
Im Jahr 1998 begann eine der größten gemeinsamen Unternehmungen der Menschheit: der Bau der Internationalen Raumstation (ISS). 1998 ISS nimmt dich mit in die spannende Entstehungsphase der Raumstation.
Die beiden Hauptmodule Zarya und Unity sind bereits verbunden und die ersten Astronauten an Board. Als Spieler lenken wir die Erweiterungen und Experimente der ISS.
Inhalt
Material
Das Spiel kommt in einer kleiner Schachtel, die ungefähr fünf übereinander gestapelten Smartphones entspricht. Mich freut hier sehr, wie auch bei Age of Galaxy, dass nicht unnötig eine größere Schachtelgröße gewählt wurde, um auf mehr Inhalt schließen zu lassen.
In der Schachtel finden wir Holz und Pappmarker für die vier Spieler, darunter schön gestaltete Astronautenfiguren, die durch die Rucksäcke klar erkennbar sind. Das Spielbrett besteht aus einem Papptableau, welches Zarya und Unity darstellt, sowie zwei Leisten für Rohstoffe, die dran gepuzzelt werden. Dazu gibt es noch fast 100 Karten, welche die weiteren ISS Module, die Aktionskarten, Raumschiffe, sowie Experimentkarten umfassen. Das Artwork ist stimmig und die Ikonographie verständlich.
Auch nach dem Ausstanzen der Pappmarker bekommt man alles gut in der kleinen Box verstaut. Einige der Materialmarker haben einen Fehldruck bei dem die Vorder- und Rückseite nicht passend zu den Spielerfarben sind. Solange man dies weiß. ist dies aber kein großes Problem.
Spielablauf
Die Größe der Schachtel sollte nicht über die nötige Tischfläche hinwegtäuschen, denn der Spielaufbau erfordert einiges an Platz und Vorbereitung. Die Anleitung beschreibt den Aufbau klar und strukturiert. Die ISS wird mit den beiden Hauptmodulen Zarya und Unity aufgebaut.
Dazu werden die ersten Module Destinty, Zvezda und Canadarm angelegt. Dort werden auch die ersten Astronauten, sowie Zählmarker für Ressourcen platziert. Ein weiterer Bereich ist für die zu startenden Raumschiffe, sowie die möglichen Aktionen auf der Erde, sowie der ISS reserviert.
Diese Bereiche werden komplett durch Karten abgebildet, auf denen im Spielverlauf Aktionswürfel gelegt werden. Daneben werden noch vier Aufgabenkarten offen ausgelegt, welche während des Spiels erledigt werden können. Drei Stapel für Experimente in drei Schwierigkeitsstufen runden den Aufbau ab.

Das Spiel wird reihum gespielt. Jeder Spieler legt dabei einen seiner Aktionswürfel auf eine der acht möglichen Aktionen, führt diese aus und senkt den Countdown für einen der beiden Raumschiffstarts. Sollte der Countdown eines der Schiffe 0 erreichen, so hebt dieses Raumschiff ab und bringt Astronauten und meistens ein Modul zur ISS. Dazu später mehr.
Auf der Erde und der ISS gibt es jeweils vier Aktionsmöglichkeiten. Auf der Erde ist es möglich Astronauten zu trainieren und diese in einem der startbereiten Raumschiffe zu platzieren. Gleiches gilt für Material, welches zur ISS gebracht werden soll. Mit den beiden anderen Aktionen auf der Erde kann man Experimente vorbereiten und dabei zwei Karten ziehen. Experimente bringen am Ende Siegpunkte, aber auch Abzüge, sofern diese nicht erledigt werden. Als letzte Erdaktion können weitere Aktionswürfel auf den vier ausliegenden Modulen gelegt werden um diesen Ausbau voranzutreiben.
Auf der ISS können Astronauten Experimente durchführen, im Langzeitmodul bleiben, Außenmissionen durchführen um Ressourcen umzuwandeln oder Module installieren und so Einsatzbereit machen. Bei allen Aktionen, auf der Erde und der ISS, werden nach der Ausführung die Aktionswürfel auf die in der selben Ebene liegenden Module gelegt. Dies ist für den Raketenstart relevant.
