andor-grundspielZwei Dinge haben bereits vor dem Erscheinungstermin des Spiels “Die Legenden von Andor “ für hohe Aufmerksamkeit gesorgt: Zum Einen ist es das Erstlingswerk des Illustrations- Großmeisters Michael Menzel. Seine Erfahrung im Erstellen von Spielmaterial kann nur eine gute Grundlage für ein in sich schlüssiges Spiel sein. Zum anderen hat der Kosmos – Verlag eine großartige Marketing – Aktion in Form eines ARG-Spiels “Alternate Reality Game) organisiert, die für hohe Aufmerksamkeit bei der schreibenden Zunft der Spiele – Szene gesorgt hat.

Auch wir erhielten zu Anfang ein mysteriöses Paket mit Zweigen und Runen und schlossen uns mit den Blogger – Kollegen in der Facebook – Gruppe “Josephine Martenstein” zusammen, um  ím Zeitverlauf immer mehr Details über das Spiel zu erfahren. Immer neue Teilnehmer sendeten Bilder von Runentafeln und Zweigen ein und alle paar Tage machte sich ein Ermittlertrupp in die reale Wildnis auf, um an bestimmten Koordinaten an verschiedenen Orten in Deutschland Schatullen zu bergen und weitere Informationen zu erhalten. Dabei wurde es notwendig, Zuordnungen und Übersetzungen der Runen anzufertigen, Botschaften zu interpretieren und sogar Tondokumente zu entschlüsseln.

In Stuttgart ging die Sache fast schief, als dort ein geheimer Zettel in der Landesbibliothek in einem Buch versteckt wurde. Ein nicht involvierter Passant fand diesen Zettel und lies ihn mitgehen. Aber auch davon lies sich die inzwischen eingespielte Gruppe nicht ermutigen und machte den Entwender ausfindig, um die Botschaft zu bergen.

Im großen Finale wurden die Teilnehmer des ARG- Spiels zu einem Ort in Hessen eingeladen, wo das Spiel als finale Lösung mit allerlei theatralischem Rahmenprogramm präsentiert wurde. Ein Videodokument bei unserem Kollegen ZuSpieler.de zeugt von der Echtheit der Veranstaltung.

Zum Spiel selbst: Wir breiten einen riesigen Spielplan auf dem Tisch aus, dessen Felder Zahlen haben. Jeder Spieler erhält eine Heldentafel, eine wahlweise männliche oder weibliche Heldenfigur und ein paar Steine zum Einstellen von Stärke und Willenskraft. Das Spiel ist kooperativ, das bedeutet. die Spieler können nur zusammen gewinnen oder verlieren gemeinsam. In diesem Fall bestehen sie die Legenden- Abenteuer gemeinsam. Nun spielen wir los.

Legende 1

Ja, richtig gelesen. Das Spiel geht sofort los. Die erste Legende ist darauf ausgelegt, die wichtigsten Elemente und Spieleraktionen kennen zu lernen. Dabei reduziert Michael Menzel das Abenteuer auf die wesentlichen Merkmale. Mit gut sichtbaren Tafeln werden auf dem Spielplan einige bedeutsame Felder markiert: Der Brunnen, Goldfunde, Nebelfelder und  der Händler. Die erste Aufgabe der Spieler ist es, diese Felder auszuprobieren. Dafür muss je ein Charakter der Spieler auf eins der Felder ziehen.

Im zweiten Teil lernen wir die Gors kennen, unsere gegnerischen Kreaturen. Wir müssen die Gors davon abhalten, unsere Burg zu betreten und dadurch einzunehmen. Da die Gors eine feste, vorgegebene Route zur Burg nehmen, können wir sie bequem vorher abfangen und gegen sie kämpfen. Die erste Legende wird man nur spielen, wenn Neueinsteiger das Spiel erlernen wollen, erfahrene Spieler könnten in Legende zwei einsteigen.

Legende 2

In Legende zwei kommen weitere Elemente des Spiels zum Vorschein. In der Aufgabe müssen wir die Hexe in den Nebelfeldern aufspüren, denn wir benötigen ihren Zaubertrank, der unsere Kampfkraft erhöhen kann. Ein weiterer Helfer sind die magischen Runensteine, Der Spieler unter uns, der es schafft, drei verschiedenfarbige Runensteine einzusammeln, kann damit seine Kampfkraft erhöhen.

Der König ist krank und kann nur mit einem bestimmten Heilkraut geheilt werden, Dieses muss aus dem Gebirge in die Burg transportiert werden. Dabei hilft uns Prinz. Er ist beritten und bietet uns Hilfe im Kampf gegen die Kreaturen an. Diese sind schon etwas zahlreicher vorhanden und die Skrale und Wardrugs sind ziemlich zähe Zeitgenossen. Zum Glück können wir uns im Kampf zusammenschließen und unserer Stärke dadurch addieren.

Timing spielt nun schon eine deutliche Rolle. Sollen wir ein paar der Kreaturen einfach in die Burg laufen lassen? Wir spüren ein paar Bauern auf und bringen sie in die sichere Burg. Sie können sich da um den ungeliebten Besuch kümmern.

Inzwischen ist die Hexe gefunden und mit ihr ein mächtiger Zaubertrank, den wir gegen unseren finalen Gegner einsetzen werden. Auch die  Runensteine sind endlich aufgetaucht und helfen einem unserer Helden, seine Kampfkraft deutlich zu erhöhen. Nun können wir gegen den finalen Gegner antreten, so lange noch Zeit ist.

Legende 3

Schluss mit Lustig. Die Gegner kommen nun auf zufällig ermittelten Feldern ins Spiel. Und es sind nicht wenige. Kleine schon gar nicht, So ein Troll besitzt 14 Stärke- und 14 Willenspunkte und ist ein harter Brocken.

