Schon seit vielen hunderten Jahren ist die Herstellung von Glas eine hohe Kunst. Konnten sich anfangs nur die Reichen schön verzierte Kunstwerke aus Glas leisten, wurde es im Laufe der Zeit für jedermann erschwinglich.

Mille Fiori erzählt die Geschichte der Glashersteller einer Lagunenstadt, welche ihr Imperium ausbauen und weltweiten Handel treiben. Doch die Konkurrenz ist groß und nur der beste Geschäftsmann wird sich am Ende durchsetzen.

 

Was steckt drin

Neben dem Spielplan und über 110 Karten bilden die transparent schimmernden Rauten und Spielfiguren den größten Hingucker. Vor allem die Schiffe sehen wunderschön aus und gehören zu meinem Lieblingsspielelement.  Praktisch finde ich zudem, dass der Verlag dem Spiel mehrere Plastiktütchen beilegt, sodass kein Material herumfliegt, denn die Schachtel besitzt kein richtiges Inlay.

Spielvorbereitung

Jeder Spieler nimmt sich alle Rauten seiner Spielfarbe und setzt seinen Punktemarker auf das Feld 100 (entspricht 0). Der Startspieler erhält zudem die Dogenkarte, die angibt, dass er die Runde beginnen darf. Neben dem Spielplan wird pro Spieler eine Karte offen platziert. Weitere fünf Karten werden verdeckt an jeden Spieler ausgegeben.

Spielverlauf

Der Spielablauf folgt dem folgenden Schema: Aus den fünf Handkarten wählt jeder Spieler eine Karte aus, die er spielen möchte. Die übrigen Handkarten werden verdeckt an den linken Spieler weitergegeben. Der Startspieler beginnt und führt seinen Zug aus, indem er die gewählte Karte ausspielt. Sobald alle Spieler ihren Zug beendet haben, wird aus den zugeteilten vier Handkarten erneut eine Karte gewählt und gespielt. Sobald nur noch eine Handkarte übrig ist, wird diese offen neben den bereits ausliegenden Karten am Spielfeldrand platziert.

Der Spielplan besteht aus fünf Bereichen, welche die Glasherstellung und die Lagunenstadt repräsentieren. Die Handkarten geben mit ihrer Farbe an, in welchem Bereich sie ausgespielt werden müssen.

Werkstätten (gelb)
Hier darf man eine Raute auf ein freies Feld legen und erhält dafür einen Punkt. Wer es schafft, an selbst angrenzende Felder zu legen, erhält für jedes Feld nochmal einen Punkt. Sollte es einem gar gelingen, auf das Feld zu setzen, welches auf der Karte angegeben ist, verdoppelt sich die Punktzahl.

Häuser (lila)
Dieser Bereich zeigt die Wohnhäuser der Inselbewohner. Auf dem Spielplan ist eine Leiste abgebildet, welche die Anzahl der Wohnungen repräsentiert. Spielt man eine Karte hier aus, legt man eine Raute auf das nächste freie Feld (beginnend von links) der Leiste. Die Zahl darunter gibt die Siegpunkte für diese Aktion an. Je nach Zeitpunkt und Glück kann man einen oder bis zu zehn Punkte erhalten. Auch hier lohnt es sich, zusammenhängende Reihen zu bilden, denn dann werden beim Anlegen auch diese Felder nochmals gewertet.

Personen (grün)
Was wäre eine Insel ohne Menschen, die sie bevölkern. Die Personen auf der Insel sind dabei in zwei Gruppen unterteilt, in Nobili und Populi. Dies ist auf dem Spielplan in Form von zwei farblich verschiedenen Pyramiden dargestellt, welche zudem noch drei unterschiedliche Symbole zeigen.
Spielt man eine Karte, so legt man eine seiner Rauten auf die Pyramide der entsprechenden Kartenfarbe. Dabei muss man stets von unten nach oben die Pyramide befüllen. Die erzielten Punkte richten sich danach, auf welcher Ebene gelegt wurde. Die unterste Ebene zählt 1 Punkt, die mittlere 3 und die oberste 6 Punkte. Wenn man es schafft, auch noch das passende Symbol der Karte zu bedienen, verdoppelt sich die Punktzahl. Weiterhin werden die Steine gewertet, auf dem die gerade gelegte Raute „aufbaut“. Das können eigene Steine, aber auch die der Mitspieler sein. Diese Punkte werden jedoch nicht verdoppelt.

Handel (blau)
Was nützt einem die Herstellung der schönsten Glaskunstwerke, wenn man sie nicht verkaufen kann. Aus dem Grund lohnt sich der Besuch des Handelsplatzes. Grundsätzlich darf man hier eine Raute auf ein beliebiges Feld im Handelsbereich legen, dass die abgebildete Ware auf der Karte zeigt. Nach dem Einsetzen wird der Handelswert der Ware bestimmt. Dazu werden alle bereits besetzten Felder dieser Handelsart gezählt. Das Ergebnis gibt den Wert jeder einzelnen Raute an. Nun erhalten alle Spieler, welche bereits Rauten ausgelegt haben, diesen Wert als Siegpunkte.

Hafen (dunkellila)
Bevor die Waren versendet werden können, müssen sie für den Transport vorbereitet werden. Beim Ausspielen dieser Karte darf man eine Raute auf ein beliebiges freies Schiffsfeld legen. Zusätzlich rückt man sein eigenes Schiff auf der Seeroute um so viele Felder nach vorne, wie die Zahl auf der Karte zeigt. Dort wo das Schiff hält, erhält man die abgebildeten Boni oder Siegpunkte.

