Spiele, die in Echtzeit gespielt werden, gibt es nicht viele. Meistens bewegen sich diese im kooperativen Bereich wie Space Alert oder Escape oder es sind einfachere Kartenspiele wie Ligretto oder Dobble.

Bei Pendulum handelt es sich um ein Worker Placement, welches die Zeit und die möglichen Aktionen zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Fokus stellt. Ob und wie das funktioniert, schauen wir uns genauer an.

Material

Wie bei Stonemaier Games üblich ist der Inhalt der Schachtel hochwertig. Neben einem Spielbrett gibt es doppelseitige Spielertableaus, Karten für Spieler (Kriegslisten), Provinzen und Ratsbelohnungen, dazu jede Menge Token und natürlich Arbeiter zum Einsetzen.

Der erste Blick wird aber wahrscheinlich auf die drei Sanduhren in drei verschiedenen Farben fallen. Diese messen eine Zeit von 45, 120 bzw. 180 Sekunden. Leider braucht in unserer Version eine der Sanduhren manchmal einen zusätzlichen Schubs um anzulaufen. Das geht im Spielgeschehen manchmal unter. Hier hätte man wahrscheinlich noch etwas im Qualitätsmanagement optimieren müssen.

Regeln und Spielablauf

Pendulum ist vom Grundgerüst ein einfaches Worker Placement mit verschiedenen Ressourcen, und dem Ziel auf vier Siegpunktleisten möglichst weit voran zu schreiten.

Die roten Würfel stellen Militär dar, welches eingesetzt werden kann, um Provinzen zu erwerben. Kultur ist notwendig, um gespielte Kriegslistenkarten wieder auf die Hand zu bekommen, und je nach Spielertableau, um an weitere Arbeiter zu kommen. Gold ist notwendig, um Ressourcen zu produzieren und es ist der primäre Weg, um an Siegpunkte zu gelangen.

Auf dem Spielbrett gibt es drei Bereiche mit je 2 Reihe, in denen Arbeiter platziert werden können. Im lila und grünen Bereich darf pro Feld nur ein Arbeiter platziert werden. Im schwarzen Bereich gibt es diese Einschränkung nicht. Auch wird diese Regel durch einen großen Arbeiter ausgehebelt, der genau wie bei Viticulture überall platziert werden kann.

Beim Platzieren spielen die Sanduhren eine große Rolle, da Arbeiter nur dort platziert oder entfernt werden dürfen, wo die Sanduhr nicht steht. Durch das Platzieren wird die Aktion allerdings noch nicht ausgeführt. Dies geschieht erst, wenn man die Kosten der Aktion zahlt und den Arbeiter in den Belohnungsbereich der Aktion verschiebt. Im Gegensatz zum Platzieren, dürfen Arbeiter die Aktion aber nur ausführen wenn die Sanduhr gerade in dieser Reihe steht.

Die Sanduhren selbst stehen in den drei Bereichen und dürfen durch die Spieler von der einen in die andere Reihe gestellt und umgedreht werden, sobald die Zeit abgelaufen ist. In der Praxis sieht es dann meist so aus, dass alle Spieler gleichzeitig Ihre Arbeiter in den drei Bereichen platzieren. Sobald eine Sanduhr durchgelaufen ist, darf diese dann gedreht und die in die Reihe gestellt wurden, wo Arbeiter bereits platziert wurden. Alle Spieler führen dann wieder gleichzeitig ihre Aktionen aus und warten darauf, dass die Sanduhr wieder durchläuft und umgestellt wird, damit die eigenen Arbeiter wieder zurückgenommen werden dürfen.

Dadurch, dass die drei Sanduhren unterschiedliche Durchlaufzeiten haben, muss man versuchen, seine Abläufe zu optimieren. Die schwarze Sanduhr läuft 45 Sekunden lang, die grüne 120. Ich könnte so zum Beispiel einen Arbeiter zwei Mal im schwarzen Bereich einsetzen, um diesen danach im grünen Bereich zu platzieren. Idealerweise gelingt mir das, bevor die grüne Sanduhr gerade durchgelaufen ist und ich, nach dem Umdrehen dieser, direkt die grüne Aktion ausführen kann.

