ora-et-laboraOra et Labora von Uwe Rosenberg und steht im Erbe von Agricola, Le Havre sowie vor den Toren von Loyang. Aus allen diesen Spielen sind Elemente enthalten, die zu einem neuen Spiel zusammengestellt sind.

Originell und bei den anderen Spielen nicht enthalten ist das Versorgungsrad, welches Uwe Rosenberg bereits bei Farmerama in einer vereinfachten Variante einsetzt. In jeder Runde dreht sich dieses automatisch weiter und verändert so die Verfügbarkeiten der Rohstoffe. So sind bis zu 10 der Rohstoffsorten Holz, Torf, Getreide, Lehm, Geld, Trauben, Stein und Schafe sammelbar. Der Joker gibt dabei ein wenig Flexibilität, denn er lässt sich für alle anderen Stoffe einsetzen.

Die Spieler einigen sich zunächst, ob sie mit den irischen oder mit den französischen Gebäuden spielen wollen. In den Funktionen sind einige Unterschiede eingebaut, jedoch geht es beim Spielgefühl lediglich um das Flair. So kann  in Irland Whiskey gebrannt werden, während es in Frankreich eher um Weinanbau geht.

Ora et Labora ist komplex, da im fortschreitenden Spielverlauf immer mehr Optionen auftauchen, Siegpunkte zu sammeln. Die Zugmöglichkeiten sind jedoch sehr übersichtlich. Nachdem einmal pro Runde das Ertragsrad weitergedreht wird, können die Spieler in einer einzigen Aktion entscheiden, ob Sie eine Landschaft kultivieren (Torf stechen oder Wald roden), mit einem Mönch  ein Gebäude nutzen oder ein neues Gebäude käuflich erwerben. Der Prior, einer der drei zur Beauftragung bereitstehenden Geistlichen, hat dabei die Sonderfunktion, ein gerade gekauftes Gebäude sofort zu nutzen. Dies zählt dann als eine Aktion

Das Geschehen eines jeden Spielers findet auf dem eigenen Stück Land statt, auf dem sich zu Spielbeginn bereits ein Kloster, ein Bauernhof und ein Lehmhügel befinden. Die Spieler entsenden ihre Mönche, um ihr Kloster samt Ländereien weiter auszubauen und zu Produktivität zu bringen. Auf dem Landbesitz werden weitere Gebäude und auch Siedlungen auf den Nachbarfeldern gebaut. Dabei kann Land zugekauft werden, da manche Gebäude nur an bestimmten Orten, z.B. im Gebirge oder an der Küste funktionieren.

Insbesondere den Siedlungen ist sowohl bei der Anordnung der gekauften Gebäude als auch beim Zukauf von Land bereits zum Spielbeginn etwas Aufmerksamkeit zuzuerkennen, denn die spätere Anordnung der Gebäude in den Siedlungen bestimmt einen großen Teil der Endabrechnung. Wer dies verschläft und seine Landschaft sinnlos verbaut, wird bei der Endabrechnung in die Röhre schauen und hat wichtige Punkte liegen gelassen.

Die Siedlungsphasen finden insgesamt fünfmal während der Partie statt. Nur dann dürfen die Spieler jeweils eine Siedlung bauen, wenn sie die notwendigen Kosten in Form von Nahrung und Energie aufbringen können. Bis zur Siedlungsphase sollten die Spieler daher einen ausreichenden Vorrat erwirtschaftet haben.

In der Funktionsweise der Gebäude ergeben sich vielfältige Möglichkeiten. Besonders effizient ist es dabei, wenn die Klosterwirtschaft durch Nutzung von Synergien verschiedener Gebäude eine hohe Produktivität entwickelt. Es ist bei Bedarf möglich, hier auch Gebäude der Mitspieler gegen eine geringe Gebühr zu nutzen, wenn diese einen Klosterbruder dafür frei verfügbar haben und ihn entsenden können, um den Auftrag auszuführen.

orat-et-labora-spieltisch

Das Spiel endet nach 25 Runden mit einer letzten Siedlungsphase. Danach kommt es zur Abrechnung, die aus insgesamt drei Teilberechnungen besteht. Zuerst werden die Siegpunkte auf den Produktionsgütern gezählt, dann die Siegpunkte der einzelnen Gebäude addiert. Schließlich werden die Werte der Siedlungen ermittelt und addiert. Dies erweist sich als ein wenig unübersichtlich, da manche Gebäude in zwei oder mehr Siedlungen gezählt werden müssen.

