auf-den-spuren-v-marcopoloJeder kennt die Situation: Freunde waren im Urlaub und wollen die neu gewonnenen Eindrücke natürlich durch einen Reisebericht teilen. Dabei geht das Spektrum von einem farbenfrohen Fotobuch bis zum dreistündigen Dia-Vortrag. Einen besonders spannenden und beliebten Bericht gab der venezianische Händler Marco Polo.

In einer Zeit weit vor dem Internet wirkten seine Erzählungen wohl für viele seiner Zeitgenossen wie Märchen aus einer anderen Welt. Das der weitgereiste Italiener bis heute beliebt ist, zeigt neben einer Reihe von Filmen und einer Serie auch ein Spiel aus dem Hause Hans im Glück. Daniele Tascini und Simone Luciani schicken uns in Auf den Spuren von Marco Polo auf die Selbigen, um das ferne Asien zu bereisen und den berühmten Kubilai Khan kennen zu lernen.

Was steckt drin?

In der Schachtel finden wir zu allererst den Spielplan, der eine Karte der verschiedenen Routen in den Osten und einige Aktionsfelder zeigt. Damit die Reise beginnen kann, muss der Plan aber noch vorbereitet werden. Dazu bekommt jede der gezeigten Großstädte einen Bonus und eine Aktionskarte zugewiesen. Die Kleinstädte hingegen bekommen ein Einkommensplättchen zugeteilt. Zuletzt muss nur noch das Auftragsbuch mit Auftragsplättchen bestückt werden.

Damit sich die Spieler dann aber endlich auf die Reise machen können, bekommen sie noch ein Handelshaus samt Startauftrag, fünf Würfel, einen Startauftrag, zwei Zielkarten, ein wenig Geld, Handelshäuser und natürlich ein Paar Kamele. Damit sich die Spieler aber so richtig in die Rolle der Abenteurer versetzen können, bekommt jeder auch noch einen Charakter zugewiesen. Diese Rollenplättchen zeigen die verschiedenen Charaktere um Marco Polo und erlauben besondere Eigenschaften und Aktionen, die das Spiel für jeden der Mitspieler anders gestalten. Darüber gibt es noch eine Menge Geld und Handelsgüter aus Holz, die das Spielmaterial abrunden. Hat man diesen Punkt erreicht, ist die Vorfreude schon groß, denn das Material und die tollen Grafiken von Dennis Lohausen ziehen einen schon direkt in den Bann.

Wie funktioniert’s?
Auf den Spuren von Marco Polo wird über fünf Runden gespielt. Zu Beginn jeder Runde bekommen die Spieler Einkommen. Dieses wird beeinflusst von den Rollen und den bereits bereisten Kleinstädten, die unterschiedliche Belohnungen ausschütten. Danach werden die fünf Würfel geworfen und es beginnt die Aktionsphase. Ist man an der Reihe, darf man seine Würfel nutzen, um auf einem der Aktionsfelder einzusetzen. Dabei dürfen blaue Aktionsfelder mehrfach und braune Felder nur einmal genutzt werden. Dabei ist aber wichtig, dass es immer einen Aufpreis kostet, wenn man eine Aktion nutzen will, die ein Mitspieler schon besetzt hat. Dieser Aufpreis und die Stärke der Aktion wird aber immer vom niedrigsten eingesetzten Würfel bestimmt. Welche Aktionen gibt es?

In der unteren Hälfte des Spielplanes sind die allgemeinen Aktionen abgebildet. So kann ich am z. B. am Markt neue Güter und Kamele bekommen, die ich dann für neue Aufträge aus dem Auftragsbuch nutzen kann. Aber ich kann mich auch mit der Reiseaktion auf den Weg in den Osten machen. Das erlaubt es mir, den Bonus in den Zielstädten einzustreichen und neue Handelsposten zu errichten. Das hilft zum Einen bei der Erfüllung der Auftragskarten, erlaubt aber auch den Zugriff auf die Aktionen in den Großstädten. Diese Sonderaktionen, die in jedem Spiel neu kombiniert werden erlauben den schnelleren Zugriff auf Güter oder das direkte Erwerben von Siegpunkten. Neben diesen Hauptaktionen kann ich gegen Kamele auch Würfel neu werfen, aufwerten oder mir gar einen zusätzlichen schwarzen Würfel für eine Runde kaufen.

