Die Welt ist dem Untergang geweiht. Mächtige alte Wesen schicken sich an, die Menschheit zu unterjochen und sie in den Wahnsinn zu treiben. Und wer darf das Schlamassel wieder ausbaden – natürlich wir! Eldritch Horror von Corey Konieczka und Nikki Valens widmet sich dem bekannten Cthulhu-Mythos.
Cthulhu und seine „Gang“ haben neue Ziele. Diesmal reicht ihnen keine Villa, kein Museum und keine Stadt mehr, diesmal greifen sie nach der ganzen Welt. Die ein bis acht Spieler übernehmen die Rollen von Ermittlern, die das schlimmste verhindern sollen. Damit heißt es für uns also: wir sind nur mal kurz die Welt retten …
Was steckt drin?
Wie von Fantasy Flight Games (in Deutschland Heidelberger Spieleverlag) gewohnt, ist die Schachtel wieder rappelvoll mit Markern, Karten, Plättchen, u.s.w.. Das Design der Komponenten orientiert sich am Look der 1920er Jahren und knüpft an bereits erschienene Cthulhu-Spielen des Verlages an. Dadurch wird man schon einmal in das Flair des Spieles hineingezogen.
Dazu trägt auch die gute Qualität der Spielkomponenten bei. Aber zwei kleine Mankos haben wir dann doch entdeckt. Die Würfel könnten wirklich etwas größer sein und das Säckchen für das zufällige Ziehen der Monster sollte dem Spiel beiliegen, damit man sich nicht selber helfen muss. Aber gehen wir einmal über die Optik hinweg und schauen uns die inneren Werte an.
Wie funktioniert’s
Vor jeder Spielrunde wählen die Spieler einen großen Alten aus, dessen Auferstehung sie verhindern wollen. Im Spiel stecken vier der düsteren Gesellen und jeder von ihnen bietet andere Herausforderungen und somit ein etwas anderes Spieleerlebnis. Ist das Ziel geklärt, wird die Welt vorbereitet (damit sie auch untergehen kann).
Im Zentrum steht der sehr große Spielplan. Auf der vereinfachten Weltkarte finden sich Städte, Expeditionsorte (wie z. B. die Pyramiden) und andere unbenannte Orte. Zur Vorbereitung werden jetzt einige Dimensionstore, Monster, Hinweise, eine Expedition und natürlich eine Menge Karten ausgelegt.
Jetzt ist es an der Zeit, dass die Spieler auch wissen, wen sie verkörpern sollen. Dabei haben sie die Wahl aus 12 spannenden und sehr unterschiedlichen Charakteren. Diese bieten neben den spielrelevanten Werten für Proben auch noch eine Hintergrundgeschichte, die man unbedingt lesen sollte, um in die richtige Stimmung zu kommen. Nachdem die Figur platziert und die Startausrüstung gesammelt ist, kann es auch schon losgehen.
Das Ziel der Ermittler ist es, drei Mysterien des Großen Alten zu lösen. Dazu müssen sie unterschiedliche Aufgaben lösen. Je nach Antagonist müssen Monster getötet, Hinweise gesammelt oder andere Aufgaben gelöst werden. Wie machen das die Ermittler?
Jede Runde besteht aus drei Phasen – Aktionsphase, Begegnungsphase und Mythosphase. In der Aktionsphase können sich die Spieler über die Karte bewegen, neue Ausrüstung sammeln oder sich erholen. Danach hat jeder Ermittler eine Begegnung (natürlich in der gleichnamigen Phase). Dabei kann es sich um einen Kampf mit einem Monster, eine Expedition, ein Tor, einen Hinweis oder eine Ortsbegegnung handeln.
