Die Spielemesse in Essen ist gefühlt gerade erst zu Ende gegangen, da findet schon wieder die Spielwarenmesse in Nürnberg statt. Dort sind es zwar nur zwei Hallen, die interessant für Brettspielfans sind, aber wir haben uns auch in diesem Jahr wieder dort umgeschaut, um die Brettspiel-Neuheiten für das Frühjahr 2016 auszukundschaften.
Kinder an die Macht
Besonders aufgefallen ist uns, dass viele Verlage die Jüngsten noch mehr ins Zentrum des Interesses gerückt haben. Es gibt eine ganze Menge frischer Ideen für jede Altersstufe. Wir wollen drei typische Vertreter vorstellen. Wer gern einmal abtauchen möchte, kann bei Glupschgeister aus dem KOSMOS-Verlag die Tiefen des Ozeans ergründen. Im Spiel versuchen die Kinder durch eine Reihe von Linsen, bestimmte Meeeresbewohner zu entecken. Allerdings verzerren und vergrößern die Linsen alles, so dass die Aufgabe leichter scheint, als sie wirklich ist.
Nicht ins Meer, sondern in die Vergangenheit, können die Kids bei Stone Age Junior von Hans im Glück abtauchen. Die Spieler versuchen ihre Dörfer mit Hütten zu bevölkern. Für jede Hütte braucht man Rohstoffe, die auf dem Spielplan eingesammelt werden können. Zur Bewegung über die Rohstofffelder werden Plättchen aufgedeckt, die das Zielfeld vorgeben. Diese schöne Kombination aus Memo- und Sammelspiel scheint das Flair des großen Bruders gut einzufangen.
Wem es eher nach Action ist, kann bei Chicken Wings von HUCH and friends die Hühner tanzen, nein doch eher fliegen lassen. Dem Spiel liegt ein Spielplan bei, der an der Wand befestigt werden muss. Dann kann man sich schon die Gummihühner schnappen und ab geht die wilde Jagd. Wer die kleinen Gestalten am besten gegen die Wand schnippt, so dass sie kleben bleiben gewinnt das Spiel.
Am Stand von Huch und Hutter entdecken wir außerdem einen Original- Nachbau des Fliewatüüt. Die kultige Geschichte um den kleinen Erfinder Tobias Findeisen und seinen Roboter Robbie bekommt ein eigenes Brettspiel. Mehr als diese Ankündigung wollte uns der Verlag allerdings leider noch nicht verraten.
Alles auf eine Karte
Ein weiterer deutlicher Trend sind Kartenspiel-Versionen von großen Brettspielen. Diese versuchen entweder, das Flair des Brettspieles in kleinerem Rahmen einzufangen (wie z. B. Junta Las Cartas bei Pegasus Spiele) oder bieten die gleiche Komplexität, nur eben in Kartenform (z. B. Glück Auf! – Das große Kartenspiel bei Pegasus Spiele). Wie die Versionem im einzelnen ausfallen und ob es sich lohnt, zuzugreifen, werden wir im Lauf des Jahres sehen. Neben den bereits erwähnten Spielen sind wir noch gespannt auf die Kartenspiele zu Die Burgen von Burgund und Broom Service von alea und Camel Up aus dem Hause Pegasus.
Einer geht noch, einer geht noch rein …
Neben den vielen neuen Spielen werden auch bestehende Titel mit Erweiterungen gepflegt. Für alle Freunde von Süßem gibt es mit Chocolatl Nachschub für Cacao von Abacusspiele. In der Erweiterung finden sich mehere Module, die einzeln oder zusammen dem Grundspiel hinzugefügt werden können, um es variabler zu gestalten. Nicht nur neue Module, sondern ein ganz neues Volk für die Imperial Settlers erscheint mit Die Atlanter bei Pegasus Spiele. Wer das Spiel mag, kommt an dieser Erweiterung wohl nicht vorbei, denn was ist besser, als Abwechslung und neue Völker?
Apropos Abwechslung: das ist ja auch besonders wichtig für alle Fans von Time Stories. Im ersten Halbjahr erscheinen mit der Drachenprophezeihung und Hinter der Maske zwei neue Abenteuer bei Asmodee. Dabei werden die Abenteurer ins Mittelalter und das alte Ägypten entführt. Auch für Loony Quest und Mysterium soll es bald Nachschub geben, aber darüber konnten wir noch nichts genaues in Erfahrung bringen. Es bleibt also weiterhin spannend.
