rosasteineÜber Siedler von Catan ist schon viel geschrieben worden, tausende Partien sind online und offline gespielt, vielfache Varianten und Erweiterungen erfunden und sogar eine eigene Catan GmbH ist gegründet. Deshalb gibt es jetzt auch keine x-tausendfachste Rezension oder Regelerklärung, sondern einen kleinen Bericht zu einem spontan durchgeführten Catan-Themenabend, im Badisch Brauhaus in Karlsruhe.

Die Teilnehmer:

  • Janina, eigentlich Agricola-Fan, hat noch nie Siedler von Catan gespielt.
  • Jens, spielte seine letzte Partie 1998, allerdings nur das Grundspiel, legt aber Wert darauf, Besitzer der Holzausgaben von Grundspiel, Städte und Ritter sowie Seefahrer-Erweiterung zu sein.
  • Carsten, der das Spiel ganz gut kennt, jedoch auch längere Zeit nicht mehr gespielt hat.
  • Tommy, echter Catan-Veteran, der seit 1995 aktiv spielt und alle Kniffe und Feinheiten kennt.

catanboxTommy hatte sich angeboten, die Rolle des Spiele-Erklärmeisters zu übernehmen und bringt seine eigene Catan-Ausgabe, verpackt in einer edlen Catan-Blechdose aus einer Sonder-Edition von Vedes Idee&Spiel, sowie mehrere Sätze Holz-Spielsteine fein säuberlich sortiert in einer Schraubenbox mit einzeln entnehmbaren Plastikschälchen. Somit entfällt schon einmal lästiges Farb-Sortieren der Spielsteine.

Wir entscheiden uns für eine Partie mit Grundspiel/Städte und Ritter sowie der Seefahrer-Erweiterung. In dieser Version, so erklärt uns Tommy, hat Klaus Teuber das Spiel bereits von Anfang an geplant, um es dann später doch in einzelnen Erweiterungs-Teilen auf den Markt zu bringen, weil der Verleger ob der enormen Komplexität Bedenken hatte.

Während Tommy uns bei Brauhaus-Bier und gutem Essen die Grundzüge des Spiels erklärt bzw. neu ins Gedächtnis ruft sowie auf witzige strategische Gesichtspunkte hinweist, erfahren wir, dass er selbst das Spiel an einem Münchner Spielenachmittag vor rund 15 Jahren kennengelernt hat. Kurze Zeit später erwarb er selbst sein erstes Exemplar und gehört seitdem zusammen mit seiner Familie zu der großen Schar der Catan-Fangemeinde. Als Damien und Thessi waren er und seine Frau viele Jahre sehr aktiv in der Catan-Online-Szene.

Bevor wir beginnen, zeigt Tommy uns eine interessante Tabelle, in der er die unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten ausgerechnet hat, wenn man anstatt zweier W6-Würfel einen W4 und einen W8 verwendet. Dadurch bekommen die 5, 6, 7, 8, 9 die exakt gleichen Wahrscheinlichkeiten, während beim normalen 2W6 die 7 am häufigsten ist, die 6 und die 8 etwas weniger häufig und die 5 und die 9 wiederum eine Spur seltener. Auf die Dauer nimmt die W4/W8-Variante dem Spiel jedoch etwas die Würze, und wir spielen an diesem Abend natürlich 2W6.

CatanWuerfel

Ein Kuriosum in Tommys „Ausrüstung“ ist der Satz Spielsteine in Quietschrosa aus einer Zeit, als seine Tochter diese Farbe „hip“ fand (da war sie noch keine 8, spielte aber schon ziemlich gut Basis mit ihren Eltern).

Auch beim Spielaufbau weichen wir vom Grundaufbau in eine leicht modifizierte, aber regelkonforme Version ab. Statt der üblichen 37 Sechsecke legt Tommy ein Spiel mit 52 Landschafts- und Wasserkarten aus, das uns eine große, zufällig erstellte Catan-Insellandschaft präsentiert. Dadurch bleibt mehr Platz für jeden einzelnen Spieler und es entsteht weniger Konkurrenzdruck. Zusammen mit einigen Zusatz-Fairnessregeln im Umgang mit dem Räuber wird aus dem aggressiven Konkurrenzkampf ein familientaugliches Aufbauspiel — solche Zusatzregeln werden von Hardcore-Spielern auch abfällig als „Kuschel-Siedler“ bezeichnet.

