Bei A Thief’s Fortune fühlen wir uns aufgrund des Artworks und der Thematik an Prince of Persia: The Sands of Time erinnert. Das Spiel war ursprünglich ein Kickstarter -Projekt von Artipia Games, die deutsche Ausgabe wird jedoch von Taverna Ludica vertrieben. Als Dieb dringen wir in den königlichen Palast ein und stehlen dabei eine magische Sanduhr, die uns einen Blick in die Zukunft ermöglicht. Die Möglichkeit Einfluss auf die Zeit zu nehmen ist der zentrale Aspekt in diesem Card-Drafting Spiel.

Material

Das Spielmaterial besteht aus einem Spielplan, auf dem die unterschiedliche Ressourcen-Plättchen (Säbel, Juwelen, Lampen, Zeit und Gefahr) sowie Karten für den (optionalen) gemeinsamen Zukunftsbereich ausgelegt werden. Der Spielplan fungiert auch als Punktleiste für die Wertung. Zusätzlich gibt es je 2 Trenntafeln pro Spieler, um Gefahren und Karten geordnet abzulegen. Die angesprochenen über 180 Karten sind auch der Hauptbestandteil des Spiels. Sie sind unterteilt in Orts-, Charakter- und Ereigniskarten.

Regeln und Spielablauf

Neben dem erwähnten Spielplan hat jeder Spieler seinen eigenen Bereich, der aus Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit besteht. In der Zukunft liegen Karten, an die man als Spieler gelangen kann. In der Gegenwart liegen die Karten, deren Aktionen ausführbar sind. In der Vergangenheit sind alle Karten die bereits genutzt wurden oder aus der Gegenwart verdrängt wurden.
Das Spiel besteht aus insgesamt 5 Runden, die in 4 Phasen unterteilt sind.

  1. In der Planungsphase ziehen wir insgesamt 5 Karten der 3 unterschiedlichen Typen Ort, Charakter und Ereignis und wählen dann selbst eine für unsere Zukunft. Danach geben wir 2 der übrigen Karten und unseren Nachbarn und wählen wieder eine Karte. Dies wiederholen wir, bis wir nur noch 2 Karten auf der Hand haben. Eine kommt wieder in unsere Zukunft, die letzte Karten wird abgeworfen. Wir bekommen aber einen auf der Karte angegeben Bonus. Auf alle so in der Zukunft platzierten Karten werden Ressourcen gelegt, die auf den Karten angegeben sind.
  2. In der Beutephase dürfen wir je nach Spielrunde bis zu 7 Ressourcen von den Karten der eigenen Zukunft nehmen und in unseren Vorrat legen. Hat dabei eine Karte keine Ressourcen mehr, so wird sie in unsere Gegenwart gelegt, wo sie für Aktionen zur Verfügung steht. Pro Typ können sich bis zu 4 Karten in unserer Gegenwart befinden. Soll eine weitere Karte in der Gegenwart platziert werden, so wandert die älteste Karte dieses Typs in die Vergangenheit.
  3. In der Aktionsphase darf jeder Spieler Charaktere oder Ereignisse aktivieren sowie 2 Zeit-Plättchen ausgeben, um eine Ressource einer Karte in der Zukunft zu nehmen. Sollte dadurch eine Karte keine Plättchen mehr haben, so wandert diese direkt in die Gegenwart. Die Reihenfolge der Aktionen ist also sehr wichtig, um durch die Aktion möglichst viele Siegpunkte zu erhalten.
  4. In der Bestechungsphase muss jeder Spieler für jedes Gefahrenplättchen aus seiner Spielertafel eine Basis-Ressource (Säbel, Juwel oder Lampe) abgeben oder er verliert Siegpunkte, falls er keine Ressourcen hat.

Das Spiel endet nach 5 Runden. Die Karten in der Vergangenheit und die verbliebenen Basis-Ressourcen bringen noch zusätzliche Siegpunkte und bilden so die Endwertung. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit weniger Gefahrenplättchen.

Solo-Modus

Das Spiel bietet auch einen Solo-Modus mit vorgegeben Zielen in 2 Schwierigkeitsstufen. Diese setzen eine Zielpunktzahl voraus und z.B. 10 Karten eines bestimmten Typs in der Vergangenheit zu haben. Im Unterschied zum Spiel mit mehreren Spielern, werden ca. 30 Karten aussortiert, deren Aktionen sich auf andere Spieler beziehen.

Beim Card-Drafting entfällt logischerweise das Herumreichen der Karten. Man wählt stattdessen immer 1 aus 3 Karten und bekommt ebenfalls am Ende einen Bonus. Der Solo-Modus bietet durch die unterschiedlichen Erfolge eine schöne Motivation, um sich alleine mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Zwar entfallen hier die Möglichkeiten der Interaktion mit anderen Spielern und einige damit verbundene Entscheidungen, jedoch kann man sich hier wunderbar auf gute Kartenkombinationen fokussieren, ohne die Geduld seiner Mitspieler zu strapazieren.

Fazit

A Thief’s Fortune bietet hier mit Card-Drafting und der Möglichkeit, seine eigene Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit zu beeinflussen, eine sehr interessante Kombination. Das Spiel ist schnell aufgebaut und die Grundmechanik ist auch bei Spielern mit weniger Erfahrung schnell verstanden. Durch die gemeinsame Zukunft, geschicktes Card-Drafting und Karten-Kombination werden hier aber vor allem Vielspieler auf Ihre Kosten kommen.

Beim Draften kann man gezielt versuchen, seinen Mitspielern Karten zu geben, die diese nicht wirklich gebrauchen können, oder ein Überangebot eines bestimmten Typs schaffen. In der Aktionsphase ist äußerst befriedigend, durch eine geschickte Reihenfolge seiner Aktion an die Karten der gemeinsamen Zukunft zu kommen und diese den anderen Spielern vor der Nase weg zu schnappen. Auch kann es taktisch klug sein, nicht immer sofort alle möglichen Ressourcen von seinen Karten zu nehmen, um diese dann erst im richtigen Moment ins Spiel zu bringen. Es bieten sich also einige interessante Entscheidungen an, die zu weiteren Partien einladen.

Uns hat das Spiel voll überzeugt, auch weil wir bisher nichts Vergleichbares in unserer Sammlung haben, was die Manipulation der Zeit ermöglicht. Lediglich ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Beim englischen Kickstarter von Artipia Games gab es noch 30 zusätzliche Karten als Stretch-Goal. Diese sind sicher nicht notwendig, um das Spiel zu genießen, bieten aber mehr Varianz, über die man sich nach einigen Partien freuen würde.

A Thief’s Fortune
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