
Wenn es um Eisenbahnspiele geht, teilen sich die Meinungen. Die einen freuen sich über komplexe Optimierung, Streckenlegung, Aktien der Eisenbahngesellschaft und viel Spieltiefe, die anderen bleiben zurückhaltend, aufgrund der manchmal anstrengenden und langwierigen Spieldauer und der hohen Bedenkzeiten.
Cube Express springt in diese Bresche und bietet ein kürzeres Eisenbahn – Spielerlebnis an, ohne dabei die wesentlichen Elemente zu vernachlässigen. Ob das gelingt, schauen wir uns im Folgenden an.
Material
In der Box finden wir jede Menge Spielmaterial: zahlreiche Holzwürfel, die namensgebenden „Cubes“ übernehmen im Spiel unterschiedliche Funktionen. Strecken Plättchen dienen zum Bau der Eisenbahn – Netzes, an denen man dann Bahnhöfe, ebenfalls aus Holz beiliegend, erstellen kann.Mit den Lokomotiven und Zielkarten unternimmt man dann die Fahrten und auf den Spieler – Tableaus werden Fortschritt und Ressourcen festgehalten.
Auf dem zentralen Spielplan werden die Zielkarten, die Auslage der Streckenplättchen und der Wert der jeweiligen Aktien gesteuert. Zudem gibt es noch einen Wertungsblock, einen 9er – Siegpunktmarker und einen Startspielermarker. Die Spielanleitung liegt in deutscher und englischer Fassung bei. Auch die Zielkarten sind zweisprachig. Das Spiel lässt sich außerdem auf die Anzahl der Spieler anpassen, indem der Spielplan und die Streckenplättchen entsprechend konfiguriert werden. Einen Solomodus gibt es nicht.

Thema & Mechanismus
Als Eisenbahn-Unternehmer im 19. Jahrhundert bauen wir Schienennetze, transportieren Passagiere, Ressourcen und Güter und beeinflussen über Aktien- und Dividenden unseren Erfolg. Die Cube Marker sind dabei multifunktional – sie können, je nachdem, wo sie eingesetzt werden, Passagiere, Rohstoffe, Lieferungs- oder Besitzmarker darstellen.
Das Spiel verläuft grundsätzlich in drei Phasen, wobei jederzeit auch die Ressourcen Kohle, Holz , Eisen in Dividenden getaucht werden können und umgekehrt. Dividenden dienen grundsätzlich als Zahlungsmittel.
- Phase: Streckennetz:
Ein Streckenplättchen wird gelegt, ggf. eine Sofortaktion ausgelöst, die je nach eingespieltem Plättchen unterschiedlich sein kann: Bei einer Kreuzung kann er Dividenden erhalten, er kann aber auch Ressourcen aus einer Fabrik erhalten oder eine Produktionsstätte in Besitz nehmen.
Außerdem kann beim Auslegen des Plättchens ein Bahnhof gebaut werden, wenn die Bedingungen dafür erfüllt sind und die Kosten bezahlt werden können. Zum Einen wird der Bahnhof von der eigenen Spielertafel genommen, wodurch die Technologiestufe des Spielers ansteigt, jedoch auch die Kosten für den nächsten zu bauenden Bahnhof. Zum Anderen kann der Bahnhof mit Dividenden oder mit an anderen Bahnhöfen befindlichen eigenen Passagieren bezahlt werden.
Ein Effekt des Auslegens von Plättchen ist, dass dadurch Städte entstehen, welche nach bestimmten Bedingungen auch mit Bahnhöfen verbunden werden können. Dabei darf es in einer Stadt immer nur einen Bahnhof geben, was die Möglichkeit, Bahnhöfe zu bauen, noch einmal erschwert.
- Phase Produktion und Logistik
Diese Phase ist optional, wird aber eigentlich immer ausgeführt, wenn es möglich ist. Die eigene Lok bewegt sich entsprechend des Technologie – Levels um so viele Felder wie angezeigt. Damit können dann Ressourcen an Produktionsstätten gesammelt werden oder Lieferungen ausgeführt werden. Auch Passagiere können an Bahnhöfen aussteigen und eine Stadt besuchen. Es ist in dieser Phase möglich, eine zweite Lok zu bauen und diese in einem eigenen Bahnhof einzusetzen.