Unendliche Weiten…
Anders als in anderen Jahrgängen variieren die Themen bei den Neuheiten in diesem Jahr wieder stärker. Es gibt einige unendliche Weiten zu ergründen. Eine der größten ist dabei wohl das Universum von Star Wars. Mit Star Wars Rebellion erscheint ein neues großes Strategiespiel beim Heidelberger Spieleverlag. Groß ist dabei wohl auch das richtige Wort, um es zu beschreiben, wenn man es auf den Spielplan die Menge an Material und die Spielzeit bezieht. Damit lässt sich die Zeit zum nächsten Film wohl gut überbrücken. Das Star Wars eine große Nummer ist, haben wir auch noch an ganz anderer Stelle gesehen.
Bei Yeti von Pegasus geht es eigentlich darum, mit Hilfe von Würfeln den verschneiten Himalaya zu erklimmen, um den scheuen Bewohner auf einem Bild zu erwischen. Der Grafiker Dennis Lohausen hat es sich aber nicht nehmen lassen, ein paar Easter Eggs im Eis des Berges zu verstecken. Dabei können die Spieler zum Beispiel Luke Skywalker entdecken. Mehr verraten wir aber noch nicht, denn gewisse Geheimnisse müssen gewahrt bleiben.
Wo wir da gerade bei Geheimnissen sind. Unter Agenten gibt es da auch eine ganze Menge davon. Bei Homeland von den Heidelbären geht es genau darum. Die Nation ist bedroht und die Spieler müssen gemeinsam versuchen, das Unheil abzuwenden. Allerdings gibt es da zwei Probleme, die das Zusammenarbeiten erschweren. Zum einen gibt es Doppelagenten und zum anderen gewinnt nur der Spieler mit dem meisten Prestige. Also steht man am Ende doch immer irgendwie allein da.
Das passiert den Bewohnern eines kleinen Dorfes in Gallien nie. Die haben immer viel Besuch aus Rom. In Asterix und Obelix – Das große Abenteuer, können sich Familien- und Gelegenheitsspieler auf die Spuren der wohl berühmtesten Gallier machen und tief in das Flair der Comics eintauchen.
Neben den Galliern, hatten auch die Ägypter ihre liebe Not mit den Römern. Doch lang bevor diese im alten Pharaonenreich ankamen, gab es dort schon große Architekten wie Imhotep, die mit dem Bau von Pyramiden und Tempeln großartiges vollbracht haben. Im gleichnamigen, bei Kosmos erschienenen Spiel können wir uns in diese Zeit einfinden. Die Besonderheit an dem Spiel ist es, dass es nur wenige einfache Möglichkeiten für die Spieler gibt, die aber so intelligent verzahnt sind, dass eine enorme taktische Tiefe entsteht. Wir sind auf jeden Fall enorm gespannt auf das Spiel.
Synergien und Konsolidierung,
Bereits vor der Spielwarenmesse in Nürnberg machte eine große Meldung die Runde. Asmodee und Heidelberger schließen eine Vertriebspartnerschaft. Nach Informationen am Heidelberger Stand wird Asmodee von der gut eingespielten Vertriebsstruktur der Heidelbären profitieren. Als neuer Eigentümer des starken amerikanischen Publishers Fantasy Flight Games wird Asmodee ausserdem in den Genuss der Heidelberger Lokalisierungs-Kompetenz kommen. Also praktisch eine Win-Win-Situation.
Bei Kosmos entdecken wir zwei kleinere Maßnahmen für einen Schritt zu mehr internationaler Ausrichtung: Wir lernen einen neuen Namen für ein altes und bewährtes Spiel kennen. Das frühere “Siedler von Catan Kartenspiel“, später dann „die Fürsten von Catan“ genannt, heißt nun „Catan – das Duell“. Damit wird der Vereinheitlichung und Internationalisierung der Catan- Reihe auch bei dem 2-Spieler-Klassiker Rechnung getragen.
Die neue Version von Europa gehört zur „Finden Sie Minden“ – Familie, zu der auch noch eine weltweite Ausgabe gehört. Die Regeln wurden in dieser Version an die Deutschlandausgabe angepasst, so dass alle drei Titel nun mit vereinheitlichtem Regelwerk unterwegs sind.
