Der Mississippi ist der viertlängste Fluss der Erde und heute – wie auch damals – eine Wirtschaftsmetropole. In Riverboat verschlägt es einen zurück in die Anfänge des 19. Jahrhunderts. Die technologischen Fortschritte im Bereich der Flussboote ermöglichen es uns, unseren Handel auszubauen und unsere Feldfrüchte entlang des Mississippi zu verkaufen. Jetzt liegt es an uns, unsere Arbeitskräfte geschickt einzusetzen und günstige Gelegenheiten zu ergreifen. Denn wir wissen, dass die Konkurrenz nicht schläft und nur darauf wartet uns abzulösen.

 

Was steckt drin
Die Ausstattung von Riverboat kann sich sehen lassen. Mehrere Spieltableaus, ganze 110 Ackerplättchen, Anschaffungen, 45 Flussbootplätchen, 88 Holzfiguren und weitere Karten sorgen für reichlich Spielmaterial. Positiv zu erwähnen ist, dass dem Spiel mehrere Tütchen beiliegen, sodass nichts herumfliegt. Einzig ein Kartoninlay fehlt leider!

Spielablauf
Jeder Spieler erhält ein zufälliges Spieltableau, welches seine Anbaufläche für die Feldfrüchte und seinen Hafen darstellt. Der zentrale Spielplan wird in die Tischmitte gelegt und zeigt unter anderem die verfügbaren Flussboote, erwerbbaren Feldfrüchte und günstige Gelegenheiten. Die genaue Startaufstellung ist in der Anleitung gut beschrieben, sodass der Aufbau zügig von statten geht. Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn 13 Arbeiter (weiße Holzfiguren), 2 Gutachter (grün) und 3 Münzen. Danach kann es auch schon losgehen.

Das Spiel verläuft über 4 Runden, wobei jede Runde aus 5 Phasen besteht. Der Clou: Zu Beginn wählen die Spieler ein oder mehrere Phasenplättchen. Derjenige, der das aktuelle Phasenplättchen besitzt, erhält einen Bonus (z.B. einen zusätzlichen Arbeiter) und darf die Phase beginnen.
Gehen wir etwas näher auf die einzelnen Phasen ein.

1) Arbeiter einsetzen
Jedes Spieltableau zeigt sechseckige Anbauflächen auf insgesamt 5 Gebieten. In dieser Phase muss jeder Spieler eine Auswahl treffen, wie viele seiner Arbeiter er auf die Felder zum Bewirtschaften schicken möchte. Maximal 8 Arbeiter darf man hierbei einsetzen. Anschließend werden Gebietskarten gezogen. Diese geben an, auf welchem Gebiet der Arbeiter gestellt werden muss. Innerhalb des Gebiets hat der Spieler jedoch freie Platzierungswahl. Sobald alle Arbeiter gesetzt wurden, endet diese Phase.

2) Äcker bepflanzen
Nun gilt es alle Ackerfelder zu bepflanzen. Dafür wählen die Spieler nacheinander Ackerfruchtplättchen vom Spielplan aus, bis unter jedem gesetztem Arbeiter ein Plättchen liegt. Zur Auswahl stehen Mais, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und Kürbisse. Weiterhin hat man die Wahl, ob man sich ein einzelnes, ein Zweier- oder sogar ein Dreierplättchen nimmt. Letztere gewähren sogar einen bzw. zwei Siegpunkte.

3) Ernten und Flussboote beladen
Die Äcker gelten jetzt als bewirtschaftet. Nun wird es Zeit, dass die Früchte verkauft werden. Dazu darf man nacheinander bis zu zwei Flussboote wählen. Die Zahl unterhalb des Plättchens gibt die Ladekapazität an. Wählt man beispielsweise ein Boot mit der Zahl 4, so muss man vier gleiche Feldfrüchte abbauen, indem man die entsprechenden Arbeiter wieder in seinen Vorrat legt. Jedes Boot gewährt zudem noch einen Bonus, der je nach Bootstyp verschieden ist.

4) Günstige Gelegenheiten
In jeder Runde liegen vier günstige Gelegenheiten in Form von Karten aus. Jeder Spieler darf sich eine Karte nehmen und erhält dazu noch einen Bonus je nach Kartenplatz, z. B. eine Münze.

5) Wertung
Wie so oft gilt auch hier der Spruch, was nichts kostet, ist nichts wert, denn die Gelegenheiten müssen erst aktiviert werden und dies geschieht in der letzten Phase. Wenn man hat und möchte, darf man jetzt einen Gutachter einsetzen (grüne Holzfigur). Dieser aktiviert unter anderem eine Bonuskarte, d.h. in dem Moment führt man den Karteninhalt aus. Beispielsweise erhält man für jede im Besitz befindliche Münze zwei Siegpunkte. Dieser Bonus zählt jedoch nur einmalig und ist danach verbraucht, genauso wie die Gutachterfigur. Weiterhin erhält man jetzt noch je einen Siegpunkt für eingesetzte Gutachter und Kommissionäre. Dies sind Arbeiterfiguren, die aufgrund von z.B. Karten nach New Orleans geschickt wurden und einem nicht mehr für den Ackerbau zur Verfügung stehen.

