
Wer glaubt, dass 4X-Spiele sich nur in einer großen Box verstecken können, der sollte einen Blick auf Age of Galaxy werfen. Das kompakte Spiel des Honkongers Jeffrey CCH entführt uns mit vielen verschiedenen Fraktionen in den Weltraum. Ob echtes 4X-Feeling aufkommt, schauen wir uns an.
Inhalt
Material
Die Schachtelgröße entspricht ungefähr fünf übereinander gestapelten Smartphones und ist randvoll mit Inhalt. Mich freut hier sehr, dass nicht unnötig eine größere Schachtelgröße gewählt wurde, um auf mehr Inhalt schließen zu lassen. Age of Galaxy muss sich aber auch hier nicht verstecken. 40 Fraktionskarten, Karten für den Handel sowie Spielerübersichten sind in regulärer Kartengröße vorhanden. Dazu gibt es größere Karten die den Hauptspielplan darstellen.
Dieser besteht aus dem Weltraumsystem, welches im Spielverlauf entdeckt wird, sowie einem Action, Prestige und G&A Board. Jeder Spieler bekommt außerdem ein eigenes Tableau, um Einkommen und Credits zu tracken, sowie Aktionswürfel und Plastik-Raumschiffe. Dazu gibt es noch diverse Tokens um Einfluss, Relikte sowie Entdeckungen nachzuhalten. Alles passt auch nach dem Ausstanzen wieder in die Box und so steht dem Spielen nichts im Wege.
Spielablauf
Die Regel ist entsprechend der Boxgröße kompakt und manchmal etwas holprig geschrieben. Hier ist beim Nachschauen die Größe ein kleiner Nachteil, der sich aber nach den ersten Partien aber gelegt haben sollte. Der Spielaufbau ist klar erklärt und der zentrale Bereich sowie die Spielerbereiche sind schnell vorbereitet. Hier wählen die Spieler bereits Ihre Startfraktion aus insgesamt sieben zur Verfügung stehenden Karten.

Eine Partie Age of Galaxy verläuft über insgesamt fünf Runden, die jeweils aus vier Phasen bestehen. In der Produktionsphase erhalten die Spieler Einkommen, sowie drei Aktionswürfel, welche für die Runde eingesetzt werden können. In späteren Runden gibt es noch die Möglichkeit, an weitere Aktionswürfel zu kommen. Außerdem haben einige Fraktionen zusätzliche Effekte, die in dieser Phase ausgeführt werden können.
Darauf folgt die Aktionsphase, in der sich der Hauptteil des Spiels bewegt. In dieser stehen jedem Spieler reihum insgesamt neun Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Aktionswürfel sind eigentlich als Arbeiter zu sehen, die entweder auf dem Spielertableau, dem Hauptspielplan oder den Fraktionskarten eingesetzt werden können. Hier können außerdem weitere Fraktionskarten gespielt werden, um Planeten zu besiedeln oder zusätzliche Ressourcen zu erhalten. Zu dieser Phase gleich mehr.
Nach der Aktionsphase, folgt die Kriegsphase, in der die Anzahl der Raumschiffe, sowie die Stärke der Spieler verglichen werden. Je nach Platzierung gibt es Einfluss und Prestige Punkte. Der stärkste Spieler einer Runde wird zum Overlord und darf mit einem seiner Schiffe einen Planeten übernehmen. Dies darf auch ein vom Mitspieler kontrollierter Planet sein, sofern dieser nicht geschützt ist.
Als letztes folgt noch die Galaxis Phase. Im Gegensatz zu vielen anderen 4X Spielen entdecken hier die Spieler die Sektoren der Galaxis nicht selbst, sondern automatisch durch die galaktische Flotte. Diese bewegt sich in dieser Phase einen Sektor weiter und eröffnet so den Zugang zu neuen Planeten, die besiedelt werden können.
Besiedelung ist auch die erste der Aktionsmöglichkeiten. Diese kann für Planeten genutzt werden, die einer der drei Fraktionskarten angehören und liefert Ressourcen und am Ende Siegpunkte für kontrollierte Planeten. Diese Planeten können über die Entwicklungsaktionen auch noch hochgestuft werden. Mindestens ein solcher Planet ist auch für die Ernennen-Aktion notwendig, welche Einfluss in Prestige-Punkte wandelt.