Das ganze klingt hektischer als es ist, da man durchaus darauf wartet, dass eine Sanduhr endlich durchläuft. Gespielt wird in insgesamt vier Runden. Vor jeder Runde dürfen die ersten Arbeiter ohne Zeitdruck platziert werden und nach jeder Runde gibt es eine Ratsphase, die ebenfalls nicht in Echtzeit abläuft. Phasen hoher Konzentration, in denen die Sanduhren laufen, wechseln sich mit Phasen ab, wo mehr Zeit zur Planung der Aktionen zur Verfügung steht. Sobald die lila Sanduhr zwei Mal durchgelaufen ist, wird bereits das Rundende eingeläutet. Spieler dürfen noch Aktionen ausführen, aber die Sanduhren dürfen nicht mehr gedreht werden.

Um Pendulum abzurunden, gibt es Kriegslisten, die jederzeit gespielt werden können und den Spielern Vorteile geben und zusätzliche Ressourcen gewähren. In der Ratsphase gibt es Siegpunkte und Ratskarten als Belohnung, welche einen sofortigen oder dauerhaften Effekt haben können.

Eine Partie ist nach vier gespielten Runden zu Ende und der Fortschritt auf den Siegpunktleisten wird verglichen. Diese sind je nach Spielertableau unterschiedlich lang und erfordern so einen leicht anderen Fokus während des Spiels. Außerdem gibt es eine eigene „Leiste“ für das Erreichen einer legendären Errungenschaft, die pro Runde nur von einem Spieler beansprucht werden kann. In Summe dürfte man nach ca. einer Stunde den Sieger ermitteln können.

Fazit

Pendulum zeigt durch den Echtzeitmechanismus ein interessantes Konzept, wie Zeit in einem Spielkontext eingesetzt werden kann. Das zugrundeliegende Spiel ist aber ohne diese Komponente ein doch recht gewöhnliches Worker-Placement. Die möglichen Wege um Ressourcen zu produzieren und in Siegpunkte zu wandeln, sind direkt miteinander verbunden und erfordern keine große Planung. Das Spiel hat auch einen Modus ohne Sanduhren, der für die erste Partie empfohlen wird.

Durch die Sanduhren ist man die meiste Zeit über auf das eigene Spiel konzentriert und bekommt nur sehr wenig mit, was die anderen Spieler machen. Die anderen Arbeiter stören manchmal, was aber durch große Arbeiter wieder negiert werden kann. Ansonsten erfolgt die Interaktion in der Ratsphase, wo in Abhängigkeit von der Anzahl der gesammelten Ratstokens die Reihenfolge für die Auswahl der Belohnungen bestimmt wird. Während der Echtzeitphase kann man diesbezüglich zumindest auf die anderen Spielertableaus schielen um so zu wissen, ob es sich lohnt viele Ratstokens zu sammeln.

Ich bin etwas zwiegespalten, was meine Bewertung von Pendulum angeht. Einerseits finde ich das Konzept, die Zeit so direkt in das Spielgeschehen zu integrieren spannend, habe aber gleichzeitig nicht den Drang, es ständig spielen zu wollen. Eher möchte ich Pendulum neuen Spielern vorstellen um eine anderes Spielgefühl zu erleben und kennen zu lernen.

Auch setzt Pendulum Spielertypen, die gerne Spiele komplett analysieren, sehr unter Druck, da es hier schlichtweg nicht genug Zeit dafür gibt. Es belohnt Spieler die in knapper Zeit ausreichend gute Entscheidungen treffen und schnell aus dem Bauch agieren. Durch die angenehme Spielzeit von ca. einer Stunde ist das Commitment aber auch nicht allzu groß und ich kann zumindest jedem empfehlen, sich auf die Erfahrung mit Pendulum einzulassen.

Name: Pendulum
Erscheinungsjahr: 2020
Spieler: 1 – 5
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 60-90 Min
Autor: Travis Jones
Illustration: Robert Leask
Verlag: Stonemaier Games / Feuerland

Pendulum

Ein Kommentar zu „Pendulum

  • 19/03/2023 um 21:19 Uhr
    Permalink

    Ich bin begeistert von dem Artikel zu Pendulum! Es ist großartig zu sehen, wie die Echtzeitmechanik in das Worker Placement-Genre integriert wird und dadurch ein einzigartiges Spielgefühl entsteht. Die hochwertige Ausstattung des Spiels, einschließlich der Sanduhren, macht es zu einem visuell ansprechenden Erlebnis. Der Artikel bietet eine detaillierte Erklärung des Spielablaufs und gibt auch Tipps für neue Spieler. Insgesamt eine hervorragende Rezension, die meine Neugier auf Pendulum geweckt hat!

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