Erst ist alles still. Dann der Countdown. Zehn Sekunden, ein Plättchen, eine Entscheidung: kippen, drehen, loslassen – und hoffen, dass die gedankliche Laserlinie wirklich da langläuft, wo du sie siehst. In Light Speed Arena werden zitternde Hände zu Steuerdüsen, Millimeter zu Meilen und die Tischkante zum Horizont.

Nach der Hektik kommt das Urteil: ein schnelles Foto, und die Begleit-App erzählt, was passiert ist. Wer hat wessen Schild gestreift, wer hat die Mineralien aus dem Asteroiden gepflückt, wer hat sich selbst ins Aus manövriert? Es wird gejubelt, geflucht und gelacht – oft alles in einer Minute.

Light Speed Arena ist eines dieser seltenen Echtzeitspiele, die in zwei Sätzen erklärt sind, beim ersten Mal chaotisch wirken und plötzlich Taktik durchschimmern lassen. Man spielt „nur kurz“ – und findet sich drei Runden später dabei, wie man Winkel schätzt, Risiken liebt und sich fragt, ob beim nächsten Mal diese eine Drehung den Unterschied macht.

Was steckt drin

Neben der Spielanleitung ist das Herzstück des Spiels die Begleit-App, welche man sich kostenlos für Android und iOS herunterladen kann. Aber natürlich gibt es auch haptisches Spielmaterial. Das wären zum einen die 4 Sets an Raumschiffplättchen (je 8 Stück mit den Zahlen 1 – 8), 4 doppelseitige Stationsplättchen, 6 doppelseitige Asteroidenplättchen und natürlich noch 4 Arenabegrenzungen, welche das Spielfeld bilden.

Spielvorbereitung

Sucht euch eine freie, möglichst helle Fläche von etwa 75 × 75 cm – das ist eure Arena. Legt danach zwei zufällige Asteroiden mit der Standardseite in die Mitte. Jede Person wählt eine Farbe und platziert ihre Station mit der Standardseite etwa 10 cm von der jeweiligen Tischkante entfernt vor sich. Je nach Spieleranzahl wird mit 6 bis maximal 8 Raumschiffen das Match bestritten, welche als verdeckter Stapel gemischt werden. Und dann kann es auch schon losgehen. Startet die App und der Kampf kann beginnen.

Spielverlauf und Spielende

Gespielt wird in zwei Phasen. In der Aktionsphase laufen nacheinander so viele 10?Sekunden?Timer, wie ihr Schiffe habt. Mit jedem Timer deckt ihr das oberste Plättchen eures Stapels auf und legt es an eine freie Stelle der Arena. Drehen, ausrichten, nachjustieren – alles okay, solange ihr nichts überdeckt oder verrückt. Spätestens wenn der Timer abläuft, müsst ihr loslassen; danach bleibt das Schiff, wo es liegt.

In der Auswertungsphase fordert euch die App auf, ein Foto der Arena zu machen. Sie erkennt die Plättchen automatisch und führt euch anschließend Schritt für Schritt durchs Gefecht. Wer zuerst feuert, regelt die Initiative: niedrige Zahlen vor hohen, gleiche Zahlen gleichzeitig. Die Farbe des Lasers bestimmt den Schaden: Grün 1, Gelb 2, Rot 3. Ein Treffer zählt nur, wenn die gedachte, gerade Laserlinie die Abbildung einer Einheit oder eines Asteroiden wirklich schneidet. Übrigens sind die Raumschiffe nicht alle identisch. Jede Flotte (Farbe) kommt mit unterschiedlichen Fähigkeiten einher. Es lohnt sich also, auch mal eine anderen Raumschifftyp zu spielen.

