istanbulAuf geht´s nach Istanbul. Und wenn wir  als Touristen dorthin reisen, denken wir sofort spontan an große orientalische Basare und Märkte mit europäischen und orientalischen Artikeln. Eine gute Idee also, das Thema in ein Brettspiel zu verpacken, bei dem es darum geht, durch geschicktes Handeln im Markttrubel eine bestimmte Anzahl an Edelsteinen zu erwerben.

Das Spielfeld besteht aus insgesamt 16 auszulegenden einzelnen Markständen in Form von Tafeln, die in einem Rechteck zu 4×4 Tafeln ausgelegt werden. Dieses sehr flexible Spielplansystem kennen wir bereits aus anderen Spielen, etwa von “Alcatraz, the Scapegoat”. Um den Spielaufbau bei den ersten nicht zu sehr dem Zufall zu überlassen. Sind drei Aufbau-Varianten bereits auf den Tafeln aufgedruckt.  So ist ein Aufbau der “kurzen Strecken”, der “langen Strecken” und der “Ordnung” möglich, bei dem die wichtigen Orte jeweils entsprechend positioniert sind.

Die einzelnen Marktstände haben alle verschiedene Funktionen, die sich die Spieler zu eigen machen, um an die begehrten Edelsteine zu kommen. Um dies erfolgreich zu tun, besitzen die Spieler eine kleine Mannschaft aus Händlern. Der Clou ist, dass diese Händler immer eine Art Kontakt zueinander haben. Jeder weiß jederzeit, wo der andere gerade ist. Sind gerade alle im Markttrubel verschwunden, muss der Vorsteher zunächst seine Schergen einsammeln, um dann erneut Aufträge zu erteilen und die Arbeiter zu entsenden.

Spielmechanisch ist dies so gelöst: Die Spielsteine des Kaufmanns und seiner Gehilfen sind flach und werden übereinander gestapelt. Immer, wenn der Kaufmann die Funktion eines Marktstandes nutzen möchte, wird dort ein Gehilfe zurückgelassen, oder, falls bereits einer dort ist, wieder unter den Kaufmann geschoben.

Zentraler Treffpunkt in Istanbul ist der Brunnen. Es ist der einzige Ort, an dem sich mehrere Kaufleute unterschiedlicher Gilden gleichzeitig aufhalten können, ohne sich Bestechungsgelder zahlen zu müssen. Ein Kaufmann kann dort alle seine Gehilfen zum Brunnen rufen und sie wieder vereinen und übereinanderstapeln. Im nächsten Zug kann er dann einen neuen Marktgang starten und seine Gehilfen an den Ständen zurücklassen.

Um in den Besitz der wertvollen Edelsteine zu kommen, benötigen die Kaufleute zunächst einmal Handelswaren, die sie in Tuch-, Gewürz- und Obstlager sowie auf dem Schwarzmarkt erstehen können. Transportiert werden diese in einem Karren, der in der Wagnerei auf bis zu fünf Stauräume pro Ware ausgebaut werden kann. Wer es schafft, seinen Karren auf die volle Stufe auszubauen, bekommt als Belohnung einen Edelstein

Allerdings kostet dies Geld, das am besten auf dem kleinen oder großen Markt verdient werden kann. Dort können die jeweils ausliegenden Waren zu lukrativen Preisen verkauft werden.  Mit dem so verdienten Geld können die Kaufleute nicht nur ihren Karren ausbauen, sondern beim Edelsteinhändler direkt einen Rubin erstehen. Hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und zahlt den günstigsten Preis.

Auch mit den Handelswaren lässt sich so einiges anstellen. Der Sultan lässt sich nicht mit Geld sondern lieber mit wertvollen Waren auszahlen und tauscht diese gegen den begehrten Klunker ein. In den beiden Moscheen können sich die Kaufleute Verbesserungen gegen Waren eintauschen, mit denen sie Handel, Würfelglück und  personelle Hilfe in Form eines zusätzlichen Gehilfen erstehen können.

DSCF4550Wenn zwischenzeitlich Ressourcen benötigt werden, können diese wahlweise beim Postamt, (Waren und Geld), in der Teestube (Geld) oder auf dem Schwarzmarkt erworben werden. Begegnungen mit dem Gouverneur oder dem Schmuggler bringen ebenfalls Boni in Form von Rohstoffen oder Bonuskarten. Diese können aber auch direkt in der Karawanserei erworben werden. Die Bonuskarten helfen dabei, einen eigenen Plan zu verfolgen und können jederzeit eingesetzt werden um beispielsweise mehr Bewegung, individuellen Warenverkauf, mehr Geld oder bessere Verkaufsbedingungen zu erhalten.

Eine Polizeiwache gibt es ebenfalls in Istanbul. In dessen Gefängnis leben entfernte Familienmitglieder unserer Kaufleute, die aber zu einigem nützlich sind.. Wenn ein Kaufmann die Polizeiwache aufsucht, kann er sein Familienmitglied befreien und zur Ausübung einer Aktion auf ein beliebiges Feld entsenden. Dort bleibt es stehen, bis ein gegnerischer Kaufmann dieses Feld betritt und das Familienmitglied wieder einfängt. Dafür erhält er sogar eine Belohnung,

Wir sehen, in Istanbul ist so einiges los. Das Einsammeln der 5 – 6 Edelsteine (je nach Spielerzahl) geht dabei aber immer sehr knapp aus. So manches Mal konnten wir sogar den Sieger des Spiels bereits in der vorletzten Runde bestimmen, da es keine Gegenmittel mehr gab, den designierten Sieger auf dem Weg zu seinem letzten Edelstein noch zu stören oder einzuholen.

Insgesamt ist Istanbul ein sehr kurzweiliges und facettenreiches Spiel. Die Begegnung der Kaufleute untereinander, mit den Familienmitgliedern  und mit dem Gouverneur bzw Schmuggler fühlen sich an wie geschäftiges Treiben auf dem Markt. Die fein abgestimmten Funktionen der einzelnen Marktstände bringen viel Spielreiz und Entscheidungsspielraum, der meist mit einem Plan und einem dafür vorgesehenen Laufweg des Kaufmanns verbunden ist.

Istanbul ist ein Kennerspiel mit niedriger Einstiegshürde. Da man es ganz gut intuitiv spielen kann, wird es auch den erst leicht fortgeschrittenen Spielern bei überschaubarer Spielzeit viel Abwechslung bieten. Autor Rüdiger Dorn und der redaktionelle Bearbeiter Ralph Bruhn haben hier gute Arbeit geleistet und verdient den Jury-Preis “Kennerspiel des Jahres 2014” erworben.

Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Rüdiger Dorn
Spieler: 2 – 5
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca.  60 Minuten

Istanbul
Markiert in:         

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner personenbezogenen  Daten (z.B der IP- Adresse) durch diese Website einverstanden.