Sobald ein Countdown null erreicht, startet das zugehörige Schiff und bringt Astronauten und Material zur ISS. Dabei findet ein Austausch mit den Astronauten statt, die gerade auf der ISS sind. Zusätzlich zum Material und Astronauten wird auch ein neues Modul zur ISS gebracht. Dabei wird das Modul mit den meisten Aktionswürfeln gewählt. Der Spieler. der dabei die meisten Würfel platziert hatte. erhält als Bonus noch eine Extra-Aktionen. die in späteren Runden verwendet werden kann.
Das Spiel endet. sobald einer der Stapel der Raumschiffe leer ist, dann wird nach dem Startspieler noch eine komplette Runde gespielt. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Diese gibt es für installierte Module, Material, die Ausführung von Langzeit – Aufenhalten, das Erfüllen von Aufgabenkarten und Experimenten. Außerdem gibt es noch Punkte für unterschiedliche Schiffe, die gestartet wurden. Insgesamt also verschiedene Kategorien, die einen Fokus auf bestimmte Elemente im Spiel erlauben.
Fazit
1998 ISS schafft es tatsächlich, die reale ISS mit Raketenstarts, Modulen, Astronauten und Experimenten gut mit den Abläufen in dem Brettspiel zu verknüpfen. Die vorhandenen Aktionen fühlen sich thematisch gut an. Lediglich das Umwandeln von ISS-Material in Außen-Material durch einen Greifarm fühlte sich etwas konstruiert an.
Spielzüge können in der Regel zügig durchgeführt werden, wobei diese nicht trivial sind. Einerseits möchte man möglichst viel Material und Astronauten zur ISS bringen, andererseits auch dort Experimente und Installationen durchführen, zum Punkte zu erlangen. Der Mehrheitenaspekt bei den zur transportierenden Modulen erlaubt auch spannendes Taktieren, denn eine Extra-Aktion im richtigen Moment kann zu schönen Kombinationen führen.
Vor allem an Anfang, mit wenigen Modulen auf der ISS, ist der Platz für mögliche Astronautenaktionen begrenzt, so dass diese durchaus für Blockaden sorgen können. Im späteren Spielverlauf wird dies einfacher, insbesondere da die Installation von Modulen auch Siegpunkte bringt und jeder gerne Module freilegt, selbst wenn die zugehörigen Felder gerade nicht für die eigenen Experimente relevant sind.
Die angebauten Module sind ein kleiner Schwachpunkt: Dadurch, dass diese nur gewöhnliche Karten sind, verrutschen diese gerne mal etwas. Sofern man nicht auf eine perfekte Ausrichtung besteht, ist dies aber kein K.O. Kriterium

Die Spielzeit von 60-90 Minuten kann gut eingehalten werden. In den ersten Partien wird empfohlen, den Stapel der Raumschiffe zu verringern, was natürlich die Spiellänge verändert. Die Altersangabe mit 12 Jahren funktioniert auch. Jüngere Kinder können mit etwas Erfahrung aber durchaus mitspielen.
Mit FEDOR gibt es auch einen Automat, sofern man gerade keine Mitspieler hat. FEDOR verwendet ein eigenes Kartendeck und verhält sich ähnlich wie ein Spieler. Aktionen werden nach Kartenvorgabe ausgeführt und Countdowns zufällig reduziert. FEDOR hat mehrere Schwierigkeitsgerade, die zumindest für mich eine Herausforderung dargestellt haben.
1998 ISS verbindet die reale Geschichte mit einem kompakten Brettspiel. Die Aktionsmöglichkeiten im Spiel bilden die reale Welt gut nach und fühlen sich thematisch an. Der Komplexitätsgrad bewegt sich zwischen Familien- und Kennerniveau und bietet eine runde Spielerfahrung in einer angenehmen Spielzeit.
Name: 1998 ISS
Erscheinungsjahr: 2022
Spieler: 1-4
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 60-90 Minuten
Autoren: Gerard Ascensi, Ferran Renalias
Artwork: Pedro Soto
Verlag: Biberstein Spiele / Looping Games