Sobald der insgesamt erlittene Schaden einer Einheit die Anzahl ihrer Batterien erreicht, ist sie zerstört: Sie schießt nicht mehr und blockiert keine Laser – Schüsse gehen durch. Trifft ein Laser einen Asteroiden, sammelt das Schiff so viele Mineralien, wie seiner Laserstärke entspricht; die bringen am Ende Punkte, sofern das Schiff überlebt. Steht eure Station am Schluss noch, gibt’s zusätzlich 4 Siegpunkte.

Da die App alles automatisch auswertet und berechnet, erhält man kurze Zeit später schon die finale Auswertung. Die App setzt den Kampf und die Siegerehrung dabei akustisch, wie auch visuell in Szene.

Spielvarianten

Nachdem man einige Runden gespielt und etwas Übung gewonnen hat, wird es Zeit für neue Herausforderungen und Abenteuer. Dazu liefert das Spiel mehrere Möglichkeiten. Zum einem lässt es sich als Teamvariante, aber auch als Solospiel bestreiten. Das funktioniert sehr gut und sorgt gerade in der Teamvariante für vielerlei Knobelleien (schließlich will man weder sich noch sein Teammitglied Schaden zufügen).

Spannender finde ich hingegen noch die Möglichkeit, die Asteroiden gegen eine erweiterete Variante auszutauschen.

Asteroiden
Werbe-Asteroiden bringen kleine, knackige Sonderregeln ins Spiel.

  • Photonbright: Am Ende bekommen die 5 nächstgelegenen überlebenden Schiffe je 3 Punkte.
  • Destiny Ammo: Wird der Asteroid getroffen, feuert er neutral (keinem Spielenden zugerechnet) mit derselben Stärke auf ein zufälliges gegnerisches Schiff in Sichtweite.
  • Drift Cola: 2 Bonuspunkte, wenn ein eigener Laser knapp an einer eigenen Einheit vorbeigeht und danach trifft/abbaut.
  • Nova Snipe: 3 Bonuspunkte für Treffer/Abbau aus über 28 cm Entfernung.
  • Das Nugget: Doppelte Mineralien pro Treffer.
  • Astrofuelll: Trifft ein Schiff diesen Asteroiden, erhalten alle anderen Laser dieses Schiffs +1 Stärke.

Raumstationen
Aber es lassen sich auch die Raumstationen aufpeppen. Auch hier besitzt jede Fraktion eine besondere Spezialfähigkeit.

  • Amboom (Explosiv): Trifft ein Amboom-Laser ein bereits beschädigtes Ziel, wird es sofort zerstört.
  • Solspear (Durchdringend): Gelbe Laser durchdringen das erste Ziel und können ein zweites treffen.
  • Agronauts (Robust): Schilde setzen eintreffenden Schaden auf 0 (wenn der Schild zuerst berührt wird).
  • Retroblast (Nachtragend): Wurde das Schiff in einer früheren Initiative getroffen, sind alle seine Laser jetzt doppelt so stark.

Fazit

Light Speed Arena ist keine neue Idee. Das Vorbild heißt Light Speed – ein Echtzeit-Kartenspiel von James Ernest und Tom Jolly aus den frühen 2000ern. Der Kern war damals schon derselbe: Alle werfen gleichzeitig ihre „Raumschiff“-Karten auf den Tisch, anschließend werden die Laserlinien in Initiativreihenfolge ausgewertet. Gemessen wurde oldschool mit Blickkante, Lineal oder einem Stück Faden. Und auch wenn KI und Technik gern mal skeptisch beäugt werden: Ich bin froh, dass sie in der Neuauflage an Bord sind und die Auswertung übernehmen. Beginnen wir aber von vorn.

