiel. Eine direkte Assoziation zu Colt Express bleibt hier nicht aus, da beide Spiele das Thema und die Programmiermechanik gemein haben. Was Cactus Town anders macht, haben wir uns angeschaut.

Material

Als erstes fällt die kompakte Box auf, in der das gesamte Material den wenigen Platz sehr gut ausnutzt. 50 Karten für das Spielfeld, sowie je vier Karten pro Spieler, sowie diverse Karten, die den Spielablauf beschreiben, finden sich genauso in der Box wie Pappaufsteller für die Figuren, diverse Tokens, Sichtschirme und Würfel um Duelle auszutragen. Es ist auf jeden Fall zu begrüßen, dass hier keine unnötig große Box gewählt wurde. Nachteil ist dann natürlich aber, dass Erweiterungen im Grundspiel nicht mehr so leicht untergebracht werden können.

Regeln und Ablauf

Bei Cactus Town handelt es sich um ein asymmetrisches Progammierspiel. Jeder der vier Charaktere spielt drei seiner vier Aktionskarten aus, welche dann abwechselnd aufgedeckt und ausgeführt werden. Dabei verfolgen die Charaktere unterschiedliche Ziele, die notwendig sind um das Spiel zu gewinnen.

Der Sheriff und seine Deputies versuchen, zwei Gesetzlose ins Gefängnis zu bringen. Die Gesetzlosen Wiederrum möchten zwei Gebäude ausrauben und mit der Beute in die Wildnis entfliehen. Die Kopfgeldjäger wollen einen Gesetzlosen fangen und zwei Pferde für den Transport stehlen. Als letzter Charakter möchte die Can-Can Tänzerin sich an Ihren Feinden rächen und drei Duelle gewinnen und Ihre Schulden in zwei Gebäuden begleichen.

Aber der Reihe nach. Am Spielanfang wird ein Raster aus 5×5 Karten ausgelegt, mit dem Büro des Sheriffs in der Mitte. Für die restlichen Felder stehen zwei Decks mit 24 Karten zur Verfügung, die größtenteils verdeckt ausliegen. Das Basisdeck sollte für die ersten Partien genutzt werden; in weiteren Partien kann das erweiterte Deck genutzt werden.

In beiden Decks sind die Gebäude identisch, jedoch gibt es bei der Erweiterung zusätzliche Effekte bei Aufdecken und Betreten der Felder, die Tokens ins Spiel bringen, welche sich vor allem auf Duelle auswirken können und von den Spielern hinter den Sichtschirmen versteckt werden.

Je nach Spielerzahl sind bestimmte Kombinationen von Charakteren erlaubt und die Zielkarten für die Gesetzlosen, Kopfgeldjäger und die Can-Can Tänzerin werden durch das nicht verwendete Kartendeck zugeteilt.

Jeder Spieler plant dann seine drei Aktionen durch das verdeckte Legen der Aktionskarten. Auf den Karten sind eine oder mehrere Aktionen abgebildet, die dann in der nächsten Phase ausgeführt werden. Es gibt Aktionen, die allen Charakteren gemein sind, wie das Rennen oder Schleichen oder Duellieren mit anderen Spielern.

Das Schleichen erlaubt es im Gegensatz zum Rennen dabei, sich von anderen Spielern auf dem selben Ort zu entfernen. Außerdem gibt es Aktionen, die spezifisch für die jeweiligen Charaktere sind, wie das Festnehmen, Ausrauben und das Tanzen.

Die Ausführung der Aktionen erfolgt meist nicht so wie geplant, da die anderen Spieler ein Wörtchen mitzureden haben und sich somit nicht an dem Ort befinden, an dem man sie vermutet. Duelle werden durch Würfel ausgetragen und können noch durch den Einsatz der vierten, nicht genutzten, Aktionskarte erhöht werden. Der Spieler mit der höchsten Summe gewinnt. In der erweiterten Variante stehen noch Token zur Verfügung, die die Duelle variabler und weniger vorhersehbar gestalten.

Eine weitere Variante schlägt vor, die Planungsphase zwar im Uhrzeigersinn, die Ausführungsphase dann gegen den Uhrzeigersinn und entgegen der Reihenfolge der gespielten Karten durchzuführen. Zwar klingt das im ersten Moment nach mehr Chaos, aber spätestens nach der ersten Ausführung die anders ablief als geplant, hat man sich auch darauf eingestellt.

Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler sein Ziel erreicht hat. Weitere Aktionen verfallen dann.

Fazit

Cactus Town ist ein Programmierspiel, welches durch asymmetrische Rollen Wiederspielreiz schafft. Die verschiedenen Varianten und das erweiterte Kartendeck samt Tokens machen auch Duelle zu mehr als einem reinen Glücksspiel. Im Vordergrund steht hier aber auf jeden Fall kurzweiliger Spaß, bei dem die beste Taktik schnell durch äußere Umstände über den Haufen geworfen wird.

Die kurze Spielzeit von ca. 30 Minuten lädt zu weiteren Runden mit unterschiedlichen Charakteren ein. Die Basisvarianten erlauben auch Kindern, in den wilden Westen einzusteigen. Die Altersangabe ab 7 Jahren funktioniert so halbwegs mit dem Basisspiel. Mit den Varianten wäre unsere Altersempfehlung eher bei 10 Jahren.

Wenn man den Vergleich mit Colt Express macht, kann Cactus Town hier durch die unterschiedlichen asymmetrischen Rollen und Varianten punkten. Wem das Basisspiel nicht genug ist, kann mit Erweiterungen noch weitere Rollen hinzunehmen und so auch die maximale Spielerzahl auf 5 Spieler erweitern. Die kompakte Größe der Box macht es zu einem guten Reisespiel, welches durch den chaotischen Rahmen auch als Gateway-Game funktionieren kann.

Name: Cactus Town
Erscheinungsjahr: 2022
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 7 Jahren (ab 10 Jahren mit Varianten)
Dauer: 20-60 min
Autor: Raúl Luque Torner
Illustration: Isaac Murgadella
Verlag: Second Gate Games

Cactus Town
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