Für das Besetzen eines Schiffsfeldes erhält man nicht sofort Punkte. Erst wenn die Flotte – bestehend aus drei Schiffen – vollständig ist, fahren die Schiffe ab und geben den beteiligten Spielern Punkte. Die Punktezahl hängt davon ab, wie viele Warenfelder in derselben Zeile besetzt sind. Bei nur einem Feld erhält man einen Punkt pro Raute. Dies kann sich auf bis zu 10 Punkte steigern, wenn alle vier Warenfelder besetzt sind.

Alternative Zugmöglichkeiten
Anstatt eine Karte auszuspielen, kann man die Karte nutzen, um sein Schiff auf der Schiffsroute weiterzubewegen. Das darf jedoch nicht mit der Hafenoption verwechselt werden, da hier kein Schiffsfeld besetzt, sondern lediglich das Schiff bewegt wird.

Punktebonus und Extrakarte
In jedem Bereich ist es möglich, Bonuspunkte zu sammeln. Das ist beispielweise der Fall, wenn man mit seiner Raute einen Bereich auf dem Spielfeld komplett ausgefüllt hat (z.B. eine vollständige Pyramide) oder bestimmte Symbole abgedeckt hat. Auf alle Fälle sorgt dies nochmal für Zusatzpunkte. Der Wert richtet sich allerdings danach, ob man der erste Spieler ist, dem dies gelungen ist. Dieser erhält 20 Bonuspunkte. Alle anderen Mitspieler erhalten je 5 Punkte weniger, wenn sie die Vorgaben erfüllt haben.

Weiterhin ist es in jedem Bereich möglich, eine Zusatzkarte auszuspielen, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Das erkennt man immer an dem kleinen Stern auf dem Spielfeld. Beispielsweise ist dieser auf der obersten Ebene bei der Pyramide abgebildet. Hat man dort seine Raute gelegt, erhält man einen Extrazug. Dazu wählt man eine der Karten aus, die am Spielfeldrand ausliegen und führt diese aus.

Spielende

Das Spiel kann auf zwei verschiedenen Arten enden: Entweder wenn keine Nachziehkarten mehr vorhanden sind oder wenn die letzte Raute eines Mitspielers gelegt wurde. Die Runde wird dann noch zu Ende gespielt. Wer anschließend die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Fazit

Mille Fiori spielt sich angenehm flott und leichtgängig. Die Mechanismen greifen gut ineinander und sorgen für einen schnellen Spielfluss. Bei der ersten Partie benötigt man aber doch hin und wieder das Regelwerk, was weniger an komplizierten Regeln, sondern viel mehr an der Fülle an Extrabedingungen liegt. Für fast jeden Zug gibt es Siegpunkte, welche sich durch bestimmte Voraussetzungen erhöhen. Dabei kann man schnell den Überblick verlieren, auch wenn der Spielplan mit seinen Symbolen unterstützend wirkt.

Die unterschiedlichen Bereiche bieten ganz vielfältige Siegstrategien, wobei man doch hin und wieder vom Glück abhängig ist. Weniger in der Strategie selbst, sondern vielmehr dabei, welche Aktion die Mitspieler durchführen. Dieser Glücksanteil hält sich jedoch in Grenzen und ist zudem in manchen Bereichen (z.B. Wohnhäuser) höher, als in anderen (z.B. Werkstatt).

Aufgrund der vielfältigen Strategien, aber auch des leichten Einstiegs ist Mille Fiori Gelegenheitsspielern, als auch Vielspielern gleichermaßen zu empfehlen. Eine Partie dauert mit ca. 1,5h angenehm lang, wirkt aber nicht überzogen.

Ein großes Lob möchte ich den Spielfiguren aussprechen. Während die Illustration und Verarbeitung des Materials auf einem normal guten Niveau liegen, sind es vor allem die Schiffe, welche ins Auge fallen. Diese sind schön detailliert und aufgrund der Transparenz ein Hingucker. Schade nur, dass der Rest hier nicht ganz mithalten kann.

Größtes Manko ist leider die austauschbare Geschichte. Man erkennt zwar Zusammenhänge zur Glasproduktion, es hätte aber genauso gut um die Herstellung von etwas anderem handeln können. Das finde ich sehr schade und enttäuschend. Wem das jedoch nicht stört, wird mit Mille Fiori viel Freude haben.

Wer ein Spiel sucht, bei dem es mehr als nur eine Siegstrategie gibt, ist mir Mille Fiori gut beraten. Das Spiel eignet sich für Familien, Gelegenheits- und Vielspieler gleichermaßen und hält den Spielfluss konstant hoch. Allerdings sollte man sich von der Geschichte und dem Motto des Spiels nicht zu viel erwarten. Das Thema ist austauschbar und für das eigentliche Spiel ohne Bedeutung. Zum Glück tröstet der Spielspaß darüber hinweg, so dass ich Mille Fiori eine klare Kaufempfehlung aussprechen kann.

Name: Mille Fiori
Erscheinungsjahr: 2021
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 60 – 90 min
Autor(en): Reiner Knizia
Verlag: Schmidt Spiele

Mille Fiori
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