burgen_von_burgung_verpackungNach dem sehr erfolgreichen Brettspiel Die Burgen von Burgund ist nun das gleichnamige Kartenspiel erschienen. Wie auch schon beim großen Bruder geht es darum, seine eigene Länderei zum Erblühen zu bringen. Dazu müssen unter anderem Gebäude errichtet und Handel betrieben werden. Nur wer clever investiert kann seine Bevölkerung zum Wohlstand verhelfen.

Doch lässt sich dieses Konzept auch in einem reinen Kartenspiel verpacken, ganz ohne Spielplan und Würfel?
Diese Frage habe ich mir auch gestellt und Die Burgen von Burgund ausführlich getestet.

Was steckt drin
Die Burgen von Burgund ist ein reines Kartenspiel. Wer jedoch einen spärlichen Inhalt erwartet, den kann ich beruhigen. Dem Spiel liegen insgesamt 240 Karten bei, aufgeteilt in 114 Aktionskarten und 126 weiteren Karten (Waren, Tiere, Boni, Siegpunkte, etc.). Diese Kartenmenge ist für die kleine Größe der Spielpackung meiner Meinung nach beachtlich!

Spielvorbereitung
burgen_von_burgung_auslagekartenJeder Spieler erhält zu Beginn die Karte Projekte, Fürstentum und Lager, welche er vor sich nebeneinander platziert. In diese drei Bereichen kann der Spieler später investieren. Im Bereich Projekte werden Bauwerke platziert, die noch in der Planung sind und somit noch keinen Vorteil gewähren. Im Fürstentum befinden sich dagegen bereits alle vollendeten Bauwerke und im Lager kann der Spieler Tiere, Waren und Arbeiter platzieren. Die restlichen Karten (Waren-, Siegpunkte-, Silber-, Arbeiter-, Boni- und Durchgangskarten) werden gemäß der Anleitung in Stapeln in die Tischmitte gelegt.

Bei den Aktionskarten gibt es eine Besonderheit. Um diese zu erhalten, benötigt der Spieler eine bestimmte Würfelaugensumme. Da es jedoch keine echten Würfel gibt, ist eine beliebige Würfelaugenzahl auf jeder Aktionskarte abgebildet. Die im Spiel enthaltenen sechs Auslagekarten zeigen die Augenzahl 1 bis 6 und werden untereinander gelegt. Je nach Spielerzahl werden nun 7 bis maximal 13 Aktionskarten offen neben diesen Auslagekarten platziert (siehe Foto). Am Ende erhält jeder Spieler noch eine Waren- und eine Tierkarte, 6 verdeckte Aktionskarten sowie ein Silber.

Spielverlauf
Das Spiel verläuft über 5 Durchgänge, welche aus wiederum je 6 Runden bestehen.
Ist ein Spieler am Zug, deckt er die obersten zwei Aktionskarten seines verdeckten Stapels auf. Die darauf abgebildeten Bauwerke haben hierbei keine Bedeutung, wichtig ist die abgebildete Augenzahl auf der Karte. Je Karte kann man zwischen folgenden Aktionsmöglichkeiten wählen:

a) Man kann sich eine Aktionskarte aus der Auslage nehmen. Die abgebildete Augenzahl gibt an, aus welcher Auslage man wählen darf. Ist beispielsweise die Augenzahl 3 abgebildet, sieht man in Auslage 3 nach und darf sich dort eine beliebige Karte (=Bauwerk) nehmen und zu seinen Projekten einordnen. Es sind jedoch nur maximal 3 Projekte in der Auslage erlaubt.

burgen_von_burgung_beispielfuerstentumb) Man kann ein bereits bestehendes Projekt vollenden und anschließend in seinem Fürstentum platzieren. Hierfür ist eine passende Augenzahl notwendig.