Das Spielprinzip und die Regeln sind wirklich sehr einfach und gut verständlich. Genau das sorgt dafür, dass eine Partie nach wenigen Minuten startet und auch jüngeren Spielerinnen und Spielern gut gelingt. Man darf sich von der Einfachheit jedoch nicht täuschen lassen: Sobald der Timer läuft, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und diese Phase ist nichts für schwache Nerven. In Sekundenschnelle entscheidet man, wo welches Raumschiff landet, ob der Laserstrahl das anvisierte Ziel wirklich schneidet und wie sich eigene Einheiten vielleicht noch schützen lassen. Ich selbst bin beruflich täglich mit schnellen Entscheidungen und Zeitdruck konfrontiert, aber in der Legephase einen kühlen Kopf zu bewahren, fällt selbst mir schwer. Diesen Trubel muss man mögen und wenn man ihn mag, macht er richtig Spaß. Nach rund 1,5 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei und die Auswertungsphase kann beginnen.

Mit Hilfe der App wird das Spielfeld (das mit 75 × 75 cm übrigens größer ausfällt, als man anfangs glaubt) fotografiert. Die Erkennung markiert automatisch alle gelegten Plättchen – in einer Übersicht sieht man sofort, ob wirklich alles erfasst wurde. Dann rechnet die App kurz, und schon beginnt der Kampf. Auch hier führt sie gezielt durch alle Manöver, und man sammelt die Siegpunkte per Tipp auf dem Bildschirm ein. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Streamt man das Handydisplay auf einen TV, können alle das Gefecht gut verfolgen.

Sind alle Schiffe abgehandelt, folgt die Siegerehrung. Wer will, kann auch direkt zur finalen Wertung springen – verpasst dann aber die Kampfanimationen, die viel zur Atmosphäre beitragen. Wir haben uns die Szenen gern angesehen.

An dieser Stelle ein großes Lob für die App. Sie ist übersichtlich, gut gestaltet und lief bei uns bislang tadellos. Selbst bei suboptimalen Lichtverhältnissen (Spiegelungen) wurden die Plättchen zuverlässig erkannt. Das ist nicht selbstverständlich, aber genau so muss es sein – super! Rein theoretisch ließe sich das Spielgeschehen auch per Hand auswerten; empfehlen würde ich das allerdings niemandem. Light Speed Arena lebt von der App, ohne sie wäre es nicht dasselbe Erlebnis.

Nach ein paar Runden mit den Basisregeln greift man früher oder später zu den Varianten. Solo- und Teammodus sind eine nette Beigabe, weil man so auch allein bzw. kooperativ spielen kann. Noch besser gefallen mir die Zusatzregeln über Asteroiden und Raumstationen. Die ändern tatsächlich einiges, weil neue Ziele und Strategien entstehen – leider denken sich das die Mitspielenden auch, was es nicht unbedingt leichter macht ?. Und je nachdem, wie viel Gewusel ihr wollt, zeigt sich ein weiterer großer Pluspunkt der App: Die Zeit für die Legephase lässt sich flexibel einstellen. Wem 10 Sekunden zu stressig sind, stellt auf 15, 20 oder mehr. Genau so muss das sein!

Für wie viele Personen eignet sich das Spiel?
Laut Autoren für 1 bis 4. Zu viert wird es jedoch merklich hektischer und vor allem voll; mein Favorit sind drei Personen, das fühlt sich am rundesten an. Das Alter ab 8 Jahren passt gut, da sich die Regeln schnell erklären und verinnerlichen lassen.

Für wen eignet sich Light Speed Arena?
Für alle, die mit dem Genre etwas anfangen können und mit Tempo sowie Hektik klarkommen. Es ist eine gelungene Neuauflage mit hervorragender App-Umsetzung. Natürlich kein Titel, der den ganzen Abend trägt, aber als flotter Auftakt oder für zwischendurch ist er ausgezeichnet geeignet. Und meistens bleibt es nicht bei einer einzigen Partie, die sich in zudem in wenigen Minuten spielen lässt. Von mir gibt’s jedenfalls eine klare Empfehlung.

Name: Light Speed Arena
Erscheinungsjahr: 2025
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 5 – 10  min
Autor(en): Basierend auf den Spiel von James Ernest und Tom Jolly
Verlag: Pegasus

Light Speed Arena
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