Die Welt der Philatelie ist jetzt nicht gerade ein Trend-Thema, aber auf jeden Fall etwas, was im Brettspielbereich thematisch nicht so zahlreich vertreten ist.

Bei Tauschrausch sammeln wir Briefmarken und präsentieren diese auf einer Briefmarkenbörse. Ob es sich um eine trockene Beschäftigung handelt oder ob man dabei auch Spaß haben kann, schauen wir uns hier an.

Material

Ich lobe die Materialqualität der Stonemaier Spieler gerne und auch hier gibt es nichts zu meckern. Ein stabiles Spielbrett, fünf dünnere Spielertableaus, Marker für Punkte aus Holz und diverse Sätze von Karten sind in der Box enthalten. Das Herzstück sind aber die schön gestalteten Briefmarken aus Pappe. Diese finden in einem Plastikinsert gut sortiert Platz. Das Insert kann auch während des Spiels genutzt werden, so dass es nicht notwendig ist, große Stapel neben dem Spielbrett zu bilden. 

Die Briefmarken liegen in unterschiedlichen Größen und Themenbereichen vor. Die Farben lassen sich gut unterscheiden. Bei den Themen mussten wir manchmal genauer schauen, welchem Bereich diese zuzuordnen sind. Hat man das Prinzip mit den unterschiedlichen Hintergründen und evtl. vorhandenen Namen aber verstanden, so funktioniert auch das.

Etwas irritiert war ich über die Boxgröße und den vorhandenen Inhalt. Die Außenmaße sind ähnlich zur üblichen Zug um Zug Box, aber am Ende ist doch relativ viel Luft enthalten. Das Insert für die Briefmarken ist wie geschrieben gut, nimmt aber natürlich auch Platz ein. Wenn man die Spielertableaus anders lösen würde, wäre eine kleinere Boxgröße auch machbar gewesen.

Spielprinzip

Tauschrausch wird über drei Runden gespielt, die drei Tage der Börse darstellen. In diesen drei Runden werden jeweils drei Phasen gespielt und gewertet. Nach den drei Runden gibt es noch eine Endwertung. Am Ende des Spiels gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten und der besten Sammlung.

Beim Spielaufbau werden die Spielertableaus verteilt. Diese sind nicht ganz identisch, da dort bereits ein Aussteller abgedruckt ist, welcher Punkte für eine bestimmte Briefmarkenart bringen wird. 

Auf dem Spielplan werden aus einem Deck aus 30 Wettbewerbskarten fünf auf dem Spielplan verteilt, die während des Spiels gepunktet werden. Pro Spieler wird außerdem eine Eventkarte gezogen. Diese zeigt an, welche Marken und Ausstellerkarten in der Sammelphase zur Verfügung stehen. Außerdem greift hier noch der als Text beschriebene Teil der obersten Eventkarte. Dieser passt die Grundregeln etwas an und bietet zusätzliche Möglichkeiten oder Einschränkungen für die folgenden Phasen.

In der Sammelphase werden reihum Briefmarken und Ausstellerkarten gedraftet, bis jeder Spieler sechs Objekte gesammelt hat. Zusätzlich kommt der Startspieler Marker in die Auswahl. Offen ausliegende Marken und Karten bleiben offen, verdeckt liegende Briefmarken bleiben verdeckt. Diese dürfen nach dem Auswählen angesehen werden.

Nach dem Sammelphase folgt die Tauschphase. Jeder Spieler darf dabei eine Briefmarke oder einen Aussteller reservieren. Die besonders wertvollen goldenen Marken dürfen nicht reserviert werden. Danach werden die übrigen fünf Objekte in zwei Gruppen geteilt. Solange kein Event oder Spezialist dies verändert, gibt es also eine Gruppe mit vier Elementen und die andere mit einem Element oder eben zwei und drei. Diese Gruppen werden oberhalb des Spielertableaus platziert.

Anschließend sucht sich der Startspieler eine Gruppe eines anderen Spielers aus und legt diese zunächst unter sein Tableau. Die verbleibende Gruppe dieses Spielers legt dieser unter sein eigenes Tableau und wählt entsprechend bei einem anderen Spieler eine Gruppe. Dies wird solange wiederholt, bis alle Spieler zwei Gruppen erhalten haben. Sollten die Gruppen eines Spieler nicht gewählt werden, so behält dieser seine beiden eigenen Gruppen.

