andor-chada-thornNach Michael Menzels großem kooperativem Brettspiel und vielen Erweiterungen geht es nun mit einem 2-Spieler-Spiel weiter: Chada und Thorn erleiden  bei der Überfahrt nach Andor Schiffbruch und retten sich auf eine unbekannte Insel. Von dort aus versuchen sie, ihren Weg zurück in sichere Gefilde zu bahnen.

Das Spiel ist zwar wieder von Michael Menzel im typischen Andor-Stil illustriert worden, jedoch zeichnet sich diesmal Gerhard Hecht für den Spiel-Mechanismus verantwortlich. Dieser ist uns schon aus seinem Spiel “Kashgar” bekannt. Jeder Spieler besitzt drei Kartenreihen, von denen immer eine Funktion der vorn liegenden Karte aktiviert werden kann. Danach wird diese wieder hinten in den Stapel angelegt, so dass die nächste Karte zur Aktivierung frei wird. Welche der drei vorne liegenden Karten aktiviert wird, darf der Spieler frei wählen, außer, es gibt eine Blockade durch gegnerische Karten

Eine weitere Neuerung im Vergleich zu Kashgar ist die Tatsache, dass einige Karten, insbesondere die Charakterkarten, manchmal nach der Aktivierung auf ihre Rückseite gelegt werden. Dort haben die Karten weitere, aber oft eingeschränkte Funktionen.

Bestand Kashgar noch aus nur diesem Karten – Mechanismus, kommt bei Chada und Thorn noch die Bewegung hinzu. Die Wegstrecke wird auf verschiedenen Landkarten vorgegeben und besteht in der Regel aus mehreren Alternativ-Routen. Um das Spiel zu gewinnen, müssen Chada und Thorn den Weg eines Abenteuers vollständig beschritten haben, ohne von der Figur “Fluch” eingeholt worden zu sein. Dann nämlich wäre das Spiel sofort verloren  Erreichen beide ihr Ziel, ist das Abenteuer gewonnen.

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Eine Bewegung ist allerdings nicht kostenlos zu haben. Die Charakterkarten besitzen jeweils verschiedene Bewegungspunkte, die aktiviert werden müssen, um die Kosten auf den auf der Abenteuerkarte abgebildeten Bewegungspunkte zu zahlen. Dabei dürfen die Charaktere, sofern sie über genügend Bewegungspunkte verfügen, auch mehrere Felder weit gehen.

Um die Reise erfolgreich zu bestehen, benötigen die Spieler eine stattliche Anzahl an Willenspunkten. Diese erhalten sie insbesondere dann, wenn sie eine gegnerische Kreatur besiegen können. Solche Kreaturen kommen ins Spiel, wenn einer der Spieler eine Nebelkarte ziehen muss. Dies kann durch Aktivierung von Flüchen oder auf der Reise geschehen. Die gezogene Karte  wird zunächst wie üblich ans Ende des aktiven Kartenstapels gelegt, bis sie irgendwann vorn liegt und eine Blockade ausüben kann.

Dann nämlich kommt es zum Kampf. Kreaturenkarten und Charakterkarten besitzen einen Wert für Kampfkraft. Sollte eine Charakterkarte gleichzeitig mit einer Kreaturenkarte vorn im Stapel liegen, werden die Kampfwerte der beiden verglichen. Ist der Wert des Charakters gleich oder höher, darf die Kreatur aus dem Spiel entfernt werden.

Chada und Thorn besitzen jeweils auch besondere Charakterfähigkeiten, mit denen sie Willenspunkte, Freunde oder  Gegenstände erhalten können. Chada kann sich als Bogenschützin beispielsweise mit Pfeilen ausstatten, um eine bessere Siegchance gegen die Gegner zu haben. Auch andere aus dem großen Andor-Spiel bekannte Gegenstände wie das hadrische Stundenglas oder Trinkschläuche oder der Sturmschild stehen zur Verfügung

Eine Partie Chada und Thorn ist geprägt  vom Tüfteln. Wann mache ich was? Welche meiner Reihen kann noch einen Fluch oder ein Monster verkraften? Wohin bewege ich mich, um der Fluch-Figur zu entkommen? Gibt es Kombinationszüge mit meinem Mitspieler, um voran zu kommen und dabei ausreichend viele Willenspunkte zu haben?  Meist gibt es nur eine oder wenige Möglichkeiten einer Lösung, so dass der Verlauf immer knapp und damit spannend bleibt. Das Andor Feeling wird dabei vollständig beibehalten.

Der Schwierigkeitsgrad lässt sich dabei durch die Verwendung von Freundeskarten beeinflussen. eine Partie ohne Freunde ist dabei deutlich schwieriger, als eine mit einer oder gar mehreren Freundeskarten, denn diese bringen deutliche Vorteile mit sich.

Bei der Spielanleitung muss man leider ein paar kleine Abstriche machen. Manche wichtige Details werden nicht explizit erklärt, so dass es leider den Aufwand gibt, im (sehr informativen) Andor Forum (der Taverne von Andor)  nachzulesen. Beispielsweise kommt sehr schnell die Frage auf, was mit den Fluchkarten passiert, nachdem sie zum ersten Mal auf ihre aktive Seite gedreht wurden. Es ist nicht erwähnt, ob sie nach Aktivierung wieder auf die schlafende Seite gelegt werden oder permanent wach bleiben.

Wir halten uns daher an eine alte Faustregel: Wenn etwas in der Regel nicht erwähnt ist, tritt es auch nicht in Kraft, außer im Spielmaterial finden sich deutliche Hinweise. Bei den Flüchen ist es nämlich tatsächlich so, dass diese immer auf der wachen Seite bleiben, es sei denn ein Spieler nutzt das hadrische Stundenglas, um den Fluch damit einzuschläfern.

Im Forum erfahren wir aber noch andere wichtige redaktionelle Details: Die mittlere Charakterkarte von Thorn besitzt in der Erstauflage des Spiels einen Druckfehler. Wird die Sonderfertigkeit aktiviert, so muss die Thorn Karte auf ihre Nachtseite gedreht werden. Also schnell mit einem roten Filzstift einen kleinen Pfeil auf die Karte malen.

Abgesehen von den kleinen Unzulänglichkeiten bei der Anleitung ist Chada und Thorn ein schönes und spannendes  2-Spieler Tüftelspiel, dass uns vollständig in die großartige Andor-Welt entführt. Wer das Spielgefühl noch verstärken möchte, dem sei der neu erschienen Andor-Roman empfohlen, in dem unsere Protagonisten zusammen mit denen der anderen Andor-Ausgaben spannende Abenteuer erleben.

Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Kosmos
Autor: Gerhard Hecht
Gestaltung: Michael Menzel
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca 60 Minuten

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Die Legenden von Andor – Chada und Thorn
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