kashgarNachdem Dominion im Jahr 2008 erschien, wurde dessen Kernmechanismus – das Deck-Building – zum absoluten Trend in der Welt der Brettspiele. Dabei geht es im Wesentlichen darum, sich eine Kartenhand aus verschiedenen Aktionskarten zusammenzusetzten. Diese Karten werden gemischt und die Spieler bekommen zufällig die gewählten Aktionen auf die Hand und können diese nutzen.

Auch Kosmos bringt nun mit Kashgar von Gerhard Hecht ein Deckbauspiel auf den Markt. Das Spiel setzt den bekannten Mechanismus um, geht dabei allerdings an einigen Stellen neue Wege. Ob das genügend neuen Anreiz in diesem Genre bieten kann, schauen wir uns genauer an. Doch bevor wir in die Regeln einsteigen – worum geht es überhaupt?

Kashgar ist eine Stadt an der legendären Seidenstraße. Auf diesem Netz aus Wegen waren ab dem 5. Jahrhundert Karawanen unterwegs. Diese transportierten neben den unterschiedlichsten Handelsgütern auch Ideen und Religionen zwischen dem Orient und dem Mittelmeer. Die zwei bis vier Spieler übernehmen nun eines dieser „Fuhrunternehmen“ und versuchen mit ihren Karawanen die besten und lukrativsten Aufträge zu erfüllen.

Wie von einem Kartenspiel gewohnt, ist auch Kashgar schnell aufgebaut. Jeder Spieler erhält ein Tableau zur Verwaltung seiner Waren und drei Karawanen. Jede Karawane besteht aus einem Patriarchen und einer Startkarte, die offen unter den Patriarchen gelegt wird. Jetzt werden noch die drei Stapel für Auftrags-, Karawanen- und Sonderkarten gemischt und bereitgelegt. Nachdem vier Aufträge offen ausgelegt wurden, kann es auch schon losgehen.

Kashgar_thumb3Ein Spielzug ist schnell erklärt. Jedes Mal, wenn man an der Reihe ist, wählt man eine Karawane, führt die oberste Karte aus und legt sie wieder offen an das Ende dieser Karawane. Dabei steht auf jeder Karte einfach erklärt, was diese tut. Im Wesentlichen geht es aber immer darum neue Karten in eine Karawane zu bringen, Güter zu erwirtschaften oder mit diesen Gütern Aufträge zu erfüllen.

Das Ziel dabei ist es, Punkte zu bekommen. Diese sind auf einigen Karawanenkarten und Auftragskarten zu finden. Der Spieler der es so schafft, 25 Punkte am Ende seines Zuges zu erreichen, gewinnt das Spiel. Das klingt so weit alles recht unspektakulär. Wo liegt jetzt also der Kniff bei Kashgar?

Wie bereits erwähnt, wird bei Kashgar mit offenen Decks gespielt. Dabei stellen die Karawanen die Decks dar. Jeder Spieler hat also nicht nur ein, sondern drei (evtl. durch Kartenaktionen sogar vier) Decks. Da alle Karten offen sind, hat man jederzeit den Überblick, wann welche Aktionen möglich sind.

Doch auch in Kashgar kann nicht alles vorrausgeplant werden. Anders als bei anderen Deckbauspielen, hat man nicht die freie Auswahl, welche Karten man zu seinem Deck hinzufügt. In den meisten Fällen werden durch die Patriarchen zwei Karten vom Stapel aufgedeckt und dann muss eine der beiden Karten zu der Karawane hinzugefügt werden, dessen Patriarch aktiviert wurde. Es ist also nicht möglich, sich die eine perfekte Karawane zusammenzusetzen, da es immer auch ein gewisses Glücksmoment gibt.

Kashgar_thumb2Einen weiteren Unterschied gibt es auch bei den Punkten. Oft ist es beim Deckbau so, dass Punktekarten nur als Ballast im eigenen Deck mitgeschleppt werden müssen. Das ist bei Kashgar anders. Die Karawanenkarten, die Punkte bringen, haben auch einen Nutzen und die Auftragskarten, die den Hauptteil der Punkte ausmachen, kommen nicht ins eigene Deck.

Kommen wir aber jetzt zur eigentlich wichtigen Frage – macht Kashgar Spass? Wir können das mit einem klaren „Ja“ beantworten. Da es sich eben nicht um ein „herkömmliches“ Deckbauspiel handelt, werden die Spieler auch wieder einmal vor neue Aufgaben gestellt. Es geht nicht mehr darum, aus bestehenden Aktionen das perfekte Deck zusammenzusetzen, sondern sich möglichst gut den gegebenen Umständen anzupassen. Das Glücksmoment spielt in Kashgar eben doch eine größere Rolle. Dadurch bleiben die Spielrunden aber auch frisch und es kommt nicht zu eingefahrenen Strategien, wie es in anderen Deckbauspielen oft einmal passieren kann.

Durch das Glücksmoment und die kleinen und doch spannenden Entscheidungen ist Kashgar vor allem ein Spiel für alle Freunde von einfachen Strategiespielen, aber auch Familien und Gelegenheitsspieler sollten sich einmal auf die Seidenstraße wagen. Wir können auf jeden Fall einmal eine Testrunde empfehlen. Es wird wohl nicht bei dieser bleiben.


Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Kosmos
Autor: Gerhard Hecht
Illustration: Imelda & Franz Vohwinkel
Spieler: 2-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 60 Minuten

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Kashgar – Händler der Seidenstraße
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