Darauf folgt die Präsentationsphase. Alle Spieler sortieren und platzieren gleichzeitig Ihre Marken auf das Raster des Tableaus. Marken dürfen sich nicht überlappen oder über den Rand des Rasters hinausgehen. Einige der Wertungen erfordern bestimmte Muster, so dass man zumindest etwas darauf achten muss, wo bestimmte Marken platziert werden.

Darauf hin wird gewertet. Das Startspieler-Token ist zwei Punkte wert, Aussteller bringen je einen Punkt pro angegebene Marke. Am interessantesten sind aber die am Spielanfang zufällig gewählten Wettbewerbe. Jeder Spieler wählt unabhängig voneinander, welchen der vier regulären Wettbewerbe er in dieser Runde punkten möchte. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass jede Kategorie pro Spiel nur einmal gewertet werden kann. Außerdem dürfen nur drei der vier Kategorien im Spiel gewählt werden. Man sollte also vorausschauend werten.

Nach drei Runden endet das Spiel und es gibt noch eine zusätzliche Schlusswertung. Die kleinen Dauermarken geben je nach Mehrheitsverhältnis zehn, sechs oder drei Punkten. Zusätzliche gibt es Punkte für die auf den Marken aufgedruckten Werte, hier sind besonders die goldenen Marken gute Punktelieferanten. Punkte bietet hier dann auch noch der letzte Wettbewerb, welches sich meist auf die Platzierung der Marken im Raster bezieht. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Fazit

Tauschrausch verpackt „Drafting“ und „I cut, you choose“ Mechanismen in einem optischen ansprechendem Briefmarkengewand. Die Grundregeln sind schnell erklärt und der Ablauf auch direkt verinnerlicht. Etwas holprig gestaltet sich allerdings das Verständnis von diversen Wettbewerbskarten. Da wird die korrekte Wertung nicht sofort klar. Hier hätten klarere Texte auf den Karten Platz gefunden.

Zu viel Text boten aus unserer Sicht die Event- und Spezialistenkarten. Damit soll die Varianz im Spiel erhöht werden, was aber auf Kosten des schnellen Verständnisses geht. Die Effekte sind meist nicht bahnbrechend, aber jede Spezialistenkarte muss gesondert vorgelesen und bewertet werden, was den Spielfluss stört.

Der Hauptmechanismus des Draftens der Marken bietet mit der Tauschmechanik interessante Entscheidungen. Wähle ich Marken, die ich selbst gerne haben möchte und teile diese gerecht auf die beiden Gruppen, oder wähle ich doch lieber Marken, die interessant für meine Mitspieler sind und damit eine Gruppe klar besser für mich zu gestalten? Was, wenn ich diese dann doch nicht bekomme? Je nach Spielerzahl muss man sich hier anders verhalten, um zum Erfolg zu kommen.

Schön ist auch der Wertungsmechanismus, bei dem man selbst steuern kann zu welchem Zeitpunkt welche Kategorie gewertet wird. Hoffe ich auf noch mehr Punkte in den folgenden Runden? Werte ich eine Kategorie, die andere bisher nicht im Blick haben, damit ich in späteren Runden eine bereits durch andere Spieler gewertete Kategorie selbst werten kann?

Die angegeben Spielzeit sehen wir eher bei 45-60 Minuten, es sei denn, man spielt nur zu zweit oder alleine. Die Altersangabe fanden wir passend. Eventuell kann man bei jüngeren Kindern auf die Spezialistenkarten verzichten, um so die Komplexität der Spezialfälle zu reduzieren.

Insgesamt haben wir bei Tauschrausch ein durchwachsenes Gefühl. Als Familienspiel ist es optisch ansprechend und der grundsätzliche Spielablauf funktioniert. Allerdings ist das Gesamtpaket doch mit einigen Ecken und Kanten versehen, so dass es am Ende für uns zwar etwas ist, was wir durchaus mitspielen würden, aber nicht unbedingt als Dauergast auf unseren Tischen sehen.

Name: Stamp Swap (Tauschrausch)

Erscheinungsjahr: 2024

Spieler: 1 – 5

Alter: ab 10 Jahren

Dauer: 20-60 Min

Autor: Paul Salomon

Illustration: Conner Gillette

Verlag:  Stonemaier Games / Feuerland Spiele

Stamp Swap (Tauschrausch)
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