Münzen
Jede Münze ist zum Spielende einen Siegpunkt wert. Sinnvoller ist es jedoch, sie in den einzelnen Phasen einzusetzen. So kann man beispielsweise ein Flussboot aus dem Vorrat auswählen oder Karten aus dem Vorrat aussuchen, die normalerweise nicht zur Verfügung stehen.

Hafenmeister
Jeder Spieler besitzt noch eine gelbe Hafenmeisterfigur. Diese bewegt sich entlang des eigenen Hafens und bringt am Ende Sondersiegpunkte ein. Die Lademenge der Boote gibt nämlich gleichzeitig auch die eventuellen Siegpunkte an. Eventuell deshalb, weil man nur für die Boote die Siegpunkte erhält, die der Hafenmeister auf der Leiste passiert hat. Es kann also sein, dass man auch leer ausgeht. Zudem gibt es eine Besonderheit: Der Spieler, dessen Hafenmeister am weitesten gelaufen ist, erhält für seine Boote die vollen Siegpunkte. Alle anderen erhalten nur die Hälfte der angegebenen Siegpunkte.

Anschaffung
Während des Spiels hat man gelegentlich auch die Möglichkeit, eine Anschaffung zu erhalten. Dazu zählen die Scheune, der Brunnen oder ein Gutachter. Erstere ermöglichen Siegpunkte für angrenzende bzw. zusammenhängende Ackerfrüchte. Beide müssen jedoch erst in Phase 5 aktiviert werden (Gutachter einsetzen), bevor sie ihren Bonus gewähren.

Spielende
Sobald alle vier Runden gespielt wurden, endet das Spiel. Nun gibt es noch Sondersiegpunkte für vollständig bepflanzte Ackerflächen, für die Flussboote, die Kommissionäre, ungenutze Anschaffungen und Münzen. Wer die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt Riverboat.

Fazit
Schon in der ersten Runde war uns klar, dass Riverboat ein tolles Spiel ist. Anfangs erinnerte es uns etwas an Agricola, was vermutlich an Begriffen wie Ackerplättchen, Gelegenheiten und Anschaffungen lag. Und ja, es gibt durchaus Parallelen, aber insgesamt unterscheidet sich Riverboat sehr von Agricola, da der Anbau und Handel im Vordergrund steht, weniger der Aufbau.

Beginnen wir beim Spielmaterial, welches wie erwähnt sehr umfangreich ist. Alle Elemente machen einen stabilen und hochwertigen Eindruck. Einzig das fehlende Karteninlay lässt sich kritisieren, ist aber aufgrund der Tütchen zu verschmerzen.

Die Spielelemente und der Mechanismus funktionieren ausgezeichnet und greifen gut ineinander. Besonders die Wahl der Phasenkarten, dem damit gewährtem Privileg und dem Recht, die Phase zu beginnen, ist eine durchdachte Idee. Damit lassen sich vielfältige Strategien umsetzen und es macht das Spiel dynamischer.

Apropos, der Strategieanteil ist bei Riverboat sehr hoch. Wie auch bei anderen Spielen sollte man am Besten alles ausbauen, also den Hafenmeister voranbringen, möglichst viel Ackerbau betreiben, viele Kommissionäre ausbilden. Je nach Vorgehensweise der Mitspieler lohnt es sich aber, einem Bereich besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Auch die Münzen sollte man nicht außer Acht lassen, da sich mit ihnen viele neue Möglichkeiten ergeben.

Die erste Partie dauert länger als die angegebenen 90 Minuten. Kennt man das Spiel jedoch erst einmal, sind 1,5h eine machbare Zeit. Der Wiederspielwert ist jedenfalls groß, da man neue Taktiken ausprobieren möchte und aufgrund der unterschiedlichen Starttableaus andere Anordnungen der Anbaugebiete vorliegen.

Riverboat spielt sich in allen Konstellationen sehr gut, sodass man gut zu zweit bis zu viert spielen kann. Einzig bei der Altersfreigabe bin ich zurückhaltender. Bei einem so strategischen Spiel wie Riverboat, bei dem es doch einige Regeln zu beachten gilt, empfehle ich ein Mindestalter von 12 Jahren.

Wer ein spannendes Strategiespiel mit Lege- und Handelsanteil sucht, ist mit Riverboat sehr gut beraten. Es macht Spaß, ist verhältnismäßig schnell erklärt und bietet einen hohen Wiederspielwert. Man sollte es jedoch einige Male spielen, damit es sein ganzes Potenzial entfalten kann.

Name: Riverboat
Spieler: 2 – 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 90 min
Autor(en): Michael Kiesling
Verlag: Lookout Spiele

Riverboat
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