c) Man kann seine gesammelten Warenkarten verkaufen. Die Augenzahl der abgelegten Karte gibt vor, welche Warensorte (hell, mittel, dunkel) verkauft werden darf. Pro verkaufter Ware erhält man einen Siegpunkt und ein Silber.

d) Man darf seine Arbeiterkarten auf bis zu 2 aufstocken. Wer bereits zwei oder mehr Arbeiter besitzt, kann diese Aktion nicht wählen. Die Augenzahl spielt keine Rolle. Einen Arbeiter kann man zudem während einer Aktionsphase nutzen, um die aufgedruckte Augenzahl um einen Wert zu erhöhen oder zu vermindern.

e) Man kann sich pro abgelegter Aktionskarte ein Silber vom Vorrat nehmen. Wenn ein Spieler drei Silber gesammelt hat, kann er diese nutzen, um eine Extra-Aktion auszuführen.

f) Man kann seine gesammelten Arbeiter und Silbervorräte in Siegpunkte umwandeln. Man erhält 1 Siegpunkt für je drei abgelegte Karten.

Hat der Spieler seine zwei Aktionen beendet, ist der nächste Spieler an der Reihe. Dies wiederholt sich so lang, bis alle 6 Karten gespielt wurden und ein neuer Durchgang beginnt.

Aktionskarten
Es gibt verschiedene Arten von Projekten. Wird ein Projekt im Fürstentum platziert, so erhält der jeweilige Spieler sofort einen Bonus. Beispielsweise erhält man bei der Vollendung einer Mine zwei Silberkarten, bei einem Schiff darf man sich eine Warenkarte nehmen, bei „Wissen“ erhält man zwei Arbeiter und bei einer Weide wiederum eine Tierkarte. Insgesamt gibt es 14 unterschiedliche Gebäudetypen, welche somit für reichlich Abwechslung sorgen.

Punktevergabe
Siegpunkte erhält man zum Spielende für jeden Drilling pro Kartenart. Hat man beispielsweise bis zum Spielende fünf Schiffe gebaut, so erhält man für drei Karten insgesamt vier Siegpunkte (aufgedruckte Zahl im unteren Kartenbereich), die restlichen beiden Karten bringen keine Siegpunkte ein. Auch durch verschiedene Bonuskarten, welche man im laufenden Spiel sammeln kann, lassen sich Siegpunkte erzielen.

Spielende
Nach 5 Durchgängen endet das Spiel. Jetzt werden alle Punkte durch die Drillinge, verkauften Waren, Bonuspunkte und Punkte für die Tierkarten zusammengezählt. Wer die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Fazit
Kartenspiele haben allgemein den Ruf, eher schlicht und von den Regeln her einfach gehalten zu sein. Das mag für etliche Spiele gelten, jedoch nicht für Die Burgen von Burgund. Die große Anzahl an Spielkarten sorgt in Kombination mit den nicht gerade wenigen Regeln für ein komplexes Spiel.

burgen_von_burgung_spielverlaufBevor man jedoch zum Spielen kommt, muss man ein paar Hürden überwinden. Die erste Hürde sind die Regeln. Diese sind nicht immer ganz verständlich und müssen durchaus mehrmals gelesen werden. Auch ist die Schrift des A6-großen Regelheftes entsprechend klein, was dem Format der Spielpackung geschuldet ist. Es sind zwar Illustrationen vorhanden, ein paar mehr hätten es jedoch ruhig sein können.

Zudem sind diese so klein abgebildet, dass man fast schon eine Lupe benötigt. Insbesondere vom komplizierten Spielaufbau gibt es keine Abbildung. Von der Anleitung abgesehen möchte ich jedoch hervorheben, dass die Illustrationen passend gewählt wurden und hübsch gezeichnet sind.

Kommen wir zur zweiten großen Hürde, dem Spielaufbau. Der Aufbau nimmt viel Zeit in Anspruch, da etliche Kartenstapel gebildet und sortiert werden müssen. Gerade in der ersten Partie muss man die Anleitung mehrmals lesen, bevor man den Aufbau einigermaßen verstanden hat. Auch muss man unbedingt darauf achten, auf einem großen Tisch zu spielen. Der gesamte Spielbereich nimmt locker den Platz eines Esstisches ein.

