
Schon mit Age of Galaxy hat Jeffrey CCH gezeigt, wie viel Spieltiefe in einer kleinen Box stecken kann. Diesmal dreht sich alles um das Erbe eines Königreichs, dessen Herrschaft wir uns durch geschicktes Draften und Ausspielen von Karten sichern wollen. Die deutsche Version trägt den Titel Fünf Reiche, ein Hinweis auf die fünf Clans, die im Spiel eine zentrale Rolle spielen.
Inhalt
Material
Die Schachtel ist kaum größer als ein Stapel Smartphones und randvoll mit Karten. Neben großformatigen Karten für Clans, Quests und Honors enthält sie fünf farbige Sets mit den Zahlen 1 bis 6 sowie einige Spezialkarten mit besonderen Effekten. Marker oder Zählleisten sind nicht nötig, da die Endabrechnung unkompliziert von Hand erfolgt.
Das Artwork zeigt die Clans als anthropomorphe Tiere und farbenreiche Landschaften, wirkt insgesamt stimmungsvoll, aber nicht in allen Details harmonisch, insbesondere die Rückseiten passen stilistisch nicht so recht ins Gesamtbild.
Spielablauf
Die englische Regel von Inheritors ist stellenweise etwas holprig verfasst, zudem werden bestimmte Karten erst im Abschnitt zur Endwertung erläutert. Nach ein, zwei Partien sind diese Anfangshürden jedoch überwunden, und das Spiel läuft anschließend flüssig.
Zu Beginn werden jeweils fünf Clans, fünf Quests und fünf Honors ausgelegt. Während Clans und Honors offen liegen, bleiben die Quests verdeckt. Für Abwechslung sorgen zusätzliche Karten in der Box, sodass die Auswahl je Partie variiert. In Partien zu zweit wird von jeder Kategorie eine Karte entfernt. Außerdem werden drei Reihen mit Farbkarten gebildet, die allen Spielern zur Verfügung stehen.

Jeder Spieler startet mit elf Handkarten, darunter garantiert eine „1“, sodass man sicher mindestens eine Reihe eröffnen kann. Reihum wählt jeder Spieler genau eine von mehreren möglichen Aktionen:
- Farbreihe auslegen: Eine Farbkarte aufsteigend in die eigene Auslage legen. Neue Reihen können jederzeit begonnen werden, solange man mit einer „1“ startet.
- Kartenreihe manipulieren: Eine Handkarte auf eine der drei offenen Reihen legen und dafür zwei neue Karten nachziehen. Alternativ darf man eine ganze Reihe aufnehmen, wenn Zahl oder Farbe zur obersten Karte der Reihe passt.
- Quest erfüllen: Drei gleichfarbige Handkarten abwerfen und dafür einen verdeckten Quest nehmen, der am Ende Zusatzpunkte bringt.
- Personenkarte nutzen: Diese Sonderkarten erlauben es, eine Zahl zu überspringen, gezielt Karten aus den offenen Reihen zu nehmen oder Mitspieler dazu zu zwingen, Karten auf die eigene Auslage zu spiele, besonders wirkungsvoll, wenn man sich gemerkt hat, wer welche Karten aufgenommen hat. Da die „5“ und „6“ jeder Farbe nur einmal vorkommen, lassen sich so Mitspieler gezielt blockieren oder ärgern.
Die Partie endet, sobald alle Quests und Honors vergeben sind oder der Nachziehstapel erschöpft ist. Punkte gibt es für die jeweils höchste Karte in den eigenen Farbreihen, für Relics auf der Hand, erfüllte Quests und Honors sowie für Mehrheiten bei den Tomes. Sieger ist, wer am Ende die meisten Punkte erzielt.
Fazit
Inheritors ist ein kurzweiliges Kartenspiel mit einigen spannenden Interaktionsmechanismen, das in Teilen an Lost Cities erinnert. Durch das teils offene Drafting lässt sich häufig gut einschätzen, auf welche Karten und Farben man selbst setzen sollte. Besonders die Personenkarten bringen Dynamik ins Spiel: Mit ihnen kann man gegnerische Auslagen geschickt für sich nutzen und so eigene Reihen schneller vorantreiben.
Die Anleitung ist allerdings etwas holprig formuliert und nicht optimal strukturiert, was den Einstieg unnötig erschwert. Hat man die Regeln jedoch verinnerlicht, spielt sich eine Partie angenehm flott in etwa 30 Minute, auch mit Kindern ab acht Jahren. Da Karten offen in die Auslage gelegt werden, entfaltet sich das taktische Element zu zweit stärker als in Runden mit drei oder vier Personen. Gerade bei mehreren Mitspielern kann die Sitzreihenfolge darüber entscheiden, wer an bestimmte Karten gelangt, was den Glücksfaktor erhöht.

Am Ende hinterlässt Inheritors bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Der Kernmechanismus aus Auslegen und Ausspielen funktioniert gut, und die unterschiedlichen Clans sowie Personenkarten sorgen für Abwechslung und Interaktion. Gleichzeitig wirkt das Spiel jedoch etwas überladen: Die verdeckten Quests mit variabler Punktzahl und der Mehrheitsmechanismus über die Tomes fügen sich nicht nahtlos ins Gesamtbild ein.
In Summe bleibt ein Kartenspiel, das trotz kompakter Schachtel viel Platz auf dem Tisch beansprucht, am Ende aber kein rundum befriedigendes Spielerlebnis bietet.
Name: Inheritors (Fünf Reiche)
Erscheinungsjahr: 2022
Spieler: 2-4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 30-45 Minuten
Autor: Jeffrey CCH, Kenneth YWN
Artwork: Roxy Dai, Coda Ho
Verlag: ICE Makes / Mirakulus