Dazu deckt man eine passende Karte auf. Diese bietet die Story zur Begegnung und fordert eine oder mehrere Proben. Damit ein Ermittler erfolgreich aus einer Begegnung hervorgeht, muss er Erfolg(e) würfeln (5 oder 6). Je nach geforderter Probe darf er dabei so viele Würfel nehmen, wie es seine geprobte Eigenschaft vorgibt. Nach der hoffentlich erfolgreichen Begegnungsphase, kommt nun in der Mythosphase der Große Alte ins Spiel. Dazu wird eine Mythoskarte aufgedeckt. Diese Karten sind immer schlecht und bringen neue Tore und Monster und noch andere unschöne Überraschungen für die Ermittler ins Spiel.
Das klingt alles noch ziemlich einfach! Wie kommt jetzt die Herausforderung und der Zeitdruck ins Spiel. Das Kernelement dafür ist die Verderbnisleiste. Diese gibt an, wie tief der große Alte noch schläft. Im Verlauf des Spieles versucht er, über die Dimensionstore in die Welt zu gelangen. Daher sind diese auch eng mit der Verderbnisleiste verknüpft. Jedes Tor zeigt eines von drei Symbolen. Diese finden sich auch auf der Vorzeichenleiste wieder. Wird diese durch eine Mythoskarte aktiviert, werden alle entsprechenden offenen Tore gezählt und die Verderbnisleiste um diesen Wert verringert.
Die Ermittler stehen also ständig unter Druck und müssen neben den Aufgaben des Großen Alten auch die allgemeine Lage und ie offenen Tore unter Kontrolle halten. Dabei kommt jetzt die wichtigste Frage, kann so ein Stress und Druck Spaß machen?
Macht es Spaß?
In Eldritch Horror haben die Spieler wirklich keine Zeit zur Entspannung. In so gut wie jedem Zug kann man sich zwischen einer schlechten und einer schlechteren Alternative entscheiden. Es hat immer den Eindruck, als hätte man nie eine Chance es zu schaffen, das Unheil abzuwenden. Aber genau so soll es ja auch sein. Eine Macht, die die ganze Welt unterwerfen kann, sollte auch nicht einfach besiegbar sein, aber es ist möglich.
Es ist aber für das Spiel enorm wichtig ist, dass man sich auf das Thema einlassen kann. Jede Karte bietet Geschichte und diese ist auch immer spannend und füllt die Spielzeit mit Leben. Wenn man dieses Element aber weglässt, dann reduziert sich das Spiel auf einfache Würfelwürfe gegen die Eigenschaften der Charaktere. Das wird nach einiger Zeit dröge. Das zeigt aber auch wieder eine Stärke von Eldritch Horror. Die Regeln sind für einen Titel aus dem Hause Fantasy Flight Games wirklich einfach.
Neben der Tatsache, dass man sich auf das Thema einlassen muss, steht auch die Frage, mit wie vielen Spielern man das Spiel wirklich spielen kann. Auf der Schachtel steht die Angabe eins bis acht Spieler. In unseren Testrunden hat es allein und auch mit einer Anzahl bis fünf Spielern gut funktioniert. Werden die Runden größer und versucht man es gar mit acht Spielern, verliert Eldritch Horror enorm an Reiz. Die Wartezeit, bis man wieder dran ist, wird einfach zu lang.
Die Frage steht also immer noch – lohnt sich ein Weltrettungsversuch in Eldritch Horror?
Fazit
Eldritch Horror ist ein wirklich sehr gutes und enorm thematisches Spiel. Die Regeln sind einfach, die Präsentation ist klasse. Der Schwierigkeitsgrad ist so hoch, dass man sich auch wirklich anstrengen und gut koordinieren muss, um das Spiel besiegen zu können. Ohne ein Quentchen Glück geht es aber nicht.
Das alles passt aber hervorragend zum Thema und fühlt sich auch passend an. Kann man sich auf das Spiel einlassen und das Thema genießen und möchte man mit nicht zu vielen Spielern die Welt retten, dann ist Eldritch Horror eine echte Empfehlung.
Verlag: Fantasy Flight Games, Heidelberger Spieleverlag
Autor: Corey Konieczka & Nikki Valens
Spieler: 1 – 8
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 2 – 4 Stunden