Bei einer Lieferung an eine Fabrik kann ein Spieler den Wert seiner Gesellschaft steigern. Dabei profitiert derjenige, der als Erster an eine bestimmte Fabrik Waren liefert. Wem dies gelingt, der darf den Aktienwert der Gesellschaft erhöhen und zudem einen Marker auf eine der vier ausliegenden Zielkarten legen, die am Ende der Partie Punkte erbringen.
Durch die Lieferungen erhält der Spieler Aktienwerte, aber auch dann, wenn ein anderer Spieler Ressourcen aus einer dem Spieler gehörenden Produktionsstätte erhält. Aktien kann ein Spieler jederzeit auch verkaufen und damit seinen Dividendenwert steigern. Dividende gibt es allerdings auch, je höher ein Aktienwert steigt und dabei bestimmte Schwellenwerte überschreitet.
- Phase: Markt
Diese Phase beendet die aktuelle Runde und sorgt für Nachschub, Der aktive Spieler nimmt ein neues Streckenplättchen vom Markt, um seine Hand aufzufüllen. Zudem kann er jetzt eine Dividende auf eine passende Zielkarte legen. Passend heißt hier,. dass die Zielkarte in der gleichen Spalte wie das gezogene Schienenplättchen sein muss. Danach wird dann der Markt wieder mit offen ausliegenden Plättchen aufgefüllt und eine neue Runde beginnt.
Spielende und Wertung
Das Spiel endet durch eine von drei möglichen Bedingungen, entweder durch den Bau des letzten Bahnhofs oder das Erreichen des Aktienlimits. In diesen beiden Fällen erhält der Spieler, der dies erreicht, einen 9er Siegpunkte – Marker als Belohnung. Oder es gibt keine Streckenkarten mehr, dann endet das Spiel mit einer Schlussrunde ohne die Marktphase.
Für die Abrechnung kommen nun die Wertungsblöcke ins Spiel. Punkte werden für erfüllte Zielkarten (hier nach Mehrheitsprinzip) Anzahl der eigenen Passagiere, Fabrikbesitz und Bahnhöfe vergeben. Bei den Bahnhöfen spielt es eine Rolle, wie groß die Stadt ist, in der der Bahnhof steht.
Weitere Punkte gibt es dann noch für Aktienwert und Dividenden. Der höchste Gesamtwert gewinnt die Partie
Fazit
Was die Elemente und Funktionalitäten angeht, so lässt sich Cube Express durchaus als vollwertiges Eisenbahnspiel bezeichnen. Im Grunde versucht es, alle Prinzipien eines Eisenbahnspiels in komprimierter Form einzubringen. Dies gelingt auch, bleibt aber auch etwas “kleinteilig”. So ist es wichtig, zu jeder Zeit während der Partie auf alle Details zu achten und nichts zu übersehen. Damit ist Cube Express für eher unerfahrene Spieler nur bedingt geeignet. Bedingt deshalb, weil die grundlegende Spielregel eigentlich sehr eingängig ist und auch flüssiges Spiel zulässt, wenn intuitiv und ohne Analysis-Paralysis gespielt wird.
Als Einstieg in die Welt der Eisenbahnspiele ist Cube Express aber in jedem Fall geeignet. Denn im Vergleich zu komplexeren Spielen mit Eisenbahn – Thema macht hier Cube Express vieles richtig und deutet bestimmte Strukturen nur an, ohne zu überfordern. Genau deshalb hat uns Cube Express insgesamt gefallen, da sich dies auch auf die Spielzeit positiv auswirkt.
Gut fanden wir auch, dass der Name des Spiels im Mechanismus gut wiederzuerkennen ist. Die „Cubes“ spielen die Hauptrolle und übernehmen alle wichtigen Funktionen im Spiel. Diese Spielidee finden wir sehr gelungen. Die Spielanleitung fanden wir etwas nüchtern geschrieben, aber in Ordnung. Alles Wichtige ist erfasst und mit Beispielen erläutert. Auch die Kurzübersicht auf der Rückseite der Anleitung hilft bei flüssigem Spielverlauf.
Wer also immer schon mal ein Eisenbahnspiel spielen wollte, aber um die langatmigen Spiele bisher einen Bogen gemacht hat, der ist mit Cube Express sicher gut beraten.
Titel: Cube Express
Erscheinungsjahr: 2024
Verlag: SpieleFaible
Autor: Orlando Sá
Illustration: Harald Lieske
Spielerzahl: 2–4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40–80 Minuten