Noch eine Spezialvariante von Tommy für Runden mit Mitspielern, die (noch) nicht so leicht verlieren können, und um einen zu schnell nach vorne preschenden Glückspilz etwas zu bremsen: Nach jeder Rohstoff-Ausschüttung wird geschaut, ob zwischen zwei beliebigen Spielern ein Abstand von 4 Punkten oder mehr besteht. Falls ja, darf der Spieler mit der niedrigeren Punktzahl vom Spieler mit der höheren Punktzahl so viele Rohstoffkarten und Handelswaren verdeckt ziehen, bis dieser nicht mehr Karten auf der Hand hat, als er bei einer 7 besitzen dürfte (also normalerweise 7 plus je 2 pro Stadtmauer). Beispiel: Spieler A hat 8 Punkte erreicht, Spieler B und C haben jeweils 4 Punkte. Nach jeder Rohstoffausschüttung (und nur dann!) dürfen B und C abwechselnd so viele Karten ziehen, bis A nur noch 7 auf der Hand hat. Geheimtipp mit Erfolgsgarantie!

Zurück nach Karlsruhe ins Badisch Brauhaus zu Tommys vergrößertem Spielplan: Es gibt natürlich auch mehr Zahlenchips, wobei man durch eine Übergewichtung von 5, 6, 8 und 9 dem Spiel wiederum einen größeren Kuschelfaktor geben kann — wenn man mag. Hier zeigt sich wieder einmal die enorme Flexibilität von Catan, was für erfahrene Spieler einen großen Teil seines Reizes ausmacht.

Wir spielen mit Barbarenschiff, Seeräuber, Räuber und Händler. Räuber/Seeräuber kommen erst nach dem ersten Angriff der Barbaren ins Spiel — eine „Kuschel“-Variante übrigens, die von Teuber bereits als offizielle Regeländerung übernommen wurde.

Während der Partie wird schnell klar, dass bei 4 Spielern die etwas vergrößerte Insellandschaft keineswegs zu groß ist, da die begehrten Siedelplätze schnell vergriffen sind und richtig gute weitere Plätze nicht wirklich vorhanden sind. Tommy meinte allerdings, das wäre Zufall.

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete den Einsteigern das Aktivieren der Ritter und die Abrechnung der zu schützenden Städte. Hier haben wir relativ kooperativ und etwas übervorsichtig gespielt. Tommy erzählt uns, dass man hier durch geschicktes Taktieren dafür sorgen kann, dass ein Mitspieler beim Angriff der Barbaren überraschend eine Stadt verliert — dann hat’s sich allerdings ausgekuschelt.

Auch war ausgerechnet bei unserer Partie fast jeder von uns gut darin, selten vorkommende Zahlen wie 3, 4 oder 11 besonders häufig zu würfeln. Das führte dazu, dass in mancher Spielphase bestimmte Rohstoffe bei allen Spielern arg knapp waren. Hier zeigte sich dann wieder einmal überdeutlich, dass Catan trotz aller Strategieelemente doch zu einem nicht unerheblichen Teil auch Glücksspiel ist.

Zumindest der Räuber tat seinen Dienst und störte bei manchem den Spielaufbau nachhaltig. Dass ein Ritter den Räuber vertreiben und dabei Mitspielern sogar Rohstoffe abstauben darf, erfuhren wir etwas spät, hätten es aber ohnehin nur selten wirksam anwenden können. Vor allem zu Beginn mangelte es arg an Getreide, was zum Aktivieren der Ritter nach der Räubervertreibung dringend benötigt wird.