Doch wie spielt sich nun Die Burgen von Burgund? Die Antwort ist: Sehr gut! Die Mechanismen greifen gut ineinander und sorgen für einen durchgängig hohen Spannungswert. Auch die Kombination aus Glück und Strategie weiß zu gefallen, wobei die Strategie einen höheren Stellenwert einnimmt. Zu jeder Zeit des Spiels ist man am Optimieren seiner Strategie und sollte auch seine Mitspieler nie außer Acht lassen.

Da es unter anderem Bonuspunkte für den schnellsten Erbauer eines bestimmten Gebäudetyps gibt, lohnt sich der Bau von Bauwerken. Auch gewähren diese teilweise mächtige Vorteile, wenn sie im Fürstentum platziert werden. Aber auch der Ausbau der Viehzucht oder der Verkauf von Waren kann sehr lohnend sein. In unseren Partien kam jedenfalls nie Langeweile auf.

Etwas Glück benötigt man bei seinen beiden aufgedeckten Aktionskarten. Die abgebildete Augenzahl bestimmt maßgeblich, welche Aktion man ausführen darf. Jedoch lässt sich auch hier das Glück etwas steuern, da der Einsatz von Arbeitern die Augenzahl verändern kann, was einem meist neue Aktionen ermöglicht. Die unterschiedliche Hintergrundfarbe der einzelnen Karten hilft zudem dabei, die Karten gut voneinander unterscheiden zu können.

Die Spielzeit entspricht mit ca. 45 Minuten den Angaben der Verpackung. In der ersten Runde sollte man jedoch aufgrund des ungewohnten Startaufbaus und der Vielzahl an Regeln die doppelte Zeit einplanen. Aufgrund der doch komplexen Regeln empfehle ich das Spiel ab einem Alter von ca. 14 Jahren.

Solovariante
Ja, man kann Die Burgen von Burgund auch allein spielen und dabei zu gewinnen ist gar nicht so einfach! Für diesen Fall stellt das Regelheft eine Solo-Variante vor, bei der man gegen einen virtuellen Spieler spielt. Dieser zieht zu Beginn eines Durchgangs 3/4/5/6/7 Aktionskarten. Diese Karten werden sofort in sein Fürstentum ausgelegt. Im fünften Durchgang liegen dort also insgesamt 25 Karten aus.

Der Clou ist: Nach jedem Durchgang zählt man seine bis dahin möglichen Siegpunkte. Sollte man weniger Punkte besitzen, als der virtueller Gegner, hat man das Spiel sofort verloren! Da ein Drilling in der Regel etwa 4 Siegpunktepunkte einbringt, kann der Gegner bereits in der ersten Runde ordentlich Punkte erreichen, je nach Glück oder Pech der aufgedeckten Karten. Mir hat diese Spielvariante sehr gefallen, da sie sehr fordernd und gut durchdacht ist. Die Spielzeit hängt im wesentlichen davon ab, ob man bis zur letzten Runde durchhält oder vorher bereits verliert.

Leider habe ich den großen Bruder, das Brettspiel Die Burgen von Burgund, selbst noch nicht spielen können, weshalb ich keinen Vergleich ziehen kann. Mich hat das Kartenspiel jedoch sehr begeistert und ich kann es jedem Kartenliebhaber empfehlen, der ein anspruchsvolles und gut ausbalanciertes Aufbauspiel sucht und auch entsprechend Zeit und Geduld für den Spielaufbau mitbringt.

Name: Die Burgen von Burgund
Erscheinungsjahr: 2015
Spieler: 1 – 4
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 30 – 60 min
Autor(en): Stefan Feld
Verlag: Ravensburger

Die Burgen von Burgund – Das Kartenspiel
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