Digitalisierung macht Pause
Brettspiele mit digitalen Elementen sind in diesem Jahr auffällig in der Minderheit. Offenbar sind die Versuche, Apps als Steuerelemente oder begleitend in die Spiele einzubauen, zunächst auf Eis gelegt. Man setzt wieder auf Bewährtes aus Pappe, Holz oder Plastik.
Aufgefallen ist uns aber die konsequente umgekehrte Vorgehensweise bei Pegasus Spiele. Dort werden zwei alte Nintendo Konsolen-Klassiker als Brett- bzw Kartenspiele in deutschen Versionen gezeigt. In Boss Monster gibt es Siegpunkte dafür, die Helden ins Dungeon zu locken, damit sie dort umkommen. YOMI hingegen könnte man auch als „Streefighter“, das Kartenspiel“ bezeichnen.
Spiele, die ins Auge springen
Deutlich im Erbe des Klassikers Hero Quest steht Dungeon Saga, das mit einer Schachtel in Form eines dicken alten Zauberbuches und wirklich filigran gefertigten Miniaturen schon äußerlich einen tollen Eindruck macht. Dungeon Saga bieten in der Einstiegsversion einen vereinfachten Zugang, kann aber bis zu komplexen Abenteuer-Kampagnen mit detailliertem Regelwerk ausgebaut werden
Mit dem Superhelden Deckbuilding Spiel bringt Kosmos ein im amerikanischen Markt bereits etabliertes Spiel nach Deutschland und steigt damit etwas verspätet auf den Deckbau-Zug auf. Auch Klaus Teuber und Sohnemann Benjamin haben ein neues Spiel entwickelt, das nach langer Zeit mal wieder Knetgummi ins Rennen schickt.
Die in Schmuggler verwendete Knete ist aber ein besonderes Material, dass nicht trocknet und sehr elastisch ist und nur mit einem kräftigen Ruck entzweit werden kann. Wir formen damit Kugeln, die wir durch Tore rollen lassen, deren Größe unterschiedlich sind. Bleiben unsere Knetkugeln hängen, werden wir leider nicht in die Schmugglerbande aufgenommen, dessen frei gewordener Platz unser Spielziel ist.
Hans im Glück hat in den letzten Jahren seine großen Strategiespiele immer in Nürnberg veröffentlicht. Mit Dynasties folgt man auch in diesem Jahr dieser Tradition. Uns erinnert es etwas an das bei Queen Games erschienene Lancaster desselben Autors (Matthias Cramer), jedoch offenbaren sich in Dynasties einige andere Aktionsmöglichkeiten. Es geht darum, in Europa möglichst viel Macht zu erlangen, indem an den Höfen Hochzeiten inszeniert werden.
Im Gegensatz zu Essen zeigt Queen Games in Nürnberg gern einige Neuheiten. Die Titel „Mächtige Monster“, „Super Vampire“ und Risky Adventure sehen vielversprechend aus, aber insbesondere World Monuments erscheint uns höchst interessant. Darin müssen die Spieler mit stapelbaren Bausteinen die großen Monumente der Weltgeschichte nachbauen.
Bei Amigo Spiele finden wir wie immer eine stattliche Anzahl an neuen Kartenspielen, von denen uns besonders DAO ins Auge fällt. In dem schön gestalteten Spiel können zwei bis 6 Spieler den Pfad der Tugend betreten und Plus- aber auch Minuspunkte sammeln, je nachdem, ob die Zahl 12 beim Auslegen überschritten wurde oder nicht. Unter den Brettspielen sieht das farbenfrohe BauBoom ansprechend aus. Darin können Kinder und Erwachsene in aufeinander angepassten Schwierigkeitsgraden ihre Ameisenhügel errichten.
Neben den hier genannten Spielen gibt es noch eine ganze Menge mehr zu entdecken. Aber wir können natürlich nur einen kurzen Einblick geben. Es steht uns aber ein spannendes Frühjahr bevor.
Weitere Fotos gibt es in unserer Bildergalerie auf http://www.spiele-akademie.de/gallery/bildergalerie-spielwarenmesse-nuernberg-2016/