Ebenfalls erst im späteren Verlauf des Spiels wurde uns weniger erfahrenen Spielern klar, wie wichtig der Bau von Städten an Holz, Schaf und Erz ist, um möglichst viele Handelswaren zu erhalten und mit diesen wiederum die Stadtausbauten voranzutreiben. Die hierbei zu erhaltenen Forschrittskarten helfen dem eigenen Spiel enorm und beschleunigen das Entwickeln. Manche Karten stören auch effizient den gegnerischen Aufbau und bringen dadurch Zeitvorteil. Der Vorteil erfahrener Spieler liegt denn vor allem darin, alle vorhandenen Fortschrittskarten und deren optimalen Einsatz genau zu kennen, gibt Tommy offen zu. Er hält die Stadtausbauten für das wichtigste Element von Catan Städte&Ritter, direkt gekoppelt an eine wirksame Ritter-Verteidigungslinie, um nicht bei einem Angriff des Barbarenschiffs Städte und damit Einkommensquellen für Handelswaren zu verlieren. Im Übrigen rät er, gerade in der Anfangsphase des Spiels ruhig einmal eine Tauschrunde so zu gestalten, dass man danach 4:1 mit der Bank tauschen und in Handelswaren und damit Stadtausbauten investieren kann.

Alles in allem verlief unser Einführungsspiel wirklich interessant, zeigte uns viele Catan-Feinheiten und machte Lust auf mehr. Nach gut 15 Jahren Existenz hat sich das Spiel seinen Spaß- und Wiederholungscharakter erhalten und bleibt zeitlos.

Am Ende eines interessanten Catan-Abends zitiert Tommy noch den leider zu früh verstorbenen früheren Spiele-Rezensenten der Süddeutschen Zeitung, Michael Knopf. Der schloss ob des immer größer werdenden Catan-Imperiums eine seiner Rezensionen mit den Worten: „Wir kaufen uns einen größeren Tisch und gehen nie mehr aus dem Haus.“ * 🙂

Erscheinungsjahr: 1995
Autor/in: Klaus Teuber
Verlag: Kosmos
Anzahl Spieler: 3-4
Altersgruppe: ab 10 Jahre
Spieldauer: ca 90 Minuten
Kaufen bei:
Shop der Spiele-Akademie
Die Siedler von Catan – Themenabend
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4 Kommentare zu „Die Siedler von Catan – Themenabend

  • Pingback:Qwixx Big Points | Spiele-Akademie.de

  • 04/01/2012 um 12:33 Uhr
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    Sehr schön geschriebener Bericht. Wir haben auch mal den Versuch gewagt und Siedler inklusive Seefahrer und Städte und Ritter gespielt. Durch die zahlreichen Möglichkeiten die Mitspieler auszubremsen hat das Spiel jedoch ewig gedauert. Deshalb finde ich die Kombination nicht so optimal.

  • 19/10/2010 um 23:18 Uhr
    Permalink

    Hi, ich bin auf zufall auf diese seite hier gestoßen, und hab dann die ganzen spiele gesehen^^

    Ich bin ein Siedler von Catan spieler ich liebe das spiel schon seit ich 9 war. also vor etwa 10 jahren. Ich habs immer so gerne bei meiner tante gespielt und die ist auch von dem spiel begeistert, in laufe der zeit habe ich mir aber auch eins… ehm ein paar zugelegt^^

    Ich habe:
    1x Die Siedler von Catan (Holz)
    2x Die Siedler von Catan (Plastik)
    1x erweiterung für 5 – 6 Sp. (Plastik)
    2x Seefahrer (Plastik)
    1x Städte und Ritter (Plastik)
    1x Händler und Babaren (Plastik)

    Ich habe jetzt zwar viel zu spielen aber es fällt mir schwer jemanden dafür zu begeistern, mit meiner Familie spiel ich vlt 2mal im Jahr, jedoch immer nur Basis mit Seefahrer erweiterung, weil ihnen das andere zu kompliziert ist.

    Jetzt wollt ich euch fragen, ob ihr wisst, ob es veranstalltungen gibt, wo man an wochenenden mal nen ganzen tag solche spiele spielt.
    Ich spiele auch einige andere spiele wie:
    Schach
    Phase 10
    Malavie
    DKT
    Monopolie
    und noch ein paar andere, und lerne immer gerne neue spiele kennen.

    Mein einziges Problem: Jemanden finden der mit mir auch GERNE spielt und Spaß daran hat.

    Ich freu mich auf euer Recomment.

    P.S.: Euer Layout gefällt mir 🙂

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