Wo wir schon gerade bei Punkten waren. Natürlich geht es auch in Auf den Spuren von Marco Polo darum, die meisten davon am Spielende zu haben. Dabei gibt es eine Reihe von Wegen zum Erfolg. Während des Spieles bekommt man für das Erfüllen von Aufträgen, das Erreichen von Beijing, Aktionskarten und den Bau des 8. und 9. Handelshausen Punkte. Am Spielende gibt es darüber hinaus noch eine Schlusswertung. Dabei können Spieler, die Bejing erreicht haben ihrer Güter 2:1 gegen Punkte tauschen, die Zielkarten werfen ihre Punkte ab und der Spieler mit dem dicksten Stapel von erfüllten Aufträgen bekommt auch noch einmal einen Bonus.

Macht es Spaß?
Auf den Spuren von Marco Polo versteht es, seine Spieler zu fesseln. Die Zeit in den lediglich fünf Runden ist viel zu knapp, um alles zu erreichen. Es kommt also darauf an, seine Möglichkeiten geschickt zu nutzen. Dazu zählt der kluge Einsatz der eigenen Würfel, das Einplanen der Zielkarten in die Reiseroute und das richtige Timing bei der Ausführung von Aktionen, um Zusatzkosten zu vermeiden.

Der größte Clou sind aber die Rollenkarten. Jede erlaubt einen völlig anderen Spielstil. So darf z. B. ein Charakter seine Würfel beliebig drehen, ein anderer bekommt einen Zusatzwürfel und einen Auftrag jede Runde und ein Dritter bekommt immer etwas geschenkt, wenn andere Spieler den Markt besuchen. Diese unterschiedlichen Möglichkeiten wollen erkundet und geeignet eingesetzt werden. Auch der variable Spielaufbau bietet immer wieder neue Wege und Möglichkeiten, auf die man sich neu einstellen muss.

Bei all diesen planerischen Erfordernissen spielt es natürlich auch eine Rolle, was man würfelt. Fortuna ist auch hier nicht völlig aus dem Spiel, aber man kann im Grunde aus jedem Ergebnis etwas machen. Dabei helfen auch die Zusatzaktionen, mit denen ich meine Würfel beeinflussen oder mir zusätzliche Würfel sichern kann. Es passt ja aber auch zum Thema, denn eine so weite Reise ist nicht immer bis ins letzte planbar.

Alles in allem hat man während des Spieles auf jeden Fall immer viel zu tun. Auch während die Mitspieler an der Reihe sind, kann ich meine nächsten Züge planen und muss nicht nur warten, dass ich endlich wieder an der Reihe bin. Auch wenn mal eine Runde etwas länger geht, fühlt es sich so an, als ob man gerade erst einmal zehn Minuten spielt, da man quasi immer gefordert ist.

Fazit
Auf den Spuren von Marco Polo hat in diesem Jahr den Deutschen Spielepreis gewonnen. Das ist nicht nur eine Aussage für sich, sondern auch hoch verdient. Daniele Tascini und Simone Luciani präsentieren uns mit ihrem Spiel ein Highlight dieses Jahres. Freunde von strategischen Spielen kommen an diesem hier definitiv nicht vorbei.

Durch die hohe Variabilität bei dem immer wieder neuen Spielaufbau und die verschiedenen Charaktere gibt es auch nach vielen Spielrunden immer Möglichkeiten für neue Strategien. Wir haben Auf den Spuren von Marco Polo auf jeden Fall schon einmal nahe an das Fach mit den Lieblingspielen gestellt. Wir sind gespannt, ob es sich seinen Platz darin letzlich verdient – aber wir sind zuversichtlich.


Verlag: Hans im Glück
Autor: Daniele Tascini und Simone Luciani
Illustration: Dennis Lohausen
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 20-25 Minuten pro Spieler

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf den Spuren von Marco Polo
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