“Die Karawane zieht weiter, der Sultan hätt Doosch…” – Das Stimmungslied könnte die Begleitmusik zum Spiel sein, wenn dieses in der heimischen Spielrunde auf den Tisch kommt. Seidenstraße ist in dem Verlag mit dem wohl kuriosesten Namen aller Spielverlage erschienen: bei “Dausend Dode Drolle”, in Fachkreisen auch einfach DDD genannt. Dieser wiederum ist eigentlich Spezialist für Abenteuer – Bände, wagt sich mit Seidenstraße nun in das Terrain des klassischen Brettspiels vor.
Seidenstraße spielt im mittleren Osten, nämlich dort, wo schon Karl May seinen Romanhelden Hadschi Halef Omar durchs wilde Kurdistan schickte: Auf den Handelsstraßen zwischen Europa und Vorder- Asien im alten Persien
Drei Karawanen unterschiedlicher Größe sind zu bewegen, indem eine oder mehrere Karten ausgespielt werden. Die Karawanen ziehen so entlang der auf dem Spielplan eingezeichneten Routen von Ort zu Ort, bis sie ihre Zielstadt erreichen. Dort werden die mitgeführten Waren auf dem “großen Markttag” verkauft. Dadurch können die Spieler Edelsteine in unterschiedlichen Farben verdienen, die später je nach Farbkombination in SIegpunkte eingelöst werden.
Der Verkauf von Elfenbein, Seide, Gewürzen, Porzellan und grünem Tee klappt nur, wenn die Spieler zuvor Warenkarten derselben Art in ihre persönliche Auslage gelegt haben. Der Spieler mit der Mehrheit einer Ware erhält diese, muss dafür aber die Hälfte seines Kartenvorrats abgeben. Dieser “Geldwert” bewirkt, dass eine weitere Ware derselben Art wahrscheinlich von einem anderen Spieler erstanden wird.
Nicht nur am Reiseziel einer Karawane kann gehandelt werden, auch unterwegs passiert so allerhand: Es tummeln sich Räuber und weitere Kamele, Sandsturm und Zollhaus sorgen für Schwierigkeiten, in Schwarzmarkt und Basar kann mit einem Teil der Waren gehandelt werden und der Bakschisch verteilt Almosen.
Es kann sich lohnen diese verschiedenen Effekte gezielt und strategisch einzusetzen, denn nicht immer erreicht die Karawane das Ziel im richtigen Moment, also wenn auch gerade die Mehrheit der zu verkaufenden Waren in der eigenen Auslage liegt.
Am Ende des Tages sind viele Karawanen in so berühmte Städte wie Yspahan, Samarkand oder Byzanz gezogen, die Spieler haben Handelswaren gegen Edelsteine ausgetauscht und frische Kamele in die Karawanen gestellt. Je mehr unterschiedliche Edelsteinfarben gesammelt wurden, desto mehr Siegpunkte erhält der Spieler
Eine Karawane als Fortbewegungsmittel stellt man sich eher langsam vor. Seidenstraße ist ein Spiel mit gemäßigtem Tempo ohne große Action. Das ist angenehm und passt zur orientalischen – Atmosphäre des Spiels. Spielzug- Alternativen sind dennoch reichlich vorhanden und nicht immer sofort als bestmöglich zu erkennen. Das macht das Spiel kurzweilig. Das Spiel ist übrigens insbesondere zu zweit gut zu spielen. Bei mehr Spielern leidet die Planbarkeit ein wenig.
Uns hat Seidenstraße eben wegen seiner Mischung aus Ruhe und Kalkül insgesamt gut gefallen. Die Aufmachung des Spiels verstärkt das Wüstenthema, wobei wir uns etwas mehr Kontrast und/oder eine größere Darstellung bei den doch sehr oft verwendeten Handelswaren gewünscht hätten.
Dafür gibt es beim Spielplan eine Vorder- und eine Rückseite. Eine der Seiten hat fest aufgedruckte Handelssymbole in den Städten, um den Einstieg ins Spiel zu erleichtern. Die andere Seite sieht nur Platzhalter der Symbole vor und sorgt für abwechslungsreiche und unterschiedliche Partien. Eigentlich fehlt nur noch der durstige Sultan, aber vielleicht hat DDD ja irgendwann Ideen und Pläne für eine Erweiterung….
Erscheinungsjahr: 2009
Autor/in: Hanno Kuhn, Wilfried Kuhn
Grafik: Sabine Weiss
Verlag: Dausend Dode Drolle Verlag GmbH
Anzahl Spieler: 2-5
Altersgruppe: ab 12 Jahre
Spieldauer: ca 60 min.
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