Ora et Labora kann in nur einer Stunde gespielt werden. Dazu hat Uwe Rosenberg ein spezielles Ertragsrad entwickelt, bei dem zusätzlich zum Drehen auch wichtige Rohstoffe ausgeschüttet werden, die den Gebäudebau beschleunigen. Die übliche Spielzeit in der regulären Spielart beträgt jedoch 3-4 Stunden mit 4 Spielern.

Uns schreckt die etwas längere Spielzeit nicht und so haben wir mit Ora et Labora ein stimmiges, von seinen Entwicklungsmöglichkeiten her sehr vielfältiges Tüftelspiel erlebt. Das eigentlich unnötige Angebot, in zwei unterschiedlichen Szenarien England  Irland und Frankreich zu spielen, wissen wir zugunsten des Spielgefühls sehr zu schätzen. Strategische Pläne orientieren sich ein wenig nach den Verfügbarkeiten der Zahlungsmittel, jedoch kann von Beginn des Spieles an sehr gezielt vorgegangen werden.

Dabei müssen die Spieler jederzeit flexibel bleiben. Wer beispielsweise einen hübschen Klostergarten mit Weinproduktion besitzt, aber keinen eigenen Weinberg, kann sich die Trauben im richtigen Moment beim Mitspieler erwerben. Unterdessen hat ein anderer Spieler vielleicht bereits eine Bäcker-Innung gegründet und verdient mit Getreidespeicher, Windmühle und Bäckerei sein tägliches (Siegpunkte-) Brot.

Das Spiel kann tatsächlich über den gesamten Verlauf seinen Spannungsbogen halten, denn die Spieler suchen permanent nach neuen Engines und Kombinationsmöglichkeiten, die durch Gebäude wie die Priorei, die Hospiz oder das Schloss noch komplexer werden, denn diese Gebäude erlauben das Nutzen von Gebäuden entgegen der üblichen Aktionsregeln.

Stellen wir Vergleiche zu Uwe Rosenbergs bisherigen Spielen an, so lässt sich Ora et Labora am ehesten mit Le Havre vergleichen, denn das Kaufen und Nutzen von Gebäuden ist auch dort ein Kern- Element.  Ora et Labora hat jedoch keine so ausgeprägte Versorgungsphase wie Le Havre mit der Ernährungsphase und auch keinen Säen-Ernten-Mechanismus wie in Agricola und Loyang. Die Siedlungsphasen in Ora et Labora zielen viel genauer auf die Abschlusswertung als die Versorgungsphasen der Vorgänger. Dabei sind sie so flexibel, dass es nicht allzu sehr auf die benötigten Nahrungsmittel und Energiewerte ankommt. Natürlich bringen teure Siedlungen auch mehr Punkte.

Definitiv ist Ora et Labora das offenste der Rosenberg Spiele. Alle Spieler sehen immer auch, was die Mitspieler tun und oft erkennen sie auch, was die Mitspieler im Schilde führen. Selbst Le Havre schafft diese Transparenz nicht zu offenbaren. Wer lieber etwas verdeckter spielt, sollte am ehesten zu  Agricola greifen, das durch die Handkarten nicht ganz so transparent erscheint. Insgesamt bietet Ora et Labora auch durch die flexible Themen- Auswahl ein eigenständiges Spielgefühl und kann allen Fans von komplexen Tüftel- und Aufbauspielen wärmstens ans Herz gelegt werden. Nicht umsonst findet sich Ora et Labora auf derEmpfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2012 wieder.


Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Lookout Spiele / Asmodee
Autor: Uwe Rosenberg
Gestaltung: Klemens Franz
Spieler: 1-4
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca 180 Minuten

Ora et Labora
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2 Kommentare zu „Ora et Labora

  • 26/03/2013 um 12:56 Uhr
    Permalink

    @axel: sorry, freud´sche Fehlleistung. Oben steht es ja schon richtig beschrieben. Hab es korrigiert 🙂

  • 26/03/2013 um 11:41 Uhr
    Permalink

    Ein Szenario in England?
    Welche Version des Spieles ist das?
    Ich kenne nur Frankreich und Irland. Und Irland liegt nicht in England.

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