Mit der Fertigen-Aktionen können Raumschiffe gebaut werden, welche wie angesprochen für die Kriegsphase relevant sind, aber auch für die Erkundungsaktion verwendet werden können. Dabei wird z.B. eine Anomalie in einem erreichbaren Sektor aufgedeckt und liefert so Credits, Relikte oder Entdeckungen. Letzte können eingesetzt werden, um neue Technologien zu erforschen, oder aber in Relikte mittels der Bergungsaktion umgewandelt werden. Letztere bringen auch Siegpunkte am Ende des Spiels.
Die letzten beiden Aktionen sind das Plündern, welches einfach einen Credit bringt und das Handeln. Das Handeln ermöglicht neben der Umwandlung von Ressourcen in Siegpunkte oder Einkommen auch das Erreichen eines goldenen Zeitalters. Sobald eine Handelskarte in einer Partie vollständig gefüllt ist, wird diese umgedreht und die dort platzierten Würfel stehen den Spielern in der folgenden Runde zur Verfügung. So kommt man über die regulär vorhandenen drei Aktionswürfel hinaus und kann maximal sechs Aktionen in einer Runde erlangen. Ein sich ankündigendes goldenes Zeitalter sollte man also immer im Auge behalten und darauf hinarbeiten, selbst davon zu profitieren.
Eine Partie ist nach fünf Runden beendet und am Ende gibt es Punkte für Ansehen, kontrollierte Planeten und erhaltenen Relikte. Zusätzlich gibt es noch ein paar Bonuspunkte für die Hauptideologie der eigenen Fraktionen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Fazit
Age of Galaxy schafft es trotz seiner kompakten Größe, ein 4X Gefühl zu erzeugen. Zwar ist die Erkundung der Weltraumsektoren automatisch, aber so werden auch unbekannte Planeten und Anomalien zum Erkunden durch Schiffe erreicht. Der Konfliktaspekt ist minimalistisch und gut berechenbar. Pro Planet benötige ich ein Schiff, um es zu beschützen und so sicher vor dem Overlord zu sein. Umgekehrt kann es sich natürlich lohnen, als Overloard bereits entwickelte Planeten zu übernehmen und so den Mitspieler Punkte zu entreißen.
Besonders spannend fand ich neben dem Mechanismus des goldenen Zeitalters die vielen Fraktionskarten und deren Kombinationsmöglichkeiten. Pro Partie dürfen bis zu drei Fraktionen und eine Hauptideologie gespielt werden. Die Fraktionen liefern unterschiedliche Ressourcen, wenn sie gespielt werden. Oder sie geben Vergünstigungen auf Aktionen oder sogar Technologien, die erforscht werden können. Es ist auf jedes Fall spannend, gute Kombinationen zu finden und die eigenen Aktionen so zu timen, dass diese von den Fraktionsfertigkeiten profitieren.

Die Spielzeit ist mit 45-60 Minuten gut haltbar. Dadurch dass jeder Spieler 15 oder durch goldene Zeitalter ein paar mehr Aktionen hat, ufert die Spielzeit selten aus. Als optimale Spielerzahl würde ich drei bis vier nennen, da hier die Kriegsphase tatsächlich auch relevanter wird und sich nicht immer alle Spieler erfolgreich schützen können.
Der Solomodus ist ein „beat-the-highscore“, welcher zumindest mich nicht reizt. Es gibt allerdings auch auf BoardGameGeek veröffentliche Solo-Szenarien die ich etwas reizvoller fand. Auch gibt es eine kostenlose Variante im Web welche das Spielen gegen Bots erlaubt. So lassen sich auch eventuelle vorhandene Regelunklarheiten beseitigen.
Ich kann Age of Galaxy allen Fans von Weltraum und 4X Spielen wärmstens empfehlen. Ich hab mich sehr über die kompakte Boxgröße gefreut, das so die Mitnahme einfach gestaltet. Nichtsdestotrotz liefert Age Of Galaxy ein vollwertiges Spielgefühl mit guter Tischpräsenz.
Name: Age of Galaxy
Erscheinungsjahr: 2023
Spieler: 1-4
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 45-60 Minuten
Autor: Jeffrey CCH
Artwork: Samuel Horowitz, Roxy Dai
Verlag: ICE Makes