Jeder Held muss sein Schicksal erfüllen. Dann erscheint der große Finalgegner. Hexe und Runensteine sind von Anfang an mit an Board. Auch Print Thorwald eilt uns eine Weile zur Hilfe. Die Legende 3 kann auch solo gespielt werden.

Legende 4

Es geht in die Tiefen der Zwergenminen.Dort gibt es Diamanten einzusammeln, die aber leider
von einigen ziemlich unfreundlichen Kreaturen bewacht werden. Neu ist der Feuersturm, der unsere Helden ziemlich versengen kann, wenn er sie voll trifft. Zum Glück gibt es Nischen für die Zuflucht, aber das kostet Zeit. Die Mission lautet, eine große Menge an Gold und Edelsteinen an den Ausgang der Höhle zu bringen.  Dafür ist gutes Timing und Ausdauer im Kampf von Nöten. Selbst der Troll, der einen wertvollen Goldschatz bewacht, ist nicht ohne Anstrengungen beseitigt.

Großes Unheil wartet beim Betreten des unterirdischen Sees, denn neue Ereignisse werden heraufbeschworen und können unsere Helden aus der Bahn bringen, bevor nur ein enziger Edelstein eingesammelt ist.

Legende 5

die fünfte Legende erfüllt einige Klischees für Fans des Fantasy – Themas. Haupt- anliegen: ein grosser gefährlicher Drache muss besiegt werden.  Der Drache kommt spät ins Spiel und besucht einige relevnte Orte in Andor, z.b. Den “Baum des Lebens”, die “Taverne” oder die “Zwergenmine”.
Aber der Reihe nach. Zuerst müssen wir unsere Burg befreien. Im Gegensatz zu den bisherigen Legenden müssen die Helden diesmal die bereits besetzte Burg von Kreaturen befreien,  um die Bedingung für das grosse Finale mit dem Drachen zu erfüllen. Unterstützung haben wir dabei reichlich, denn der Prinz, die Handelszwerge, die Runen und die Kräuter sind mit von der Partie.

Fazit

Michael Menzel schafft es, durch visuelle Aspekte einem eigentlich komplexen Spiel die Einstiegshürde zu nehmen. Zum einen kann das Spiel sofort losgespielt werden, zum Anderen, helfen kleine Kärtchen, die auf wichtigen Orten des Spielplans ausgelegt werden sowie große Beschreibungstafeln dabei, das Spiel schnell zu verstehen.

Dieser Ansatz ist sehr zu loben, denn er bricht die Kategorisierung nach Familien.- oder Fortgeschrittenen -Spiel auf und führt zu anderen Beurteilungskriterein: Dem Spielerlebnis, der thematischen Umsetzung und dem Atmosphäre. Dies sind Faktoren, die sowohl für Gelegenheitsspieler als auch Vielspieler relevant sind und in Die Legendon von Andor gleichermassen bedient werden. Besteht zunächst der Reiz darin, das Spiel und seine Legenden kennen zu lernen, so werden bei der Herausforderung, die Legenden erfolgreich zu überstehen, die Details wichtiger. Wir wissen plötzlich, auf welchen Feldern die Bauern sicher vor den Kreaturen sind und wie viel Zeit uns bleibt, bis die Burg eingenommen ist. So richten wir unser Handeln globaler auf das Ziel der Legende aus und achten nicht so sehr auf einzelne Bedrohungen durch zu nahe kommende Monster.

Zwei Dinge halten wir in Andor für optimierbar. Das erste ist zwingend erforderlich. Der eigentlich geniale Ansatz des “Sofort Losspielens” wird ein wenig durch ein unvollständiges Begleit- Regelwerk getrübt. Auch wenn es die Absicht war, nicht alle Details sofort zu offenbaren, sind die wesentlichen mechanischen Merkmale des Spiels unbedingt nachlesbar darzustellen. Uns fehlte insbesondere das Thema Kampf und die Funktion der Erzählleiste bei besiegten Kreaturen. Beides ist irgendwo auf den Legendenkarten erklärt, jedoch so essentiell, dass es zusätzlich im Regelheft auffindbar sein sollte.

Das zweite, aber deutlich kleinere Fragezeichen sehen wir im Wiederspielreiz. Dadurch, dass die Anzahl der Legenenden endlich ist, könnte es schnell dazu kommen, dass das Spiel nach erfolgreicher Beendigung der letzten Legende im Regal landet. Dagegen sprechen jedoch zwei Argumente. Zum einen regt der Autor die Spieler – Gemeinschaft dazu an, eigene Legenden zu erfinden und hat auf der offiziellen Seite bereits die erste Zusatzlegende veröffentlicht. Zum anderen glaube ich, dass die Legenden 3, 4 und 5 nach einiger Zeit Pause wieder reizvoll sein werden. Und sowieso wird man Die Legenden von Andor oft hervorholen, wenn Neu- Spieler am Tisch sitzen.


Erscheinungsjahr: 2012

Verlag: Kosmos

Autor: Michael Menzel

Gestaltung: Michael Menzel

Spieler: 2-4

Alter: ab 10 Jahre

Dauer: ca 60 Minuten

Die Legenden von Andor
Markiert in:     

Ein Kommentar zu „Die Legenden von Andor

  • 09/12/2012 um 10:49 Uhr
    Permalink

    Update: Auf der Webseite zum Spiel wurde nun ein aktualisiertes Begleitheft veröffentlicht, das die hier angesprochenen Punkte berücksichtigt und die Regel- Details vollständig wiedergibt. Das Buch steht zum kostenlosen Download auf http://legenden-von-andor.de/ bereit.

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