
In einer tierischen Nachbarschaft haben wir uns als ehemalige Agenten zur Ruhe gesetzt. Leider sind wir nicht der einzige ehemalige Agent und wollen den anderen durch Einsatz der Nachbarschaft enttarnen. In diesem kleinen Kartenspiel wollen wir besser bluffen als unser Gegenüber.
Material
Das Material besteht aus einem Spielplan, zwei Holzfiguren sowie 38 Agenten- und 15 Schwarmarkt-Karten. Letztere werden bei fortgeschrittenen Modus verwendet. Alles ist nett illustriert und zeigt anamorphe Tiere, sowie ihre Effekte. Die meisten Agenten sind je sechs mal vorhanden, lediglich der Gehilfe und der Maulwurf nur einmal. Alles ist gut verstaut in einer kompakten Box, welche man aber auch noch mal um die Hälfte hätte schrumpfen können, wenn man den dicken Spielplan halbiert hätte.
Spielprinzip
Ziel des Spiels ist es, auf dem rund laufenden Spielplan den anderen Spieler zu fangen. Um dies zu tun, spielt der aktive zwei seiner Karten aus, eine offen, die andere verdeckt. Der inaktive Spieler darf dann wählen, welche der beiden Karten er rekrutiert. Die andere Karte verbleibt für den aktiven Spieler.
Die Agenten haben dabei drei Zahlen bzw. Effekte aufgedruckt. Je nach Anzahl gleichartiger Agenten in der eigenen Auslage geht er dann die angegebene Zahl Schritte nach vorne oder nach hinten. Die erste Vollstrecker Karte bringt den Spieler dabei einen Schritt vorwärts, die zweite zwei Schritte und ab der dritten Karte geht es dann immer drei Schritte nach vorne.

Man kann hier als aktiver Spieler wunderbar bluffen. Lege ich den Saboteur offen hin, der den Spieler rückwärts laufen lässt und lege dafür den Maulwurf, der das gleiche nur mit mehr Schritten macht, verdeckt hin, um meinen Mitspieler in diese Richtung zu drängen? Rechnet mein Mitspieler vielleicht mit dem Maulwurf und nimmt freiwillig den Saboteur, so dass ich doch eine positive Karte verstecke? Obwohl die Entscheidung in sich relativ einfach ist, bietet diese bereits ein schönes Potential zum Bluffen.
Besonders interessant sind die Codeknackerin und der Draufgänger. Habe ich nämlich Erstere drei Mal vor mir liegen, gewinne ich das Spiel sofort. Beim Draufgänger verliere ich indes sofort. Das macht das Auslegen der Karten dann noch einmal spannender. Wenn ich als aktiver Spieler bereits zwei Codeknackerinnen vor mir liegen habe, ist mein Mitspieler quasi immer gezwungen, die verdecke Karte zu wählen, für den Fall, dass ich dort die dritte Codeknackerin verstecke. Gleiches gilt umgekehrt beim Draufgänger, so dass man in dem Fall nur bei der offenen Karte sicher sein kann, nicht sofort zu verlieren.

Damit das Ganze nicht langweilig wird, bietet die fortgeschrittene Variante noch einen Schwarzmarkt, welcher auf der Rückseite des Spielplans Verwendung findet. Lande ich auf dem Spielplan auf einem der markierten Eckfelder, so darf ich mir eine der ausliegenden Schwarzmarkt-Karten nehmen. Diese bieten entweder Sofort- oder Dauer-Effekte die das Spielgeschehen noch mal kräftig durcheinanderwirbeln.
Vormals schlechte Karten sind auf einmal richtig gut oder es gibt noch zusätzliche Bedingungen für den Sieg oder die Niederlage. Durch diese wird es dann in einigen Situationen möglich, dem Mitspieler nur zwei schlechte Karten zur Auswahl zur stellen. Der Taktik-Faktor wird durch diesen Modus um einiges erhöht und wir würden empfehlen, nur die ersten Einstiegspartien ohne zu spielen.
Fazit
Agent Avenue schafft es, mit dem kompakten Kartenumfang ein taktisch spannendes Spiel auf die Beine zu stellen. Die Entscheidungen sind kurz und knackig und lassen je nach Mitspieler schönes Bluffen zu. Besonders die fortgeschrittene Variante erhöht die taktischen Möglichkeiten, ohne die Komplexität überzustrapazieren.
Bei uns hatten wir einen Schnitt von ca. fünf Minuten pro Partie, so dass wir immer mehrere Partien hintereinander gespielt haben. Der Blufffaktor erhält so nochmals eine schöne Meta-Ebene, die die ausgewählten Karten der letzten Partien mit in Betracht zieht.

Die Altersangabe mit acht Jahren fanden wir passend. Selbst mit den 15 Schwarzmarkt-Karten hatten die mitspielenden Kinder keine Probleme und konnten die Erwachsenen auch besiegen. Insbesondere wenn zwei schlechte Karten gelegt werden konnten, war die Freude immer groß.
Ich kann Agent Avenue allen empfehlen, die Spaß an einem schnellen Bluffspiel mit einem einfachen Auswahlmechanismus haben. Das Spiel bietet eine unterhaltsame Mischung aus Taktik und Täuschung. Nach dem Erfolg von Mindbug bringt Nerdlab Games nun ein weiteres Kartenspiel mit kurzer Spielzeit auf den Markt, das sich ideal für Zwischendurch eignet.
Name: Agent Avenue
Erscheinungsjahr: 2024
Spieler: 2-4
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 10-20 Minuten
Autoren: Christian Kudahl, Laura Kudahl
Verlag: Nerdlab Games